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Das Konzept der Innovationsnetzwerke
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1. Bildschirm ausgegeben wird bildet Beleg und Bestatigung fiir den er folgreichen Erwerb neuer Kompetenzen Ein dritter Aspekt der in den Interviews als Bestandteil des intrinsi schen Interesses genannt wird bildet K nnerschaft Das wei ich gar nicht mehr konkret ich wei nicht einfach so generell Interesse an Computern da geh rt das einfach so dazu w rde ich sagen da man ein fach auch selber was k nnen will KD 2 Die K nnerschaft f hrt zu Befriedigung da vermittels typischerweise autodidaktisch erworbener Kompetenzen Entwicklungsziele erreicht werden und die selbstgeschaf fenen Computerprogramme zur Realisierung selbstgesetzter Handlungs ziele eingesetzt werden k nnen Das Ph nomen des intrinsischen Interesses ist aus der Literatur zur Computernutzung gut bekannt auch wenn es z T anders interpretiert wird Ein Beispiel hierf r bildet die klassische Untersuchung Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft von Joseph Wei zenbaum 1977 in der er sich neben anderen Themen f r das zu diesem Zeitpunkt neuartige Ph nomen der Programmierer interessiert die sich obwohl dort nicht angestellt in amerikanischen Rechenzentren aufhalten und programmierend ihrem Interesse nachgehen Computerbegeisterte Programmierer oder mit den Worten Weizenbaums Computerfetischi sten werden hier ausschlie lich negativ etikettiert als zwanghaft be zeichnet und unterstellt es ginge ihnen nicht um die Konstruktion
2. Dijkstra 1979b 114 Mitte der 1950er Jahre begannen Unternehmen mit dem Einsatz von GroBrechnern die vor allen Dingen zu Zwecken der Automatisierung von bereits stark formalisierten Arbeitsabl ufen eingesetzt wurden An wendungen dieser Art wurden unter dem Stichwort Elektronic Clerk diskutiert und orientierten sich an dem Bild des Ersatzes von menschli cher Arbeitskraft durch den Computer Thei ling 1995 16 ff Im Un terschied zur Anwendung von Rechnern im Kontext wissenschaftlicher 90 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE Forschung wurden Programme zur Lohnabrechnung und Buchhaltung zur Automatisierung des Scheckverkehrs sowie als Reservierungssystem f r Fluggesellschaften nun regelm ig eingesetzt Entwickler und anwender traten auseinander es entstanden auf die Entwicklung von Software spezialisierte Unternehmen Hauptproblem in dieser fr hen Phase des Computereinsatzes bildete die m glichst effiziente Nutzung der Hardwareressourcen wie Prozessor Arbeitsspeicher und Speichermedien wobei man dies durch kompakt gebaute Programme zu erreichen suchte Endres 1996 20 Program mieren galt als eine k nstlerische oder trickreiche T tigkeit Dijkstra 1979b 115 bei der es darum ging die Hardware zu berlisten Die Programme die so entstanden waren hochgradig individuell und im Er gebnis von den Kompetenzen dem Programmierstil und den h ufig ad hoc umgesetzten Probleml sungen stark abh ngig Das Fehlen einer
3. Mozeti G 1998 Wieviel mu die Soziologie ber Handlungen wis sen In A Balog M Gabriel Hrsg Soziologische Handlungstheo rie sterreichische Zeitschrift f r Soziologie Sonderband 4 Opla den Westdeutscher Verlag Mumford L 1934 Technics and Civilization New York Harcourt Myers G J 1979 The Art of Software Testing New York u a O John Wiley amp Sons Nagl M 1990 Softwaretechnik Methodisches Programmieren im Gro Ben Berlin u a O Springer Narduzzo A Rossi A 2003 Modularity in Action GNU Linux and Free Open Source Software Development Moedel Unleashed Als Online Dokument http opensource mit edu papers narduzzoros si pdf Naur P Randell B Hrsg 1969 Software Engineering Report on a conference sponsored by the NATO Science Committee Garmisch 7th to 11th October 1968 Nordemann W 2002 Das neue Urhebervertragsrecht M nchen Beck O Mahony S 2003 Guarding the commons how community managed software projects protect their work In Research Policy 32 Ogburn W F 1966 Social Change With Respect to Cultural and Original Nature New York Delta Book Olson M 1968 Die Logik des kollektiven Handelns Kollektivg ter und die Theorie der Gruppe T bingen Mohr Osterloh M Rota S Kuster B 0 J Open Source Software Production Climbing on the Shoulders of Giants Als Online Dokument http opensource mit edu papers osterlohrotakuster pdf Ostrom E
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5. die vorrangig Anwender von Software betreffen sowie 3 Auswirkun gen auf die sozialen Beziehungen zwischen den Entwicklern Folgen f r die Entwicklung von Software Die Kosten einer Mono polisierung von Werknutzungsrechten f r die Entwicklung von Software werden von Stallman wie folgt beschrieben Software development used to be an evolutionary process where a person would take an existing program and rewrite parts of it for one new feature and then another person would rewrite parts to add another feature in some cases this continued over a period of twenty years Meanwhile parts of the program would be cannibalized to form the beginnings of other programs The exis tence of owners prevents this kind of evolution making it necessary to start from scratch when developing a program It also prevents new practitioners from studying existing programs to learn useful techniques or even how large programs can be structured Stallman 1992 0 S Der Autor trifft hier eine Charakterisierung von urspr nglichen Soft wareentwicklungsprozessen Kennzeichen bildet die evolution re Ent wicklung bei der Beitr ge unterschiedlicher Personen ber l ngere Zeit r ume aufeinander aufbauen und sukzessiv funktionale Erweiterungen implementiert werden Daneben werden Programme kannibalisiert wobei damit die Herausl sung und Verwendung von Programmbestand 9 Wir beschr nken uns aus Platzgr nden auf diese beiden Autoren
6. h ltnis stehen und widerspr chlich sind St rkere Offenheit scheint nur zum Preis der Einbu en an Koh renz zu haben zu sein Entscheidend ist dabei f r uns da die widerspr chlichen Anforderungen in der Sachdi mension also dem Entwurf des Programms ihren Ursprung nicht aus schlie lich im zu l senden Entwicklungsproblem haben sondern zu ei nem erheblichen Teil aus den sozialen Rahmenbedingungen resultieren unter denen die Aufnahme der Entwicklung versucht wird 156 PROJEKTBEGINN Modularisierung Wie werden nun diese widerspr chlichen Anforderungen bew ltigt Die Vielzahl der Ein Personen Projekte legt nahe da zumindest ein Teil nur die H lfte der Anforderungen die nach konzeptioneller Geschlos senheit realisiert die Beispiele gescheiterter Projekte wie z B unser oben analysierter Fall zeigen da die H rde der Bew ltigung dieser Anforderungen nicht von s mtlichen Projekten genommen wird Im fol genden wollen wir die Strukturierungstechnik Modularisierung vorstel len die unter erfolgreichen freien Softwareentwicklungsprojekten mit einer vergleichsweise gro en Anzahl von Entwicklern recht verbreitet ist Dabei werden wir zeigen da Modularisierung wenn auch nicht zu einer L sung so doch zumindest zu einer Entsch rfung der Wider spr chlichkeit f hrt Die Bedeutung der Strukturierungstechnik Modularisierung zeigt sich in einer Passage aus einem Aufsatz von Linus Torvalds
7. r cksichtigt gebliebenen pers nlichkeitsrechtlichen Aspekte gerechtfertigt 8 Bei APL A programming language handelt es sich um eine Program miersprache die urspr nglich von Kenneth Iverson an der Harvard Uni versity entwickelt wurde Hier sind Versionen der Sprache f r 8080er In tel und 6800er Motorola Prozessoren gemeint 71 PRODUKTIVE ANARCHIE Reflexive Institution freie Softwarelizenzen Nachdem wir im vorangegangenen Abschnitt die historische Entwick lung des Urheberrechts sowie die mit ihm verbundene Theorie analy siert haben wollen wir uns nun einer anderen Institution zuwenden die sich reflexiv auf erstgenannte bezieht freie Softwarelizenzen Wir wol len zeigen da mit freien Softwarelizenzen ebenfalls eine Theorie ver bunden ist die sich m E auf denselben Gegenstandsbereich bezieht aber zu kontr ren Schlu folgerungen kommt Das Urheberrecht wird hier nicht als Instrument der F rderung sch pferischer T tigkeit son dern im Gegenteil als st rendes Hindernis wahrgenommen Dies gilt es im folgenden anhand einiger Texte mit selbstbeschreibendem Charakter der freien Softwareentwickler Richard M Stallman und Eric S Ray mond herauszuarbeiten Ein guter Ausgangspunkt zur Rekonstruktion dieser Perspektive bildet die dort vorgebrachte Kritik am Urheberrecht Thematisiert werden drei Bereiche in denen negativ bewertete Folgen auftreten 1 Der Proze der Softwareentwicklung selbst 2 Folgen
8. terstreichen m chte Kontrolle von Transaktionen sind aufgrund der M glichkeit eines opportunistischen Verhaltens von Transaktionspart nern immer notwendig weswegen die Beteiligten den Kosten besondere Aufmerksamkeit entgegenbringen Einen letzten Aspekt den wir Zusammenhang mit der Transaktions kosten konomie thematisieren wollen bildet die Ebene auf der sich die Erkl rung der Transaktionskosten konomie bewegt Als Rational Choice Theoretiker verschreibt er sich dem methodischen Individualis mus demnach gr ere sozialen Strukturen wie die Strukturalternativen Markt Netzwerk und Hierarchie als erkl rungsbed rftige Ph no mene wahrgenommen werden w hrend ausschlie lich die Interessen und situativen Faktoren einer Transaktion Erkl rungskraft besitzen Die Erkl rung der Transaktionskosten konomie verl uft also von der Ebene der einzelnen Handlung oder Entscheidung in Richtung der Strukturebe ne wobei gegenl ufige Wirkungen h chstens in Form der Rahmenbe dingungen der Entscheidungen von Akteuren im Sinne einer Logik Hill 2002 24 oder Definition der Situation Esser 1996 7 Ber cksichtigung finden Ma gebliche Richtung der Erkl rung ist je doch bottom up Grundannahmen der Transaktions kosten konomie im Konzept der Innovationsnetzwerke Welche Konsequenzen hat es nun da das Konzept der Innovations netzwerke auf die Transaktionskosten konomie zur ckgreift ber nim
9. the haggling costs incurred if bilateral efforts are made to correct ex post misalignments the setup and running costs associated with the gov ernance structures often not the courts to which disputes are referred und the bonding costs of effecting secure commitments 1985 20 f Von der Transaktionskosten konomie k nnen nun durch die Analyse von Transaktionen Ermittlung der Kosten unterschiedlicher Struktural ternativen und Annahmen ber die Orientierung der Akteure Minimie rung von Transaktionskosten Voraussagen ber die gew hlte Alternati ve abgeleitet werden Der entscheidende Schritt der mit der Transakti onskosten konomie genommen wird ist da unterschiedliche Formen der Handlungskoordination unter einen gemeinsamen theoretischen Rahmen gefa t und in bezug auf bestimmte Merkmale verglichen wer den In Betracht gezogen werden von Williamson die Koordination durch die Hierarchie den Markt und Hybridformen 1996 171 Die damit aufgeworfene komparative Perspektive hat sich als fruchtbar f r die Diskussion um die gesellschaftliche Selbst Steuerung in der Steuerungstheorie erwiesen z B Willke 2001 und hat die Theo rieentwicklung im Bereich der Netzwerkforschung stark inspiriert Hier liegt auch der Fokus der Diskussion in der klassische Arbeiten zu indi vidualistischen Markt und kollektivistischen Hierarchie Modellen von sozialer Ordnung miteinander verglichen und durch die dritte Form des soz
10. Der sicherlich prominenteste Vertreter einer solchen Konzeption ist Jo seph Schumpeter der in seiner Formel der sch pferischen Zerst rung die Vorstellung zum Ausdruck bringt da neue Konsumg ter Produkti onstechniken M rkte und Formen der industriellen Produktion neuarti ge kapitalistische Unternehmungen schaffen welche die Wirtschafts struktur von innen heraus revolutionieren 1950 137 Die Anwendun gen von technischen Innovationen oder die Produktion von innovativen G tern bilden hier die variierende erkl rende Variable w hrend die Strukturver nderung im Bereich der Wirtschaft oder in anderen sozialen Bereichen als erkl rte abh ngige Variable konzipiert wird Demge gen ber kritisieren demand market pull Ans tze die Konzeption von technischem Wandel als exogene und nicht weiter erkl rte Variable nehmen aber letztlich nur einen Austausch von Explanandum und Ex planans vor Dieser Tradition folgend wird der Ursprung von Innovatio nen im Wandel von Bed rfnissen gesehen die mit dem zu einem Zeit punkt zur Verf gung stehenden Wissen befriedigt werden Presumably what we invent is the joint product of what we want and what we know That we cannot invent all that we want is certain That we invent all that we can seems improbable Roughly speaking we invent what we can and in some sense want badly enough Schmookler 1966 12 Ausgangspunkt von Wandlungsprozessen bildet also die Ver nderung von Bed rfn
11. Die Auswahl erfolgte mit Blick auf die breite Rezeption und die gro e Promi nenz dieser Texte im Bereich der freien Softwareentwicklung 72 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN teilen als Ausgangspunkt zur Entwicklung anderer Programme verstan den wird Diese urspr ngliche oder naturw chsige Form der Programm entwicklung wird so die weitere Argumentation durch das Urheber recht und der damit verbundenen Monopolisierung von Werknutzungs rechten sowie der Vergabe dieser vermittels propriet rer Lizenzen ver hindert da blicherweise das Modifikationsrecht nicht mit an den Li zenznehmer bertragen wird Eine Fortf hrung dieser Perspektive findet sich bei Raymond der unter Effizienzgesichtspunkten ausf hrt Creative brains are valuable limited resource They shouldn t be wasted on re inventing the wheel when there are so many fascinating new problems wait ing out there To behave like a hacker you have to believe that the thinking time of other hackers is precious Raymond 2001 3 2 2 In beiden Zitaten wird das Urheberrecht die Monopolisierung von Werknutzungsrechten und der Vergabe dieser durch propriet re Lizen zen als Hindernis betrachtet das einer effizienten Softwareentwicklung entgegensteht Einbu en entstehen dadurch da bestimmte Praktiken wie Wiederverwendung und Anpassung durch die Aus bung von mono polisierten Nutzungsrechten unm glich werden Die Anwendung des Urheberrechts
12. F llt hingegen der Bereich von unerw nschten Handlungen klein aus beispielsweise indem die Nutzung von Netzwerkressourcen im Sinne ei nes Kollektivguts jedermann gestattet ist verliert Vertrauen an Bedeu tung Der oben analysierte institutionalisierte Orientierungshorizont von Gaben konomie und Ethos erweist sich auch in bezug auf die Erkl rung des geringen Stellenwerts von Vertrauen als von gro er Bedeutung Einen letzten Punkt auf den wir im Zuge unserer Durchsicht der Merkmale von Innovationsnetzwerken eingehen wollen bezieht sich auf das Risiko von lock in Effekten Wie oben gezeigt tritt der Effekt des Festhaltens an gefundenen L sungen und das bersehen von Marktsi gnalen im Fall von l ngerfristigen Kooperationsbeziehungen durch so ziale Abschlie ungsprozesse auf Das Risiko Ladenh ter zu produzie ren resultiert also aus der Exklusivit t des Netzwerks die dem ur spr nglichen Konzept nach garantiert sein mu damit die Aussicht auf in Netzwerken produzierte Kooperationsgewinne die Vorteile gegen ber Konkurrenten darstellen als Anreiz f r die Kooperation fungieren kann Im Unterschied dazu sind Softwareentwicklungsprojekte prinzipi ell jedermann zug nglich Diese Eigenschaft l t vermuten da lock in Effekte kein Risiko darstellen da neu hinzukommende Entwickler neue Ideen und Zielsetzungen in die Projekte tragen Auch diese Netzwerkei genschaft erkl rt sich aus den f r das Feld
13. PRODUKTIVE ANARCHIE sultat der praktischen Koordinationsanforderungen des Entwicklungs prozesses selbst Als gestaltpragend erweist sich im Fall der freien Soft ware nicht nur die Komplexit t des Entwicklungsproblems sondern mindestens ebensosehr die widerspriichlichen Anforderungen der Ent wicklungspraxis die ihre Ursache in der spezifischen sozialen Struktur offener Programmierprojekte hat Fiir die Technikgeneseforschung er weist sich das Beispiel als instruktiv Es er ffnet einen neuen Blickwin kel auf die Urspriinge der Gestalt von Technik indem es zu den m gli chen Faktoren die auf die Gestaltung von Technik Einflu8 nehmen ei nen weiteren vorschlagt die Praxis der Technikentwicklung Es fordert dazu auf diesen Faktor als gestaltpragend zu ber cksichtigen insbeson dere dort wo eine hohe sachliche Komplexitat des technischen Artefakts in Kombination mit einer arbeitsteiligen oder verteilten Konstruktions und Entwicklungst tigkeit zusammentrifft 162 Entscheidung ber Zielsetzungen Argumentation Reputation W nsche und Geschenke In diesem Kapitel kommen wir erneut auf die klassische soziologische Frage nach den Mechanismen der Handlungskoordination zu sprechen die hier allerdings nicht wie im vorangegangenen Kapitel mit Blick auf den Projektbeginn sondern hinsichtlich der Definition von Zielsetzun gen im Normalbetrieb freier Softwareentwicklungsprojekte gestellt wird Diese Frage ist im Fall von offene
14. als wenn ich von vorne an fange Also ich kann mich jetzt irgendwie hinsetzen und einen Editor schrei ben aber das kann ich 20 Jahre lang machen und Emacs ist immer noch bes ser Also warum sollte ich das tun D 1 Der Vorteil einer kooperativen Programmentwicklung in offenen Pro grammierprojekten gegen ber einem alleinigen Vorgehen liegt im Um fang der erreichbaren Ziele der wegen des arbeitsteiligen Vorgehens und des R ckgriffs auf bereits geleistete Entwicklungsarbeit sehr hoch ausfallt Der Vergleich macht deutlich da der Programmierer an der Verwendbarkeit des Programms interessiert ist auch wenn derselbe Entwickler in einer weiter oben zitierten Passage die Programmiert tig keit auch als Mittel des Erwerbs von neuen Programmierkompetenzen darstellt Der Erwerb von Kompetenzen bildet nicht Endzweck sondern vielmehr Voraussetzung und Ressource um mit anderen Personen in nerhalb von offenen Programmierprojekten umfangreichere Entwick lungsziele zu verfolgen Die Vorteile eines gemeinsamen Vorgehens er sch pfen sich nun allerdings nicht in dieser M glichkeit weiter gesteck te Ziele zu erreichen Wenn ich sage hier Fehler im Programm wird das sofort gefixt ber Nacht und dann hat derjenige mir ein Update ge schickt Das macht einem dann Freude Das kommt nicht jeden Tag vor aber regelm ig genug als da das Umfeld Spa macht D 7 Inter view Sch n zum Ausdruck bringt dieser Entwickler da
15. auf die verfolgten Ziele Dieser resultiert aus dem Gabenaustausch zwischen Entwicklern und Anwendern in dem die Bereitstellung von Funktionalit t durch Anerkennung belohnt wird Die Anerkennung stellt dabei ein f r Entwickler wertvolles Gut dar bildet sie doch die Grundla ge daf r die Entwicklungst tigkeit als sinnvoll zu interpretieren In Projekten in denen Lob und Dank vergleichsweise seltene Ereignisse darstellen kann das zu einer sich selbst verst rkende Spirale des Aus tauschs von Funktionalit t und Anerkennung f hren Dieser Zyklus spielt nun allerdings in Projekten in denen Anerkennung durch Anwen der regelm ige Begleiterscheinung der Entwicklungst tigkeit darstellt keine Rolle da dort eine Entwertung von Anerkennung durch ihr dau erndes Auftreten stattfindet Zu beachten ist dabei da die Partizipation von Anwendern am Aushandlungsproze von Zielsetzungen nicht auto matisch zu besser angepa ten Programmen f hrt Ohne diese Frage ab schlie end kl ren zu k nnen haben wir in den Interviews Anhaltspunkte daf r gefunden da Nutzerpartizipation auch dysfunktionale Folgen ha ben kann die in einer berladung des Programmdesigns liegen Hieraus folgt nun da zur Herbeif hrung von Entscheidungen ber Zielsetzun gen die Logik des Gabenaustauschs im Sinne der Ber cksichtigung von W nschen zur Erzielung von Anerkennung der Logik der Argumentati on also die Pr fung und Begr ndung von Positionen unter
16. das Verhalten Diese Erkl rungsfigur ist in der Literatur unter der Be zeichnung revealed preferences bekannt Ebenso wie unter Punkt 2 besteht hier ein Irrtumsrisiko einer f lschlichen Zurechnung wenn n m lich ein Verhalten nicht nur durch die unterstellte Ursache sondern auch durch andere Faktoren zustande gekommen sein kann Neben den un terstellten Pr ferenzen kommen als Verursacher eines Verhaltens vor al len Dingen normative berzeugungen infrage Auch hier sei wiederum nur knapp auf das dem Kapitel voranstehende Zitat von Stallman ver wiesen Ein Kandidat f r eine normative Verursachung findet sich hier im emanzipatorischen Ziel der Vermeidung von Abh ngigkeitsbezie hungen von Softwareunternehmen und der Etablierung einer Gaben ko nomie die das Prinzip einer wechselseitigen Hilfeleistung mit beinhal tet Aufgrund der M glichkeit einer Verursachung des Verhaltens Be 24 Dies gilt nicht nur f r Entwickler die sich mit kleinen Beitr gen wie der Implementation einer einzelnen Funktionen oder der Beseitigung einfa cher Bugs besch ftigen sondern selbst f r hoch engagierte Entwickler Sofern diese im Alleingang ein Programm entwickeln k nnen sie es durchaus mit einer propriet ren Lizenz sch tzen Um dann aber monet re Gewinne zu realisieren m ten Vertriebswege aufgebaut und das Pro gramm beworben werden Dies bedeutet allerdings Aufwand der sich nur in wenigen F llen lohnen und zudem viele Entwickle
17. einfach um das mal wieder zu lernen Weil s halt relativ nett ist man hat dann ein sch nes buntes Ergebnis nachher und es ist nicht allzu schwierig so zum Einstieg D 1 Die wiederholte Ent wicklung desselben Programms das Bilder bricht und umwandelt dient hier ganz offensichtlich nicht dem Zweck der Erreichung eines bestimm ten Entwicklungsergebnisses sondern in der Handlungskette weiter vorgelagert dem Erwerb von Kompetenzen zur Mittelkonstruktion Die besondere Eignung des gew hlten Entwicklungsziels wird durch den Schwierigkeitsgrad und das herbeigef hrte Ergebnis begr ndet Der In terviewte setzt sich beim Erwerb von neuen Kompetenzen erreichbare Ziele das bunte Ergebnis das beim Funktionieren des Programms vom 6 Bei Basic handelt es sich um die erste popul re Programmiersprache die allerdings von Softwareentwicklern nicht ernst genommen wurde weil sie als Anf ngersprache konzipiert war und sich im Vergleich zu Alternativen wie C durch eine geringe M chtigkeit auszeichnete 7 Beispiele f r eine problematische Aneignung von Computern die den Nutzer zu Umgehungs und Vermeidungsstrategien veranlassen finden sich bei Herrlyn 2002 57 Im bemerkenswerten Kontrast hierzu steht die Einstellung der interviewten Entwickler die Schwierigkeiten und Proble me als Herausforderungen interpretieren und Anla f r eine weitergehen de Besch ftigung mit dem Computer bilden 130 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN
18. ert hat Er sieht sich als bergangen und den Entscheidungsproze keineswegs als abgeschlossen an Durch die Positionierung und die weiter unten akzeptierende Reaktion von KD 6 darauf wird deutlich da er eine Person ist auf dessen Einvernehmen es bei der Entscheidung ber Entwicklungsziele ankommt Aber auch dieser Entwickler lehnt das von KD 6 vorgeschlagene Entwicklungsziel nicht Kraft seiner Position als eine zentrale Figur im 172 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN Projekt oder qua seiner hohen Reputation ab sondern ebenso wie s mtliche anderen Mitglieder auf der Basis von Argumenten Weder Reputation noch Engagement entbindet also von der Verpflichtung zur Begriindung einer Position In der nun folgenden Replik des Entwicklers KD 6 nimmt dieser Bezug auf die Sonderrolle des Maintainers Yes well agreed you re the maintainer that gives your personal preference a great influence in the behavoir I agree with you that this might be true for some users especially long term kmail and unix users But if you want to get windows users to use it the default has to be different and most important consistent with knode which orients itself on the standard userinterface KD 6 2001 05 30 18 53 26 Der Entwickler KD 6 der sich an dieser Stelle immer noch um die Durchsetzung seiner Entwicklungsziele bem ht r umt ein dem Ent wickler k me aufgrund seiner zentralen Position ein hoher Einflu auf das Verha
19. mann Das Software Projekt die auf einer Untersuchung von 46 Soft wareprojekten basiert 1992 Die quantitativ angelegte Studie widmet sich vorrangig der organisatorischen Seite der Projektabwicklung ebd 11 und legt einen Schwerpunkt auf die praktische Wirksamkeit norma tiver Modelle der Softwareentwicklung wie man sie in der Literatur zum Software Engineering findet Zentrales Ergebnis ist da die Ent wicklungspraxis vom planhaften Vorgehen der Modelle erheblich ab weicht ebd 52 wobei dies f r s mtliche Phasen der Softwareentwick lung gilt Als besonders problematisch heben die Autoren den h ufig sp ten Zeitpunkt einer Anwenderbeteiligung hervor an dem bereits wichtige Entscheidungen getroffen sind ebd 73 sowie eine h ufig erst im Verlauf des Entwicklungsvorhabens entstehende Projektorganisation ebd 51 Vor diesem Hintergrund wundert es dann auch wenig da die Autoren zusammenfassend von einer nach wie vor hohen Aktualit t des Themas Softwarekrise sprechen die sich insbesondere in berzogenen Termin und Kostenbudgets und einem hohen Anteil an nicht eingesetz ter oder nicht einsatztauglicher Software zeigt ebd 158 Zur Bew lti gung dieser Situation fordern die Autoren eine st rkere Orientierung am Bild des dynamischen Projektmanagements anstatt an vorgegebenen Pl nen festzuhalten ebd 176 W hrend sich die Arbeit von Weltz und Ortmann haupts chlich auf organisatorische Aspekte der Software
20. maximizing man bei Esser 1993 238 und das SEU Modell Subjective Expected Utility bei Hill 2002 47 7 Zum Problem doppelter Kontingenz siehe ausf hrlicher Luhmann 1984 148 ff 1997 332 216 THEORETISCHER ERTRAG Vertrauensspirale f hrt Das Problem der Kooperation und der Realisie rung von angestrebtem Nutzen wird hier als eine Abfolge von Entschei dungssituationen verstanden bei der die Kooperationspartner aus den Handlungsalternativen Vertrauen Mi trauen w hlen Bei der Erkl rung der Kooperation unterstellen die Vertreter des Konzepts den beteiligten Akteuren eine Orientierung an einer tit for tat Strategie Axelrod 1988 bei der Vertrauen als Vorschu gew hrt und danach Vertrauen mit Ver trauen belohnt und Vertrauensbruch durch Vertrauensentzug bestraft wird Allerdings ist unser bisheriger Schlu das Konzept der Innovati onsnetzwerke erbt durch die Wahl der Transaktionskosten konomie als theoretischen Ausgangspunkt die ihm zugrunde liegenden handlungs theoretischen Annahmen einseitig da es an einigen Stellen deutlich ber den Rahmen von Rational Choice Theorien hinausgeht Beispiele hierf r bilden die im Konzept beschriebenen l nger anhaltenden Koope rationsbeziehungen Eine weitere wichtige Gr e der Vertrauensbasierung sind schlie lich die Si gnale personenzentrierter informeller Kommunikation ber die wechselseitige Verpflichtungen aufgebaut werden facework commitment Bei g
21. nsti ge Bedingungen bounded rationality reiht sich Williamson in die Tra dition der Rational Choice Theoretiker ein ohne seine Theorie im Fall des Auftretens empirischer Abweichungen von einer Prognose fallen lassen zu m ssen Sollten Akteure einmal eine Strukturalternative zur Abwicklung ihrer Transaktionen w hlen die nicht die kostenminimie rende Alternative darstellt so kann dieser Befund auf die beschr nkte Rationalit t der Akteure zugerechnet werden Unter der zweiten Annahme Akteure neigen zu opportunistischem Verhalten versteht Williamson das am eigenen Interesse orientierte Verhalten unter Einschlu von arglistiger Vorteilnahme Williamson 1985 47 Die Akteure w hlen sofern sich eine Gelegenheit dazu bietet Eine arglistig t uschende Handlungsalternative bietet immer diejenige Option die zumindest kurzfristig den h chsten Gewinn verspricht Die ser resultiert allerdings nicht aus stark gesenkten Transaktionskosten 2 Siehe zu diesem Konzept Simon 1957 March 1990 213 PRODUKTIVE ANARCHIE den Overheads sondern aus dem Austausch selbst also dem Gut oder einem daf r bezahlten Preis Es stellt sich die Frage weswegen Willi amson ausschlie lich an dieser Stelle seinen Rahmen verl t und sich neben den Kosten der Abwicklung einer Transaktion selbst auch f r den Gegenstand der Transaktion interessiert Die Vermutung liegt hier nahe da er mit dieser Annahme die Relevanz von Transaktionskosten un
22. r kann erneut das Eingangszitat dieses Kapitels von Richard M Stallman gelten 148 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN von Dauer und Intensit t ver ndern Im folgenden wollen wir einige Plausibilit ts berlegungen zu den einzelnen Gr nden anstellen und da mit vorsichtige Tendenzaussagen zum Stellenwert der einzelnen Fakto ren f r die Erkl rung des Zustandekommens von Beteiligung treffen Typisch f r die Beteiligten ist das intrinsische Interesse an der Pro grammiert tigkeit selbst Dies gilt f r s mtliche interviewte Entwickler Ausnahmen k nnten hier m glicherweise Personen bilden die von Drit ten mit der Implementation einer bestimmten Funktionalit t beauftragt und daf r bezahlt werden nicht aber f r das Gros der Entwickler das dieser T tigkeit in seiner Freizeit nachgeht Lob von Anwendern und die Befriedigung eigener Anwendungsbed rfnisse stellen Gr nde dar von denen plausibel angenommen werden kann da sie zu Beginn des En gagements eine wichtige Rolle spielen danach jedoch weniger relevant werden Nach der Implementation der gew nschten Funktionalit t ent spricht ein Programm den eigenen Anwendungsbed rfnissen das Lob von Anwendern verschlei t da es durch Wiederholung zur Selbstver st ndlichkeit wird Hinsichtlich Reputation ist es wenig wahrscheinlich da sie direkt angestrebt wird und bereits bei der Aufnahme der Ent wicklungst tigkeit eine Rolle spielt Allerdings ist zu vermuten da
23. sie in fortgeschrittenen Stadien der Beteiligung einen stabilisierenden Fak tor f r das Engagement darstellt Ebenfalls zu einem sp teren Zeitpunkt des Engagements d rften emanzipatorische Ziele die Beteiligung norma tiv regulieren In den Interviews zeigt sich da eine Besch ftigung mit dem normativen Deutungshorizont wie den gesellschaftspolitischen Texten von Stallman in der Regel erst im Zuge eines bereits l nger an haltenden Engagements stattfindet Wirkungen dieses Faktors also erst eine Auseinandersetzung mit den f r einen Teil der freien Softwareent wickler zentralen normativen Leitvorstellung voraussetzt Hier ist aller dings zu bemerken Die Besch ftigung mit diesen Ideen mu nicht zwangsl ufig dazu f hren da die Entwicklungst tigkeit von normati ven Gr nden motiviert wird sondern kann wie zumindest ein Interview zeigt auch zu Indifferenz gegen ber den Normen und dem dort entwik kelten Orientierungshorizont f hren Die folgende Tabelle fa t unsere Tendenzaussagen zum Stellenwert der Gr nde f r eine Beteiligung in Abh ngigkeit zur Intensit t des Engagements summarisch zusammen 32 Diese Aussagen wollen wir als Hypothesen verstanden wissen die selbst einer empirischen berpr fung bed rfen Dies ist allerdings nicht im Rah men dieser Untersuchung sondern nur durch L ngsschnittstudien zu lei sten in denen die Beteiligten zu verschiedenen Zeitpunkten nach ihren Motiven befragt werden 149 PRODUKT
24. t Bielefeld IWT Paper 26 Hertel G Niedner S Herrmann S 2003 Motivation of software de velopers in Open Source projects an Internet based survey of con tributors to the Linux kernel In Research Policy 32 Heymann M Wengenroth U 2001 Die Bedeutung von tacit knowled ge bei der Gestaltung von Technik In U Beck W Bon W Hrsg Die Modernisierung der Moderne Frankfurt Suhrkamp Hill P B 2002 Rational Choice Theorie Bielefeld transcript Verlag Himanen P 2001 The Hacker Ethic and the Spirit of the Information Age London Secker amp Warburg 234 LITERATUR Hippel E v 2001 Open Source Shows the Way Innovation by and for Users No Manufacturer Required Als Online Dokument http opensource mit edu papers evhippel osuserinnovation pdf Hirsch Kreinsen H 1997 Innovationsschw che der deutschen Indu strie Wandel und Probleme von Innovationsprozessen In W Rammert G Bechmann Hrsg Technik und Gesellschaft Jahr buch 9 Frankfurt New York Campus Hirschmann A O 1970 Exit voice and loyality responses to decline in firms organizations and states Cambridge Harvard Univ Press Hofmann J 1999 Let a thousand proposals bloom Mailing Listen als Forschungsgegenstand In B Batinic A Werner L Gr f W Bandilla Hrsg Online Research Methoden Anwendungen und Ergebnisse G ttingen et al Hogrefe Horns A H 2000 Der Patentschutz f r softwarenbezogene
25. terschiede konzeptionell einzufangen bietet es sich an zwischen ver schiedenen Formen der Beteiligung zu unterscheiden und anhand der Differenzen die sich f r die Akteure ergebenden strategischen Positio nen zur Beeinflussung von Zielsetzungen zu bestimmen Instruktiv ist hier ausgehend vom Begriff der ffentlichkeit in Anschlu an Bora zwischen zwei Auspr gungen zu unterscheiden Pu blizit t und Partizipation Publizit t meint da Ereignisse und Informa tionen transparent und zug nglich sind Partizipation die M glichkeit ei 13 Die Zahlungsbereitschaft der Untersuchung f llt mit durchschnittlich 5232 US Dollar erstaunlich hoch aus Dieser Befund l t sich nur durch die ho he Verbreitung des Programms im professionellen Bereich erkl ren 14 Wie wir weiter oben gesehen haben stellt ffentlichkeit ein wesentliches Merkmal von offenen Programmierprojekten dar 177 PRODUKTIVE ANARCHIE ner Teilnahme also die Chance der Einnahme von Leistungsrollen 1999 73 Das Prinzip der Publizit t halt die Rolle des Zuschauers be reit die durch das Fehlen von voice und exit Optionen gekenn zeichnet ist Von Partizipation ist hingegen dann zu sprechen wenn wei tergehende Formen einer Beteiligung existieren also Rollen zu besetzen sind die exit und oder voice Optionen beinhalten Mit Blick auf of fene Programmierprojekte k nnen wir diesen Ausgangspunkt in Rich tung einer abgestuften Typologie der I
26. 3 neubearb Aufl Berlin u a O Springer Vatter A 1998 Politik In D Rehmann Sutter A Vatter H Seiler Hrsg Partizipative Risikopolitik Opladen Westdeutscher Verlag Volpert W 1985 Zauberlehrlinge Die Gef hrliche Liebe zum Computer Weinheim Basel Beltz Weber A 1980 Die Rationalit tenfalle in der Kollektivg ter konomie Sozio konomische finanzwissenschaftliche und ideengeschichtliche Bausteine zu einer Theorie der Kollektivg ter Universit t zu K ln Dissertation Weber H 1992 Die Software Krise und ihre Macher Berlin u a O Springer Weingart P 1983 Verwissenschaftlichung der Gesellschaft Politisie rung der Wissenschaft In Zeitschrift f r Soziologie 12 3 Weingart P 1999 Paradoxes Scientific expertise and political ac countability paradoxes of science in politics In Science and Public Policy 26 3 Weingart P 2001 Die Stunde der Wahrheit Zum Verh ltnis der Wis senschaft zu Politik Wirtschaft und Medien in der Wissensgesell schaft Weilerswist Velbr ck Wissenschaft Weizenbaum J 1977 Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft Frankfurt Suhrkamp Wellman B 2000 Die elektronische Gruppe als soziales Netzwerke In U Thiedeke Hrsg Virtuelle Gruppen Charakteristika und Problemdimensionen Opladen Westdeutscher Verlag Weltz F Ortmann R G 1992 Das Softwareprojekt Projektmanage ment in der Praxis Frankfurt New York Campus Weyer J 19
27. Beltz McCracken D D 1973 Revolution in Programming An Overview In Datamation 19 12 McKusick M 1999 Twenty Years of Berkeley Unix From AT amp T Owned to Freely Redistributable In C DiBona S Ockman M Stone Hrsg Open Sources Voices from the Open Source Revolu tion Bejing et al O Reilly McSummit B Martin J 1989 Die Silicon Valley Story Konstanz Artigas Mead G H 1973 Geist Identit t und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus Frankfurt Suhrkamp 239 PRODUKTIVE ANARCHIE Meretz S 1999 Linux Software Guerilla oder mehr Die Linux Story als Beispiel f r eine gesellschaftliche Alternative In FifF Kommunikation Jg 99 Nr 3 Meretz S 2000 Linux amp Co Freie Software Ideen f r eine andere Ge sellschaft Neu Ulm AG Spak B cher Merton R K 1938 Science and the Social Order In R K Merton Hrsg 1973 The Sociology of Science Theoretical and empirical Investigations Chicago London The University of Chicago Press Merton R K 1942 The normative Structure of Science In R K Mer ton Hrsg 1973 The Sociology of Science Theoretical and em pirical Investigations Chicago London The University of Chicago Press Merton R K 1957 Priorities in Scientific Discovery In R K Merton Hrsg 1973 The Sociology of Science Theoretical and empirical Investigations Chicago London The University of Chicago Press Merton R K 1968 The Mat
28. Beobachter diese Begriffe in den Handlungsablauf hineindeuten kann vgl Joas 1988 424 1989 70 und einem unterbrochenen Handlungsablauf bei dem ein Akteur ber unterschiedliche Handlungsalternativen zu reflektieren be ginnt Hieran kn pfen wir die Vermutung da je st rker sich die Betei 141 PRODUKTIVE ANARCHIE ligung an einem Softwareprojekt dem Fall eines ber einen l ngeren Zeitraum andauernden kontinuierlich aus einer gro en Anzahl kleiner Beitr ge sich zusammensetzenden Engagements ann hert desto gr er die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung von Routinen ist Der erste Kritikpunkt an der oben dargestellten Erkl rung lautet da Ler ner Tirole vorschnell Entscheidungssituationen unterstellen wo Handeln auch anders als durch Entscheiden zustande kommen kann Die zweite Kritik die wir gegen die von Lerner Tirole entwickelte Erkl rung vorbringen wollen bezieht sich auf die Annahme Entscheider betreiben eine Maximierung von Nutzen Zutage tritt die Unterstellung in der Aufz hlung des Faktors Opportunit tskosten Der Nutzen einer gew hlten Entscheidungsoption kann nur dann die Opportunit tskosten bersteigen wenn die beste Entscheidungsoption gew hlt wird Bereits bei der Wahl der zweitbesten Alternative w re der entgangene Nutzen h her als der durch die Wahl realisierte Bei Lerner Tirole bleibt es nun offen ob unter Opportunit tskosten s mtliche andere denkbare Ent scheidungsalternativen beha
29. Beteiligte gerichtete Aufforderung die Vorschl ge zu kommentieren Diese unterst tzt unsere obige Interpretation derzu folge Entwickler sich um die Herstellung von Einvernehmlichkeit be m hen Zentraler Aspekt der Orientierung an Einvernehmlichkeit bildet die hier gezeigte Bereitschaft sich mit der Meinung anderer Projektteil nehmer zu besch ftigen und mit ihnen in einen Diskussionsproze zu treten Weiter bem ht sich KD 6 um die Vermeidung unn tiger Arbeit 4 Die Ver ffentlichung von KDE 2 2 war am 15 August 2001 Die Version wurde vom Projekt als eine more polished better integrated and more feature rich desktop experience angek ndigt vgl http kde org announcements 167 PRODUKTIVE ANARCHIE indem er nicht nur die anderen Entwickler von seinem Vorhaben in Kenntnis setzt sondern sie auch dazu auffordert sich zu Wort zu mel den sofern bereits an der Realisierung der vorgeschlagenen Funktionali tat gearbeitet wird Die hier ausschnitthaft interpretierte E Mail f hrt auf der KMail Mailingliste zu unterschiedlichen Reaktionen und bildet den Ausgangs punkt f r eine ausf hrliche Diskussion der Vorschl ge Deren Intensit t erkl rt sich nun einerseits dadurch da die Entwickler mit ihrer Bereit schaft zur Implementation einen Handlungsdruck erzeugt haben Ande rerseits beziehen sich die Vorschl ge auf einen wichtigen Bestandteil die grafische Erscheinung des Programms durch deren Sichtbarkeit und Pr
30. Bijker W E 1986 Science Relativism and the New Sociol ogy of Technology Reply to Russel In Social Studies of Science 16 2 Pomberger G 1993 Grundlagen des Software Engineering Prototy ping und objektorientierte Software Entwicklung Miinchen Wien Hanser Pommerehne W W 1987 Pr ferenzen f r ffentliche G ter Ans tze zu ihrer Erfassung T bingen Mohr Popper K R 1979 Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie T bingen Mohr Popper K R 1982 Logik der Forschung 7 Aufl T bingen Mohr Powell W W 1990 Neither Market nor Hierarchy Network Forms of Organization In Research in Organizational Behavior 12 Powell W W 1996 Weder Markt noch Hierarchie Netzwerkartige Or ganisationsformen In P Kenis V Schneider Hrsg Organisation und Netzwerk Institutionelle Steuerung in Wirtschaft und Politik Frankfurt New York Campus Preisend rfer P 1995 Vertrauen als soziologische Kategorie M g lichkeiten und Grenzen einer entscheidungstheoretischen Fundierung des Vertrauenskonzepts In Zeitschrift f r Soziologie 24 4 Pres A 1994a Gestaltungsformen urheberrechtlicher Softwarelizenz vertr ge eine juristische und konomische Untersuchung unter be sonderer Ber cksichtigung des Zweiten Gesetzes zur nderung des Urheberrechtsgesetzes vom 9 Juni 1993 K ln Schmidt Pres A 1994b Gestaltungsformen urheberrechtlicher Softwarelizenz vertr ge In Computer und Recht 9 1994
31. Der vom Pentagon bei IBM in Auftrag gegebene Supercomputer soll aus 1186 IBM Rechnern zusammengeschaltet werden die US Navy mit aktu ellen Wettervorhersagen versorgen und ein Linux Betriebssystem besit zen Siehe den Bericht vom 04 08 04 in Spiegel Online unter http www spiegel de netzwelt netzkultur 0 1518 311542 00 html 6 Vgl die Netcraft Umfragen vom Dezember 2002 Als Online Dokument http www netcraft com Survey index 200212 html 7 Vgl Spiegel Online vom 16 09 04 Als Online Dokument http www spiegel de netzwelt technologie0 1518 druck 318189 00 html 12 EINLEITUNG von Systemabst rzen und verh lt sich damit ressourcenschonend zu mindest was die Nerven der Anwender angeht Freie Software gilt als weniger betroffen von Viren W rmern Trojanern und Spybots also all jenen Begleiterscheinungen der vernetzten Gesellschaft die dem An wender das F rchten lehren und ihn veranlassen regelm ig l stige Si cherheitsupdates durchzuf hren auch wenn er wei da ihm diese eine nur u erst kurzzeitige Atempause verschaffen bis eben die n chste kritische Sicherheitsl cke entdeckt wird deren Gr e mittlerweile die eines Scheunentors annehmen kann Selten war der Ruf eines bestimm ten Typus von Technik so gut wie es bei freier Software der Fall ist Worauf gr ndet sich nun dieser Erfolg der sich in Ruf wie Verbrei tung zeigt Liegt es daran da freie Software in aller Regel kostenlos erh ltli
32. Design eines Teiles sich sehr schnell nderte und ein anderer Teil versuchte schon darauf aufzubauen Und rannte dem st ndig hinterher Und das klappte eben nicht Das konnte auch eigentlich nicht klappen also das war nicht nen Problem des Werkzeugs sondern wir haben einfach auf ne Art und Weise programmiert die nicht funktionieren konnte D 3 Das Zitat verdeutlicht eindr cklich da eine Projektgr ndung auch die Entwicklung und Etablierung einer Form von Arbeitsteilung beinhaltet Die in unserem Fall gefundene Arbeitsteilung der Interviewte entwik kelt die Programmbibliothek w hrend sich der andere Programmierer um die grafische Benutzerschnittstelle k mmert funktioniert nicht weil eine gleichzeitige Bearbeitung von Aufgaben versucht wird die nur nacheinander sinnvoll erledigt werden k nnen Das komplexe Problem der Programmentwicklung mu also derart aufgeteilt werden da eine Kooperation berhaupt erst m glich wird Abstrakt formuliert geht es dabei um die Erh hung von Komplexit t in der Zeitdimension durch die Gleichzeitigkeit der Arbeit bei Verringerung der sachlichen Kom plexit t der einzelnen Teilaufgaben Damit jedoch nicht genug In der Schilderung des Interviewten tau chen weitere Entwickler auf die sich f r das Projekt interessieren und beteiligungswillig sind sich aber im Zuge des Ausbleibens einer Eini gung auf einen grundlegenden Programmentwurf vom Projekt abwen den Es f hrt
33. Eingriffe nicht blind im Sinne von trial and error erfolgen sondern da der Expe rimentator die unabh ngige Variable gem bestimmter Kriterien ver n dert Ein solches Kriterium kann die Modifikation der unabh ngigen Va riable gem den Anforderungen eines Theorietests oder die systemati sche Hervorbringung eines Ph nomens sein Unsere bisherige Begriffs arbeit zum Experiment l t sich wie folgt zusammenfassen Konstitutiv f r ein Experiment ist a der Eingriff der b durch einen Experimenta tor erfolgt c als wissenschaftliche Methode auf die Gewinnung von Wissen zielt und d sich an den wissenschaftlichen Normen von syste matischem Vorgehen und m glichst weitgehender Kontrolle orientiert Mittels dieser Kriterien sind wir in der Lage Experimente als Unterka tegorie des instrumentellen Handelns zu bestimmen und sie von anderen Formen zu unterscheiden Wie grenzt sich nun das Realexperiment vom Laborexperiment ab Im folgenden wollen wir Realexperimente als eine Unterkategorie von Experimenten bestimmen verschieben das Abgrenzungsmerkmal im Vergleich zum eingangs referierten Begriff jedoch leicht indem wir nicht die Reichweite der Folgen sondern die Isolation der Experimen talanordnung von seiner Umwelt hervorheben In F llen in denen ein geringes Ma an Isolation vorliegt die Experimentalanordnung also durch ein hohes Ma an Eingebundenheit in die Umwelt und starke Kontextualisierung gekennzeichnet ist wollen wi
34. Entwicklern deren Beteiligung stark von pers nlichen Ko sten Nutzen Kalk len gepr gt ist bis hin zu Programmierern deren Verhalten weitgehend von institutionalisierten Normen bestimmt ist Ein Beispiel f r die erste Extremposition bilden sporadische Beteiligte die ein Programm ihren Bed rfnissen anpassen und aufgrund von freien Softwarelizenzen dazu verpflichtet sind ihre Modifikationen dem Soft wareentwicklungsprojekt zug nglich zu machen Die Entwicklungst tigkeit resultiert hier ausschlie lich aus egoistischen Anwendungsinter essen die Weitergabe der modifizierten Version aus dem constraint freier Softwarelizenzen und nicht aus einer Orientierung an Normen Die paradigmatischen Beispiele f r eine ausschlie lich normenregulierte Be teiligung an freier Softwareentwicklung bilden Personen die emanzipa torische Ziele verfolgen oder von der Verpflichtung zur Gegengabe ge leitet sind In den meisten Interviews zeigen sich jedoch unterschiedli che Gr nde die weder ausschlie lich auf rationales Kalk l noch aus schlie lich auf normenreguliertes Handeln hinweisen Dazu l t sich beobachten da sich die Gr nde f r ein Engagement in Abh ngigkeit 30 Auf den Mailinglisten von freien Softwareprojekten zeichnen sich diese Beteiligten dadurch aus da sie ein oder wenige Male Beitr ge an die Mailingliste schicken mit denen sie ihre modifizierten Versionen an das Projekt bermitteln 31 Als paradigmatisch hierf
35. F lle auseinanderzuhalten zum einen den erstmaligen Beitrag zum an deren Beitr ge denen bereits einige andere vorausgegangen sind und die in der Kontinuit t eines anhaltenden Engagements stehen W hrend im erstgenannten Fall die Annahme durchaus plausibel ist da es hier zu einer Entscheidungssituation kommt in der der Akteur unterschiedliche Alternativen pr ft erscheint diese Annahme im Fall eines l nger andau ernden Engagements unrealistisch Den Akteuren zu unterstellen sie w rden sich bereits bei der Erledigung von kleineren Beitr gen wie der Meldung oder der Beseitigung eines einfachen Bugs in einer Wahlsitua tion befinden in der sie zumindest die Entscheidungsalternative einer Beteiligung gegen ber der einer Nicht Beteiligung unter Ber cksichti gung der sich aus der Wahl ergebenden Vor und Nachteile abw gen hie e nicht nur eine hohe Abw gungsbereitschaft zu unterstellen son dern eine Ignoranz der Akteure gegen ber den durch Abw gungen fort laufend anfallenden Transaktionskosten vorauszusetzen Plausibler ist es statt dessen in F llen des fortgesetzten Engagements davon auszugehen da die Beteiligten Routinen entwickeln die sie von der Notwendigkeit des fortgesetzten Entscheidens entlasten In Anschlu an Mead 1973 wollen wir daher unterscheiden zwischen einem ungest rten Handlungs ablauf in dem der Handelnde selbst nicht in sinnvoller Weise von Rei zen oder Reaktionen sprechen sondern nur ein u erer
36. Frankfurt Suhrkamp Beck U Bon W Lau C 2001 Theorie reflexiver Modernisierung Fragestellungen Hypothesen Forschungsprogramme In U Beck W Bon Hrsg Die Modernisierung der Modernisierung Frankfurt Suhrkamp Beck U Giddens A Lash S 1996 Reflexive Modernisierung Eine Kontroverse Frankfurt Suhrkamp Berking H 1996 Schenken Zur Anthropologie des Gebens Frankfurt New York Campus Bien G 1968 Das Theorie Praxis Problem und die politische Philoso phie bei Platon und Aristoteles In M M ller Hrsg Philosophi sches Jahrbuch 76 Freiburg M nchen Karl Alber Bijker W E 1987 The Social Construction of Bakelite Towards a Theory of Invention In W E Bijker T Hughes T Pinch Hrsg The Social Construction of Technological Systems New Directions in Sociology and History of Technology Cambridge u a O MIT Press Biker W E 1995 Of Bicycles Bakelites and Bulbs Toward a Theory of Sociotechnical Change Cambridge u a O MIT Press Bijker W E Law J 1992 General Introduction In W E Bijker J Law Hrsg Shaping Technology Building Society Cambridge u a O MIT Press Bijker W E Pinch T 1984 The Social Construction of Facts and Arti facts or How the Sociology of Science and the Sociology of Tech nology might Benefit each other In Social Studies of Science 14 228 LITERATUR Bijker W Pinch T 1987 The Social Construction of Facts and Arti facts
37. Free Software Survey Als Online Dokument http www firstmonday dk issues issue5_7 ghosh Ghosh R A Robles G Glott R 2002 Free Libre and Open Source Software Survey and Study Deliverable D18 Final Report Part V Software Source Code Survey Als Online Dokument http www infonomics nl FLOSS report FLOSS_Final5all pdf Giddens A 1988 Die Konstitution der Gesellschaft Frankfurt Suhrkamp 232 LITERATUR Granovetter M S 1985 Economic Action and Social Structure The Problem of Embeddedness In American Journal of Sociology 91 Grassmuck V 2002 Freie Software Zwischen Privat und Gemeinei gentum Bonn Bundeszentrale fiir politische Bildung Green D P Shapiro I 1999 Rational Choice Eine Kritik am Beispiel von Anwendungen in der Politischen Wissenschaft M nchen Oldenbourg Greve G 2003 Brave GNU World Die monatliche GNU Kolumne In Linux Magazin 11 2003 Als Online Dokument http www linux magazin de Artikel ausgabe 2003 11 gnu gnu html Gro M 2003 Inventing Nature Ecological Restoration by Public Ex periments Lanham u a O Lexington Books Gro M Hoffmann Riem H Krohn W 2003 Realexperimente Ro bustheit und Dynamik kologischer Gestaltungen in der Wissensge sellschaft In Soziale Welt Vol 54 Nr 3 Gro M Hoffmann Riem H Krohn W 2005 Realexperimente Oko logische Gestaltungsprozesse in der Wissensgesellschaft Bielefeld transcript Gr n C 197
38. Hall vgl http www pdos lcs mit edu ld MINIX README html Die Nutzungsbedingungen nderten sich im Jahr 2000 als Minix unter die BSD Lizenz gestellt und damit zu freier Software wurde vgl http minix1 bio umass edw LICENSE htm 100 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE I have usually declined because I am still trying to keep the system simple enough for students to understand You can put all this stuff in your version but I won t put it in mine I think it is this point which irks the people who say Minix is not free not the 60 Tanenbaum A S 3 Feb 92 22 46 40 Entscheidend f r den uns interessierenden Zusammenhang ist hier da Tanenbaum die Diskrepanzen zwischen seinen eigenen Zielsetzungen und denen eines Teils der Newsgroup verantwortlich f r die Unzufrie denheit macht W hrend es ihm selbst darum geht ber ein bersichtli ches Lehrsystem zu verf gen und daher Modifikationen ablehnend ge gen bersteht sind andere Mitglieder der Newsgroup an funktionalen Erweiterungen und Erg nzungen interessiert Die konservative bzw re striktive Haltung Tanenbaums konfligiert also mit der Innovationsfreude anderer Personen Warum ist nun aber diese ablehnende Haltung f r den am Programm interessierten Personenkreis berhaupt von Bedeutung und von einer solchen Relevanz da es zu einer Diskussion kommt Der Schl ssel zum Verst ndnis liegt in der besonderen Rolle von Tanen baum die er in bezug auf das Bet
39. Harr R 2003 The Materiality of Instruments in a Metaphysics for Experiments In H Radder Hrsg The Philosophy of Scientific Experimentation Pittburgh University of Pittburgh Press Hasse R Kr cken G 2005 1999 Neo Institutionalismus Bielefeld transcript Verlag Healy K Schussman A 2003 The Ecology of Open Source Software Development Als Online Dokument _ http opensource mit edu papers healyschussman pdf Heidelberger M 1998 Die Erweiterung der Wirklichkeit im Experi ment In M Heidelberger F Steinle Hrsg Experimental Essays Versuche zum Experiment Baden Baden Nomos Heinbokel T 1994 Benutzerbeteiligung Schliissel zum Erfolg oder Hemmschuh der Entwicklung In C Frese M Brodbeck Hrsg Produktivit t und Qualit t in Software Projekten Psychologische Analyse und Optimierung von Arbeitsprozessen in der Software Entwicklung M nchen Wien Oldenbourg Heintz B 1993 Die Herrschaft der Regel Zur Grundlagengeschichte des Computers Frankfurt New York Campus Helms H G 1983 Die Computer und die Phantasie Auswirkungen der Mikroelektronik auf das Denken In Merkur 37 8 Herbold R 2000 Technische Praxis und wissenschaftliche Erkenntnis Norderstedt Books on demand Herrlyn G 2002 Stabilisierende und Destabilisierende Wirkungen all t glicher Technikerfahrungen im Spiegel biografischer Selbstdeu tung In A Epp N C Taubert A Westermann Hrsg Technik und Identit
40. How does KMail get the field Sender to display in the message list view I looked at a few emails and for example From KU 1 Name des Autoren N C T is listed in the actual email but KU 1 is in the Sender field Also when I send an email and put it into a folder same topic the from header has the person I sent the letter to and not mine Are these known problems KU 1 02 Feb 2000 03 21 24 Der Autor schildert das Verhalten des Programms KMail beim Absen den einer E Mail Es tr gt den Autoren als Absender einer E Mail ein und zeigt dessen Namen in der Spalte Sender an Dies ver ndert sich nun sobald die E Mail gesendet wird Als Sender wird dann nicht mehr der Autor genannt sondern der Empf nger Von Interesse ist hier da der Anwender KU 1 das Verhalten als Problem interpretiert da es nicht seinen Erwartungen entspricht Offensichtlich geht er davon aus der angezeigte Sender einer E Mail solle immer derselbe bleiben unab h ngig davon ob die Nachricht bereits versandt wurde oder nicht und in welchem Verzeichnis sie sich befindet 2 Selbstverst ndlich gibt es auch im Bereich der freien Software eine Viel zahl von Programmreaktionen die unproblematisch von jedermann ein deutig als Fehler erkannt werden k nnen Auch ist es prinzipiell m g lich durch einen Abgleich von Programmreaktionen und der Dokumenta tion Fehler zu identifizieren Von Interesse sind f r uns die Grenzf lle da s
41. Innovationsnetzwerke Innovation als rekursiver Proze Im folgenden wollen wir uns dem Konzept der Innovationsnetzwerke zuwenden das sich f r einen besonderen Typus von Gewinn interessiert der durch eine Kooperation zwischen zwei oder mehrerer Organisatio nen entsteht die Generierung von innovationsrelevantem Wissen Ana log zur Transaktionskosten konomie wird das Zustandekommen von und die Investition in Kooperationsbeziehungen durch Gewinne oder strategische Vorteile gegen ber anderen ausgeschlossenen Akteuren er kl rt so da das Konzept dem Modell des homo oeconomicus verpflich tet bleibt auch wenn es sich hier im Vergleich zur Transaktionskosten konomie um andere Arten von Gewinnen handelt und die Kontingenz der Gewinnrealisierung betont wird Der Ansatz der Innovationsnetzwerke wurde in Bielefeld zur Be schreibung der Kooperationsbeziehungen im Bereich des Werkzeugma schinenbaus entwickelt und bietet eine L sung der als klassisch zu be zeichnenden Kontroverse zwischen technology push und market pull Konzepten Diese Theorietraditionen erkl ren beide den Zusammenhang von technischem und gesellschaftlichem Wandel wenn auch mit ver tauschten Rollen von Explanandum und Explanans 54 THEORETISCHE AUSGANGSPUNKTE Kern von technology push Konzepten bildet die Annahme da durch Forschungs und Entwicklungsarbeit neue Techniken bzw techni sche Verbesserungen hervorgebracht und in den Markt gepre t werden
42. Or How the Sociology of Science and the Sociology of Tech nology Might Benefit Each Other In dies eds The Social Con struction of Technological Systems New Direction in the Sociology of Technology Cambridge MA MIT Press Bohm B W 1979 Software Engineering In E N Yourdon Hrsg Classics in Software Engineering New York Yourdon Bohm B W 1986 A Spiral Model of Software Development and En hancement In ACM Sigsoft Software Engineering Notes 11 4 Bonaccorsi A Rossi C 2002 Licensing schemes in the production and distribution of Open Source software An empirical investiga tion Institute for Informatics and Telematic Working Paper Als Online Dokument http opensource mit edu papers bonaccorsirossi license pdf Bonaccorsi A Rossi C 2003 Why Open Source software can suc ceed In Research Policy 32 Bora A 1999 Differenzierung und Inklusion Partizipative ffentlich keit im Rechtssystem moderner Gesellschaften Baden Baden No mos Bramann K W Merzbach J M nch R 1995 Sortiments und Ver lagskunde 2 berarb Aufl M nchen u a O K G Sauer Braun A 1998 Typisierung von Handlungsformen in der Informatik In D Siefkes P Eulenhofer H Stach K St dtler Hrsg Sozialgeschichte der Informatik Kulturelle Praktiken und Orientierungen Wiesbaden Deutscher Universit tsverlag Bredeweg U Kowol U Krohn W 1994 Innovationstheorien zwi schen Technik und Markt In W Ramme
43. Position um daran an schlie end auf dessen Erfahrungen hinzuweisen Die in der Vergangen heit erbrachten Leistungen werden hier in Verbindung mit der Person er innert und genutzt um Kompetenz zu unterstellen Dieses Muster findet sich nun auch im Fall von Linus Torvalds Hier f hrt ein anderes Mit glied der Newsgroup aus 32 bit home computers have been available for almost a decade and Linus was the first person to ever write a work ing OS for them that can be used without paying AT amp T 100 000 Foard L C 5 Feb 92 14 56 30 Rufstiftend ist hier die Leistung von Torvalds ein Betriebssystem f r 32bit Computer geschrieben und ande ren Personen kostenlos zur Verf gung gestellt zu haben Analog zu Ta nenbaum wird hier Reputation durch die Zitation von Leistungen ver geben aber es finden sich auch Differenzen Erstens f llt auf da der Ton dieses Beitrags informeller gehalten ist indem Torvalds bei seinem Vornamen genannt und die bei propriet ren Programmen anfallenden zessen f hrt auf seiner Kehrseite zu einer Politisierung der Wissenschaft Weingart 1983 1999 2001 ein Proze der die Frage aufwirft inwie weit die Norm in diesem F llen noch Orientierungskraft besitzt 109 PRODUKTIVE ANARCHIE Lizenzgeb hren ironisch bertreibend beziffert wird Zweitens handelt es sich nicht nur um eine fachliche Leistung vielmehr wird im Zitat auch hervorgehoben dass er die normative Erwartung der Gaben k
44. Projekt zur Arbeitssituation in der Softwareent wicklung 41 PRODUKTIVE ANARCHIE den organisationalen Strukturen und Marktstrategien der beteiligten Un ternehmen sowie auf der Arbeitssituation von Entwicklern Ziel ist die Identifikation von spezifischen Innovationsmustern wobei darunter in Anschlu an Hirsch Kreinsen 1997 differierende Entwicklungspfade verstanden werden die sich aus einem B ndel von kulturellen organisa torischen institutionellen politischen und sozio konomischen Faktoren zusammensetzen Konrad Paul 1999 31 In der Monographie findet sich eine ausf hrliche Beschreibung der Unternehmen der Unterneh mensgeschichte sowie der Unternehmenskooperation die sich allerdings nahezu ausschlie lich auf die formalen Merkmale beschr nkt Als zen trales Ergebnis der Untersuchung l t sich festhalten da in beiden un tersuchten Bereichen Ver nderungen des Innovationsmusters erkennbar sind F r das Feld der betrieblichen Standardsoftware l t sich eine Tendenz zu berbetrieblichen Kooperationen zwischen den Herstellern feststellen ebd 214 w hrend im Bereich der Proze leitsysteme Kon zentrationstendenzen zu beobachten sind ebd 219 Innovative Soft wareentwicklung resultiert dabei vor allen Dingen aus informationstech nischen Ver nderungen wie z B der Einf hrung von einer neuen Hard waregeneration ebd 86 114 oder ver nderten Anforderungsprofilen z B der Einf hrung von grafischen Benutzer
45. Satz zeigt an da es dem Autor um die Distribution des Werks geht Knappheit bil det eine im Fall von geistigen Werken als fehlend wahrgenommene Eigenschaft der Bedarf nach einer rechtlichen Regulation wird also auch aus der Verletzlichkeit des Werks und den Problemen einer markt f rmigen Allokation begr ndet die zu Schwierigkeiten f r den Urheber f hren durch seine T tigkeit Einkommen zu erwerben Neben den Interessen des Urhebers gelten im rechtswissenschaftli chen Begr ndungsdiskurs auch die anderen Akteure als ber cksichti gungsw rdig Dies sind im einzelnen die Interessen der Werksverwerter nach Investitionsschutz die Interessen der Rezipienten nach leichter Zu g nglichkeit und geringen Kosten der Werknutzung sowie die Interessen der Allgemeinheit zwischen denen das Urheberrecht einen Ausgleich herbeif hren soll vgl Rehbinder 2002 48 Schack 2001 8 Pahud 2000 32 f Entscheidend ist f r uns die Perspektive auf das Allgemein interesse Dieses geht auf dem Gebiet des Urheberrechts dahin den kulturellen Kommunikationskreislauf aufrechtzuerhalten was u a gebie tet Urhebern und ihren Verwertern den wirtschaftlichen Nutzen aus der Konsumierung von Werken zu sichern Haberstumpf 2000 36 Ungew hnlich ist da das Urheberrecht hier ebenso wie in der vo rangegangenen Begr ndungen mit seinen positiven Wirkungen ge rechtfertigt wird Solche konsequentialistischen Argumentationen sind ans
46. Scheitern einer Projektinitiierung Wie hat man sich die Gr ndung eines freien Softwareentwicklungspro jekts vorzustellen wie wird es ins Leben gerufen und welche Aufgaben m ssen der oder die Gr nder dabei bew ltigen Im folgenden wollen wir einen Gr ndungsversuch eines relativ schnell scheiternden Projekts analysieren um einen Zugriff auf die Beantwortung dieser Frage zu er gang 1998 v llig fehlt und der Jahrgang 1999 nur zwei Monate umfa t Vollst ndig ist das Archiv erst ab dem 01 01 2000 152 PROJEKTBEGINN halten Der Interviewpartner der die Gr ndung selbst ma geblich vo rangetrieben hat schildert die Projektinitiierung wie folgt Das k rzlich das war ein Kryptoprojekt wo wir halt so nen PGP Programm basteln wollten in Java Da war ein relativ hoher Koordinationsaufwand von N ten Da gabs auch gleich von Anfang an mehrere Entwickler Und im End effekt das war da so das Problem da das Programm sich nicht sauber in Tei le teilen lie Also man konnte nicht irgendwie sagen ich mach dies ich mach jenes sondern es gab irgendwie ein CVS Repository und man kam sich fter in die Quere und machte irgendwie nderungen die miteinander in Kon flikt standen und es gab auch relativ viel Design Also ich hatte den Anspruch ich wollte das nicht alleine machen sondern es sollten eben andere Leute da mitarbeiten und beim Design mit dabei sein und es gab ne Libary die schon existierte da hab ich mit d
47. Seekers die sich aus Interesse an der T tigkeit an der Entwicklung beteiligten sowie Members of the Tribe die sich vorrangig aufgrund einer generalisierten Reziprozit ts norm zur Entwicklung veranla t sehen Gegen diese Typologisierung l t sich nun mit Blick auf die unserer Untersuchung zugrunde liegenden Interviews einwenden da die Ent wickler jeweils mehrere Motive f r eine Beteiligung am Projekt nennen ein Merkmal das f r s mtliche Interviews gilt Das Charakteristikum der Kombination von mehreren Motiven wird durch eine solche Typolo gie unterschlagen Hinzu kommt da die Autoren der M glichkeit des direkten Anstrebens von Reputation und der Transformation dieser in monet re Profite oder in die Verbesserung von Karrierechancen sehr kri tisch gegen berstehen Reputation Investor dennoch als eigenst ndiger Typ gef hrt wird Zusammenfassung Nachdem wir in diesem Kapitel anhand der Interviews die Gr nde her ausgearbeitet haben die f r das Zustandekommen von Beitr gen zur Entwicklung von freier Software verantwortlich sind und die in der Li teratur vorzufindenden Erkl rungen kritisch durchgesehen haben wollen wir diese Ertr ge zu einem Modell verdichten In der Auseinanderset zung mit den in der Literatur vertretenen Erkl rungen haben wir gese hen da sowohl eine Typologisierung der Entwickler auf der Basis der ihrer Beteiligung zugrunde liegenden Motivationen als auch Rational Choice Er
48. Software Engineering gef hrt hat Von Interesse ist dabei da sich hier ein Teilgebiet der Informatik herausbildet in dem sich das dominante Leitbild zur Organisation der Softwareentwicklung findet Die Idee ist dort Die Komplexit t der Auf gabe Softwareentwicklung soll durch weitgehende Formalisierung be waltigt werden Die institutionelle Innovation der offenen Programmierprojekte zeigt sich vor diesem Hintergrund erstmalig kurz nach der ersten Ver ffentli chung des freien Betriebssystems Linux auf der Newsgroup zum Minix Betriebssystem Zwischen Andrew Tanenbaum Autor von Minix und Linus Torvalds Autor von Linux findet hier eine phasenweise recht scharf gef hrte Auseinandersetzung statt F r uns ist diese Diskussion interessant da hier zwei unterschiedliche Vorstellungen ber die Orga nisation von Softwareentwicklungsprozessen aufeinandertreffen W h rend Tanenbaum die aus dem ersten Abschnitt bekannte Position des 89 PRODUKTIVE ANARCHIE Software Engineering vertritt f hrt Torvalds wie rudiment r an dieser Stelle auch immer die Idee einer selbstorganisierten Entwicklung ins Feld Dieser Schritt ist entscheidend macht er doch den Weg frei f r ei ne soziale Organisation des Entwicklungsprozesses jenseits von stark formalisierten Rollen An diese Leerstelle tritt eine selbstorganisierte Struktur die weitgehend von Normen gepr gt ist Diese sind vom Wis senschaftssystem her gut bekannt wie wir in Aus
49. Transaktio nen in Anschlag bringt bilden a die Unsicherheit der Marktteilnehmer bez glich der Marktsituation b die H ufigkeit mit der eine Transakti 2 Die Bezeichnungen sind in der Literatur nicht einheitlich Wiesenthal 2000 spricht von Markt Organisation und Gemeinschaft Mayntz 1992 von Markt Organisation und Verhandlungssystem Willke 2001 schwankt zwischen den Typologien Demokratie Organisation Verhand lungssystem und Markt Hierarchie Netzwerk Zu einer grundlegenden Kritik dieser Typologie siehe z B Kappelhoff 2000 Dieser versteht in Anschlu an die allgemeine Netzwerkanalyse siehe z B Jansen 2003 Granovetter 1985 Garton Haythronthwaith Wellman 1997 Netzwerke als bergreifende Kategorie in die auch M rkte und Organisationen fallen 48 THEORETISCHE AUSGANGSPUNKTE on auftritt sowie c die H he der Investitionskosten die f r eine der Organisationsformen get tigt werden mu Williamson 1981 555 1986 111 Williamson unterstellt den Teilnehmern einer Transaktion sie seien bei der Auswahl der Organisationsform vom Ziel einer gr tm glichen Reduktion der Transaktionskosten geleitet 1985 17 551 1986 187 wobei er hierunter die Kosten f r die Anbahnung und Aufrechterhaltung der Transaktion versteht Im einzelnen sind dies costs of drafting negotiation and safeguarding of an agreement the maladaption costs incurred when transactions drift out of alignment in rela tions
50. activity The net benefit is equal to the immediate payoff current benefit minus current cost plus the de layed payoff ebd 14 2002 212 213 Hieran anschlie end nennen die Autoren folgende Faktoren die f r das Zustandekommen einer Beteili gung an freier Softwareentwicklung von Bedeutung sind monet re Kompensation Nutzen einer Anpassung der Software an die eigenen Anwendungsbed rfnisse und Opportunit tskosten wobei letztgenannte davon abh ngig seien wie angenehm die T tigkeit empfunden wird Zeitverz gert treten dar ber hinaus als Nutzen die Anerkennung durch Peers sowie sogenannte signaling incentives auf wobei hierunter die ffentliche Pr sentation von F higkeiten gegen ber Peers dem Ar beitsmarkt und potentiellen Kapitalgebern gemeint ist 2002 214 Da nach vergleichen die Autoren den Nutzen der aus einer Beteiligung an freien Softwareentwicklungsprojekten resultiert mit denen einer Betei ligung an propriet rer Softwareentwicklung Die Vorteile freier Soft ware liegen Lerner und Tirole folgend a in geringeren Kosten f r die Einarbeitung in den Programmquellcode da dieser durch seine Offen heit aus Schule oder Universit t bereits bekannt sei b in einem priva ten Anwendungsnutzen durch die M glichkeit einer Anpassung des Programms an eigene Bed rfnisse c in der besseren Me barkeit der Leistungen durch Dritte und d in einer Motivationssteigerung durch 22 Eine leicht berarbeitete Version w
51. auf Software f hrt hiernach zu negativen Externalit ten da es so einem Softwareautor erm glicht wird die von ihm entwickelten Programme anderen Entwicklern als Ressource f r ihre Programmierar beit zu entziehen Folgen f r die Anwender Eine zweite Kritik h ngt mit der ersten zu sammen stellt allerdings den Anwender mit seinen Bed rfnissen in den Mittelpunkt Ihe ease of modification of software is one of its great advantages over older technology But most commercially available software isn t available for modification even after you buy it It s available for you to take it or leave it as a black box that is all Stallman 1992 0 S Ursache f r den Verlust einer der gr ten Vorteile von propriet rer Software ist ebenfalls da sie blicherweise ohne Quellcode ausgelie fert wird und Modifikationen durch Softwarelizenzvertr ge untersagt werden worunter dann die Nutzbarkeit f r die Anwender leidet Weit 10 Ein weiteres Effizienzargument findet sich bei Stallman 1992 Durch die Erhebung von Lizenzgeb hren w rde sich das Programm im Vergleich zur kostenlosen Weitergabe in geringerem Ma e verbreiten so da sich das Verh ltnis des Aufwandes der f r die Produktion eines Programms geleistet werden mu und dem Nutzen den ein Programm in der Anwen dung erbringt verschlechtert 73 PRODUKTIVE ANARCHIE reichender ist aber aus der Perspektive freier Softwareentwickler das Entstehen von Ab
52. auf einer Entwicklungsmaschine getroffen haben und das Experiment mithilfe von Entwicklungswerkzeugen kon trollieren Von seinen Rahmenbedingungen her n hert sich der Test al so dem Laborexperiment an Ein Erfolg bleibt jedoch aus die E Mail ffnet sich auf dem Compu ter des Entwicklers in vom Programm vorgesehener Weise Welche Fra ge liegt diesem Experiment nun zugrunde Es ist die Hypothese Die vorliegende Textmail f hrt aufgrund eines Programmfehlers zu einem Absturz von KMail die nun allerdings durch das Experiment falsifiziert wurde Dies erweist sich als folgenhaft f r das weitere Vorgehen wie der letzte Satz der E Mail zeigt Der Fehler wird nicht mehr dem Pro gramm zugerechnet sondern den Daten in der Mailbox in Kombination mit den Benutzereinstellungen Der Test f hrt also zur Falsifikation der einen und zur Formulierung einer anderen Hypothese ber die Ursachen des Absturzes Da es sich um ein lokal auftretendes Ph nomen handelt und dessen Ursachen in lokalen Gegebenheiten vermutet werden verla gert sich die Experimentiert tigkeit wieder hin zum Anwender der kur ze Zeit sp ter den folgenden Bericht abgibt Well it does happen to me when using 1 0 28 confirmed One thing I no ticed just there the first time I tried to open it it sort of worked though the in dex was sort of messed up The reason was I had an old buggy folder index lying around After removing this old file it sure
53. beobachten da Verhaltensvorgaben selten auf eine Si tuation einfach angewendet werden k nnen Vielmehr ergeben sich h u fig berraschungen und Uneindeutigkeiten die zu Handlungsspielr u men f r die beteiligten Akteure f hren Wir halten also fest Institutio nen steigern in einer Vielzahl von F llen die Wahrscheinlichkeit f r ein bestimmtes Verhalten Als wie stark sich allerdings der Einflu der In stitutionen auf das Handeln der Akteure erweist ist letztlich eine empiri sche Frage Hierf r bestimmend sind die Eindeutigkeit normativer Er wartungen und deren Anwendung auf Handlungssituationen das etwai ge Vorhandensein von konkurrierenden Institutionen sowie die St rke der Verankerung einer Institution im betreffenden Feld Innovationsnetzwerke revisited Ausblicke auf eine institutionalistische Lesart Nach diesen Kl rungen zum Begriff Institution haben wir einen anderen handlungstheoretischen Ausgangspunkt gewonnen von dem aus wir ei nige zentrale Bestandteile des Konzepts der Innovationsnetzwerke durchgehen und eine alternative Lesart entwickeln k nnen Dies sind im einzelnen die Fragen a nach der Konstitution von Innovationsnetzwer ken b nach dem Zugang zu Netzwerkressourcen c nach dem Stel lenwert von Vertrauen sowie d nach der Bedeutung des Kooperations risikos lock in Effekt Eine wesentliche Differenz zwischen dem urspr nglichen Konzept der Innovationsnetzwerke und der hier entwickelten institutiona
54. den meisten F llen unstrittig ist ob das vorliegende Programm eine L sung offeriert w hrend das technische Problem sich meist durch eine geringe re Eindeutigkeit auszeichnet und schlecht zu bestimmen ist vgl ebd 20 Diese Unsicherheit soll auf europ ischer Ebene beseitigt werden wobei die EU Kommission einen Richtlinienvorschlag ausgearbeitet hat der einen Patentschutz f r Erfindungen vorsieht die sich auf einen Computer oder vergleichbare Vorrichtungen st tzen durch Ablauf eines wie z B technische Verfahrens oder Produkterfindungen nicht durch das Urheberrecht gesch tzt 13 Vgl Lutterbeck Gehring Horns 2001 In dieser Einordnung wird Software als Text verstanden und damit eine linguistische Perspektive eingenom men Hierzu Rehbinder 1998 81 Gesch tzt sind also alle Werke die sich der Sprache als Ausdrucksmittel bedienen gleichviel ob sie schrift lich niedergelegt sind oder nicht Ein Sprachwerk ist nur dann gegeben wenn ein begrifflicher Inhalt Gedanke durch die Sprache ausgedr ckt wird Gleichg ltig ist auch welche Sprache gew hlt wurde ob die in l ndische oder eine fremde ob eine lebende oder eine tote ob eine Kunst sprache wie Esperanto oder eine Computersprache wie Algol usw selbst die Mitteilung des Inhaltes in Zahlen Formeln oder in einer Bildersprache gen gt 14 Zur Abgrenzung von Urheber und Patentrecht siehe auch Haberstumpf 1996 5 f Der patentrechtliche Schutz bezieht si
55. der Definition des Be griffs Hacker im New Hackers Dictionary hacker n originally someone who makes furniture with an axe 1 A person who enjoys exploring the details of programmable systems and how to stretch their capabilities as opposed to most users who prefer to learn only the mini mum necessary 2 One who programs enthusiastically even obsessively or who enjoys programming rather than just theorizing about programming 3 A person capable of appreciating hack value 4 A person who is good at pro gramming quickly 5 An expert at a particular programm or who frequently does work using it or on it as in a Unix hacker 6 An expert or enthusi ast of any kind One might be an astronomy hacker for example 7 One who enjoys the intellectual challenge of creatively overcoming or circumventing limitations 8 deprecated A malicious meddler who tries the discover sensi tive information by poking around Hence password hacker network hacker The correct term for this sense is cracker Raymond 1998 234 Aus dieser Begriffserklarung wird deutlich daB es sich bei einem Hak ker um eine Person handelt die hohe Kompetenzen in einem bestimm ten Fachgebiet besitzt Dies gilt f r s mtliche der genannten Bedeutun gen wobei hier im Mittelpunkt hier Kompetenzen im Umgang mit Computern stehen wie die Bedeutungen 1 2 4 5 und 8 zeigen Der Hacker ist kein Normalnutzer der nur ber die unbedingt notwe
56. deren Abwanderung unter die Aufmerksamkeitsschwelle des Projekts f llt noch bei sporadischen Entwicklern unter denen eine hohe Fluktuation anzutreffen ist der Fall Da das Gros der Arbeit in offenen Programmierprojekten von einem kleinen Kreis von Core Entwicklern geleistet wird ist diese Form des Widerstands gegen Entscheidungen dieser Gruppe vorbehalten 15 Vgl hierzu auch Raymond 1999 36 Dieser sieht als Vorteil einer gro en Nutzerbasis an da ein Teil der Anwender zu Co Entwicklern werden kann Der bertritt von der Gruppe der Anwender zu der der Entwickler ist ein weitverbreitetes Ph nomen das sich auch in den dieser Arbeit zugrunde liegenden Interviews immer wieder zeigt 16 Hierzu ist lediglich eine schlichte E Mail mit dem Betreff unsubscribe me an die Mailingliste des Projekts notwendig 17 Siehe hierzu Ghosh Robles Glott 2002 20 178 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN Es existieren also innerhalb von offenen Programmierprojekten ver schiedene Formen der Beteiligung wobei der Zugang zu Leistungsrollen durch Kompetenz reguliert wird 1 Am Pol Publizitat finden sich An wender die nicht ber Kompetenzen verf gen um an der Diskussion von Zielsetzungen teilzunehmen und deren Abwanderung gerade in gro en Projekten kaum zur Kenntnis genommen wird 2 In einem st rkeren Ma e beteiligt sind Anwender oder sporadische Entwickler die ein gewisses Kompetenzniveau besitzen und die damit ber v
57. die Frage wie Ziele gesetzt Strategien verfolgt und unter welchen Rahmenbedingungen Betr ge zu Technisierungsprojekten geleistet wer den Damit aufgeworfen wird die Frage nach der Koordination von so zialem Handeln auf ein Ziel hin und nach den Anspr chen an die sozia len Strukturen die eine solche Koordination leisten Softwaregenese Stand der Forschung Die Technikgeneseforschung ist mittlerweile ein ausdifferenziertes For schungsfeld in dem f r eine Vielzahl von Technikfeldern aktuelle und historische Fallstudien vorliegen Auch die Informations und Kommu nikationstechnologie ist zum Gegenstand dieses Forschungsbereichs geworden wobei hier zu unterscheiden ist zwischen Untersuchungen die sich auf die Hardwareentwicklung beziehen und solchen welche die Entwicklung von Software zum Gegenstand haben Im Bereich der Hardware finden sich Studien zur Entstehung der ersten Computer Stach 2001 der PCs Weyer et al 1997 Aneignungsformen des Computers im Alltag Rammert 1991 sowie historische berblicksdar stellungen z B Ceruzzi 2000 Rode Hansen 1993 Mit der Entwick lung der Formalisierung besch ftigen sich Kr mer 1988 und Heintz 1993 wobei diese Arbeiten eher ideen oder disziplinenhistorisch ein zuordnen und weniger dem engeren Bereich der Technikgenesefor schung zuzurechnen sind Im Vergleich zur gut aufgearbeiteten Technikgenese im Bereich der Computer Hardware finden sich im Bereich der Softwareentwicklung nu
58. die das Verharren in einer stagnativen Situation verhindern und Blockadesituationen aufsprengen Bei beiden handelt es sich nicht um argumentative Formen der Bew ltigung von offenem Dissens die auf der Projekt Mailingliste zu beobachten w re sondern um solche die sich eher lautlos im Hintergrund vollziehen Aus diesem Grund verlas sen wir an dieser Stelle unser Beispiel der berarbeitung des GUI und analysieren im folgenden eine Passage aus einem Interview mit einem KMail Entwickler in der dieser die Frage ob Kontroversen zur Blocka de der Entwicklung f hren wie folgt beantwortet Nee langfristig nicht Also es gibt dann einen Thread der 50 oder so Messa ges umfassen kann Das geht dann im Ernstfall anderthalb Wochen oder so geht das hin und her Und irgendwann sind dann die Leute angenervt ge nug da sie sich dann zusammenraufen und dann irgendwas zusammenbauen Es kann sein da der eine oder andere dann im Hintergrund ein bi chen unzu frieden dar ber ist aber man kann s nicht jedem Recht machen KD 1 L ngere Diskussionen f hren nicht zwangsl ufig dazu da eine Partei die andere berzeugt sondern es kommt irgendwann zu einer Diskussi 10 Weder konnten Stagnationen der Entwicklung im Untersuchungszeitraum auf der Mailingliste des Projekts beobachtet werden noch berichteten die Entwickler in den Interviews von derartigen Situationen 174 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN onsmiidigkeit Die Be
59. durch die St rke der Beziehungen zwischen den Akteuren begr ndet W hrend im Fall des Marktes Akteure als autonom und die Beziehungen bei der Hierar chie als abh ngig charakterisiert werden befinden sich die Akteure in nerhalb von Netzwerken in interdependenten Verh ltnissen zueinander Mayntz 1992 25 Weyer 2000a 9 Diese Zwischenposition gilt auch in der Dimension Zeit Hier reicht das Kontinuum von den marktf rmi gen kurzfristigen Beziehungen bis hin zur langfristig angelegten Hierar chie Wiederum dazwischen liegt das Netzwerk in dem die Akteure ihre Handlungen vor einem mittelfristigen Zeithorizont koordinieren Die Eigenst ndigkeit des Typus Netzwerk wird blicherweise durch das zum Einsatz kommende Koordinationsmittel Vertrauen begr ndet Hierunter soll eine auf Gr nden basierende Erwartung Strasser Voss winkel 1997 218 verstanden werden da sich ein potentieller Koope rationspartner an explizite oder implizite Vereinbarungen h lt Es han delt sich um einen sozialen Mechanismus der ein Zeitproblem Lei stungen k nnen in sozialen Beziehungen nur mit zeitlicher Verz gerung ausgetauscht werden und ein Informationsproblem es ist unbekannt ob ein Akteur die von ihm erwarteten Leistungen erbringt l st Prei send rfer 1995 264 Die doppeltkontingente Situation die daraus 8 Siehe hierzu f r den Fall der formalen Organisation Silverman 1970 und Crozier Friedberg 1979 46 ff 9 F r de
60. durch die im Feld relevanten Institutionen erkl rt werden kann Hierzu z hlen im Fall von freier Software als regulative Kompo nenten die Lizenzbestimmungen mit denen der Zugang zur Netzwerk ressource f r s mtliche Nutzer auf Dauer gestellt wird Von ebenso gro Ber Bedeutung ist aber die oben analysierte kognitive Dimension der In stitution die Perspektive auf Werk Werksch pfung und Nutzung sowie die von dieser Perspektive abgeleiteten normativen Komponenten Diese institutionalisierten Orientierungen sind daf r verantwortlich da die Netzwerkressource als Kollektivgut betrachtet und durch die regulative Komponente die freie Zug nglichkeit herbeigef hrt wird Bez glich des Zugangs zur Netzwerkressource wollen wir die folgende Hypothese formulieren Je st rker ein produziertes Gut der institutionalisierten Ori entierung nach als individuelle strategische Ressource gilt desto restrik tiver wird der Zugang reguliert je st rker ein Gut als Kollektivgut oder im kollektiven Interesse liegend interpretiert wird desto freiz giger werden die Nutzungsm glichkeiten hier ausfallen Eine weitere wesentliche Differenz zwischen dem urspr nglichen Konzept der Innovationsnetzwerke und dem hier untersuchten Fall be zieht sich auf den Stellenwert von Vertrauen Im urspr nglichen Kon zept bildet riskanter Vertrauensvorschu den Einstieg in eine Vertrau ensspirale die eine wesentliche Rolle bei der Netzwerkkonstitution spielt Der ho
61. durch einen Zuwachs an Macht ebd 16 Mauss Analysen haben ausschlie lich den Austausch von Gaben zwischen Kollektiven zum Gegenstand Als Vertreter von Kollektiven konkurrieren die H uptlinge in der ffentlichkeit der beteiligten Clans um Reputation und Rang Ein Austausch zwischen Kollektiven bildet der Potlasch in sofern als da die Mitglieder eines Stammes oder Clans nicht nur unbeteiligtes Publikum bilden sondern zur Erwirtschaftung der im Potlasch eingesetzten Gaben beitragen Im Gegenzug profitieren die Mitglieder des Stamms von der erworbenen Reputation der erwor bene Ruf kommt aufgrund eines redistributiven Prinzips allen Mitglie dern zugute Der Potlasch stellt nicht zuletzt durch die an das Monstr se grenzende Vernichtung von Besitz ein besonders auff lliges Beispiel f r eine Gaben konomie dar wird aber vom Autor als Beispiel f r ein grundlegendes Muster von sozialem Austausch betrachtet dessen Ele mente auch in anderen Gaben konomien vorzufinden sind Die ber legungen von Mauss sind zu einer wichtigen Grundlage f r die Besch f tigung mit wechselseitigen Austauschprozessen avanciert die durch ein seitige Vorleistungen und Verzicht auf eine Festlegung von Gegenlei stungen gekennzeichnet sind Gerade der Ausgangspunkt die Skepsis gegen ber altruistischen Motiven hat dabei zur Fokussierung auf ver deckte Funktionen der Gabe gef hrt und die soziale Dynamik wechsel seitiger Verpflichtungen in den Blick ge
62. eine Bezeich nung f r einen besonderen Typus von Software mit dessen Charakteri stika wir uns nun besch ftigen wollen Die Besonderheiten des Typus freie Software erschlie en sich durch die Softwarelizenzbedingungen die den Umgang mit Software regulieren und die nicht nur f r die Distribution und Nutzung weitrei chende Folgen haben sondern wie wir im Verlaufe der Arbeit noch sehen werden gerade auch f r die Entwicklung der entsprechenden Programme Um die Funktionsweise dieser vertraglichen Regulierung zu verstehen ist es notwendig Software wenigstens kurz aus rechtlicher Perspektive zu betrachten Software wird vom Gesetzgeber als Gut betrachtet das von berra gender wirtschaftlicher Bedeutung ist und als schutzw rdig gilt Un gew hnlich an der rechtlichen Regulierung von Software ist da sie un ter zwei Gesetze einerseits das Urheberrecht andererseits das Patent recht f llt Der Anwendung von beiden Rechte auf Software weist auf 11 Die wirtschaftliche Bedeutung und die davon abgeleitete besondere Schutzw rdigkeit werden in nahezu jeder Publikation zum Marken Pa tent und Urheberrecht von Software betont Vgl z B den Richtlinienvor schlag der Kommission der Europ ischen Gemeinschaft ber die Paten tierbarkeit computerimplementierter Erfindungen http europa eu int comm internal_ market en indprop com02 92de pdf 12 Abgesehen von der Ausnahme Software verhalten sich die beiden Berei
63. eine Voraussetzung daf r darstellen kann da ein Engagement von hoher Intensit t berhaupt m glich ist Ein hoch engagierter Entwickler der sein Engagement f r die Entwicklung von freier Software sukzessive gesteigert hat erl utert dies wie folgt Es kam auch irgendwann der Punkt wo ich sagen mu te ich kann mir nur die Zeit nehmen dafiir wenn ich es auch schaffe irgendwie daf r bezahlt zu werden weil einfach die Zeit irgendwann zu Ende ist Man hat halt 24 Stun den und wenn die weg sind sind die weg So und dann ist dann irgendwann der Punkt wo man sagen mu betont tja Leute wenn ihr wollt da ich das mache dann m t ihr mich bezahlen D 8 Das hohe Engagement geht in dieser Schilderung der Bezahlung voraus Es wird zu Beginn ohne eine monet re Kompensation geleistet Bezah lung bildet also hier keine Voraussetzung daf r da der Programmierer seine Zeit zur Entwicklung von freier Software nutzt Da dieses Enga gement buchst blich tagesf llend ist ist es nur zu leisten sofern er sich daf r bezahlen l t Wir vermuten da dieser Fall recht typisch ist und Bezahlung h ufig die Rolle der Voraussetzung f r die M glichkeit eines hohen Engagements und nicht die eines Motivationsmittels spielt da es sich beim Programmieren um eine T tigkeit handelt die aufgrund eines intrinsischen Interesses betrieben wird und bei der eine Ausweitung des jeweiligen zeitlichen Rahmens wahrscheinlich ist
64. enough crashed again One more thing I tried is to make an empty mail folder with only the buggy folder in it Doesn t help either Yes compact all folders on exit is active Could you point out to me how I can trace that problem any better Any other sug gestions appart from the compact all folders on exit thing Maybe you want to recommend some start up reading for debugging a KDE app KU 2 29 M rz 2000 11 43 31 22 Ein Computer der ausschlie lich zum Zweck der Programmentwicklung betrieben wird 23 Z B mittels des noch weiter unten auftauchenden Debuggers 201 PRODUKTIVE ANARCHIE Der Anwender macht sich zum Co Experimentator indem er dem vor geschlagenen Vorgehen folgt und systematisch eine Fehlerursache nach der anderen ausschlieBt Der Programmabsturz erweist sich allerdings als hartn ckig er tritt weiterhin auf Auch diese Hypothesen scheitern da sie durch die Experimente falsifiziert werden An diesem Punkt wen det sich der Anwender mit zwei Fragen erneut an die Entwickler Zum einen erkundigt er sich nach M glichkeiten den Fehler besser nachver folgen zu k nnen Mit dieser Frage m chte der Anwender also die In formationen ber den Kontext in dem der Fehler entsteht systemati scher erheben Diese verweist auf die Notwendigkeit von Informationen die die Grundlage f r die Formulierung von neuen Hypothesen ber die Fehlerursache bilden Zum anderen fragt der Anwender die Entwickler nach weite
65. es sich meist um 26 Vgl zur folgenden Unterscheidung auch Grassmuck 2002 237 27 Hierunter verstehen wir eine mehrere Monate w hrende Beteiligung 28 BEGRIFFLICHE KLARUNGEN Unternehmen also Organisationen die eine Sammlung von freier Software zusammenstellen und vertreiben Im Vergleich zu Software unternehmen die propriet re selbstentwickelte Software verkaufen er geben sich aus den unterschiedlichen Lizenzbedingungen denen die Software jeweils unterliegt verschiedene Gesch ftsmodelle W hrend das Gesch ftsmodell von Unternehmen die propriet re Software ver treiben auf dem Verkauf von Urheberrechten basiert gegen die Zahlung einer Lizenzgeb hr werden dem Lizenznehmer bestimmte Formen der Nutzung einger umt lassen freie Softwarelizenzen dies gerade nicht zu Im Unterschied zu klassischen Softwareunternehmen oder Softwareh u sern verf gen Distributoren nicht ber exklusive Verf gungsrechte die durch einen Vertrag bertragen werden k nnten Das Gesch ftsmodell von Distributoren gr ndet sich daher auf mit der Software verkn pfte Dienstleistungen wie der Zusammenstellung und Verbringung der Software auf CD ROM Dokumentationen Installations sowie Anwen dungssupport und anderes Die T tigkeit der Distributoren beschr nkt sich jedoch nicht wie die bisherige Beschreibung nahelegen k nnte auf den Vertrieb von freier Software Sie beteiligen sich auch an der Entwicklung indem sie ent
66. f r s mtliche Kooperationspartner Gewinne in Aus sicht stehen also eine win win Situation vorliegt Fortgesetzte Kooperation zwischen denselben Akteuren ber mehre re Innovationsprojekte hinweg birgt allerdings noch ein weiteres Risiko das Risiko auf der Grundlage vergangener Erfolge weitere Innovations projekte voranzutreiben und damit die Chance zu verpassen neue Trends mit zu initiieren oder auftauchende Trends fr hzeitig zu adaptie ren dies 1997 60 Es besteht also im Fall von langanhaltenden Koope rationen das Risiko den Optionsraum von weiteren Innovationen auf grund von positiven Erfahrungen mit dem Kooperationspartner zu eng zu fassen und sich damit in die Gefangenschaft einer technologischen Pfadabh ngigkeit zu begeben Diesem Risiko ist vermutlich nur zu be gegnen indem wechselnde Kooperationen mit unterschiedlichen Part nern gesucht und aufgenommen werden auch wenn sich hier die Kosten f r Vertrauensvorleistungen und die Risiken einer Vertrauensentt u schung mit der Anzahl der Kooperationspartner multiplizieren 62 Teil 1 Die Genese des Entwicklungsnetzwerks In der Literatur zur freien Softwareentwicklung werden vorrangig Fra gen zur Funktionsweise der Entwicklung von Software gestellt wie zum Beispiel die nach dem Zustandekommen von Beitr gen dem Einflu un terschiedlicher Akteure Unternehmen Anwender Entwickler und nach konomischen Erfolgsrezepten die dann m glicherweise auf den Be
67. gewissen Rahmen als variabel auf und geht davon aus da jeweils unterschiedliche M glichkeiten existieren ein 10 Die Gegenposition wurde in der Informatik von Frederic P Brooks vertre ten der die Teilbarkeit der Aufgabe als gegeben und nicht von der Struk turierung der Aufgabe abh ngig ansah vgl Brooks 1995 18 ff Siehe zur Rekonstruktion der Diskussion auch Narduzzo Rossi 2003 8 158 PROJEKTBEGINN System in Bestandteile zu untergliedern Hieran schlie t er Uberlegun gen an welches die g nstigste M glichkeit einer Zerlegung sei und ent wickelt das Kriterium Information hiding Eine Zerlegung ist demnach dann optimal wenn die zerlegten Komponenten so wenig wie m glich ber ihre innere Funktionsweise jedoch so viel wie zu ihrer Benutzung n tig an Informationen preisgebe ebd 1056 Das Kriterium einer ge lungenen Modularisierung ist dann erf llt wenn die Frage der Funkti onsweise des Moduls m glichst stark von der Frage der Integration des Moduls in das Gesamtsystem getrennt wird Diese Konzeption von Modularisierung ist mittlerweile zum Stan dardrepertoire des Software Engineering geworden und findet sich in nahezu s mtlichen Lehr und Handb chern wieder Beispielhaft hierf r seien Pagel und Six 1994 157 zitiert die das Prinzip Information hi ding wie folgt paraphrasieren Wichtig f r die Benutzung einer Kom ponente ist was diese im System leistet und auf welche Weise die Kom p
68. gung von Interessen der Werk sch pfer gegen ber denen der nutzer Diese u erst sich darin da die 16 Vgl hierzu auch Raymond 1999 100 Torvalds Diamond 2001 Wie wir noch sehen werden bildet das intrinsische Interesse ein wesentliches Mo tiv f r eine Beteiligung an der freien Softwareentwicklung 17 Vgl auch hierzu Raymond 1999 Der gesamte Aufsatz The Magic Caul dron behandelt nichts anderes als unterschiedliche Modelle mit denen sich mit der Entwicklung von freier Software und damit verkn pften Dienstleistungen Ressourcen mobilisieren lassen ebd 156 ff 77 PRODUKTIVE ANARCHIE Monopolisierung der Nutzungsrechte der einen Theorie nach als Mittel des Ausgleichs zwischen den Interessen unterschiedlicher Parteien be trachtet wird w hrend dies in der anderen Theorie und der damit ver bundenen Gerechtigkeitsvorstellung eine einseitige Privilegierung dar stellt Konsequenzen f r die Entwicklung freier Software In diesem Abschnitt wollen wir nun der Frage nachgehen welche Fol gen freie Softwarelizenzen haben und welche strukturbildenden Konse quenzen sie nach sich ziehen Damit ist ihre regulative Dimension ange sprochen die wir in zwei Richtungen entfalten wollen Zum einen in Richtung der Allokation von Software zum anderen in Hinblick auf die Produktion In bezug auf die Allokation werden wir argumentieren da freie Softwarelizenzen Computerprogramme faktisch zu einem Kollek tivgut ma
69. h ufigeren sukzessiv inkrementellen Verbesserungen deren Charakteristikum ist da sie an vorangegangene Entwicklungen und Erfahrungen mit Technik anschlie en und daher nicht als technische Revolutionen sondern als evolution rer Proze im Sinne einer technologischen Konvergenz aufzufassen sind Asdonk Bre deweg Kowol 1994 69 In ihrem zeitlichen Ablauf ist die Technikent wicklung innerhalb von Innovationsnetzwerken nicht gekennzeichnet durch ein Nacheinander von Invention Innovation und Implementation in dem ein Anbieter ein Produkt bis zur Marktreife entwickelt sondern durch rekursive R ckkopplungen zwischen den beteiligten Akteuren die es nicht erlauben den Gesamtproze in unterschiedliche Phasen zu zer legen Asdonk Bredeweg Kowol 1991 291 Um die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Akteuren be schreiben zu k nnen unterscheiden die Vertreter des Konzepts zwischen Herstellern und Anwender die unterschiedlichen Kontexten eben Her stellungs und Anwendungskontexten entstammen Hersteller sind Un ternehmen die eine technische Innovation umsetzen w hrend Anwen der Akteure darstellen die neue Techniken erproben und nutzen Unter schieden werden weiter zwei grundlegende Typen von Rationalit t Dies ist einerseits die empirisch praktische Rationalit t worunter vortheore tisches h ufig nicht expliziertes Erfahrungswissen betrieblicher Prakti ker im Umgang mit technischen Artefakten verstanden wird und die the
70. im Bereich der propriet ren sondern auch im Bereich der freien Soft wareentwicklung in Distanz zu anderen Entwicklern und Anwendern statt werden die Entwickler durch die Innovation der offenen Program mierprojekte mit ihren Mailinglisten und Newsgroups nun ffentlich sichtbar und f r jedermann erreichbar Mit dieser Neuerung wird das in freien Softwarelizenzen wie der GNU GPL angelegte Potential der Of fenheit erst realisiert W hrend Lizenzen das Recht zur Modifikation des Quellcodes generalisieren schafft die Innovation der offenen Program mierprojekte die Voraussetzung da der Ort der Entwicklung nun auch f r s mtliche interessierte Personen erreichbar wird Freie Softwareentwicklung und Reputation Mit der Analyse der Diskussion zwischen Tanenbaum und Torvalds ha ben wir die Innovation offener Programmierprojekte mit dessen we sentlichen Merkmalen im Unterschied zu den normativen Vorgaben des Software Engineering herausgearbeitet Die Bestimmung der Innovation war dabei bislang weitgehend negativ Wir haben gesehen da das hier archische Modell der Projektsteuerung abgelehnt wird weitgehend un bestimmt geblieben ist dagegen was an diese Stelle tritt In diesem Ab schnitt wollen wir nun zeigen da in der freien Softwareentwicklung ein normativer Orientierungshorizont von Bedeutung ist der in einem ande ren sozialen Bereich der Wissenschaft gut bekannt ist In beiden so zialen Strukturen stellen ein Et
71. in dem er den Zusammenhang zwischen den Anforderungen der Projektstruktur und der Struktur des Quellcodes f r das Linux Projekt beschreibt With the Linux kernel it became clear very quickly that we want to have a system which is as modular as possible The open source development model really requires this because otherwise you can t easily have people working in parallel It s too painful when you have people working on the same part of the kernel and they clash Without modularity I would have to check every file that changed which would be a lot to make sure nothing was changed that would effect anything else With modularity when someone sends me patches to do a new filesystem and I don t necessarily trust the patches per se I can still trust the fact that if nobody s using this filesystem it s not going to im pact anything else Torvalds 1999 108 Deutlich kommt hier zum Ausdruck daB die Notwendigkeit einer sach lichen Strukturierung des Quellcodes aus den sozialen Anforderungen 8 Moderne objektorientierte Programmiersprachen sorgen per se fiir eine Strukturierung des Programms in unterschiedliche Module Garzarelli 2002 5 Bonaccorsi Rossi 2003 1247 Bekannte Beispiele aus dem Be reich der freien Software bilden neben dem Linux Betriebssystem vgl http www oreilly de german freebooks linuxdrive2ger anintro html der Apache Webserver vgl hierzu Apache The Definite Guide http www hk8 org old_web l
72. kommen hnliches gilt f r die Personalisierung Je st rker Lob und Dank an ein Kollektiv adressiert wird in einem um so geringeren Ma e f hlt sich ein individueller Entwickler davon angesprochen und im Ge genzug aufgefordert die W nsche von Anwendern zu Entwicklungszie len zu erheben In diesen Kontext reiht sich auch der oben beschriebene wenig rational anmutende Umgang mit der Wishlist ein Die Zur ck haltung bei der L schung von W nschen resultiert aus dem durch den Gabentausch erzeugten Commitment der Entwickler gegen ber den Anwendern das allerdings nicht als zwingend genug empfunden wird als da es zur Erwiderung der Gabe Anerkennung durch Funktionali t t kommt Abschlie end wollen wir in einem letzten Punkt darauf verweisen da der Einflu von Benutzern auf Zielsetzungen nicht ausschlie lich positive Effekte haben mu Entgegen der naiven Vorstellung der Ein flu f hre zu einem h heren Ma an Anpassung und Benutzerfreund lichkeit finden sich in unseren Interviews auch Anhaltspunkte daf r da dieser auch seine Kosten hat Ganz h ufig ist es so da sehr n tzliche Programme irgendwann sehr unn tz werden einfach deswe gen weil die Programmierer nie nein sagen konnten und die Dinge dann irgendwann zu eierlegenden Wollmilchs uen werden D 8 Pro blematisch kann Anwendereinflu sein wenn er zu berfrachtung des 19 Auf der KMail Mailingliste zeigte sich dies in
73. kompetenten Peers nicht zwangsl ufig vorzuziehen ist 184 Bugreports und Fehlerbeseitigung Ein vielfach mit freier Software in Verbindung gebrachtes Merkmal ist Stabilit t also die Robustheit des Programms in Anwendungssituatio nen und das Ausbleiben von fehlerhaften Reaktionen wie Abst rzen Wie ist diese Qualit t zu erkl ren und welche Faktoren sind daf r ver antwortlich Die Standarderkl rung gegen die wir uns im folgenden Kapitel abgrenzen wollen da wir sie f r vereinfachend halten lautet wie folgt Given a large enough beta tester and co developer base almost every problem will be characterized quickly and the fix obvious to so meone Raymond 1999 41 Dieser Erkl rung nach f hrt die Anwen dung der Software durch eine gro e Anzahl von Personen dazu da Programmierfehler schnell aufgefunden und rasch beseitigt werden Voraussetzung bildet die Offenheit des Quellcodes der aufgrund dieser Eigenschaft evaluiert und korrigiert wird So richtig diese Erkl rung ist so sehr unterschl gt sie die im Zuge des Prozesses von den Akteuren zu l senden Probleme und greift daher an entscheidenden Stellen aus sozio logischer Perspektive zu kurz Die Erkl rung unterstellt die eindeutige 1 Die Zuschreibung dieses Merkmals findet sich nicht nur in der Fachpresse vgl z B http www computerwoche de index cfm pageid 256 amp artid 33710 amp type detail amp category 67 sondern auch in Umfrageuntersuchun g
74. konkurrierenden Entwicklungsziels sichtlich wenig begeistert f hrt er aus Hmm I think changing the default by itself without making that configur able does make the most sense Please have a look at knode for what I mean 5 Newsreader f r die Benutzeroberfl che KDE siehe auch die Webseite des Projekts http knode source forge net whatis php 168 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN nsmail and outlook express do the same as pretty every mail client around What I want to have it to look like this column1 Foldername columne2 number of unread mails column 3 number of total mails in folder That s the precise look KD 6 2001 0530 11 35 09 In diesem Abschnitt findet sich erneut ein Verweis auf andere Program me in denen die Spalten so implementiert sind wie von KD 6 in der vo rangegangenen E Mail vorgeschlagen Es wird hier sehr deutlich da er durch andere Programme dazu inspiriert wurde dieses Entwicklungsziel vorzuschlagen so da es sich um eine imitative Innovation also dem horizontalen Ideentransfer von einem Programm zu einem anderen han delt Nachgeahmt werden soll dabei nicht eine bestimmte Funktionalit t sondern die Gestaltung der grafischen Benutzeroberfl che und den Zugriff auf die Funktionalit t des Programms im Sinne eines Look and Feel Auch hier dauert es wiederum nur wenige Minuten bis KD 9 auf diese Replik antwortet Der oben beschriebene Eindruck da die Ent wickler be
75. kurrenten gelangen der Anwender m chte da seine Innovationsaktivi t ten gesch tzt werden Kowol Krohn 1997 46 Die Entscheidungsop tionen von Vertrauen und Mi trauen werden bei der Konstitution von Innovationsnetzwerken durch einen einseitigen Vertrauensvorschu asymmetrisiert Einer der Akteure gew hrt eine Vorleistung gibt bei spielsweise einen Teil der sensiblen Informationen an den Kooperati onspartner weiter und setzt sich damit dem Risiko der Vertrauensentt u schung aus Dieser hat nun die M glichkeit zu einem opportunistischen kurzfristig nutzenmaximierenden Verhalten kann aber den Vertrauens vorschu auch nutzen um seinerseits Vertrauen zu gew hren Dadurch kann eine Spirale wechselseitigen Vertrauens in Gang gesetzt werden die eine Voraussetzung f r das Entstehen von rekursiven R ckkopp lungsprozessen bildet Kowol Krohn 2000 139 Abgesichert werden die Vertrauensbeziehungen durch Kontrakte in denen die zentralen technischen und konomischen Parameter festgelegt und zu einer technischen Option verdichtet werden Kowol Krohn 1997 49 Die Kontrakte bieten den Partnern einen nur begrenzten Schutz ge gen ber dem Scheitern der Kooperation verringern zwar die Wahr scheinlichkeit von opportunistischem Verhalten bilden jedoch kein funktionales quivalent f r Vertrauen in die Integrit t des Kooperati onspartners Die informelle vertrauensbasierte Weitergabe von Informa tionen ist meist nicht Gegenstand de
76. lisierung beruht Entscheidend in bezug auf technische Innovationen ist nun da diese eben keine blo e Umsetzung des Stands der Technik be ziehungsweise der j ngsten ingenieurwissenschaftlichen Kenntnisse dar stellen sondern ihre Entwicklung sowohl auf empirisch praktischen als auch auf theoretisch wissenschaftlichen Wissen basiert Innovations netzwerke bilden nun den Ort an dem diese beiden Formen von Ratio nalit t aufeinandertreffen und in wechselseitigen Lernprozessen neues innovationsrelevantes Wissen generiert wird Die Spezifikation der Zweckvorstellungen die in technischen Artefakten ein gehen erfolgt in einem experimentell angelegten Theorie Praxis Verh ltnis Sukzessiv werden die zu technisierenden Handlungsabl ufe re konstruiert indem die fertigungstechnischen Probleme aufgesp rt und vor dem Horizont technischen Wissens definiert werden Diese Suchvorg nge k nnen zwar in einem gewissen Umfang theoretisch angeleitet sein sie stellen aber auf empi risch praktische Gegebenheiten ab und sind daher durch theoretische oder technologische Vorabdefinitionen nicht allein bestimmbar Asdonk Brede weg Kowol 1991 292 Die Beziehungen zwischen Vertretern unterschiedlicher Rationalit ten werden nun als Rekursionen bezeichnet also als Prozesse in denen aus Outputs Inputs erzeugt werden die wiederum zu Outputs verarbeitet werden praktische T tigkeit bei der Erfahrungswissen anf llt wie die Laborstudi en vo
77. modify your copy or cop ies of the Program or any portion of it thus forming a work based on the Pro gram and copy and distribute such modifications or work under the terms of Section 1 Die Besonderheit dieser Softwarelizenz liegt nicht nur in der gro z gi gen Gew hrung von Nutzungsrechten sondern in der einzigen Ein schr nkung welche die Lizenz vornimmt Mit der sogenannten Repeti tionsklausel wird die Ver nderung der Lizenzbedingungen f r s mtliche modifizierte und nicht modifizierte Kopien des Programms untersagt ein Charakteristikum das copyleft Software von Public Domain Software unterscheidet Im Fall des letztgenannten Typus ist es m g lich die Lizenzbedingungen hinzuzuf gen und damit die Nutzungsrech te von k nftigen Programmempf ngern zu beschneiden Demgegen ber sorgt das in der GNU GPL ausgesprochene Verbot der Ver nderung von Lizenzbedingungen daf r da s mtliche Empf nger des Programms und dessen Weiterentwicklungen dieselben gro z gigen Nutzungs rechte erhalten wie der Empf nger des urspr nglichen Programms Ne ben der GNU GPL existieren im Bereich freier Software weitere freie Softwarelizenzen Beispiele sind die Lesser General Public License LGPL die Berkeley Software Distribution License BSD License die modified BSD License die Apache License die Mozilla Public License MPL die Netscape Public License NPL und die Qt Public License QPL 23 GNU General Publi
78. nicht den Anschein zu erwecken als lege man Wert auf eine R ckgabe Man verbrennt ganze Kisten mit Kerzenfischen candle fish oder Walfisch l H user und Tausende von Wolldecken man zerbricht die wertvollsten Kupferplatten oder wirft sie ins Wasser um einen Rivalen auszustechen flach zu machen Mauss 1975 65 67 Von diesem Ph nomen ausgehend interpretiert Mauss den Potlasch nicht nur als ein soziales Ereignis das der Ern hrung Versorgung und Absi cherung dient sondern als totale soziale Institution die distinktionsstif tend wirkt und zu einer Rangordnung f hrt Durch Verteilung von G tern einer besonderen Gro z gigkeit und Selbstlosigkeit im Zuge des Potlasch sowie durch die demonstrative Verachtung von Besitz die in der Zerst rung von G tern zum Ausdruck kommt wird ein Platz in der Hierarchie unter den H uptlingen und St mmen erworben Die Dynamik der wechselseitigen berbietung und das eskalierende Moment des Pot lasch ist allerdings nur zu verstehen wenn man sich mit Mauss f r die institutionalisierten normativen Erwartungen interessiert die die ele mentaren Bestandteile der Gaben konomie bilden Eine erste Norm bil det die Verpflichtung zur Gabe Mauss argumentiert hier Gaben seien nur einer Au enbetrachtung nach freiwillig m ten faktisch aber auf grund normativer Verhaltenserwartungen gegeben werden ebd 12 Die zweite Norm stellt die Verpflichtung zur Annahme dar ebd 27 w h ren
79. oder eines Anwenders der sich an der Diskussion auf der Mailingliste beteiligt zu einer niedrigen Relevanz des Einver nehmens f hrt ber Dissens bez glich von Entwicklungszielen mit Per sonen die ber geringe Reputation verf gen kann sofern Personen mit hoher Reputation Einvernehmen signalisieren hinweggegangen werden 173 PRODUKTIVE ANARCHIE wahrend dies im Fall von Personen von hoher Reputation nicht denkbar ist Kurz Reputation f hrt dazu im Zuge von Entscheidungsprozessen ber Ziele zu einem relevanten Anderen zu werden Entscheidungsschw che von freien Softwareentwicklungsprojekten Im Vergleich zur Hierarchie bei der Entscheidungskompetenzen klar verteilt sind und das Entscheiden rangh herer Personen qua ihrer Positi on f r rangniedrigere Personen bindenden Charakter hat verf gen offe ne Programmierprojekte ber einen schwachen Modus der Entschei dungsfindung Es ist denkbar da Kontroversen ber Zielsetzungen nicht vermittels des Austauschs von Argumenten zu l sen sind und Ein vernehmlichkeit ausbleibt Naheliegend w re es demnach von einer Entscheidungsschw che freier Softwareentwicklungsprojekte auszuge hen die offensichtlich wird sobald Argumentation scheitert der Kom promi Konfigurationsoption abgelehnt wird und eine Blockade der weiteren Entwicklung eintritt Solche Situationen sind nun allerdings recht selten da sich in offenen Programmierprojekten zwei Faktoren finden
80. reich der propriet ren Entwicklung bertragen werden k nnten Zu kurz kommt bei all dem bislang die Entstehung dieser Form der Software entwicklung Sie wird als quasi naturgegeben hingenommen nicht wei ter problematisiert und hinterfragt Diese L cke wollen wir in diesem Teil mit dem folgenden Aus gangspunkt schlie en Wir halten das Entstehen eines sozialen Netz werks das Software entwickelt diese Anwendern ohne direkte Gegen leistung berl t und es dar ber hinausgehend jedem erlaubt sich bei Interesse an der Entwicklung zu beteiligen f r hochgradig erkl rungs bed rftig Um es anders zu formulieren Die freie Softwareentwicklung mit ihrer offenen von jedermann erreichbaren Projektstruktur die dann von externen Beobachtern als un bersichtlich ungeordnet oder chao tisch beschrieben wird kontrastiert auff llig mit dem uns vertrauteren Bild einer Technikentwicklung die sich hinter verschlossenen T ren in FuE Abteilungen abspielt Wie ist das Entstehen also zu erkl ren In diesem Kapitel werden wir zeigen da die Genese des Netzwerks freier Softwareentwicklung auf zwei Faktoren zur ckzuf hren ist a auf die rechtliche Innovation freier Softwarelizenzen und b auf die organisato rische Innovation der offenen Programmierarbeit 63 PRODUKTIVE ANARCHIE Die These die wir entwickeln wollen lautet daB diese Innovationen strukturbildende Entwicklungen darstellen aus denen die grundlegenden und zentralen Eige
81. senz davon ausgegangen werden kann da hier s mtliche Entwickler Pr ferenzen besitzen W hrend ein Teil der Reaktionen anderer Entwickler Nachfragen darstellen die dann Erl uterungen Explikationen und Pr zisierungen der Zielsetzungen von KD 6 nach sich ziehen f hrt insbesondere der Vorschlag c die Implementation weiterer Spalten zu einer Kontro verse So kommentiert ein Entwickler diesen Vorschlag wie folgt I think you should be able to turn that off though I don t think it s possible with the kmail version from kde 2 1 1 to delete columns but I think that would really be a good idea You could then add as much columns as you want with out doing something wrong You d have to talk about the default setting though KD 9 20012 05 30 10 49 42 Der Entwickler KD 9 greift die berlegungen zur Ver nderung des GUI auf allerdings um nun seinerseits einen alternativen Vorschlag zu ent werfen Er m chte Konfigurationsm glichkeiten einrichten so da der Anwender selbst entscheiden kann welche Spalten angezeigt werden KD 9 orientiert sich damit nicht wie KD 6 im urspr nglichen Vor schlag am Kriterium einer einfachen Verwendbarkeit des Programms f r neue Anwender und eines leichten Zugriffs auf die Funktionalit t sondern an dem der Handlungsfreiheit des Benutzers An diese Umdefi nition des Entwicklungsziels anschlie end k mpft der Entwickler KD 6 um seine urspr ngliche Idee vom Auftauchen eines
82. sich unmittelbar in den normativen Erwartungen 26 Im Sinne des Konzepts der Innovationsnetzwerke Vgl hierzu Asdonk Bredeweg Kowol 1991 1994 203 PRODUKTIVE ANARCHIE die Entwickler an die Fehlerberichte der Anwender stellen In ihnen sol len die Informationen ber die Bedingungen des Auftretens von Bugs m glichst vollst ndig und ersch pfend dargestellt werden um ein weite res ph nomenerkundendes Experimentieren zu erm glichen Bei der Er probung der Software handelt es sich zusammenfassend gesprochen um ein Realexperiment mit stark explorativem Charakter da in der Regel keine Annahmen dar ber existieren ob Fehler vorhanden sind und wie sich diese in der Anwendung u ern Zweitens werden die gewonnenen Experimentaldaten das Wissen ber Bugs vom Anwendungskontext in den Entwicklungskontext mit tels Bug Track System oder Entwickler Mailingliste transferiert und zur Konstruktion weiterer ph nomenerkundender Experimente eingesetzt Dabei handelt es sich dann nicht mehr um Realexperimente da die Kon texte die eine Reproduktion des Fehlers st ren k nnten nach M glich keit ausgeschaltet werden sondern um eine Form die sich von den Rahmenbedingungen her in der Tendenz dem Laborexperiment ann hert Wie wir gesehen haben kann die Experimentiert tigkeit vom Ent wicklerkontext wiederum in den Anwendungskontext zur ckverlagert werden sofern fehlerverursachende Faktoren nur ausschlie lich dort vermutet wer
83. software system called GNU for Gnu s Not Unix and give it away free to 1 Daneben finden sich auch Kompromi Bezeichnungen wie das etwas um st ndliche Free Open Source Software Narduzzo Rossi 2003 oder das noch weniger elegante Free Libre Open Source Software Wichmann 2002 Ghosh Robles Glott 2002 2 Das GNU Projekt Rekursives Akronym f r GNU is not Unix wurde mit der oben zitierten Ank ndigung ins Leben gerufen Der Gr nder Stallman verfolgte und verfolgt mit dem Projekt weitreichende gesellschaftspoliti schen Zielsetzungen die uns weiter unten noch ausf hrlicher besch ftigen werden 17 PRODUKTIVE ANARCHIE everyone who can use it Contributions of time money programs and equip ment are greatly needed In dieser Ank ndigung wird die Absicht erkl rt ein Betriebssystem zu entwickelt da von jedermann benutzt werden kann Das Charakteristi kum frei steht hier also f r das Recht zur Benutzung der Software wo bei allerdings offen bleibt ob damit eher die Kostenlosigkeit der Benut zung oder die vom Autoren gegen ber dem Nutzer freiz gig einger um ten Rechte betont werden sollen Diese Uneindeutigkeit der englischen Bezeichnung wird von Stallman sp ter gekl rt In seinem prominenten Ausspruch Free software is a matter of liberty not price To under stand the concept you should think of free as in free speech not as in free beer macht der Autor deutlich da er Wer
84. sozialen Strukturen in denen sich die Ent wicklung von freier Software vollzieht Im Zentrum des Interesses steht dabei die Frage wie die Entwicklung von freier Software organisiert ist oder pr ziser formuliert welche soziale Bedingungen und Mechanis men die Entwicklung von freier Software erm glichen Ein wichtiger Aspekt der Beobachtung liegt dabei auf dem Zusammenhang zwischen den sozialen Strukturen einerseits und der Technikgestaltung anderer seits Damit ist die Frage nach der Folgenhaftigkeit der sozialen Struk turen auf die Formung und Gestaltung von Technik angesprochen 45 PRODUKTIVE ANARCHIE Dieses allgemeine der Untersuchung bergeordnete Erkenntnisinteresse l t sich durch zwei leitende Fragekomplexe n her spezifizieren Erstens ist die Existenz des Netzwerks freier Softwareentwicklung welches sich in freie Softwareprojekte mit den oben weiter ausgef hrten Eigenschaften von Nichtexklusivit t der Teilnehmerschaft Polyzentrizi t t und digitaler Medienbasiertheit untergliedert erkl rungsbed rftig Damit ist die Frage nach dem Entstehen des Entwicklungsnetzwerks aufgeworfen Die erste untersuchungsleitende Frage lautet daher Wie l t sich das Entstehen der sozialen Strukturen in denen sich die Entwicklung von freier Software vollzieht erkl ren und welche Bedin gungen haben hierauf Einflu genommen Zweitens wird in der Literatur angenommen die Entwicklung von Technik sei auf Organisationen angewi
85. von Risiken die ihre Ur spr nge in turbulenten M rkten haben Exemplarisch tritt diese in der folgenden Passage hervor Neben der von Williamson ins Auge gefa ten effizienten Transaktions kostenminimierung sind es im Kontext der Innovationsprozesse besonders die technologiestrategischen Vorteile und der Know how Transfer Informations austausch Lernprozesse die zur Zusammenarbeit von Herstellern und Ver wendern f hren Technologiestrategische berlegungen die in einem gewissen Gegensatz zur Effizienz stehen k nnen spielen hier eine wichtigere Rolle als die Minimierung von Transaktionskosten Im Vordergrund der Ana lyse von Innovationsprozessen steht deshalb nicht die konomische Bewer tung der Informationsaustauschprozesse f r die Williamson sich interessiert sondern die Informationsaustauschprozesse sind hier in ihrer Bedeutung f r die Reduktion technologischer Unsicherheit und Marktintransparenz relevant Kowol 1998 90 Mit der Ber cksichtigung einer anderen Form von Kooperationsgewin nen werden die handlungstheoretischen Annahmen bez glich der Akteu re nun aber nicht verworfen sondern eher bernommen Die Konstituti on von Innovationsnetzwerken basiert auf einem bestimmten Typus von Nutzen nach dessen Realisierung die Akteure streben und wegen dem die Akteure kooperieren Die Kosten Nutzen Rechnung wird durch das Konzept der Innovationsnetzwerke erweitert um die Position innovati onsrelevantes Wi
86. 1999 Die Verfassung der Allmende T bingen Mohr Paccagnella L 1997 Getting the Seats of Your Pants Dirty Strategies for Ethnographic Research on Virtual Communities In Journal of Computer Mediated Communication 3 1 Pagel B V Six H W 1994 Software Engineering Band 1 Die Pha sen der Softwareentwicklung Bonn u a O Addison Wesley Pahud E 2000 Die Sozialbindung des Urheberrechts Universitat Z rich Dissertation Parnas D L 1972 On the Criteria To Be Used in Decomposing Sys tems into Modules In Communications ofthe ACM 15 12 Paschen H Petermann T 1991 Technikfolgen Absch tzung Ein strategisches Rahmenkonzept f r die Analyse und Bewertung von Technik In T Petermann Hrsg Technikfolgen Absch tzung als Technikforschung und Politikberatung Frankfurt u a O Campus Perrow C 1984 Normal Accidents Living with High Risk Technolo gies New York Basic Books 241 PRODUKTIVE ANARCHIE Peuchert E Scheer G 2003 Soziologische Theorie In B Schafers Hrsg Grundbegriffe der Soziologie Opladen Leske Budrich Pinch T 1998 Theoretical Approaches to Science Technology and Social Change Recent Developments In Southeast Asian Journal of Social Science 26 1 Pinch T Bijker W E 1984 The social construction of facts and arte facts or How the Sociology of Science and the Sociology of Tech nology might Benefit Each Other In Social Studies of Science 14 1 Pinch T
87. 20 Eine Beantwortung der Frage nach dem Stellenwert des Motivationsmit tels Geld w rde eine systematische Analyse der Besch ftigungsverh lt nisse von bezahlten Entwicklern voraussetzen die den Rahmen der vorlie genden Arbeit sprengt 21 Gemeint ist hier das Engagement des Programmierers f r die Entwicklung von freier Software generell 139 PRODUKTIVE ANARCHIE Alternative Erklarungen und ihre Probleme Nachdem wir im vorangegangenen Abschnitt die Gr nde f r eine Betei ligung herausgearbeitet haben wollen wir uns mit den in der Literatur vertretenen Erkl rungen des Ph nomens besch ftigen Einflu reich und richtungsweisend f r die Erkl rung der Beteiligung an freien Software entwicklungsprojekten hat das Working Paper The Simple Economics Of Open Source von Lerner Tirole 2000 gewirkt Als erkl rungsbe d rftig wird hier die Frage pr sentiert weswegen Entwickler freiwillig zur Produktion eines ffentlichen Guts beitragen wobei die Autoren ei ne Erkl rung basierend auf altruistischen Motiven ausschlie en ebd 2 Nach dieser Zuspitzung referieren die Autoren die Standardannahme der Kollektivg ter konomie nach der ein rationaler Akteur sich nur dann an der Bereitstellung eines Kollektivguts beteiligt sofern das Ko sten Nutzen Verh ltnis positiv sei A programmer participates in a pro ject whether commercial or open source only if he derives a net benefit broadly defined from engaging in the
88. 27 Sept 1983 Als On line Dokument http www gnu org gnu initial announcement html Stallman R S 1985 The GNU Manifesto Als Online Dokument http www gnu org gnu manifesto html Stallman R S 1992 Why Software Should Be Free Als Online Dokument http www gnu org philosophy shouldbefree html Stallman R S 1994 Why Software Should Not Have Owners Als On line Dokument http www gnu org philosophy why free html Stallman R S 1999 The GNU Operating System and the Free Soft ware Movement In C DiBona S Ockman M Stone Hrsg Open Source Voices from the Open Sopurce Revolution Bejing u a O O Reilly Stallman R S 2000 Freedom Or Copyright Als Online Dokument http www gnu org philosophy freedom or copyright html Stallman R S 2002 Free Software Free Society Selected essays of Richard M Stallman Boston GNU Press Steinle F 1998 Exploratives vs theoriebestimmtes Experimentieren Amperes erste Arbeiten zum Elektromagnetismus In M Heidelber ger F Steinle F Hrsg Experimental Essays Versuche zum Ex periment Baden Baden Nomos Storer N W 1972 Das soziale System der Wissenschaft In P Wein gart Hrsg Wissenschaftssoziologie I Frankfurt Fischer Strasser H Vosswinkel S 1997 Vertrauen im gesellschaftlichen Wandel In M Schweer Hrsg Interpersonales Vertrauen Theori en und empirische Befunde Opladen Westdeutscher Verlag Suhr R Suhr R 1993 Sof
89. 4 406 Die Technikgeneseforschung m chte demnach den Anspruch auf eine ge sellschaftlich gepr gte Technik einl sen der im Zusammenhang des Verst ndnisses von Technik als sozialen Proze immer wieder erhoben wird Rammert 1994 15 Dabei wird angenommen da die Entwick lung von Technik eine soziale Bet tigung darstellt die durch eine Viel zahl von Faktoren beeinflu t wird Das Ziel der Technikgenesefor schung besteht nun darin den bis dato als black box behandelten Pro ze zu untersuchen und die sozialen Faktoren zu ermitteln und zu analy sieren die f r eine Gestaltung der Technik verantwortlich sind In Ab grenzung zu den unterschiedlichen Formen des technischen Determi nismus wird von einer prinzipiellen Verlaufsoffenheit und Gestaltbarkeit ausgegangen Zweck Mittel Zusammenh nge werden demnach nicht entdeckt und in einer bestm glichen eventuell noch zu optimierenden Form vergegenst ndlicht sondern stellen vielmehr Ergebnis sozialer Konstruktionsarbeit dar Im Unterschied zu eindimensionalen Erkl rungsmodellen wird da von ausgegangen die technische Entwicklung sei nicht durch eine do minante Strukturlogik bestimmt sondern durchlaufe unterschiedliche gesellschaftliche Teilbereiche Rammert 1993 162 wobei eine Viel zahl von heterogenen Akteuren oder Akteursgruppen auf den Proze Einflu nehmen Bijker Pinch 1984 414 Damit sind zwei unterschied liche Erkl rungsebenen angesprochen auf dene
90. 60 Projektes ver nderte sich die Perspektive auf Softwareentwicklung Programme wurden sp testens ab diesem Zeitpunkt als wirkm chtig wahrgenommen konnten sie doch Weltraummissionen scheitern lassen die Existenz gro er Unternehmen gef hrden oder Menschenleben aufs Spiel setzen Gleichzeitig galten sie als komplex wodurch deren Entwicklung prek r erschien Innerhalb des Prozesses drohte permanent die Gefahr Fehler zu machen die dann un entdeckt in den Systemen verblieben Vor dem Hintergrund dieser Per spektive auf Software erwies sich das Leitbild des Handwerkers Bast lers oder K nstlers als unangemessen Die Bew ltigung eines Problems diesen Zuschnitts kann nicht er sondern nur ein Ingenieur leisten der ber das entsprechende systematische Wissen zur Probleml sung ver f gt Die obige Inspektion der Toolbox des Software Ingenieurs offen bart uns nun den Charakter der Verwissenschaftlichung Zur Anwen dung sollen die oben dargestellten Modelle kommen die sich aus ein zelnen Verhaltens Regeln zusammensetzen deren Einhaltung ber pr f und me bar ist und die mittels systematisch wissenschaftlichen Wissens auf das Erreichen praktischer Resultate zielen Es handelte sich bei dieser Form der Verwissenschaftlichung also um eine Anwendung 9 Ziel der Mariner 1 Mission 1962 bildete die Erkundung der Venus Das Raumfahrzeug mu te allerdings bereits vier Minuten nach dem Start zer st rt werden da es aufgrund eine
91. 8 betont hingegen den Stellenwert von Leitbildern also Visionen oder Ideen von denen sie annehmen sie tra gen zu einer Koordination des Handelns von Akteuren auf ein Ziel hin bei das sich w hrend dessen Verfolgung zunehmend konkretisiert Daneben finden sich quasi in einer intermedi ren Position zwischen Faktoren auf der Mikro und Makroebene Konzepte die nach Kon struktionstraditionen fragen z B Knie 1989 und deren Urspr nge in den Professionen verorten Trotz der Buntscheckigkeit der ins Spiel gebrachten Erkl rungsfak toren ist es berraschend da s mtliche Konzepte ausnahmslos vom konkreten Akteurshandeln abstrahieren und die gestaltenden Kr fte na hezu berall nur nicht im praktischen Konstruktionsproze selbst su chen Zugespitzt Die Praxis der Technikentwicklung spielt in der Tech nikgeneseforschung als gestalterkl render Faktor keine Rolle Vor die sem Hintergrund tritt der innovative Aspekt unseres Gegenstands deut lich hervor Diese Eigenschaft Modularit t des Quellcodes bildet Re 14 Vgl zum Beispiel Hughes 1985 45 ff Dieser interpretiert die Arbeiten von Edison zum elektrischen Beleuchtungssystem vor allen Dingen durch konomische Kalkulationen gepr gt Wichtiger sozialer Einflu faktor bei der Gestaltung dieser Technik bildet der konomische Effizienzgedanke 15 Siehe hier auch zusammenfassend MacKenzie Wajcman 1985 16 Z B Schulz Schaeffer 1996 am Beispiel der Informatiker 161
92. 9 Die zeitliche Schranke des Urheberrechts Eine histori sche und dogmatische Erkl rung Bern St mpfli Grunwald A 2002 Technikfolgenabschatzung Berlin Sigma Habermas J 1973 Wahrheitstheorien In H Fahrenbacher Hrsg Wirklichkeit und Reflexion Pfullingen Neske Guala F 2003 Experimental Localism and External Validity In Phi losophy of Science East Lansing Vol 70 Nr 5 Haberstumpf H 1996 Handbuch des Urheberrechts Neuwied u a O Luchterhand Haberstumpf H 2000 Handbuch des Urheberrechts 2 neubearb und erw Aufl Neuwied u a O Luchterhand Hack L 1995 TA als theoriegeleitete Interventionsstrategie Der An satz des Constructive Technology Assessment CTA in der sozial wissenschaftlichen Technikdebatte Forschungszentrum Karlsruhe Wissenschaftliche Berichte FZKA 5641 Hacking I 1983 Representing and Inventing Introductory Topics in the Philosophy of Natural Science Cambridge u a O Cambridge University Press Hacking I 1996 Einf hrung in die Philosophie der Naturwissenschaf ten Stuttgart Reclam Hagstrom W O 1965 The Scientific Community New York Basic Books 233 PRODUKTIVE ANARCHIE Hagstrom W O 1982 Gift as an organizating principle in science In B Barnes D Edge Hrsg Science in Context Readings in the So ciology of Science Cambridge MIT Press Hardin R 1982 Collective Action Baltimore London The John Hop kins University Press
93. 93 System und Akteur Zum Nutzen zweier soziologischer Paradigmen bei der Erkl rung erfolgreichen Scheiterns In K lner Zeitschrift f r Soziologie und Sozialpsychologie 45 1 247 PRODUKTIVE ANARCHIE Weyer J 2000a Einleitung Zum Stand der Netzwerkforschung in den Sozialwissenschaften In J Weyer Hrsg Soziale Netzwerke Minchen Wien Oldenbourg Verlag Weyer J 2000b Soziale Netzwerke als Mikro Makro Scharnier Fra gen an die soziologische Theorie In J Weyer Hrsg Soziale Netzwerke Miinchen Wien Oldenbourg Weyer J Kirchner U Riedl L Schmidt J F K 1997 Technik die Gesellschaft schafft Soziale Netzwerke als Ort der Technikgenese Berlin Sigma Wichmann T 2002 Free Libre Open Source Software Survey and Study Use of Open Source Software in Firms and Public Institu tions Evidence from Germany Sweden and UK Final Report Part l Wienh fer H 1996 B rgerforen als Methoden einer partizipativen Technikfolgenbewertung In H Wienh fer Hrsg B rgerforen als Verfahren der Technikfolgenbewertung Akademie f r Technikfol genabsch tzung in Baden Wiirttemberg Arbeitsbericht Nr 67 Wiesenthal H 2000 Markt Organisation und Gemeinschaft als zweit beste Verfahren sozialer Koordination In R Werle U Schimank Hrsg Gesellschaftliche Komplexit t und kollektive Handlungsf higkeit Frankfurt New York Campus Williamson O E 1981 The Economics of Organization The Transac
94. 970 Soziologische Aufkl rung 1 Opladen Westdeut scher Verlag Luhmann N 1984 Soziale Systeme Grundri einer allgemeinen Theo rie Frankfurt Suhrkamp Luhmann N 1986 kologische Kommunikation Opladen Westdeut scher Verlag Luhmann N 1990 Die Wissenschaft der Gesellschaft Frankfurt Suhr kamp Luhmann N 1997 Die Gesellschaft der Gesellschaft 2 Bde Frankfurt Suhrkamp Luhmann N 2001 Zuversicht Vertrauen Probleme und Alternativen In M Hartmann C Offe Hrsg Vertrauen Die Grundlage des so zialen Zusammenhalts Frankfurt New York Campus Lutterbeck B Gehring R Horns A H 2000 Sicherheit in der Infor mationstechnologie und Patentschutz f r Software Produkte ein Widerspruch Kurzgutachten im Auftrag des Bundesministeriums f r Wirtschaft und Technologie TU Berlin MacKenzie D A Wajcman J Hrsg 1987 The social shaping of technology how the refrigerator got its hum Reprint Milton Keynes et al Open University Press MacKenzie D A Wajcman J Hrsg 1999 The Social Shaping of Technology Women s Technobiographies 2 Aufl Buckingham Open University Press 238 LITERATUR MacKenzie D A Wajcman J 1985 Introductory essay The social shaping of technology In D MacKenzie J Wajcman Hrsg The Social Shaping of Technology How the refrigerator got its hum Philadelphia Open University Press Madanmohan T R Navelkar S 2002 Roles and Knowledge Ma
95. 994a 520 zufolge hat die Novellierung die Konsequenz da s mt liche Programme die nicht nur Vorbekanntes oder Fremderstelltes enthal ten und nicht trivial sind urheberrechtlichen Schutz genie en 18 Computerprogramme wurden bereits mit der Urheberrechtsnovelle vom 24 06 1985 unter urheberrechtlichen Schutz gestellt Moritz 1986 19 22 BEGRIFFLICHE KLARUNGEN Vereinbarung bildet das am 01 01 1995 in Kraft getretene Agreement on Trade Related Aspects of Intellectual Property Right TRIPS Die Ubereinkunft schreibt die Behandlung von Software und Datenbanken als Werk der Literatur vor und fordert damit von den Unterzeichnerstaa ten die Anwendung des jeweiligen Urheberrechts auf Computerpro gramme TRIPS geht insofern ber die RBU hinaus als da zum einen der Kreis der Unterzeichnerl nder gr er ist zum anderen Datenbanken und Computerprogramme explizit in der Definition des Anwendungsbe reichs genannt werden und damit m gliche Unklarheiten bei nationalen Urheberrechtgesetzen im Fall von Software beseitigt sind vgl Lehmann 1996 3 Dar ber hinaus stellt auch das am 20 12 1996 verabschiedete WIPO Copyright Treaty klar da Computerprogramme in s mtli chen Formen in den Geltungsbereich der RB fallen und das Prinzip der Inl nderbehandlung angewendet werden mu v Lewinsky 1997 442 Die Verwertung der oben genannten Rechte findet durch Lizenzen statt mit denen ein Lizenznehmer von einem Lizenzgeber b
96. Abstrak tionsstufe zu hoch angesiedelt empirisch nicht nachzuweisen und gehen an den wesentlichen Merkmalen der wissenschaftlichen T tigkeit vorbei Barnes Dolby 1972 270 Anstatt auf allgemeine f r das Wissen schaftssystem universell g ltige Normen zu rekurrieren schlagen sie daher in Anschlu an Kuhn 1973 vor Paradigmen als Ort der Soziali sation von handlungsleitenden Normen zu konzipieren Eine dritte Kritik die sich hier allerdings gegen Mertons Sch ler Hagstrom richtet bezieht sich auf die Unvollst ndigkeit der Erkl rung des Reputationssystems So werde bei Hagstrom mit Ver ffentlichung von Forschungsergebnissen durch das Streben nach Reputation zwar ein Motiv angegeben weswegen es zu einer Publikation von For schungsergebnissen kommt offen bleibe jedoch warum Ergebnisse berhaupt zur Kenntnis genommen werden Latour Woolgar 1982 40 Die Autoren schlagen daher vor das Reputationsmodell auf der Nach frageseite durch die Annahme zu erg nzen da die Kenntnisnahme von Publikationen anderer Wissenschaftler die eigene Forschung verbessert und damit die Chancen des Reputationserwerbs der Akquise von For schungsmitteln und der Karriere erh ht ebd 41 Wir wollen an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit dem merto nianischen Modell des wissenschaftlichen Ethos abschlie en und fest halten da dieses eine wichtige Grundlage f r die Erforschung der Wis senschaftsstruktur des 19 und fr hen 20 Ja
97. An schlu an die wissenschaftstheoretische Diskussion zum Experiment ver einfachen 189 PRODUKTIVE ANARCHIE technische Implementierung Zwischen diesen existieren nun viele berg nge die in die Kategorie Realexperiment eingeordnet werden Realexperimente bewegen sich damit im Spannungsfeld zwischen kon trollierten und situationsspezifischen Randbedingungen und tragen so wohl Merkmale der Wissenserzeugung als auch der Wissensanwendung Die Merkmale von Realexperimenten lassen sich wie folgt zusam menfassen a Realexperimente zeichnen sich gegen ber Laborexperi menten durch weitreichendere Auswirkungen aus die in der Tendenz die gesamte nat rliche und gesellschaftliche Umwelt betreffen k nnen b Innerhalb von Realexperimenten wird sowohl Wissen erzeugt als auch angewendet c Die Kontrolle ber das Experiment und dessen Folgen ist beschr nkt d Eine Legitimierung findet nicht durch Wis senserwerb sondern durch das Gestaltungsziel statt Obwohl das Konzept Realexperiment auf den ersten Blick intuitiv einleuchtet und ein Rahmen zur Beschreibung von Wissensgewinnungs prozessen vor dem Hintergrund der empirisch zu beobachtenden Verla gerung von Forschungsaktivit ten aus dem Labor heraus in eine nicht abgegrenzte Umwelt hinein w nschenswert ist greift es zu kurz Unser erster Kritikpunkt am Konzept bezieht sich auf die Abgrenzung des Ge genstands Wie oben gezeigt heben die Autoren im Unterschied zum La
98. Autor hervor da die Variation von Bedingungen in den explorativen Phasen systematisch unternommen werden und daher kein gedankenloses Herumspielen an Apparaten darstellten Inwiefern tangiert nun die Unterscheidung von theoriegeleitetem und explorativem Experiment unsere Suche nach einem Abgrenzungskriteri um f r Realexperimente Entscheidend ist da der Experimentator bei beiden Typen von Experimenten ber bestimmte Vorstellungen des Wirklichkeitsbereichs verf gt in den er eingreift W hrend dies im Fall des theoriegeleiteten Experiments eine zu testende Theorie ist mit der ein bestimmter Zusammenhang zwischen den Variablen postuliert wird ist dies im Fall des explorativen Experiments zumindest das Wissen um ein Ph nomen Obwohl sich die Vorstellungen ber den Wirklich keitsbereich im Fall des explorativen von denen des theoriegeleiteten Experimentierens unterscheiden besteht ein gemeinsames Merkmal dar in da die Experimentatoren ber eine wie auch immer geartete Vorstel lung ihres Gegenstands bereichs in den sie eingreifen verf gen In Ermangelung eines besseren Begriffs wollen wir diese Vorstellungen im folgenden Konzeptionen des Experimentators nennen die mindestens einen Gegenstands oder Ph nomenbereich bezeichnen und wenigstens eine qualitative Beschreibung des Bereichs beinhalten 13 Die Typologie basiert auf der Analyse der Laboraufzeichnungen von Am pere zum Elektromagnetismus 14 Dieser Typu
99. Be teiligten des Projekts in einen Diskussionsproze getreten zu sein ein Verhalten das einer Entschuldigung bedurfte Benutzergetriebene partizipative Innovation Nach der Analyse der grundlegenden Mechanismen wollen wir unser Verst ndnis zur Entscheidungslogik von offenen Programmierprojekten durch die Beantwortung der Frage vertiefen welche Rolle Anwender im KMail Projekt bei der Definition von Zielen spielen und wie deren Bei trag zu beurteilen und einzusch tzen ist Im urspr nglichen Konzept der Innovationsnetzwerke spielen die Anwender an dieser Stelle eine au er ordentlich gro e Rolle Ebenso wie die Hersteller von Technik beteili gen sie sich an Aushandlungsprozessen in denen in r ckgekoppelten Lernprozessen Ziele generiert werden und leisten so einen wichtigen Beitrag zu Innovationen Finden sich nun hnliche Prozesse im Be reich der freien Softwareentwicklung Wird die Transparenz des Ent wicklungsprozesses und der Erreichbarkeit der Programmierer von An wendern dazu genutzt Zielsetzungen ma geblich zu beeinflussen so da die Programme den Bed rfnissen der Benutzer besser entsprechen Weiter gefragt L sen offene Programmierprojekte durch die M glich keiten einer Beteiligung die in der Literatur zur partizipativen Technik entwicklung und partizipativen Technikfolgenabsch tzung ge u erten Hoffnungen nach einer egalitaristischen Vatter 1998 besser legitimier ten besser akzeptierten Bechmann 1997 s
100. Bijker Pinch 1987 160 PROJEKTBEGINN 1987 Bijker Pinch 1987 zusammenfassend Hack 1995 Sozial gepr gt wird Technik hiernach durch das Zusammenspiel der Interpretationen unterschiedlicher an der Technikentwicklung beteiligter Akteure W h rend dieses Konzept einer interaktionistischen Tradition zuzurechnen ist finden sich daneben Ans tze die sich eher makrosoziologischer Katego rien bedienen Hierzu z hlen Untersuchungen die im Rahmen des Pro gramms Social Shaping of Technology entstanden sind und die nach der Wirkung bergeordneter sozialer Strukturen wie Staat oder kono mie aber auch Geschlecht und Ethnizit t Dyers 1999 auf die Ent wicklung von Technik fragen In diesem Punkt hnlich weil auf Ebene der Gesellschaftsstruktur ansetzend ist Vorschlag von Rammert 1993 der davon ausgeht da Technik im Zuge der Genese unterschiedliche Orientierungskomplexe durchl uft die konzeptionell deutliche an die Funktionssysteme der Theorien funktionaler Differenzierung angelehnt sind und die sich im zeitlichen Nacheinander gestaltpr gend auf Technik auswirken Hiervon zu unterscheiden sind wiederum Ans tze die die Kategorie Interesse in den Mittelpunkt r cken und Technikentwick lung durch die Strategiespiele der Akteure und deren F higkeiten ein das Technisierungsprojekt tragendes Netzwerk aufzubauen erkl ren Knie 1994 Hughes 1991 Der Ansatz der Arbeitsgruppe um Dier kes Hoffmann Marz 1992 199
101. Erfindun gen im Verh ltnis zu Open Source Software In JurPC Web Dok 223 2000 Abs 1 80 Hughes T 1985 Edison an electric Light In D MacKenzie J Wa jeman Hrsg The Social Shaping of Technology How the refrig erator got its hum Philadelphia Open University Press Hughes T 1991 Die Erfindung Amerikas Der technologische Auf stieg der USA seit 1870 M nchen Beck Janich P 1998 Was macht experimentelle Resultate empiriehaltig Die methodisch kulturalistische Theorie des Experiments In M Heidelberger F Steinle Hrsg Experimental Essays Versuche zum Experiment Baden Baden Nomos Jansen D 2003 Einf hrung in die Netzwerkanalyse 2 Aufl Opladen Leske Budrich Joas H 1988 Symbolischer Interaktionismus Von der Philosophie des Pragmatismus zu einer soziologischen Forschungstradition In K l ner Zeitschrift f r Soziologie und Sozialpsychologie 40 2 Joas H 1989 Praktische Intersubjektivit t Die Entwicklung des Wer kes von George Herbert Mead Frankfurt Suhrkamp Johnson F G 1980 Der Computer und die Technologie des Inneren In Psyche XXXIV Jones S G 1995 Understanding the Community in the Information Age S G Jones Hrsg Cybersociety Computer Mediated Com munication and Community Thousand Oaks u a O Sage Jones S G 1996 Using the News An Examination of the Value and Use of News Sources in CMC In Journal of Computer Mediated Communication 2 4 Kappelho
102. Gestartet als System von Programmierern f r Programmierer hat es stark an Benutzerfreundlich keit gewonnen und kann auch ohne die Kenntnis kryptischer Befehle von jedermann bedient werden So gereift hat es seinen Weg vom Exo tensystem f r Computerfreaks in die Unternehmen die Bundestagsver 1 Siehe hierzu beispielsweise die Liste der Referenzkunden des Linux Dist ributors Suse unter http www suse de de company customer_refer ences index html Alle in diesem Buch angegebenen Internetseiten wurden so fern nicht anders angegeben zuletzt im Oktober 2004 gesehen 11 PRODUKTIVE ANARCHIE waltung die Stadtverwaltungen ffentliche Einrichtungen das Mili tir und auch den heimischen PC gefunden Zum Beispiel Apache Dieser Webserver bietet von seiner Verbrei tung her ein noch gr eres Erfolgsbeispiel Ebenfalls als freies Soft wareentwicklungsprojekt Anfang 1995 in der Version 1 0 ver ffentlicht gilt er seit sp testens 1996 als der am weitesten verbreitete Webserver vom dem nach j ngsten Umfragen mehr als 62 Prozent der Websites im WWW gehostet werden Die entsprechenden Konkurrenzprogramme der Unternehmen Microsoft Zeus und Sun folgen weit abgeschlagen Zum Beispiel Firefox J ngstes Beispiel bildet dieser Webbrowser ein Ableger von Mozilla Mitte September 2004 wurde die Version 1 0 der ffentlichkeit vorgestellt und zum Download freigeschaltet 300 000 Downloads in den ersten 24 Stunden k nden von eine
103. Handlungsoption Projektbeteili gung An diese Stelle tritt die probabilistische Annahme eine Beteili gung sei um so wahrscheinlicher je h her der Wert und die Chancen der Zielerreichung von den Akteuren eingesch tzt werden und je g nstiger das Kosten Nutzen Verh ltnis sei Trotz guter empirischer Best tigung bleibt unbefriedigend da auch hier wiederum verschieden Faktoren in 146 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN den Kategorien von Kosten und Nutzen behandelt werden was wie be reits weiter oben hervorgehoben wurde zumindest fiir den Faktor Zeit problematisch erscheint Ebenfalls kritisch hervorzuheben ist die Un vollst ndigkeit des Erkl rungsmodells Die Faktoren Bewertung des Handlungsziels und Bewertung von Verhaltensweisen durch signifi kante Andere werden als Explanandum gef hrt und scheinen den Auto ren zufolge nicht erkl rungsbed rftig zu sein Ein dritter Typ von Erkl rung einer Beteiligung an freien Software entwicklungsprojekten findet sich bei Osterloh Rota Kuster 0 J Diese entwickeln auf der Basis der Motive f r eine Beteiligung eine Idealtypo logie die folgende Akteure umfa t Commercial Service Provider die monet re Profite anstreben Lead User die mit der Entwicklung eigene Anwendungsbed rfnisse befriedigen Reputation Investors die durch die T tigkeit anderen Personen ihre F higkeiten signalisieren und damit einen monet ren Nutzen anstreben Fun
104. Hoffnung da man daf r bezahlt wird Man hat vielleicht irgendwann mal die Hoffnung wenn man denn wirk lich mal sehr sehr viel Zeit ber einen l ngeren Zeitraum in ein Projekt inve stiert da sich das irgendwie auszahlt aber das ist nicht der Einstieg weil man normalerweise mit sehr wenig anf ngt D 2 17 Gemeint sind hier die Angestellten des Unternehmens Intevation das mit freier Software verkn pfte Dienstleistungen anbietet 18 GnuPG meint GNU Privacy Guard ebenfalls freie Software 19 Bei SourceForge handelt es sich um eine Internetplattform die eine Viel zahl von freien Softwareentwicklungsprojekten hosted Siehe http source forge net index php 138 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN Deutlich wird da das Engagement meist von geringem Umfang und nicht die Bezahlung oder die Aussicht darauf am Anfang steht Wie verhalten sich nun aber monet re Anreize und ein hohes Engagement zueinander Folgt das Engagement letztlich der Bezahlung oder bildet die Bezahlung eine nicht notwendigerweise angestrebte Folge eines ho hen Engagements Diese Fragen lassen sich anhand des vorliegenden Materials nicht abschlie end kl ren Im folgenden wollen wir jedoch vorschlagen die Bedeutung der Bezahlung eher zur ckhaltend einzu sch tzen da sie wie wir anhand des folgenden Zitats belegen wollen nicht durch das Engagement f r freie Software angestrebt werden mu sondern vielmehr auch
105. IVE ANARCHIE Tabelle 2 Griinde fiir eine Beteiligung an Softwareentwicklungsprojekten Motiv Aufnahme des Engagements Kontinuierliches Engagement Hohes Engagement Individuelle Anreize Intrinsisches Interesse x S Eigene Anwendungsbed rfnisse Monet re Anreize Situative Gr nde Realisierung Entwicklungsziele weitreichender R S Gr ere Verbreitung des Programms Hohe Entwicklungs geschwindigkeit keine alleinige Verantwortung Anerkennung von Anwendern Institutionelle Gr nde Reputation Emanzipatorische Ziele 150 Projektbeginn Widerspr chliche Anforderungen In der ex post Betrachtung scheint es eine Selbstverst ndlichkeit zu sein da erfolgreiche Projekte irgendwann einmal gegr ndet wurden Auf den Apache Webserver hat der Markt scheinbar nur gewartet Linux ent stand zu einem Zeitpunkt zu dem es zum Windows Betriebssystem kaum eine Alternative gab KDE und Gnome wurden ins Leben gerufen als grafische Benutzeroberfl chen visuell immer ausgefeilter wurden Das Rezept f r freie Softwareentwicklungsprojekte scheint schlicht zu lauten Die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt zu haben oder viel leicht auch schnell genug auf fahrende Z ge aufzuspringen f hrt zu einem erfolgreichen Projekt In diesem Kapitel werden wir die Frage nach dem Ereignis der Projektgr ndung zuspitzen indem wir die Vor stellung s
106. Inhalt Dank Einleitung Begriffliche Kl rungen Freie Software Freie Softwareprojekte Fragestellung der Untersuchung Einordnung Das Feld der Technikgeneseforschung Softwaregenese Stand der Forschung Erkenntnisinteresse und Fragestellung der Untersuchung Theoretische Ausgangspunkte Das Konzept der Innovationsnetzwerke Markt Hierarchie Netzwerk Innovationsnetzwerke Innovation als rekursiver Proze Teil 1 Die Genese des Entwicklungsnetzwerks Die vertragliche Innovation freier Softwarelizenzen Die Institution Urheberrecht Reflexive Institution freie Softwarelizenzen Konsequenzen f r die Entwicklung freier Software 11 17 17 27 35 36 39 44 47 48 54 63 65 66 72 78 Die organisatorische Innovation offener Programmierprojekte Formalisierung des Entwicklungsprozesses Software Engineering Die Tanenbaum Torvalds Diskussion Freie Softwareentwicklung und Reputation Die Genese des Netzwerks freier Softwareentwicklung Zusammenfassung Teil 2 Das Fallbeispiel kmail Einleitung Methodisches Vorgehen Vorstellung des Fallbeispiels Beteiligung an freien Softwareprojekten Just for Fun Intrinsisches Interesse an der Entwicklung von Computerprogrammen Extrinsische Gr nde Alternative Erkl rungen und ihre Probleme Zusammenfassung Projektbeginn Widerspr chliche Anforderungen Das Scheitern einer Projektinitiierung Modularisierung Ertr ge f r die Technikgeneseforschung E
107. Landstriche mit radioaktivem Material sondern auch die Glaubw rdigkeit v llig berfor dert reagierender Institutionen Beh rden Regierungen Experten der be troffenen L nder ein ebd 4 ff Zur Experimentalanordnung z hlen hier nach nicht nur das Kraftwerk die Nahrungskette und das politische Sy stem der damaligen Sowjetunion sondern auch die unterschiedlichen In stitutionen von benachbarten und von vom radioaktiven Niederschlag be troffenen L nder Aufgrund des Fehlens eines handhabbaren Abgren zungskriteriums z hlt in der Tendenz die Totalit t der Welt zum Gegen standsbereich des Experiments und zwar auf unbestimmte Zeit Hier lie e sich dann fragen ob das Experiment bereits abgeschlossen ist oder unser Institutionensystem auch heute noch Bestandteil des Versuchs dar stellt 7 Das Problem infiniter Folgen ist von der Technikfolgenabsch tzung her bekannt Dort wird der Anspruch nach einer umfassenden Absch tzung der Auswirkungen immer nur bedingt eingel st indem ab einem gewissen Punkt Folgen Ketten abgeschnitten und nicht weiter ber cksichtigt werden Grunwald 2002 72 Dierkes 1993 79 Paschen Petermann 1991 33 8 Hier sei wiederum auf die Interpretation von Tschernobyl als Experiment verwiesen Durch den von den Autoren vollzogenen Wechsel der System referenz von der Beobachtung eines kernschmelzenden Kraftwerks zur Beobachtung der Kommunikation des Ereignisses in den Medien und der Reaktionen der versc
108. Nachfrager von technischen Innovationen zu einem risikoaversen Verhalten f hren ebd 40 Nicht handeln und Abwarten bildet dann die h ufig gew hlte aber auf Dauer nicht erfolgversprechende Handlungsoption 21 Man denke hier an die Auslagerung von Unternehmensfunktionen durch Outsourcing die Einrichtung von Profitcentern als eigenst ndige Wirt schaftseinheiten und an das Entstehen von interorganisationalen Netzwer ken 22 F r die These einer wirtschaftlichen Globalisierung ist es dabei nicht ent scheidend ob wirtschaftliche Verflechtungen tats chlich zugenommen haben und in einem st rkeren Ma e Auslandsinvestitionen get tigt werden oder der Wettbewerbsdruck durch neue Konkurrenten zugenommen hat Das entscheidende Charakteristikum der Globalisierung liegt vielmehr in der st rkeren Orientierung von Unternehmen an globalen Marktsituationen und in der Ver nderung des relevanten Orientierungsrahmens 57 PRODUKTIVE ANARCHIE Das Konzept der Innovationsnetzwerke hat nun Strukturen zum Ge genstand die eine Antwort auf die eben beschriebenen Herausforderun gen bieten Es stellt einen theoretischen Rahmen zur Verf gung mit dem Kooperationen zwischen Akteuren jenseits des Markts analysiert werden k nnen in denen innovatives Wissen hervorgebracht wird Es bezieht sich dabei nicht auf vergleichsweise seltene Basisinnovationen wie den Computer die Dampfmaschine oder den elektrischen Strom kreis sondern auf die weitaus
109. Purdy G N 2000 CVS kurz amp gut Bejing u a O O Reilly Radder H 2003a Towards a More Developed Philosophy of Scientific Experimentation In H Radder Hrsg The Philosophy of Scien tific Experimentation Pittburgh University of Pittburgh Press Radder H 2003b Technology and Theory in Experimental Science In H Radder Hrsg The Philosophy of Scientific Experimentation Pittburgh University of Pittburgh Press 242 LITERATUR Rammert W 1991 Vom Umgang mit Computern im Alltag Fallstudi en zur Kultivierung einer neuen Technik Opladen Westdeutscher Verlag Rammert W 1993 Technik aus soziologischer Perspektive Opladen Westdeutscher Verlag Rammert W 1994 Vom Nutzen der Technikgeneseforschung fir die Technikfolgenabschatzung In G Bechmann T Petermann Hrsg Interdisziplin re Technikforschung Genese Folgen Diskurs Frank furt Campus Rammert W 1995 Computerwelten Vollendung der Moderne oder Epochenbruch zur Postmoderne Soziologische Revue 18 Rammert W 2000 Technik aus soziologischer Perspektive 2 Opladen Westdeutscher Verlag Randell B 1996 NATO Software Engineering Reports In W Aspray R Keil Slawic D L Parnas Hrsg History of Software En gineering Position Papers for Dagstuhl Seminar 9635 Raubenheimer A 1994 Softwareschutz nach dem neuen Urheberrecht In Computer und Recht 2 1994 Raymond E S Hrsg 1998 The New Hacker s Dictionary 3rd Ed L
110. RCHIE nem erz hlen darf Und ja so mit elf oder zw lf hatte ich dann das erste Mal einen Computer selber zu Hause zur Verf gung Damals gab s noch nichts was man mit dem Computer sonst h tte machen k nnen da habe ich angefan gen damit rumzuspielen rumzuprogrammieren und seitdem mache ich immer wieder Programmentwicklung D 7 Die visuellen Eindr cke von h pfenden und springenden Figuren auf ei nem Bildschirm bilden f r den Interviewten den Ausgangspunkt f r die Frage nach den dahinterstehenden Funktionsprinzipien und deren Kon struktionsweise Diese Neugierde taucht in der Beschreibung der Um gangsweise mit dem ersten Computer und dem eher zuf llig zur Verf gung stehenden Basic Buch wieder auf Der Computer wird vom Inter viewten als wenig n tzlich beschrieben ein Umstand der auch dazu h t te Anla geben k nnen die Besch ftigung mit ihm wieder einzustellen Der Interviewte setzt diese hingegen fort wobei er die Art der Ausein andersetzung als rumspielen und rumprogrammieren also als wenig zielorientiert und leistungsentlastet beschreibt Neben dieser Befriedigung von Neugierde durch die Erkundung von Funktionsprinzipien und den Blick unter die Oberfl che stellt die Erwei terung und Vervollkommnung der eigenen Programmierf higkeiten ei nen zweiten Teilaspekt des Interesses dar Also ich hab tausend Mal Fraktalprogramme geschrieben in meinem Leben In verschiedensten Programmiersprachen
111. Selbstzurechnung der Leistung denkbar und auch durchaus naheliegend w re jedoch von Torvalds hier nicht gew hlt wird macht seine Orientierung an Kommunismus augenfallig Auch die vierte von Mertons Analyse des Wissenschaftssystems her bekannte Norm desinterestedness begegnet uns in der Tanenbaum Torvalds Diskussion vorrangig in Form der Person Torvalds Dieser hat mehr sukzessiv inkrementell als geplant ein rudiment res Betriebssy stem programmiert das er hier vorstellt und zu dessen Weiterentwick lung er andere interessierte Personen auffordert Indem er nicht nur auf die Zahlung einer Lizenzgeb hr verzichtet sondern es auch nicht an strebt die weitere Entwicklung des Programms zu kontrollieren wird deutlich da seine T tigkeit nicht monet r motiviert ist Im folgenden Zitat stellt Torvalds dann sein intrinsisches Interesse an der T tigkeit selbst heraus Linux has very much been a hobby but a serious one 32 Gemeint ist hier das Betriebssystem MS DOS von Microsoft das von Softwareentwicklern wenig ernst genommen und dessen Name h ufig verballhornt wird Bezeichnungen wie mess dos mess loss messy dos mess dog mess dross mush dos oder auch domestos vgl Raymond 1998 301 sind hier der Ausdruck einer ablehnenden Haltung gegen ber Softwareunternehmen allgemein und Microsoft im besonderen 33 Gemeint ist das Application Programming Interface ein Bestandteil des Be
112. Standardisierung f hrte dazu da die Programme f r andere Personen schwer nachzuvollziehen waren und z T vom Programmautor bereits nach kurzer Zeit nicht mehr verstanden wurden Dieses eigenwillig individualistische Vorgehen der Entwickler wurde vom Management softwareentwickelnder Unternehmen vor allem als Kontrollproblem wahrgenommen It may be personally satisfying for data processing personnel to be creative and over a period of time through their familiarity with certain files or sy stems to become indispensable It is totally unaccepatable from a manage ment control point of view to have these valuable and expensive resources op erating behind a self created veil of mystery built on the premise that data processing personnel projects and activities are different from all other activi ties in the business Gray Lassiter 1969 33 zit nach Thei ling 1995 53 Ab Mitte der 1960er Jahre und der sogenannten dritten Hardware Generation beschleunigte sich die Entwicklung im Hardwarebereich Die Rechenleistung stieg stark an es wurde nun m glich gr ere Pro gramme zu entwickeln und integrierte Systeme aus mehreren Applikati onsprogrammen zu produzieren Obwohl damit die Komplexit t also die Anzahl der Programmbestandteile und die Beziehungen zwischen ihnen stark anstieg fand die Entwicklung weiterhin unstrukturiert be ziehungsweise nicht durch methodische Prinzipien angeleitet statt We ber 1992 26 W hre
113. Steuerung von Technik zu einem fr hen Zeitpunkt aufgrund des unsi cheren Wissens ber m gliche Folgen kaum m glich oder zumindest mit einem hohen Risiko behaftet ist liegt das Problem der Techniksteue rung zu einem sp ten Zeitpunkt in der Verh rtung der Technik durch die Pfadabh ngigkeit der getroffenen Entscheidungen In der Konse quenz f hrte dieses Dilemma dann zu einem Anwachsen des Interesses an Prozessen der Technikgenese mit dem Ziel genauere Kenntnisse ber die Entwicklungsbedingungen von Technik zu erlangen um dort steuernd einzugreifen Z B deutlich in der These des cultural lag von Ogburn 1966 200 ff 6 Zusammenfassend auch Rammert 1993 154 ff 7 Zum Zusammenhang von Technikfolgenabsch tzung und Technikgenese forschung siehe Rammert 1994 17 ff Dierkes Marz 1994 37 Nn 37 PRODUKTIVE ANARCHIE Die sich Mitte der 1980er Jahre formierende Technikgenesefor schung besch ftigt sich nun mit den Entstehungsprozessen von Technik Rammert 1993 19 Im Unterschied zur lteren folgenorientierten For schung wird der Erfolg von Technik nicht zum Ausgangspunkt f r wei tere Untersuchungen gemacht sondern selbst als erkl rungsbed rftig wahrgenommen wie es pointiert in der Formulierung von Bijker und Pinch zum Ausdruck kommt The success of an artefact is precisely what needs to be explained For a social theory of technology it should be the explanandum not the explanans Bjiker Pinch 198
114. Struktur nur dann m glich wenn ausge schlossen werden kann da das Verhalten nicht auch durch andere Fak toren zustande gekommen ist Dies ist hier nun allerdings gerade nicht 29 Vgl auch Zeitlyn 2003 Dieser hebt als Merkmal von nicht marktf rmigen Systemen hervor da Zeit hier nicht gemessen und von den Akteuren nicht in Kosten Nutzen Kalkulationen einbezogen wird ebd 1287 145 PRODUKTIVE ANARCHIE der Fall Viertens unterstellen die Autoren den Akteuren sie w rden s mtliche positive Nebenfolgen intentional verfolgen wobei Lerner Tirole auch Handlungsfolgen wie Reputation nennen bei der eine inten tionale Verfolgung schwer vorstellbar ist F nftens unterstellen sie den Programmierern sie w rden Faktoren ebenso wie Theorien rationalen Wahlverhaltens in den Kategorien von Kosten und Nutzen interpretie ren Hier hatten wir am Beispiel des Faktors Zeit begr ndeten Zweifel angemeldet Am problematischsten ist jedoch die Unvollst ndigkeit der Erkl rung Weder ber die Mechanismen die f r eine Einschr nkung der Handlungsalternativen sorgen noch ber die Herkunft der Pr feren zen werden hier Aussagen getroffen Eine komplexere der motivationalen Psychologie entstammende Er kl rung findet sich bei Hertel Niedner Herrmann 2003 Die Autoren kombinieren ein Faktorenmodell das urspr nglich zur Erkl rung einer Beteiligung an sozialen Bewegungen entwickelt wurde mit einem moti vationalen Modell von Kleingru
115. SuSE Distribution ent standen Mittlerweile hat SuSE das Programm mit der GPL lizensiert 20 Vgl zu dieser Abgrenzung Arnold 1992 80 ffentliche G ter stellen eine Unterkategorie von Kollektivg tern dar die durch die fehlende Entschei dungsm glichkeit des einzelnen ob er diese G ter in Anspruch nehmen will oder nicht und das Fehlen eines rivalisierenden Konsums gekenn zeichnet sind 79 PRODUKTIVE ANARCHIE des gemeinsamen Interesses s mtlicher Mitglieder einer Gruppe an der Existenz und der M glichkeit der Nutzung eines kollektiven Guts kein individuelles Interesse an der bernahme der Kosten f r die Bereitstel lung besteht Olson 1968 20 Ein rationaler egoistischer Akteur zieht es im Fall von Kollektivg tern vor sich selbst nicht an der Produk tion und Bereitstellung der G ter zu beteiligen und die Kosten daf r von anderen tragen zu lassen um die Vorteile des Guts dann allerdings in Anspruch zu nehmen Der aus kollektiver Perspektive w nschenswerten anteiligen Kosten bernahme durch jeden Nutzer steht die individuelle Rationalit t des Trittbrettfahrens gegen ber da die zu erbringenden Ressourcen f r die Produktion des Guts aus der Perspektive des einsam kalkulierenden Akteurs auch zum Erwerb von individuellen G tern ver wendet werden kann Alle Ressourcen die das Individuum zu einem Kollektivgut beitr gt bedeutet einen Nutzenentgang im Hinblick auf die M glichkeit des Konsums von Individualgiit
116. T tigkeit eines einzelnen Akteurs zur ckf hren die Beitr ge zur Entwick lung lassen sich nicht klar zurechnen Das Ergebnis der Kooperation liegt in der Entwicklung einer Eigenl sung Darunter sind aufeinander abgestimmte Artefakte neue Organisationsstrukturen und darauf bezo gene Kompetenzen auf Seiten der Hersteller und Anwender gez hlt Kowol Krohn 2000 141 die nach erfolgreichem Einsatz und bei Auf rechterhaltung der Kooperation Ausgangspunkte f r weitere Lern und Innovationsprozesse bilden k nnen 25 Innovationsnetzwerke produzieren dementsprechend nicht nur technische Artefakte sondern bilden Tr ger von Technisierungsprojekten Der Ter minus betont die mehrdimensionalen Leistungen von Innovationsnetzwer 60 THEORETISCHE AUSGANGSPUNKTE Bei der Diskussion der Typologie sozialer Ordnungsstrukturen hat ten wir weiter oben Vertrauensbasierung als Merkmal von Netzwerken ausgemacht Dies gilt in besonderem Ma e f r Innovationsnetzwerke Die im Fall des Werkzeugmaschinenbaus an der Kooperation beteiligten Hersteller und Anwender konkurrieren gegen andere von der Koopera tion ausgeschlossene Akteure und sind daher besonders sensibel gegen ber dem Risiko einer Weitergabe von Informationen Der Schutz von Know how spielt daher f r Hersteller und Anwender eine herausragende Rolle F r den Technikhersteller ist es bedeutsam da die Testreihen Daten und Konstruktionspl ne zur Produktinnovation nicht zum Kon
117. abei handelt es sich ebenfalls um ein normatives Modell der Arbeitsteilung das die Autoren als organizational method of increasing programmer productivity beschreiben Baker Mills 1973 60 Das Konzept fordert die Entwicklung von Software innerhalb von kleinen Gruppen zu betreiben die sich aus einem Chief Programmer einem Backup Programmer einem Programming Secretary und wei teren zus tzlichen Programmierern zusammensetzt die dem Chief Pro grammer unterstellt sind Baker 1979 67 Im Vergleich zu bis dahin praktizierten Formen der Entwicklung zeichnet sich dieses Modell durch 95 PRODUKTIVE ANARCHIE eine geringe Anzahl von beteiligten Entwicklern und einer klaren Zu ordnung von Entscheidungskompetenzen aus die zu einer erh hten Pro duktivitat f hren sollen Erg nzt und durch modelltheoretische Uberle gungen unterfiittert wurde das Modell von Frederic P Brooks in seiner einfluBreichen Monographie The Mythical Man Month Ausgangs punkt bildet fiir ihn die Frage wie sich der Aufwand fiir die Koordinati on zur Anzahl der Projektmitglieder verh lt Er stellt fest da der Kommunikationsaufwand mit der Anzahl der Mitarbeiter innerhalb ei nes Projekts ansteigt Brooks 1995 18 und entwirft eine mathematische Formel zur Bestimmung des g nstigsten Verh ltnisses zwischen den Faktoren Teilbarkeit der in einem Projekt bearbeiteten Aufgabe und Anzahl der Projektmitglieder Dies bil
118. aben F r ein institutionalistisches Konzept von Innovationsnetzwerken l t sich aus diesen Befunden die folgende Hypothese ableiten Eine Konstitution von Netzwerken basiert auf dem Transfer von normativen kognitiven und regulativen Komponenten die aus der Umwelt der Ak teure stammen und an denen sich die kooperierenden Akteure orientie ren Von zentraler Bedeutung sind Reziprozit ts und Solidarit tsnormen sowie normative Gemeinwohlorientierungen Sobald diese f r die Ak teure ma geblich werden sich in der Kooperation bew hren und Verhal tenserwartungen an andere nicht dauerhaft entt uscht werden kann es zu einer Stabilisierung dieser Beziehungen kommen Unsere erste These lautet also Die Konstitution normativ basierter also auf Kooperations und So lidarit tsnormen gr ndender Netzwerke ist berall dort wahrscheinlich wo in der Umwelt der Akteure solche institutionalisierten Orientierun gen vorzufinden sind und als Ressource f r den Aufbau von Kooperati onsbeziehungen fruchtbar gemacht werden 14 13 Vgl zu den Urspr ngen der Unix Entwicklung im akademischen Bereich McKusick 1999 zur Entstehung des GNU Projekts am MIT Stallman 1999 2002 15 ff 14 Dieses Konzept eines Strukturaufbaus vermittels institutionalisierter Ori entierungen aus der Umwelt sollte nicht verwechselt werden mit dem Konzept der mimetischen Isomorphie wie es im Neo Institutionalismus vorzufinden ist DiMaggio Powell 1983 Grundlegende Annahme is
119. ach europ ischem Recht bei Behinderung anderer Hardwarehersteller als Wettbewerbsver sto auf dem europ ischen Markt angesehen werden Moritz 1993b 346 24 BEGRIFFLICHE KLARUNGEN r umen Ein Beispiel hierf r bildet wiederum Shareware die von jeder mann kopiert und meist auch in Verkehr gebracht werden darf Auf der Basis der vier unterschiedlichen durch Softwarelizenzen einger umten Rechte bez glich der Anwendung Vervielf ltigung Verbreitung und Modifikation k nnen wir nun die auf dem Markt vor findbare Software typologisieren Softwaretyp Anwendung Vervielf ltigung Verbreitung Modifikation propriet r zum 2 2 Normalgebrauch propriet r Ri m H ndlerlizenz Shareware Public Domain Freie Software Tabelle 1 Typologie der Softwarelizenzen Wir unterscheiden in der tabellarischen Zusammenstellung f nf Typen von Software wobei im Fall von propriet rer Software bertragene Rechte aufgelistet werden wie man sie typischerweise in H ndler und Endnutzerlizenzvertr gen findet Selbstverst ndlich finden sich hier auch Differenzen wie beispielsweise zeitliche und r umliche Nutzungs restriktionen Pres 1994b 523 aber auch gerade im Bereich der kon fektionierten Software Auftragsarbeiten Lizenzbedingungen welche die Einsicht und Modifikation des Quellcodes zur Weiterentwicklung oder Anpassung des Programms zulassen Nach d
120. advocacy free notfree php 9 Der Begriff wird hier provisorisch eingef hrt und im anschlie enden Ab schnitt erl utert 10 Vgl hier insbesondere den Aufsatz von Stallman Why Software Should Be Free 1992 Als Online Dokument http www fsf org philosophy should befree html 19 PRODUKTIVE ANARCHIE Bezeichnung bildet ein Einfallstor fur Unternehmen welche die von der Marketing Initiative OSI in Zusammenhang mit Open Source gebrach ten Merkmale von Software nutzen um ihre Produkte zu bewerben oh ne das die von ihnen vertriebene Software die notwendigen Kriterien tat s chlich erf llt Der entscheidende Nachteil von Libre Software bildet wie er w hnt seine geringe Verbreitung und Bekanntheit Daneben ist er ge gen ber den Begriffen Free Software und Open Source weit weniger eindeutig definiert Da sich durch keinen der genannten Bezeichnungen Ambiguit ten vermeiden lassen werden wir im folgenden die deutsche bersetzung der historisch ltesten und am weitesten verbreiteten Be zeichnung freie Software nutzen allerdings ohne die von der FSF be tonte normative Interpretation gleichzeitig bernehmen zu wollen Die deutsche bersetzung hat den Vorteil da das Charakteristikum frei weniger als das amerikanische free Kostenlosigkeit meint und die M glichkeit des Mi verstehens hier geringer ist als beim amerikani schen Pendant Freie Software bildet f r uns lediglich
121. ail das offensichtlich den Erwartungen nach ordentlicher Funktionsfahigkeit nicht entspricht Den Absturz des Programms beim Versuch eine bestimmte E Mail zu ffnen Dabei teilt er einige Kon textinformationen mit mit denen er die Bedingungen des Auftretens be schreibt und von denen er sich erhofft sie k nnten Hinweise auf die Ur sache geben Der Ertrag dieser ersten realexperimentellen Erprobung des Programms besteht in der erfolgreichen Hervorbringung des Ph no mens nicht erwartungsgem e Programmreaktion in einer spezifischen Situation Die Erzeugung des Ph nomens ist dabei an die beim Anwen der vorliegenden Bedingungen gebunden da die Ursachen f r den Feh ler zu diesem Zeitpunkt noch nicht isoliert wurden und daher noch nicht bekannt sind Im obigen Fall hat sich der Anwender bereits bem ht die Fehlerursache einzugrenzen Konkret hei t das hier Die Kontextbedin gungen zu ver ndern den f r die Fehlererzeugung relevanten Kontext zu verkleinern und die Arbeit zur Identifikation der Ursachen f r die Entwickler zu verringern Diese T tigkeit kann bereits als ph nomener kundendes Experimentieren bezeichnet werden da der Anwender mit der Variation des Kontextes Verk rzung der E Mail und damit Verrin gerung der in Frage kommenden Ursachen die Bedingungen eines Auftretens zu eruieren beginnt Bereits eine knappe Stunde nach dem Bugreport reagiert der Entwickler KD 5 auf den Beitrag und berichtet I can open
122. al team one surgeon and his or her as sistants not like a hog butchering team give everybody an axe and let them chop away Anyone who says you can have a lot of widely dispersed people hack away on a complicated piece of code and avoid total anarchy has never managed a software project Tanenbaum A S 5 Feb 92 23 23 26 Tanenbaum nimmt hier explizit bezug auf die uns von der Analyse des Software Engineering her bekannte Perspektive Arbeitsteilung und ko operative Programmentwicklung seien im Fall von gr eren Projekten nur unter der Bedingung einer klaren Zust ndigkeit und eindeutigen Zu teilung von Entscheidungskompetenz m glich Sofern diese Vorausset zungen nicht gegeben seien w rden Koordinationsprobleme zwischen den von unterschiedlichen Personen verfolgten Zielen auftreten die letztlich zur Aufspaltung des Projekts f hren Aus der von Tanenbaum eingenommen Perspektive des Software Engineering ist der Verzicht auf Kontrolle ber die Programmentwicklung eine Unm glichkeit Die Entgegnung von Linus Torvalds ist vor dem Hintergrund dieser im Brustton der berzeugung vertretenen Position berraschend Mit hnlicher Vehemenz weist er die von Tanenbaum lediglich angedeutete 21 Diese Erfahrungen waren vermutlich einem Gro teil der Newsgoup Mitglieder von Unix her vertraut das aufgrund der Entscheidungen ver schiedener Hersteller in unterschiedliche Versionen zerfiel die zuneh mend inkompatibel wurden sieh
123. allerdings in den beiden letzten S tzen in denen die bergabe von Entwicklungsbeitr gen erw hnt wird Durch Modularisie rung bleiben Ver nderungen am Quellcode und ihre Folgen auf einen klar lokalisierbaren Bereich beschr nkt so da die Unterteilung des Programms als Sicherheitstechnik wirkt Sie erm glicht eine einfache und schnelle Revision von unerw nschten Modifikationen des Pro gramms und erm glicht es damit Freiz gigkeit gegen ber den Entwick lungszielen und beitr gen anderer Beteiligter walten zu lassen Um den Zusammenhang zwischen der Modularisierung und der Freiz gigkeit gegen ber eigensinnigen Entwicklungszielen zu verste hen lohnt es sich an dieser Stelle nach den Urspr ngen dieser Technik zu fragen die nicht im Bereich der freien Softwareentwicklung sondern im Software Engineering liegen Wichtige Impulse f r die Idee der Zer legung von komplexen Aufgaben in kleinere Teilaufgaben setzte David L Parnas mit seinem klassischen Artikel On the Criteria To Be Used in Decomposion Systems into Modules 1972 in dem er das Prinzip des information hiding formulierte Modularisierung bereits im heute noch g ngigen Sinne verstanden als die Zerlegung eines Systems bei eindeutiger Definition der Schnittstellen sollte seiner Ansicht nach stattfinden bevor die Arbeit an der Implementation der Module aufge nommen wird ebd 1054 Er fa t den Grad der Teilbarkeit einer Auf gabe zumindest in einem
124. ammierprojekten ber Zielsetzungen entschieden wird Wir haben gesehen da an Entwicklungszielen prinzipiell kein Mangel be steht sondern im Regelfall unterschiedliche Ziele gegeneinander kon kurrieren Offene Programmierprojekte zeichnen sich durch die Abwe senheit von Hierarchie oder eines anderen einheitlichen Entscheidungs modus aus die Kombination von unterschiedlichen Mechanismen bil det ein Strukturmerkmal der Projekte Den basalen Modus bildet Argu mentation Entwicklungsziele m ssen begr ndet und h ufig gegen eine kritische berpr fung verteidigt werden Typische hier ins Feld gef hrte Begr ndungsnormen sind die Vergr erung des Benutzerkreises im Sinne einer Popularisierung h ufig von Protagonisten zur Begr ndung des Ziels eingesetzt und die Handlungsfreiheit des Anwenders Argu mentation zielt dabei auf die Herstellung von Einvernehmlichkeit wo runter nicht der Konsensus im Sinne einer Zustimmung aller sondern die Abwesenheit von offenem Protest gemeint ist H ufiges Ergebnis des Entscheidungsprozesses ist ein Kompromi der typischerweise den Einbau einer Konfigurationsoption beinhaltet mit dem das Programm unterschiedlichen Bed rfnissen angepa t werden kann Ein weiterer Ein flu faktor in diesem Proze bildet Reputation Dabei handelt es sich al lerdings nicht um einen konkurrierenden Mechanismus der Herbeif h rung von Entscheidungen vielmehr sorgt Reputation daf r da eine Person zum releva
125. andelns an die den Alternativenspielraum und die Wahlfreiheit von Akteuren beschneiden Diese Bestimmung von Institution ist zwar in vielen F llen zutreffend bleibt aber insofern ein seitig als da der Aspekt der Erm glichung von Handlungen unter schlagen wird In neueren Konzepten werden daher neben der Beschnei dung des Spielraums mindestens ebenso stark deren handlungserm gli chende Wirkungen betont Scott 1995 38 Kr cken 2002 5 Zweitens verstehen wir unter Institutionen nicht ausschlie lich nor mative Erwartungen In Anlehnung an neo institutionalistische Konzep te gehen wir davon aus da Institutionen das Akteurshandeln in umfas sender Weise orientieren indem sie neben normativen auch kognitive und regulative Komponenten beinhalten Meyer Rowan 1991 42 W h rend die von Institutionen bereitgestellten kognitiven Komponenten f r eine Vereinheitlichung der Perspektive von Akteuren auf einen Gegen stand sorgen leiten regulative Verhalten an indem sie Regeln setzen berwachen und sanktionieren Scott 1995 35 Zu kl ren ist drittens das Verh ltnis zwischen Institutionen und indi viduellem Handeln bzw der Grad an Einflu den Institutionen auf Han deln aus ben Notwendig ist dies da innerhalb einer institutionalistisch orientierten Soziologie bisweilen die These der handlungsdeterminie renden Wirkungen von Institutionen entwickelt wird die wir nicht tei len Im Unterschied zu diesen harten norm
126. anwendete und nicht zur Entwicklung beitrug ist durch die Verbreitung von freier Software ab Mitte der 1990er Jahre ei ne wachsende Gruppe von Personen entstanden welche die Software ausschlie lich anwendet In bezug auf die Entwicklung bilden Nutzer ebenfalls keine homogene Gruppe sondern zerfallen in Pilotanwender und Normalnutzer Pilotanwender verf gen ber ein hohes Ma an tech nischer Kompetenz installieren die jeweils aktuellsten gegebenenfalls noch in der Entwicklung befindlichen Versionen eines Programms und erproben diese Ihr Beitrag zur Entwicklung liegt vorrangig in der Mel dung von Programmfehlern Bugs die im Regelfall noch vor der Ver f fentlichung einer neuen Version von den Entwicklern beseitigt werden Normalnutzer bilden hier eine Residualkategorie die s mtliche Anwen der von freier Software umfa t welche ausschlie lich die als stabil de klarierten Versionen des Programms nutzen Da sich nur ein geringer Bruchteil dieser Personen an der Entwicklung beteiligt ist ihre Gr e schwer einzusch tzen Trotzdem finden sich auch aus der Gruppe der Normalnutzer Personen die sich an der Entwicklung beteiligen typi scherweise entweder in Form der Nachfrage nach einer bestimmten Funktionalit t sogenannten feature requests oder ebenfalls in Form der Meldung von Fehlern und Problemen des Programms Eine weitere f r die Entwicklung von freier Software wichtige Ak teursgruppe bilden die Distributoren Hierbei handelt
127. asiert demnach nur auf einer einzigen Norm Da freie Soft 31 H ufig durch Nennung der Entwickler auf dem Startbildschirm 86 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN ware immer schon vor einem entsprechenden Beitrag existiert ziehen wir es vor diese Norm als Verpflichtung zur Entgegnung der Gabe zu bezeichnen Wir fassen diesen Punkt zusammen Im Unterschied zu Mauss Potlasch kommt die Gaben konomie sechstens mit einer einzi gen Norm der Verpflichtung zur Gegengabe aus 87 Die organisatorische Innovation offener Programmierprojekte Im vorangegangenen Kapitel haben wir die institutionelle Innovation freier Softwarelizenzen analysiert und damit einen Faktor untersucht der fiir die Entstehung der kooperativen Form der Programmentwick lung wie sie im Bereich der freien Software betrieben wird verantwort lich ist Bei der Erkl rung ihres Entstehens mu jedoch ein zweiter Fak tor ber cksichtigt werden offene Programmierprojekte Das zentrale Argument in bezug auf diese Innovation lautet da es sich bei offenen Programmierprojekten um eine institutionelle Neuerung handelt die mit bis dato existierenden Vorstellungen ber den Softwareentwicklungs proze bricht und einen neuartigen Orientierungshorizont etabliert Um diesen Wandlungsproze nachzuzeichnen beginnen wir mit der Darstel lung der Geschichte der Softwareentwicklung in den 60er und 70er Jah ren die zur Etablierung der Teildisziplin
128. ativen Konzepten gehen wir davon aus da Institutionen Handlung und Entscheidung rahmen je doch im Regelfall den Akteuren Spielr ume und Wahlfreiheiten lassen Demnach sind sie daf r verantwortlich in welcher Weise sich Entschei dungssituationen f r den Akteur darstellen welche Optionen berhaupt als Entscheidungsalternativen wahrgenommen werden was Nutzen und was Kosten sind beziehungsweise welche Effekte als erw nscht und welche als nicht erw nscht gelten Institutionalisierte Vorgaben m ssen also von den Akteuren aktiv verarbeitet werden DiMaggio Powell 10 Vgl auch Giddens 1988 89 11 Zu einer mikrotheoretischen Fundierung eines kognitiv angereicherten Verst ndnisses von Institution siehe Zucker 1991 103 ff 12 Oder es zumindest diesen Konzepten unterstellt wird 220 THEORETISCHER ERTRAG 1991 22 und stellen im Regelfall keine Orientierung dar die gen gend Eindeutigkeit besitzt um das Handeln und Entscheiden in einer konkre ten Situation zu orientieren So betont beispielsweise Scott 1995 39 da die einer Situation angemessene oder passende Orientierung h u fig gew hlt werden mu Zudem sind unterschiedliche institutionelle Vorgaben nicht immer konsistent sondern befinden sich h ufig in einem Spannungsverh ltnis oder sind gar widerspr chlich Solche Konstella tionen erm glichen es den Akteuren die Widerspr chlichkeit instrumen tell zu nutzen Hasse Kr cken 1999 59 Weiter ist zu
129. ber Linux Distri butionen bietet die Webseite von Buchholz http www kefk net linux Distributionen Typologie index asp 29 PRODUKTIVE ANARCHIE da es sich hier um Einzelpersonen und Organisationen handelt Diese Akteure treten im Regelfall auf Webseiten in Erscheinung und es l t sich nur vermittels umfangreicherer Recherchen feststellen um was f r eine Art von Akteur es sich im einzelnen handelt Wir wollen im folgen den kurz einige zentrale Organisationen vorstellen und diese Akteurs gruppe als entwicklungsnahe Organisationen kategorisieren Programmiererorganisationen die ber Softwarelizenzen und derer Bedeutung informieren und oder diese ausarbeiten Diese Organisatio nen besch ftigen sich mit den rechtlichen Grundlagen der Entwicklung Verbreitung und Anwendung von freier Software achten auf die Einhal tung der Lizenzbedingungen informieren Entwickler ber die f r sie g nstigen Lizenzen und verfolgen meist auch das Ziel eine gr ere f fentlichkeit ber freie Software zu informieren und f r deren Anwen dung zu werben Beispiele sind hier die Free Software Foundation FSF die Open Source Initiative OSI Debian und Opencode Einen wichtigen Stellenwert f r die Berichterstattung und Verbrei tung von Informationen ber technische und nichttechnische Aspekte der Entwicklung und Anwendung von freier Software nehmen Printma gazine und Websites ein die sich in ihrer Berichterstattung thematisch a
130. ber Zielset zungen beendet wird dadurch kompensiert da vom Diskussionsproze zur Entwicklungst tigkeit bergegangen werden kann ohne Einver nehmlichkeit ber die verfolgten Ziele erreicht zu haben Aufschlu reich am Zitat ist dabei da die Entwicklungst tigkeit hier sehr praktisch anschaulich durch die Formulierungen sich Arbeit machen und an den Editor gehen beschrieben w hrend die Beteiligung am Diskussionspro ze hier abwertend als Rumlabern bezeichnet wird In dieser Kontra stierung der beiden T tigkeiten kommt eine h here Wertsch tzung der praktischen Entwicklungst tigkeit also der Arbeit an der Verwirkli chung von Zielsetzungen gegen ber Beitr gen zur Diskussion zum Ausdruck Entscheidend ist da vor der Wahl dieser Option allerdings die Diskussion ber das Ziel gesucht und damit der Versuch unternom men wird auf dem Weg der Argumentation Einvernehmlichkeit ber Zielsetzungen herzustellen Das Mittel ist also erst dann legitim wenn die argumentativen M glichkeiten einer Herbeif hrung von Entschei dungen ausgesch pft sind Evidenz f r unsere These da die Vorran gigkeit des Primats der Implementation vor dem Primat der Argumen 175 PRODUKTIVE ANARCHIE tation ausschlie lich in Konfliktf llen gilt findet sich auch in unserem Fallbeispiel der Modifikation des Graphic User Interface Hier hatte ein Entwickler mit der Implementation begonnen ohne vorher mit den
131. bestimmt bzw pr gt Hier seien vor allen Dingen die Logik der Herrschaft Marcuse 1967 die Logik der konomischen Verwertung Marx 1969 kulturelle Leitbilder Mumford 1934 sowie die anthropologische Erkl rungen Gehlen 1957 genannt Allein schon die Konkurrenz der Ans tze die jeweils versuchen s mtliche technische Wandlungsprozesse auf eine Strukturlogik zur ckzuf hren relativiert den jeweiligen Erkl rungsan spruch Diese kurze Skizze der Theorielandschaft macht deutlich da sich das Forschungsfeld der Technikgenese nicht nur durch die Etablierung eines neuen Forschungsschwerpunktes innerhalb der sozialwissenschaft lichen Technikforschung gegen ber einer starken Folgenorientierung zu emanzipieren hatte sondern auch neue Theorieangebote entwickeln mu te um den Weg f r die Analyse von Technikentwicklungsprozessen frei zu machen In den 1980er Jahren wandten sich die Forschungsakti vit ten dann den Entstehungsbedingungen von Technik zu Diese Ver schiebung entsprang zum einen dem Niedergang der gro en monologi schen Entwicklungstheorien und zum anderen aus dem Bedarf der Technikfolgenabsch tzung nach Wissen bez glich der Eingriffsm g lichkeiten f r die Steuerung von Technik Der Wissensbedarf wurde als Steuerungsdilemma Collingridge 1981 formuliert und kulminiert in der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt f r eine Steuerung von Tech nik und der Initiierung einer Technikfolgenabsch tzung W hrend die
132. beteiligen und selbstgesetzte Zielsetzungen zu verfolgen Die Modularisierung bildet dementsprechend eine L sung der durch den in stitutionellen Rahmen vorgegebenen Anforderungen Als hnlich einflu reich erweisen sich die institutionalisierten Orien tierungen im Fall von Zielfindungsprozessen Hier hatte es sich gezeigt da Kompetenz eine wichtige Voraussetzung bildet um sich an den ent scheidungsherbeif hrenden Diskussionen zu beteiligen Die Beteiligten orientieren sich deutlich an der Norm des Skeptizismus wenn sie Ar gumente f r einen Vorschlag vorbringen m gliche Einw nde antizipie ren und im Voraus begegnen Vor und Nachteile erw gen und auf die ser Basis Entscheidungen treffen Selbst dort wo eine solche Orientie rung in den Hintergrund tritt namentlich bei der Ber cksichtigung der W nsche von Anwendern sind Entscheidungen ber Zielsetzungen durch Institutionen beeinflu t Ma gebliche Orientierung bildet dann nicht das Ethos freier Softwareentwickler und die Norm Skeptizismus sondern die Norm der Verpflichtung zur Gegengabe einer Gaben ko nomie in der Funktionalit t gegen Anerkennung ausgetauscht wird Wir fassen diese berlegungen zur sozialen Gestaltung von Technik innerhalb von offenen Programmierprojekten zusammen Um die Merkmale freier Software zu erkl ren ist es notwendig neben anderen Faktoren auch die Praxis der Softwareentwicklung mit den dort vorfind baren Problemen der Handlungskoordinatio
133. borexperiment das Vorhandensein eines Gestaltungsziels und die Fol genhaftigkeit des Eingriffs f r die nat rliche und gesellschaftliche Um welt hervor Mittels dieses Kriteriums gelingt zwar die Abgrenzung zum Laborexperiment fraglich bleibt jedoch wie es sich mit der Unterschei dung von anderem au erhalb des Labors stattfindenden instrumentellen Handeln verh lt Im Fall des instrumentellen Handelns werden sach technische Mittel zur Erreichung von bestimmten Handlungszielen ein gesetzt und Erfahrungswissen erzeugt ebenso bt der Handelnde nur eingeschr nkt Kontrolle ber den Handlungszusammenhang aus sein Handeln kann durch St rfaktoren beeinflu t werden so da er sein Handlungsziel nicht erreicht und statt dessen nicht intendierte Folgen mit hoher Reichweite verursacht Eine Abgrenzung zu dem instrumen tellen Handeln das aufgrund von jeweils wechselnden situationsspezifi schen Bedingungen immer den Charakter des Versuchsweisen tr gt ge lingt so nicht Unser zweiter Kritikpunkt der eng mit dem ersten zusammenh ngt betrifft die Grenzen von Realexperimenten also den Gegenstandsbe reich den ein soziologischer Beobachter des Experiments zu analysie 5 Dies wird von Gro 2003 121 durchaus bemerkt wenn er davon spricht Realexperimente w rden sich der Alltagsbedeutung von Experiment im Sinne eines Ausprobieren ann hern 190 BUGREPORTS UND FEHLERBESEITIGUNG ren hat Aufgrund des Fehlens eines
134. bslizenz erwerben die Vervielf ltigung und Unterli zensierung erlaubt nicht aber die Anwendung des Programms vgl Pres Die Urheberrechtschutzf higkeit beschr nkte sich allerdings auf Pro gramme die das Durchschnittsk nnen deutlich berragen ebd 27 19 WIPO World Intellectual Property Organization 23 PRODUKTIVE ANARCHIE 1994b 523 Das Recht zum Ablaufenlassen des Programms kann dabei an zeitliche r umliche oder anwendungsm ige Restriktionen gebunden sein wobei letzteres beispielsweise eine bestimmte Datenverarbeitungs anlage oder ein bestimmtes Einsatzgebiet meinen kann 2 Lizenzbestimmungen bez glich der Vervielf ltigung von Soft ware Auch die Vervielf ltigung von Software wird durch Lizenzen ver traglich geregelt wobei hier ebenfalls unterschiedliche Gestaltungsm g lichkeiten existieren So erlauben typische Endanwenderlizenzen ledig lich die Erstellung einer tempor ren Kopie des Programms im Arbeits speicher und die Anfertigung einer Sicherheitskopie w hrend bei soge nannter Shareware die Vervielf ltigung von Software oftmals nicht be schr nkt wird so da beliebig viele Programmkopien erzeugt werden k nnen 3 Einseh und Ver nderbarkeit des Ouellcodes Eine Vielzahl von Programmen wird ausschlie lich im bin ren Maschinencode ausgelie fert so da der Quellcode nicht zug nglich ist Eine M glichkeit den Maschinencode in den Quellcode zu berf hren ist das sogenannte re
135. c License GNU GPL http www fsf org licenses gpl html 24 Bei Public Domain Software handelt es sich um nicht urheberrechtlich ge schiitzte Software bzw solche bei dem der Autor auf das Copyright ver zichtet Dies ist jedoch nur nach amerikanischem nicht aber nach europ i schem Urheberrecht m glich 25 Wir beschr nken uns auf die Nennung der bekanntesten freien Softwareli zenzen F r eine weitere bersicht siehe http www gnu org philosophy license list html 26 BEGRIFFLICHE KLARUNGEN Freie Softwareprojekte Ebenso ungewohnlich wie die im letzten Abschnitt dargestellten freien Softwarelizenzen mutet auch die soziale Struktur an in der freie Soft ware typischerweise entwickelt wird und die sich auf den ersten Blick den in der Soziologie blichen Kategorien wie Organisation Gruppe und Interaktionssystem sperrt Wir beginnen daher mit einer Typologi sierung der am Entwicklungsproze beteiligten Akteure von Core Ent wicklern sporadischen Entwicklern Pilotanwendern Normalnut zern sowie verschiedenen Arten von Organisationen Am auff lligsten innerhalb des Entwicklungsnetzwerks ist der Kreis von Personen der die Entwicklung selbst vorantreibt also eigene Bei tr ge zum Programm leistet Die Aktivit t setzt die Kenntnis einer oder mehrere Programmiersprachen voraus Es handelt sich um eine Gruppe von Personen die im Bereich der Software und Hardwaretechnik ver siert ist und die zumindest
136. ce mit edu papers butler pdf Campbell Kelly M 1995 Development and Structure of the Interna tional Software Industry 1950 1990 Als Online Dokument http www dcs warwick ac uk mck Personal SoftIndy pdf Campbell Kelly M Aspray W 1996 Computer A History of the In formation Machine New York Basic Books Ceruzzi P E 2000 A History of Modern Computing Cambridge u a O MIT Press Chroust G 1992 Modelle der Software Entwicklung M nchen Wien Oldenbourg Ciborra C U Andreu R 2001 Sharing Knowledge across Boundaries In Journal of Information Technology 16 2 Clausen G 1991 Schenken und Unterst tzen in Prim rbeziehungen Materialien zu einer Soziologie des Schenkens Frankfurt u a O Lang Coase R H 1937 The Nature of the Firm Economica New Series 4 16 Cole S 1972 Wissenschaftliches Ansehen und die Anerkennung wis senschaftlicher Leistungen In P Weingart Hrsg Wissenschafts soziologie I Frankfurt Fischer Coleman J S 1991 Grundlagen der Sozialtheorie Handlungen und Handlungssysteme M nchen Olenbourg Collingridge D 1981 The Social Control of Technology Stratford The Open University Press Cook T D Campbell D T 1979 Quasi Experimentation Design amp Analysis Issues for Field Settings Chicago Mc Nally Crozier M Friedberg E 1979 Macht und Organisation Die Zw nge kollektiven Handelns K nigstein Athen um Dalle J M Jullien N 2002 Libre
137. ch auf Erfindungen mit denen naturwissenschaftliche Erkenntnisse in technische Handlungswei sen umgem nzt werden Schutzgegenstand stellt hier also ein Mittel dar da zu bestimmten Zwecken eingesetzt werden kann W hrend der urhe berrechtliche Schutz kraft Gesetz jedem geschaffenen Werk zukommt setzt der patentrechtliche Schutz einen staatlichen Verleihungsakt voraus 21 PRODUKTIVE ANARCHIE Programms realisiert werden und die als technischen Beitrag zu werten sind der f r eine fachkundige Person nicht naheliegend ist Im folgen den werden wir auf den patentrechtlichen Schutz von Software nicht weiter eingehen sondern uns ausschlie lich auf die Darstellung des Ur heberrechts und der darauf basierenden Softwarelizenzen beschr nken um darauf aufbauend eine Typologie zu entwickeln W hrend es lange unklar war ob Software einen urheberrechtlichen Schutz zukommt werden seit der Urheberrechtsnovelle vom 24 06 1985 in Deutschland Programme f r die Datenverarbeitung als Sprachwerke verstanden die in den Gegenstandsbereich des Urheberrechts fallen Durch diese Novellierung wurden allerdings nur Programme gesch tzt die das K nnen eines Durchschnittsprogrammierers berstiegen Moritz 1986 27 Eine Ausweitung des Schutzes von Computerprogrammen fand durch die Novelle vom 24 06 1993 statt Seitdem wird das Urheber recht auf Programme angewendet sofern sie Ergebnis einer eigenen gei stigen Sch pfung des Urhebers darstel
138. ch ist der Anwender sie also nutzen kann ohne daf r zu bezah len frei nach dem Motto Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul Liegt es an der tats chlichen berlegenheit der Qualit t des Programms die aus dem Modell resultiert mit dem es entwickelt wird und das dem elektronischen Wunderland direkt entsprungen zu sein scheint Oftmals als chaotisch oder als anarchisch beschrieben kann sich jedermann an der Softwareentwicklung beteiligen das Programm nach seinen W nschen modifizieren was in der Summe dann wie von Zauberhand geleitet oftmals zu einem sehr brauchbaren Ergebnis f hrt Einen Teil des Erfolgs erkl ren wir in dieser Arbeit indem wir der Frage nachgehen wie freie Software innerhalb von offenen Program mierprojekten entwickelt wird Das zumindest im Fall von erfolgreichen Projekten gelingende Zusammenwirken in Richtung eines Projektziels findet dabei unter Rahmenbedingungen statt die auf den ersten Blick f r das Entstehen von Handlungskoordination wenig g nstig erscheinen Freie Softwareentwicklungsprojekte sind ffentlich jeder kann also mitmachen aber genauso schnell wieder abspringen Die Entwickler sind ber den Globus verteilt und koordinieren ihre Arbeit ausschlie lich ber das Internet Es findet sich bei n herer Betrachtung keine Or ganisation welche die Koordinationsleistung in freien Softwareentwick lungsprojekten erbringt und die notwendigen Ressourcen f r die Ent wicklung bereit
139. ch vorausgesetzten berzeugungen und Orientierungen Dies ver einfacht nicht nur die Darstellung sondern erweist sich als Ansatzpunkt f r die soziologische Analyse als ungleich fruchtbarer als die aus der Perspektive der Akteure funktionierende Kommunikation des tech talks die f r Nicht Eingeweihte nur schwer nachvollziehbar ist Vorstellung des Fallbeispiels Unser Untersuchungsgegenstand bildet das Projekt KMail KMail ist ein E Mail Client bzw ein E Mail User Agent f r die Benutzeroberfl che KDE E Mail Clients sind Programme mit denen elektronische Post gelesen und gesendet werden kann die also zur Abwicklung des E Mail Verkehrs von Benutzern verwendet werden Sie unterst tzen das POP3 IMAP Protocol zum Empfang und das SMTP Protocol zum Versenden von E Mails Neben der Standardfunktionalit t eines E Mail Clients dem Erstellen Senden Empfangen und Anzeigen der Post ver f gt KMail ber eine gro e Anzahl weiterer Funktionen Hierzu z hlt die Integration der E Mail Verschl sselung PGP das Adre buch eine Rechtschreibpr fung ein Filtersystem und die M glichkeit der Verwal tung mehrerer E Mail Konten Auff lliges Merkmal des Projekts KMail bildet dessen Einbindung in eine mehrstufige Projekthierarchie An deren Spitze steht das Ver bundprojekt KDE in dem die gleichnamige grafische Benutzeroberfl 5 KDE K Desktop Environment ist eine weit verbreitete Benutzeroberfl che f r Linux und Un
140. cha nismen der Handlungskoordination sowie dem Zusammenhang zwi schen sozialen Strukturen und Gestalt von Technik Dieses komplexe Fragenb ndel werden wir in mehrere Teilfragen zerlegen und separat diskutieren Im Anschlu an dieses einleitende Kapitel beginnen wir mit der Analyse der Gr nde f r eine Beteiligung an freien Softwareentwick lungsprojekten Ausgehend von den innerhalb dieser Untersuchung durchgef hrten Interviews werden wir die gro e Anzahl an Motiven herausarbeiten die Beteiligung beg nstigen und daf r verantwortlich sind da offene Programmierprojekte keine teilnehmerlosen Unterneh mungen darstellen In Abgrenzung zur Motivationsforschung die an schlie end an mehr oder minder explizite Rational Choice Modelle nach dem Nutzen f r die Akteure fragt werden wir zeigen da eine solche Erkl rung zu kurz greift und statt dessen vorschlagen die Beteiligung durch institutionalisierte normative Orientierungen zu erkl ren Die leitende Frage des anschlie enden Kapitels f llt in den Themen komplex Handlungskoordination innerhalb von offenen Programmier projekten in dem ein Blick auf die Stunde Null geworfen und der Frage nachgegangen wird wie es zur einer Gr ndung kommt und wel che Aufgaben dabei zu bew ltigen sind Neben einer zumindest vorl u figen Kl rung der Frage was entwickelt werden soll stellt sich hier das Problem des Aufbaus einer sozialen Projektstruktur mit der die Ent wicklungst tig
141. che des Immaterialg terrechts wechselseitig exklusiv G ter die unter das Urheberrecht fallen wie z B Romane Theaterst cke oder Gem lde wer den nicht durch das Patentrecht G ter die unter das Patentrecht fallen 20 BEGRIFFLICHE KLARUNGEN ein Einordnungsproblem in die Rechtsdogmatik hin Durch das Urheber recht werden blicherweise Werke von Autoren gesch tzt denen der Gesetzgeber einen literarischen kiinstlerischen oder wissenschaftlichen Wert beimi t Aus der Perspektive des Urheberrechts wird Software als Schriftwerk verstanden also als eine Aneinanderreihung von Zeichen gem der Semantik Syntax und Grammatik einer formalen Program miersprache Der gesetzlich gew hrte Patentschutz bezieht sich hingegen nicht auf die Realisierungsform sondern auf die einem Programm zugrunde lie genden technischen Ideen Endres 2001 19 W hrend die Patentie rung von Software in Japan und den USA m glich ist gilt dies f r die L nder der EU bislang nicht In europ ischen L ndern sollen nach der aktuellen Rechtslage Patente nur dann erteilt werden sofern sich die Er findung durch Originalit t eine gewisse Erfindungsh he wirtschaftliche Relevanz und einen technischen Bezug auszeichnet Das letztgenannte Kriterium ist dann erf llt sobald ein technisches Problem mit Hilfe von technischen Mitteln gel st wird In der Anwendung des Patentrechts f hrt dies nun allerdings h ufig zu Schwierigkeiten da es zwar in
142. chen hinsichtlich der Produktion wollen wir zeigen da Bei tr ge zur Entwicklung zwangsl ufig die Form von Gaben annehmen Den erstgenannten Punkt werden wir anhand der Literatur zur Kollek tivg ter konomie herausarbeiten den zweiten in Anschlu an einen Ex kurs zu Marcel Mauss Untersuchungen von Gaben konomien kl ren Ein Blick auf die Distributionswege von freier Software offenbart eine erste wesentliche Wirkung von freien Softwarelizenzen Freie Software wird einerseits von den Distributoren ber Einzelhandel und Versand gegen die Zahlung einer Geb hr vertrieben andererseits aber auch auf Internetseiten zum kostenlosen Download bereitgestellt Der Preis den die Kunden den Distributoren zahlen stellt keine Lizenzge b hr dar bezahlt wird die Leistung der Zusammenstellung der Software zu einer Distribution die Verbringung der Software auf Speichermedien sowie die Verpackung und Dokumentation Ebenso wie im Fall des 18 Das gilt sowohl f r die einzelnen Softwareprojekte die auf den Projektsei ten aktuelle und ltere Versionen ihrer Programme bereitstellen wichtige Quellen bilden hier http sourceforge net index php http kde apps org http www kde org download und http www gnu org directory GNU als auch f r komplette Systeme die sich auf den Seiten der Distributoren finden http www debian org distrib ftplist f r die Debian Distribution http www suse de de private download suse_linux f r die SuSE Di
143. chen Verengung auf die Kosten einer Transaktion als den zentralen Faktor f r die Wahl eines Modells der Handlungskoordi nation in die Kritik geraten Vgl hierzu ausf hrlicher Sydow 1992 145 ff So zumindest nach Annahme der neo klassischen konomie 6 Hierzu z hlt nicht nur das Vertragsrecht sondern auch die W hrungs und Preispolitik Teilnahme am Markt setzt ein Vertrauen in Regulationsf hig keit von Konflikten durch das Recht ebenso voraus wie das Vertrauen in die W hrungspolitik des Staates 7 Vgl auch zusammenfassend Wiesenthal 2000 51 Nn 50 THEORETISCHE AUSGANGSPUNKTE fliktf llen zeigt in denen der Inhaber der h heren Rangposition Macht mittel zur Durchsetzung der Regel anwendet Diese Form der Hand lungskoordination setzt im Vergleich zum Markt einen l ngeren Zeitho rizont voraus Hierarchiestufen m ssen entwickelt und die Akteure die sen zugeordnet werden Die Frage was einen Akteur dazu motivieren kann Regeln oder Anweisungen anderer Akteure zu befolgen und damit einen Eingriff in seinen Handlungsspielraum zuzulassen l t sich da sich hier eine Vielzahl von Anreiz und Sanktionsmitteln findet nur in Hinblick auf den Einzelfall beantworten Neben diesen beiden aus der Literatur seit den Klassikern soziologi schen Denkens bekannten Formen der Koordination bildet der meist dazwischen verortete Typus Netzwerk eine dritte Form von sozialer Ordnung Diese Zwischenstellung wird blicherweise
144. chender Aspekt bildet die Neugierde die in der nachstehenden Passage plastisch be schrieben wird Ich stand damals vor den ersten Videospielen die man f r die Fernseher so verkauft hat Aber nicht die allerersten sondern so Atari 2600 logisch Da stand ich davor und fand das spannend Damals hat man auch Videospiele in Kaufh usern gefunden oder so So da man da als Jugendlicher dran durfte So lustige H pf und Spring Spiele gab auch schon und da hab ich gedacht ich m chte wissen wie so ein Ding funktioniert Ich bin grunds tzlich neugierig Also auf vielen Gebieten da war ich auch neugierig und es ist so angefangen da ich irgendwann mal ein Basic Buch geschenkt bekam was ich jetzt kei 5 Die technischen Pioniere des ausgehenden 19 und des beginnenden 20 Jahrhunderts die sich eingehend mit der Erforschung von technisch nutz baren Wirkungszusammenh ngen besch ftigt haben vgl Hughes 1991 1985 entsprachen diesem romantischen Bild vielleicht noch eher als die Besch ftigten in FuE Abteilungen heutiger Unternehmen Der Typus des Erfinders begegnet uns in den Mythen in denen die Entstehung des Perso nal Computers und von IT Unternehmen im Zuge des Computerbooms er z hlt wird Vgl hierzu Rogers Larsen 1986 14 ff zur Entstehung von Apple McSummit Martin 1989 365 ff am Beispiel von AMD SPC Her steller von Office Applikationssoftware und Grid Hersteller einer der er sten Laptops 129 PRODUKTIVE ANA
145. chlie ung von Informationen auf die Kooperation der Anwender angewiesen da sie die Durchf hrung des Experiments und die Gewinnung von Experimentaldaten selbst nicht kontrollieren k nnen Aufgrund dieses Defizits adressieren sie die normativen Erwar tungen nach Systematik und Kontrolliertheit an die Anwender und ver suchen so diese zu Komplizen oder Co Experimentatoren zu ma chen Die Anwender sollen die Erhebung der Experimentaldaten ber nehmen und zwar m glichst systematisch Unsere Einordnung des Release Zyklus freier Softwareentwicklung als Realexperiment l t sich wie folgt zusammenfassen a Die Ent wickler des Programms bilden die Experimentatoren die b durch die 19 Heidelberger unterscheidet zwischen Instrumenten die prim r a der Er fahrenserweiterung produktiven Funktion b der Ph nomenstrukturie rung repr sentierende oder strukturierende Funktion c der Beherr schung der Bedingungen konstruierende und imitierende Funktion die nen 1998 80 Im Fall des Bug Track Systems handelt es sich um ein In strument vom Typus b 198 BUGREPORTS UND FEHLERBESEITIGUNG Ver ffentlichung einer neuen Version das Programm aus seinem Ent wicklungskontext entlassen und in den Anwendungskontext berf hren c Mit diesem Eingriff ist nicht nur intendiert da die Nutzer ihre An wendungsprobleme l sen vielmehr wird dar ber hinausgehend die Ge winnung von Wissen ber Programmfehler anvisier
146. chtlich des Grads der Kopplung von Systemelementen Eng gekoppelte Systeme zeichnen sich durch das direkte Einwirken von Systembestandteilen auf einander aus w hrend lose gekoppelte Systeme Puffer besitzen die ein manuelles Eingreifen zulassen 1984 89 ff Dieser Terminologie nach w rde es sich bei Laborexperimenten um weitgehend entkoppelte Syste me im Fall von Realexperimenten um mehr oder minder eng gekoppelte Systeme handeln 194 BUGREPORTS UND FEHLERBESEITIGUNG dort aufgeworfenen Frage nach dem Verh ltnis von Theorie und Expe riment innerhalb des Forschungsprozesses auf Bereits eingangs haben wir bemerkt da die Rolle des Experiments dort nicht ausschlie lich als Mittel zur berpr fung von Theorien bestimmt wird sondern ihm mitt lerweile eine prominente Rolle bei der Generierung von Theorie zuge schrieben wird Hacking 1983 Heidelberger 1998 73 Radder 2003b 162 Pointiert zugespitzt werden die unterschiedlichen Rollen von Ex perimenten im Forschungsproze von Steinle der zwischen explorativen und theoriebestimmten Experimenten unterscheidet W hrend das ex plorative Experiment durch das in die Breite gehende Erforschen eines Ph nomens mittels der Variation von Parametern gekennzeichnet ist Steinle 1998 281 282 und der Bildung von neuen Begriffen dient meint Theoriegeleitetheit da Experimente im Rahmen einer Theorie geplant entworfen durchgef hrt und ausgewertet werden ebd 286 Dabei hebt der
147. cklung innerhalb von Unternehmen dar vgl Schulz Schaeffer 1996 123 und bildet f r uns den Hintergrund vor dem sich die im folgenden zu analysierende Innovation der offenen Programmierprojekte vollzieht Die Tanenbaum Torvalds Diskussion In diesem Abschnitt wollen wir uns nun der Diskussion zwischen Linus Torvalds Urheber der ersten Version des Linux Betriebssystems und Andrew Tanenbaum Professor f r Betriebssystementwicklung und Entwickler mehrerer Betriebssysteme zuwenden da die Diskussion der Gr ndung einer Linux Newsgroup vorausgeht auf der erstmals Soft ware innerhalb eines offenen Programmierprojekts entwickelt wird In der Diskussion kommt nicht nur eine gegen ber dem Software Enginee ring alternative Perspektive auf die Organisation der Softwareentwick lung zum Ausdruck vielmehr tauchen hier bereits die zentralen Bestand teile der Innovation offener Programmierprojekte auf die dann mit der Gr ndung der Linux Newsgroup den organisatorischen Rahmen f r die Entwicklung von freier Software abgeben Ausgangspunkt f r die Entwicklung von Linux bildete ein Projekt des Studenten Linus Torvalds mit dem er den f r sein Studium ange schafften Computer mit einem Intel 386er Prozessor kennenlernen woll 11 Daher meinen wir mit Verwissenschaftlichung im Unterschied zu Wein gart nicht eine Verlagerung Ausdehnung oder Verallgemeinerung des Ty pus des Forschungshandelns auf unterschiedliche gesellschaftliche Berei che Weingar
148. cklungspro jekten hatten wir bei der Darstellung des Forschungsgegenstands unter nommen indem wir diesen als Netzwerk bezeichnet hatten Allerdings hatten wir die Bedeutung dieser begrifflichen Bestimmung nicht erl u tert sondern den Begriff provisorisch eingef hrt Die Auseinanderset zung mit dem Begriff Netzwerk soll nun nachgeholt werden Geht es wie in der vorliegenden Untersuchung um die Koordina tion von sozialem Handeln werden blicherweise drei Typen von sozia len Strukturen ins Spiel gebracht Dies sind Hierarchie oder formale Organisation Markt sowie der in der j ngeren Diskussion vielbeach tete Typus Netzwerk Weyer 2000a Powell 1996 221 Seinen Ur sprung hat diese Typologie in der Transaktionskosten konomie die auf den fr hen Arbeiten von Ronald H Coase 1937 aufbaut Grundlegende Annahme der Transaktionskosten konomie ist da wirtschaftliche Transaktionen in unterschiedlichen Formen von sozialen Strukturen sogenannten Strukturalternativen abgewickelt werden k nnen wobei keine die in allen F llen berlegene Alternative darstellt Ihe transaction cost approach affords a partial answer there are so many kinds of organizations because transactions differ so greatly and efficiency is realized only if governance structures are tailored to the specific needs of each type of transaction Williamson 1981 568 Ma gebliche Dimensionen die der Ansatz zur Analyse von
149. d die dritte die Verpflichtung zur Erwiderung bildet Diese drei Nor men f hren zusammengenommen dazu da durch die Ausrichtung eines Potlasch das Recht erworben wird vom Gast im Gegenzug selbst zu 28 Hierbei handelt es sich um ein Wort aus der indianischen Sprache Chi nook das urspr nglich ern hren konsumieren und verbrauchen be deutet vgl Mauss 1954 4 83 PRODUKTIVE ANARCHIE diesem Ereignis eingeladen zu werden Die Sanktion der Erwiderungs pflicht ist Schuldknechtschaft Es ist dies eine ihrer Natur und Funktion nach mit dem r mischen nexum vergleichende Institution Derjenige der das Darlehn oder den Potlasch nicht zur ckzahlen kann verliert seinen Rang und sogar den Status eines freien Mannes ebd 78 Das System von Gabe Annahme und Verpflichtung zur Gegengabe f hrt nicht nur zu einer Verteilung von G tern sondern bildet die Basis f r ein Reputationssystem Reputation wird dadurch erworben da den Verpflichtungen zur Gabe Annahme und Erwiderung nachgekommen wird und zwar in gr erem Ma e als es andere Beteiligte des Reputa tionssystems tun Reputationssysteme die auf Geschenken basieren bergen somit ein Eskalationspotential das zu einer stetigen Vergr e rung der Gaben bis hin zur Selbstvernichtung f hren kann Die durch Gaben erworbene Reputation f hrt nun zu Statusdifferenzen in der Hier archie der Beteiligten Verlust von materiellem Besitz wird kompensiert
150. d einer klaren Rollenstruktur einer Projekt Mailingliste als Medium der Kommunikation sowie einer hohen Fluktuation der Teil nehmerschaft ihr Handeln auf ein gemeinsames Entwicklungsziel hin zu koordinieren Diese recht umfassende Fragestellung haben wir zerlegt und verschiedene Facetten des Problems der Handlungskoordination diskutiert Dazu geh rte die Frage nach den Problemen und typischen L sungen von Projektgr ndungen die Frage nach dem Zustandekom men von gemeinsam verfolgten Zielsetzungen sowie die nach den Me chanismen der Beseitigung von Programmierfehlern Dabei sind wir nicht bei der Analyse der Mechanismen stehengeblieben die eine L sung dieser Anforderungen erm glichen sondern haben dar ber hinaus gehend auch das Ergebnis des Innovationshandelns die Gestalt freier Software im Auge behalten Die Organisation von Innovation als soziale Gestaltung von Technik Im folgenden diese berlegungen abschlie enden Schritt wollen wir die Ergebnisse der Untersuchung zur Handlungskoordination nutzen um ei nen Br ckenschlag zwischen zwei Richtungen der Innovationsforschung 205 PRODUKTIVE ANARCHIE zu versuchen zwischen Konzepten die sich primar fiir die soziale Or ganisation der Innovation interessieren wie z B der Ansatz der Inno vationsnetzwerke und solchen die sich auf die soziale Gestaltung von Technik beziehen Unsere These ist dabei da die organisationalen Rahmenbedingungen unter denen de
151. da die Entwicklung eines Programms zu einem Ende gebracht wird Dieser Fall tritt ein sofern sich niemand f r die Weiterentwicklung eines Programms interessiert 188 BUGREPORTS UND FEHLERBESEITIGUNG wicklung des Programms und dessen ersten erprobenden Einsatz hin zu einer Verwendung des Programms durch Anwender konzeptionell zu er fassen Wir wollen vorschlagen diese Uberfiihrung des Programms in seinen Anwendungsbereich als Realexperiment zu interpretieren mittels dessen Wissen tiber das Verhalten des Programms in einer groBen An zahl von Verwendungskontexten gewonnen wird Unter Realexperimenten werden Gro Hoffmann Riem Krohn fol gend Eingriffe verstanden die mit einem bestimmten Gestaltungsziel verbunden sind 2003 242 2005 Es grenzt sich vom Laborexperiment ab da es nicht an einem separierten auswirkungsgesch tzten Raum stattfindet sondern die Folgen des Experiments ber die Grenzen des Labors hinaus sp rbar sind Durch das Fehlen eines Schutzes gegen ber Experimentalfolgen wird die Gesellschaft zum Labor Krohn Weyer 1989 Diese Entgrenzung des Experiments hat dem Konzept zufolge Konsequenzen f r die Legitimation der Forschungst tigkeit W hrend das klassische Experiment durch das Ziel der Gewinnung von Wissen legitimiert wird reicht dies bei Realexperimenten nicht aus Soziale Ak zeptanz sei es nun gegen ber sp rbaren Folgen und oder der Zumutung von Risiken l t sich nicht durch Wissensgewinnung
152. das Ver st ndnis von frei im Sinne von kostenlos nicht geeignet ist den hier interessierenden Typus von Software abzugrenzen So ist beispielsweise der Microsoft Internet Explorer kostenlos erh ltlich bildet aber gerade kein Beispiel f r den hier gemeinten Typ Weiter ist gegen den Begriff einzuwenden da er aufgrund seiner Geschichte stark mit normativen Implikationen beladen ist Er basiert auf der Unterscheidung frei un frei und wird insbesondere von der Free Software Foundation FSF genutzt um auf die Abh ngigkeitsbeziehungen hinzuweisen die nach ihrer Perspektive durch die Anwendung von propriet ren Programmen zum Hersteller entstehen hinzuweisen und freie Softwareentwicklung als emanzipatorische Bewegung zu interpretieren Demgegen ber besteht der Nachteil der Bezeichnung Open Source Software in seiner Fokussierung auf die Zug nglichkeit des Quellcodes So wird er mi br uchlich zur Bezeichnung von Programmen benutzt deren Quellcode zwar zug nglich ist die aber von den Lizenzbedingun gen her weder den in der Open Source Definition noch den in der Free Software Definition genannten Distinktionsmerkmalen entsprechen Die 7 Vgl http www opensource org advocacy case_for hackers php http www opensource org advocacy case_for customers php http www open source org advocacy case_for business php 8 Hierauf weist die Open Source Initiative zu Recht hin Vgl http www opensource org
153. dell einer geplan ten und weitgehend formalisierten Praxis verworfen und eine Entwick lung ohne formale Rollen klare Entscheidungskompetenzen und Zu rechnungsregeln f r Verantwortung versucht eine Idee die aus der Per spektive des Software Engineering undenkbar ist Kernbestandteil der Innovation offener Programmierprojekte bildet die Einrichtung einer f fentlich zug nglichen Newsgroup die f r s mtliche an der Programm entwicklung interessierten Personen erreichbar ist und auf der nicht nur ber die Entwicklung informiert wird sondern auch Entscheidungen ber die k nftigen Entwicklungswege getroffen werden An diesem Punkt stellt sich die Frage was bei offenen Program mierprojekten an die Stelle des hierarchischen Modus der Handlungsko ordination tritt Ohne diese Frage hier abschlie end beantworten zu k n nen haben wir anhand der Tanenbaum Torvalds Diskussion gezeigt da unter den Entwicklern von freier Software ein Reputationssystem exi stiert das gro e Parallelen zum Wissenschaftssystem aufweist und auf einem Ethos basiert Kern dieses Hackerethos bilden die Normen Uni versalismus Kommunismus Uninteressiertheit und Skeptizismus wel che die Vergabe von Reputation regeln Damit ist auf die Existenz eines Mechanismus zur Handlungskoordination in freien Softwareentwick lungsprojekten hingewiesen jedoch seine Bedeutung noch nicht be stimmt Wir fassen die Folgen dieser organisatorischen Innovation f r die Ent
154. den An unserem Beispiel hatten wir gesehen da die Be teiligten dann Anstrengungen unternehmen mit einer anspruchsvolleren Experimentalapparatur wie einem Debugger die Aufzeichnung der Da ten zu verbessern und so den Schlu von einem unerw nschten Pro grammverhalten auf einen fehlerhaften Bestandteil des Quellcodes durchf hren zu k nnen Eine Aufgabe f r deren Bew ltigung die betref fende Person ber die Kompetenz verf gen mu den Quellcode zu lesen und die damit nur von Entwicklern geleistet werden kann Das Merkmal Stabilit t bildet im Fall freier Software somit Resul tat aus der Zusammenf hrung von empirisch praktischen Wissen um Fehler und theoretisch systematischen Wissen Wissen um Zusammen h nge von Faktoren innerhalb des Programms Wissen ber Regeln der Formulierung von Hypothesen Kompetenz zur Interpretation der Expe rimentaldaten das innerhalb von experimentellen Praktiken in kaska denartigen Lernprozessen von 1 Implementation neuer Funktionen 2 realexperimenteller Erprobung und 3 laborexperimentartiger Fehlerde tektion erzielt wird 204 Zusammenfassung Die soziale Konstruktion freier Software In den vorangegangenen drei Kapiteln war die Frage leitend wie eine Entwicklung von freier Software unter auf den ersten Blick sehr ungiin stig erscheinenden Umst nden m glich ist Wie gelingt es den Entwick lern von freier Software unter den Bedingungen der Abwesenheit von Hierarchie un
155. den Fo tokopier und Tonaufnahmetechnik zeigen Nachdem wir knapp die Entwicklung des Urheberrechts nachgezeichnet haben wollen wir uns 3 In Deutschland 1901 im Gesetz betreffend des Urheberrechts an Werken der Literatur und der Tonkunst und 1907 im Urheberrecht an Werken der bildenden K nste und der Photographie Bramann Merzbach M nch 1995 123 4 Der Geltungsbereich wird durch 2 UhRG geregelt In diesen Bereich fal len Sprachwerke Schriftwerke Reden Computerprogramme Werke der Musik pantomimische Werke Tanzkunst Lichtbildwerke Filmwerke und Darstellungen wissenschaftlich technischer Art wie Pl ne Karten Skizzen vgl Fromm Nordemann 1998 Nordemann 2002 2 68 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN nun den in der Rechtswissenschaft auftauchenden Begr ndungen f r den Schutz dieser Werke zuwenden und diese rekonstruieren Der in der Rechtswissenschaft dominierenden monistischen Theorie zufolge sch tzt das Urheberrecht die Pers nlichkeitsrechte und Verm gensrechte des Werksch pfers Nach der pers nlichkeitsrechtlichen Komponente wird die Beziehung zwischen Sch pfer und Werk als be sonders schutzw rdig angesehen da das Werk als Ausdruck der Pers n lichkeit des Urhebers gilt Schlicher 1989 10 Leinemann 1998 52 Rehbinder 2002 48 Hieraus entspringen das Recht des Urhebers ber die Kontrolle von Ort und Zeitpunkt einer Ver ffentlichung sowie der Schutz gegen ber einer Entstel
156. der Basis eines aufgekl rten Egoismus Willke 2001 138 R cksichtnahme gegen ber dem Kooperationspart ner walten zu lassen und damit das Interesse an Kooperationsgewinnen mittelfristig zu verwirklichen Die auf Vertrauen basierenden Netzwerke kombinieren dabei Leistungen die sonst entweder ausschlie lich vermit tels des Marktes oder ausschlie lich durch die Wahl der Koordinations form Hierarchie zu erhalten w ren Netzwerke stellen Leistungen zur Verf gung die sonst nur entweder per Markt oder per Hierarchie zu erhalten sind n mlich die Flexibilit t marktf r miger Interaktion und die Verl sslichkeit und Effizienz organisierter Struktu ren zugleich Sie erm glichen es Tauschakte durchzuf hren ohne sich auf Unsicherheiten und Risiken marktlicher Transaktionen einlassen zu m ssen Und sie erm glichen koordiniertes Verhalten ohne die Rigidit t starrer b ro kratisch verkrusteter Organisationen in Kauf nehmen zu m ssen Weyer 2000a 10 Durch die relative Autonomie der beteiligten Akteure kommt es typi scherweise zu einem Ende der Koordination innerhalb des Netzwerks sobald die aus dem Netzwerk gezogenen Gewinne ausbleiben die Ko sten der Kooperation die Gewinne bersteigen oder einer der Partner dauerhaft das Vertrauen verletzt Nach der knappen Skizzierung dieser in der Netzwerkforschung prominenten Typologie wollen wir uns der Frage zuwenden inwieweit sie geeignet ist empirisch beobachtbare Formen der Handl
157. der Minix Newsgroup http listserv nodak edu scripts wa exe A2 ind9108d amp L minix I amp F amp S amp P 4457 16 Siehe http minix1 hampshire edu Grundlegende Informationen zu Mi nix bietet auch das Minix Information Sheet von Tanenbaum Siehe http www cs vu nl ast minix html 99 PRODUKTIVE ANARCHIE Anwendung sondern verbreitete sich dar ber hinaus und wurde u a in einer Vielzahl von Unternehmen eingesetzt Die Newsgroup comp os minix diente zur Ank ndigung von neuen Versionen und Ver nderun gen zur Diskussion ber das Betriebssystem zum Austausch von Erfah rungen sowie zur gegenseitigen Hilfe der Nutzer Nach der Ver ffentlichung der ersten Linux Version 0 01 im Sep tember 1991 ver nderte sich das Thema der Newsgroup stark Die Mit glieder begannen ber das neue System zu diskutieren wobei das The ma Minix in den Hintergrund gedr ngt wurde Am 19 01 1992 sendete Andrew Tanenbaum eine Mail mit der Subject Zeile Linux is obsolete ber die Liste die den Beginn der Tanenbaum Torvalds Diskussion markiert W hrend es im ersten Teil vorrangig um das F r und Wider unterschiedlicher Betriebssystemdesigns geht steht im zweiten Teil die Frage nach der Organisation von Softwareentwicklungsprojekten im Mittelpunkt Um die Innovation offener Programmierprojekte zu ver stehen lohnt es sich diese Diskussion etwas ausf hrlicher zu analysie ren Ausgangspunkt dieses zweiten Teils bildet e
158. det f r ihn die Grundlage um der naiven Vorstellung mit einer personellen Vergr erung dem Zeit verzug von Softwareprojekten entgegenwirken zu k nnen zu entgegnen Oversimplifying outtrageously we state Brooks s Law Adding man power to a late software project makes it later Brooks 1995 25 Um den Koordinationsaufwand zu begrenzen greift er das Modell des Chief Programmer Teams auf und propagiert eine hierarchische Projektorgani sat on Iln the conventional team the partners are equal and inevitable differences of judgment must be talked out or compromised Since the work and res sources are divided the difference in judgment are confined to overall strategy and interfacing but they are compounded by differences of interest e g whose spare will be used for a buffer In the surgical team there are no differ ences of interest and differences of judgement are settled by the surgeon uni laterally These two differences lack of division of the problem and the supe rior subordinate relationship make it possible for the surgical team to act uno animo Brooks 1975 35 In der Zusammenschau betrachtet kann die mit der Etablierung von Software Engineering einhergehende Restrukturierung der Softwareent wicklung als Verwissenschaftlichung interpretiert werden Hierunter verstehen wir in Anlehnung an Weingart einen Proze des institutionel len Wandels der dadurch gepr gt ist da ltere Handlungsorientie
159. die Informationen ber Fehler geb ndelt und der Informationsflu vom Anwendungs zum Entwicklungskontext strukturiert wird Es bildet demnach einen wesent lichen Bestandteil der Experimentalanordnung der zur Aufzeichnung der im Experiment gewonnenen Informationen dient Wie verh lt es sich nun mit dem Kriterium der Orientierung an ei nem m glichst hohen Ma an Systematik des Vorgehens und der Kon trolle Da Entwickler die Anwender im Regelfall nicht kennen k nnen sie weder die Anwendungssituation kontrollieren noch berpr fen ob Anwender in F llen des Auftretens von Bugs diese auch tats chlich dem Projekt melden Allerdings zeigt die Kommunikation auf der KMail Mailingliste da sich die Entwickler trotz der widrigen Rahmenbedin gungen um eine systematische Erschlie ung des Wissens ber Bugs be m hen Deutlich zeigt sich dies im folgenden Beitrag eines Entwicklers dem ein Bugreport eines Anwenders von KMail vorangeht Make your bug reports high quality ones by including A description of your envi ronment KMail version PGP type version system info A description of the problem A description of how to repeat the problem Provide a fix for the problem if one is known KD 4 27 April 2000 04 44 58 Hier expliziert der Entwickler KD 4 die normativen Erwartungen an ei nen Fehlerbericht von Anwendern mit denen die Verteilung der Rollen innerhalb des Experiments deutlich wird Die Entwickler des Pro gramms sind zur Ers
160. die Positivsummenspiele f r die Partner generiert Die einmal in Gang gesetzt Dynamik der Vertrauensspirale ist die soziale Ba sis daf r dass in rekursiven selbstverst rkenden Lernprozessen die Technik erzeugung und die Optimierung der Technikanwendung ineinander greifen A vertraut auf das Verhaltensversprechen von B das B abgibt weil er auf das von A vertraut Kowol Krohn 2000 139 f Die Bereitschaft der Akteure zu vertrauen und sich damit dem Risiko des Vertrauensbruchs auszusetzen gr ndet sich auf die erhofften Ko operationsgewinne die nur auf der Basis von Vertrauensinvestitionen als Vorleistung beider Akteure zu realisieren sind Im Konzept der Inno vationsnetzwerke wird damit Vertrauen zu einem Kostenfaktor der ebenso wie der erstrebte Nutzen von innovationsrelevantem Wissen nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zu Buche schl gt Auch diese Kosten lie en sich im Rahmen von Rational Choice Ans tzen durch Erwartung mal Wert Konstrukte ber cksichtigen Die Aufl sung von doppeltkontingenten Situationen und der Aufbau von Ver trauen gelingt nun allerdings nicht auf einen Schlag sondern durch eine einseitige Vorleistung und Erwiderung dieser die zu der oben erw hnten 6 In neueren Varianten von Rational Choice Theorien wird betont da Kal kulationen auf subjektiv erwartetem also unsicherem Nutzen basieren Siehe hierzu das RREEMM Modell resourceful restricted evaluating expecting
161. dividual producer is severly limited ders 1942 273 Die dritte Norm des wissenschaftlichen Ethos bildet die Un interessiertheit desinterestedness des Forschers Hierunter ist die Er wartung zu verstehen eine Besch ftigung mit einem Forschungsgegen stand solle dem intrinsischen Interesse nicht aber externen Anreizen wie etwa der wirtschaftlichen Verwertung des Wissens oder pers nli chen Karriereerw gungen entspringen ebd 276 Vierter Bestandteil bildet der organisierte Skeptizismus worunter eine kritische Haltung gegen ber Glaubenshaltungen und berzeugungen aufgrund empiri scher und logischer Kriterien Merton 1972 55 verstanden wird Da mit wird eine rationale im Sinne von begr ndete Haltung als normative Leitvorstellung postuliert sowie Zur ckhaltung mit dem Urteil gefordert bis ausreichend empirische Evidenz f r eine Wahrheitsbehauptung er bracht ist Wichtiges Motivations und Belohnungsmittel des Wissen schaftssystems bildet Reputation also die Anerkennung und Wertsch t zung von Leistungen die diesen Normen entsprechen Merton 1957 25 Vgl auch Storer 1972 64 106 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE 297 Sie wird von anderen Experten eines Fachgebiets vergeben und findet ihren Ausdruck in der Vergabe von Positionen und Preisen sowie in Festschriften aber auch in Zitationen in anderen wissenschaftlichen Texten Durch Reputation wird Merton zufolge das Ziel der Wissen schaft die Ve
162. dliche und erwachsene Pro 131 PRODUKTIVE ANARCHIE dienst zu auf das Ph nomen der hohen Faszination aufmerksam ge macht zu haben die der Computer aus ben kann In der neueren Literatur wird das Ph nomen inzwischen anders in terpretiert Das intrinsische Interesse mit dem Programmierer z T ihrer T tigkeit nachgehen wird beispielsweise von Eckert et al in Zusam menhang mit der Aneignungsform ger ckt die analog zu anderen Frei zeitaktivit ten vorrangig spielerisch und zweckfrei durch ein trial and error Prinzip und learning by doing geleitet stattfindet Eckert et at 1990 196 In hnliche Richtung argumentiert Braun wenn sie die Ori entierungen von Informatikern typisiert und als gemeinsames Merkmal der Typen die von einem Eigeninteresse getriebene Aneignung des Computers zu einem fr hen biographischen Zeitpunkt herausarbeitet Braun 1998 284 Im Unterschied zu Weizenbaum vermeiden diese Autoren eine normative Bewertung des Engagements In der Literatur zu freier Softwareentwicklung l t sich ein hohes Ma an Einm tigkeit hinsichtlich des Stellenwerts eines intrinsischen Interesses als Motivati on feststellen So betonen Lakhani Wolf 2003 3 die st rkste Motiva tion f r eine Beteiligung sei ein Interesse an der T tigkeit und how creative a person feels when working on the Project w hrend dieses Motiv von anderen Autoren ebenfalls an prominenter Stelle genannt wird z B Hertel et al 2003 Osterloh e
163. e Folgerungen deduziert welche einem em pirischen Test ausgesetzt werden vgl Popper 1982 6 1979 427 435 Das Falsifikationsprinzip weist dem Experiment also eine ausschlie lich negative Rolle zu Mit ihnen k nnen Theorien verworfen werden eine Generierung neuer Theorien vermittels von Experimenten ist nicht vorge sehen Gegen diese Auffassung f hrt Hacking 1996 258 ff ins Feld das Verh ltnis von Theorie und Experiment k nne sich im Laufe des For schungsprozesses wandeln so da es auch m glich ist da das Experi ment der Theorie vorangeht 192 BUGREPORTS UND FEHLERBESEITIGUNG ziehen Damit es sich um ein Experiment handelt mu der Experimenta tor die unabh ngige Variable in jedem Fall kontrollieren Weiter ist es m glich da nur ein Teil der St rvariablen kontrolliert wird ein anderer Teil hingegen nicht In F llen in denen die vollst ndige Kontrolle von St rvariablen nicht gelingt wird auch von Quasi Experimenten gespro chen Cook Campbell 1979 5 ff Mit unserem Kriterium Kontrolle wollen wir nun nicht darauf abheben da bei der Durchf hrung von Ex perimenten eine vollst ndige Kontrolle ber die St rvariablen tats ch lich realisiert wird sondern die Experimentatoren ein hohes Ma an Kontrolle anstreben indem sie einen m glichst gro en Bereich von St rvariablen auszuschlie en versuchen Das Kriterium Orientierung an einem systematischen Vorgehen hingegen meint da die
164. e Geschichte ihre Organisation und Projekte Version 1 0 Als Online Dokument http www bravehack de Silverman D 1970 Theorie der Organisationen Soziologische Aspek te zu System B rokratie und Management Wien u a O B hlau Simon H A 1957 Models of Man Mathematical Essays on Rational Human Behavior in a Social Setting New York John Wiley Sneed H M 1986 Software Entwicklungsmethodik 5 berarb Aufl K ln M ller Sonnentag S 1994 Spitzenkr fte Fachwissen allein gen gt nicht In C Frese M Brodbeck Hrsg Produktivit t und Qualit t in Soft ware Projekten Psychologische Analyse und Optimierung von Ar beitsprozessen in der Software Entwicklung M nchen Wien Ol denbourg Sorge A 1985 Informationstechnik und Arbeit im sozialen Proze Arbeitsorganisation Qualifikation und Produktivkraftentwicklung Frankfurt New York Campus Stach H 1998 Beschreiben konstruieren programmieren Zur Ver schmelzung von Theorie und Gegenstand In D Siefkes P Eulenh fer H Stach H St dtler Hrsg Sozialgeschichte der Informatik Kulturelle Praktiken und Orientierungen Wiesbaden Deutscher Universit ts Verlag Stach H 2001 Zwischen Organismus und Notation Zur kulturellen Konstruktion des Computer Programms Wiesbaden Deutscher Universit ts Verlag 245 PRODUKTIVE ANARCHIE Stallman R S 1983 Initial Announcement Ver ffentlicht auf der Newsgroup net unix wizards net usoft am
165. e L sung im Mittelpunkt des Interesses Nach der Analyse dieser Schl sselsituation Projektbe ginn werden wir uns f r den Normalbetrieb von offenen Program mierprojekten interessieren indem wir der Frage nachgehen wie ber Zielsetzungen entschieden wird Hier werden wir den grundlegenden Mechanismus der Entscheidungsfindung sowie einige Konsequenzen f r die Gestaltung von Software herausarbeiten und die Rolle der Benutzer diskutieren Es wird sich zeigen da zumindest dem Fallbeispiel zu 14 EINLEITUNG folge diese Programmierprojekte trotz ihrer Offenheit ber Abschlie Bungsmechanismen verf gen die den Einflu von Anwendern auf die Definition von Zielsetzungen beschr nken Freie Softwareentwicklung bildet daher nicht generell ein Beispiel f r gelungene partizipative Technikentwicklung Im f nften die Innenansichten abschlie endem Kapitel werden wir die Frage stellen wie es zu dem h ufig mit freier Software in Zusammenhang gebrachten Merkmal Stabilit t kommt Un sere Antwort hierauf lautet Die Stabilit t ist Resultat der R ckkopplung zwischen Herstellungs und Anwendungskontext und der vielfachen ex perimentellen Erprobung der Programme in heterogenen Anwendungs kontexten Die Gestalt von Software hier die Stabilit t resultiert also aus der organisatorischen Struktur des Softwareentwicklungsprozesses Die Arbeit schlie t mit einem vierten Teil in dem wir den theoreti schen Ertrag zusa
166. e McKusick 1999 102 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE Spekulation er k nne heimlich oder verdeckt die Entwicklung des Pro gramms steuern zur ck Just so that nobody takes his guess for the full thruth here s my standing on keeping control in 2 words three I won t The only control I ve effectively been keeping on linux is that I know it better than anybody else and I ve made my changes available to ftp sites etc Those have become effectively official releases and I don t expect this to change for some time not because I feel I have some moral right to it but because I ha ven t heard too many complaints and it will be a couple of months before I expect to find people who have the same feel for what happens in the ker nel Torvalds L B 6 Feb 92 10 33 31 Dieser lapidar dahingeschriebene Satz Torvalds plane es nicht die Kon trolle ber das Projekt aus ben zu wollen markiert einen tiefen Bruch mit dem Software Engineering Die dort als Selbstverst ndlichkeit gel tenden formalisierten Rollen als Voraussetzung erfolgreicher Pro grammentwicklung werden hier f r entbehrlich gehalten Was tritt nun aber an diese Leerstelle Hier finden sich zwei Hinweise Mit der Ver f gungsgewalt ber die FTP Site und seiner Intuition bez glich der Vorg nge im Kernel spricht er zwei Faktoren an die ihm ein gewisses Ma an Kontrolle ber das Projekt verschaffen Die FTP Site und die darauf ve
167. e dieses Programm benutzen Das ist schon beeindruckend Da man da irgendwas geschrieben hat was an dere dann benutzen Ein Programm was man selber geschrieben hat wird be nutzt Das ist schon ziemlich gut Da kriegt man bei diesen Open Source Ent wicklungen Motivation KD 1 Die Orientierung am Erfolgskritertum der Anzahl der Nutzer des Pro gramms bildet einen Faktor der die Kooperation innerhalb von freien Softwareentwicklungsprojekten einerseits und den Zusammenschlu von Softwareentwicklungsprojekten zu Dachprojekten andererseits be g nstigt Die Kooperation mit anderen Entwicklern innerhalb des Pro jekts erm glicht die Realisierung von weitergehenden Zielsetzungen wodurch das Programm f r eine gr ere Anzahl von Benutzern interes sant wird Die Kooperation mit anderen Projekten im Rahmen eines Pro jektverbunds vergr ert hingegen die Verbreitung und Bekanntheit des Programms durch die Nutzung gemeinsamer Vertriebswege Die Pro gramme des Dachprojekts werden gemeinsam als Programmpaket ver trieben wodurch s mtliche Teilprogramme zur Prominenz des Gesamt projekts beitragen aber gleichzeitig auch von seiner Prominenz profitie ren Die Verbreitung die es dem Entwickler erlaubt das Produkt als n tzlich und die T tigkeit der Programmentwicklung als sinnvoll zu in terpretieren hat allerdings noch eine weitere Folge die Kooperation at traktiv macht Mit der Verbreitung des Programms steigt das Ma an R ckkopplun
168. e eher dazu das halt Leute die da einen Bezug hatten auf der Mailingsliste subscribed haben Interesse ge u ert haben dann ein fach gesehn haben betont Oh Mann das ist ja voll im Fluge Da passiert ja so viel da k nnen wir nicht dran mitarbeiten D 3 Die In tegration der Entwickler gelingt trotz deren Interesse nicht Da freie 6 Gemeint ist die Zusammenf hrung von parallel entwickelten Beitr gen 7 Gemeint ist hier das Ausbleiben einer Einigung auf eine Vorgehensweise 155 PRODUKTIVE ANARCHIE Softwareprojekte weder ber Ressourcen verf gen die zur Mobilisie rung von neuen Mitgliedern eingesetzt werden k nnen noch in der Lage sind zu bestimmen zu welchem Zeitpunkt weitere Entwickler zum Pro jekt hinzutreten sind sie auf die Selbstselektion interessierter Entwickler angewiesen deren Auftauchen sich nun aber nicht nach dem personellen Bedarf des Projekts richtet Aus diesen Rahmenbedingungen entstehen daher besondere Anforderungen an die Integration von Entwicklern Er stens m ssen interessierten Entwicklern Beteiligungschancen angeboten werden das Projekt mu also M glichkeiten zur Mitarbeit und zur bernahme von Aufgaben offerieren Wie unser Beispiel zeigt ergeben sich diese erst wenn das Entwicklungsziel und das Design des Pro gramms feststehen Zweitens mu aber gleichzeitig damit gerechnet werden da sich das Interesse von neu hinzukommenden Entwicklern auf bestimmte Entwicklungsproblem
169. e ihrerseits personale Netzwerke dar stellen Elemente bilden hier Personen und nicht Organisationen wobei ausschlie lich die weiter oben unterschiedenen Akteure Core Entwickler und sporadische Entwickler Pilot und Normalanwender sowie ein so genannter Maintainer der blicherweise selbst ein Core Entwickler und offizieller Leiter des Projekts ist anzutreffen sind Freie Softwareent wicklungsprojekte zeichnen sich durch zwei Merkmale aus Zum einen findet die Entwicklung nicht an einem r umlich lokalisierbaren Ort statt zu dem man sich begeben und an dem man die Entwicklungst tigkeit beobachten k nnte Die Beteiligten sind ber den Globus verteilt und koordinieren sich vermittels unterschiedlicher Medien wie dem WWW Mailinglisten und dem Internet Relay Chat IRC Von au en betrachtet treten uns freie Softwareentwicklungsprojekte als Kommunikationsplatt 33 Hierbei handelt es sich um einen Begriff der von Howard Rheingold 1992 1994 in die Diskussion gebracht wurde und sich in der Literatur zu computervermittelten Kommunikation gro er Beliebtheit erfreut Vgl Baym 1995b und Jones 1995 1996 Zu einer ausf hrlichen Kritik dieses problematischen Begriffs siehe Mitra 1999 und Paccagnella 1997 34 Im Sinne von Welllmann 2000 Garton Haythornthwaite Wellmann 1997 35 Vgl zu dieser Form von Netzwerken Powell 1996 und Mayntz 1992 31 PRODUKTIVE ANARCHIE formen entgegen die sich aus den folgenden Bestandteilen zusammen setz
170. e oder ziele bezieht die von den Gr ndern so nicht vorgesehen wurden Damit also die Integration ge lingt und es zu einer Mitarbeit kommt ist eine Offenheit des Programm entwurfs gegen ber weiteren Entwicklungszielen notwendig eine kon zeptionelle Offenheit die es den intrinsisch interessierten Entwicklern erm glicht zumindest in einem gewissen Rahmen eigene Ideen und Zie le zu verfolgen An dieser Stelle wollen wir die bisherigen berlegungen bez glich der sich beim Projektbeginn stellenden Anforderungen zusammenfas send zuspitzen Zum einen stellt sich zu Beginn des Projekts die Aufga be ein Entwicklungsziel zu bestimmen wobei diese T tigkeit einen er sten Entwurf des Programms und die Vorgabe des weiteren Vorgehens einschlie t Der so entstehende Programmentwurf mu dabei koh rent sein also ein schl ssiges Gesamtkonzept bilden Ansonsten besteht er stens die Gefahr da die Entwickler gegeneinander arbeiten also mit einander inkompatible oder unvertr gliche Beitr ge leisten und zwei tens da es an Beteiligungsm glichkeiten f r weitere Entwickler fehlt Zum anderen setzt die Integration intrinsisch interessierter Entwickler eine Offenheit des Entwurfs gegen ber kontingenten Zielsetzungen vor aus die es ihnen erm glicht auf die im Projekt verfolgten Zielsetzungen Einflu zu nehmen und eigensinnige Entwicklungsziele zu verfolgen Es ist offensichtlich da diese Anforderungen in einem Spannungsver
171. e zur ck um diese zu generalisieren So werden jedem Li zenzempf nger weitgehende Nutzungsrechte einger umt die eine un eingeschr nkte Anwendung des Programms die Vervielf ltigung die Verbreitung und die Modifikation umfassen Der innovative Aspekt auf der Ebene der Regulation liegt also darin da der vom Urheberrecht hergestellte Rechtszustand in sein Gegenteil verkehrt wird Die wesent lichen Folgen der Lizenzen sind da freie Software durch die Generali sierung der Nutzungsrechte faktisch zum Kollektivgut wird das sich aufgrund der leichten Vervielf ltigbarkeit durch nicht konkurrierenden Konsum auszeichnet damit steht sie jedermann in prinzipiell unbe grenztem Umfang zur Verf gung Wichtiger Effekt von ber eine soge nannte Repetitionsklausel verf genden freien Softwarelizenzen ist dabei da sie Beitr ge zur Entwicklung ausschlie lich in Form von Gaben zu lassen Sie erzwingen die Anwendung der Lizenz auch auf modifizierte Versionen des Programms die so ohne Gegenleistungen anderen Li zenzempf ngern zur Verf gung gestellt werden m ssen Dadurch ist es entweder m glich sich in Form von Gaben an der Entwicklung des Pro gramms zu beteiligen oder bei Nichteinverst ndnis mit den Lizenzbe dingungen Weiterentwicklungen zu unterlassen Eine dritte M glichkeit f llt aus In der Summe f hrt diese Regulation zur Institutionalisierung einer Gaben konomie die mit einer einzigen Norm der Verpflichtung zur Gegen
172. ebenen innerhalb von Unternehmen Diese Entwicklung f hrt zu einer immensen Erh hung der Menge an verf gbaren Informa tionen und als Folge davon zu einer Informations berlastung der Ent scheider Kowol 1996 242 Dies gilt sowohl f r Anbieter die vor der Entscheidung stehen innovative Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen als auch f r K ufer die das Problem des richtigen Zeitpunkts von Investitionsentscheidungen zu bew ltigen haben Zweitens lassen sich makrosoziale Wandlungsprozesse beobachten die als Modernisierung der Modernisierung oder reflexive Modernisie rung beschrieben werden k nnen Damit ist ein Ver nderungsproze gemeint der sich auf die Wandlungsmuster und Ver nderungsdynamik selbst bezieht Beck Bon Lau 2001 13 Im Zuge dieses Prozesses 19 So z B im Bereich des Werkzeugmaschinenbaus der durch geringe Los gr en und Spezialanfertigungen gekennzeichnet ist 20 Vgl auch Beck Giddens Lash 1996 56 THEORETISCHE AUSGANGSPUNKTE werden die Grundmuster des Wandlungsprozesses selbst in Frage ge stellt und zentrale Institutionen der Moderne aufgel st In der wirtschaft lichen Umwelt von Unternehmen f hrt dies im Ergebnis zu einer Ver n derung des Verh ltnisses von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zur Aufl sung von Normalarbeitsbiographien zur Krise der eingespielten korporatistischen Verhandlungssysteme zur Ver nderung der betriebli chen Organisation sowie zum Auftreten von Unter
173. ei handelt es sich um die graphische Benutzeroberfl che die ein Anwender nach dem Start und w hrend der Benutzung des Programms sieht Es bildet also der Teil des Programms den ein Nutzer als das Pro gramm wahrnimmt Wir w hlen dieses Beispiel hier aus Gr nden der Stringenz der Darstellung In diesem Fall lassen sich die grundlegenden Mechanismen die bei der Entscheidung ber Zielsetzungen innerhalb des Projekts KMail eine Rolle spielen analysieren Allerdings sollten die Be funde nur vorsichtig auf andere Projekte generalisiert werden da dort z T auch andere Formen der Handlungskoordination Anwendung finden So wird beispielsweise dem Linux Kernel Projekt vgl die journalistisch ge pr gte Darstellung bei Moody 2001 123 f sowie Gnome und Apache ei ne vergleichsweise hierarchische Form der Koordination nachgesagt in der die Position des Projektleiters mit einem hohen Ma an Entschei dungskompetenz ausgestattet ist Interview mit Entwickler KD 1 D 3 165 PRODUKTIVE ANARCHIE hiermit die Chancen auf die Realisierung der Vorschl ge erh hen Die Erw hnung von zwei weiteren Personen die bei den Vorschl gen mit gewirkt haben verleiht ihnen Gewicht und erh ht die Schwelle f r eine Ablehnung oder die Formulierung von Gegenvorschl gen Der Umstand da sich KD 6 im Namen der anderen Entwickler be reit erkl rt die f r diese Ver nderungen zu leistende Arbeit zu ber nehmen anstatt einfach zu einer Implementa
174. ei vor allem die Aufgabe zu nach den gesellschaftlichen Auswirkungen zu fragen wobei hier wiederum der Bereich Technik und Arbeit den dominanten Fokus der Forschung darstellte w hrend das Thema gro technologische Risiken erst Anfang der 1980er Jahre mit einer Etablierung der Risikosoziologie zu einem prominenten For schungsgegenstand wurde Die starke Folgenorientierung ist in der Re trospektive vor allen Dingen zwei Ursachen geschuldet Zum einen exi stierte und existiert ein von Seiten der Politik an die Wissenschaft he rangetragener Bedarf nach wissenschaftlicher Expertise zur Steuerung der technischen Entwicklung Von Interesse war und ist dabei die Ge winnung von sicherem Wissen ber den zuk nftigen Einsatz von neu en Techniken Diesem Bedarf wurde durch die Institutionalisierung der Technikfolgenabsch tzung TA und der Schaffung entsprechender For schungseinrichtungen entsprochen Neben diesen wissenschaftsexter nen exogenen Ursachen resultierte die Ausrichtung der soziologischen Technikforschung auch aus fachimmanenten Gr nden Bis in die 1980er Jahre hinein wurde die soziologische Techniktheorie von unterschiedli chen Spielarten des technischen Determinismus sowie monologischen Erkl rungsmustern der Technikentwicklung dominiert die eine genaue re Analyse der Entstehungs und Entwicklungsbedingungen als unattrak tiv und wenig erkenntnistr chtig erscheinen lie Die starke These eines technischen Deter
175. eichzeitig stattfindende Ver nderung einer Programmdatei zu verhin dern und damit Inkompatibilit ten zwischen den Ver nderungen zu vermeiden Gleichzeitig dient es zur Archivierung von Entwicklungsver sionen des Programms und vereinfacht die Wiederherstellung von lte ren Programmversionen Purdy 2001 6ff Zum anderen zeichnen sich freie Softwareentwicklungsprojekte da durch aus da sie nicht von einem Unternehmen geplant kontrolliert und organisiert sondern von einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure vorangetrieben werden die eben nicht gemeinsam Mitglieder einer Or ganisation sind Dementsprechend fehlt es den Projekten an den Merk malen die f r formale Organisationen typisch sind Dies ist erstens eine formale Hierarchie die in Organisationen eine Koordination des Han delns der Organisationsmitglieder auf ein Organisationsziel bewirkt vgl z B March Simon 1958 Silverman 1970 Scott 1986 und die dauerhaf te Verfolgung desselben erm glichen vgl Abels 2001 Zweitens verf gen die freien Softwareentwicklungsprojekte nicht in demselben Sinn wie Organisationen ber Mitgliedschaft als eine Son derrolle die auf Zulassungskriterien basiert vgl Luhmann 1964 35 32 BEGRIFFLICHE KLARUNGEN und mit denen sie ihre Grenzen zur Umwelt aufrechterhalten und regu lieren k nnten Prinzipiell jedermann kann die Projektseiten in Augen schein nehmen Bugreports verfassen oder Beitr ge an die Mailingliste senden
176. eigen da trotz der omnipr senten Charakterisierung von Software als Zukunftstechnologie nur wenige Untersuchungen vorliegen die sich mit dem Entwicklungsproze dieser Technik besch ftigen In einem dritten Schritt kommen wir dann zur Konkretisierung des Ziels und des Erkenntnisinteresses der Arbeit Dieses liegt in der Analyse der Bedin gungen und Mechanismen die eine Entwicklung von freier Software erm glichen Die Untersuchung zielt also auf die Aufkl rung der Orga nisation des Technikentwicklungsprozesses im Bereich der freien Soft ware An diesem Punkt werden wir die bergeordnete Fragestellung mithilfe von zwei untersuchungsleitenden Teilfragestellungen spezifizie ren 1 Die Begriffe Innovation sforschung und Technikgenese forschung werden im folgenden synonym gebraucht Zwar resultieren die unter schiedlichen Bezeichnungen aus verschiedenen disziplin ren Traditionen resp der Wirtschafts beziehungsweise der Sozialwissenschaften mittler weile sind die beiden Felder jedoch kaum noch zu trennen da die Theo rieangebote und die empirischen Untersuchungen von den beteiligten Dis ziplinen wechselseitig rezipiert werden 35 PRODUKTIVE ANARCHIE Einordnung Das Feld der Technikgeneseforschung Die Technikforschung interessierte sich bis in die 1980er Jahre hinein vor allen Dingen f r die positiven und negativen Folgen der Einf hrung und Anwendung von Technik Der soziologisch orientierten Technikfor schung kam dab
177. eilungen von Kompetenzen Motivationsprobleme der Benutzer und ein h heres Ma an Interessendivergenz im Fall von Projekten mit Be nutzerbeteiligung genannt Heinbokel 1994 119 ff In bezug auf die Kompetenzanforderungen des Feldes stellt Brodbeck fest die hohe In terdependenz von Teilaufgaben f hre zu hohe Kommunikations und Lernanforderungen Die Anforderungen der Entwicklungspraxis diffe rieren dabei z T erheblich mit den in der Ausbildung erworbenen Kom petenzen wobei diese Diskrepanz vermutlich nicht durch den Einsatz von neueren Entwicklungswerkzeugen verringert wird ebd 24 In be zug auf den Erfolg von Entwicklungsprojekten l t sich feststellen da die Spitzenkr fte hier eine Schl sselstellung einnehmen Sonnentag 1994 35 und nicht nur die fachliche Kompetenz sondern f r Sozio logen wenig berraschend auch Kooperations und Kommunikations f higkeit von zentraler Bedeutung sind Diese Anforderungen sollten daher sowohl innerhalb der Ausbildung als auch in der berufsbegleiten den Weiterbildung st rker ber cksichtigt werden ebd 49 Neueren Datums ist die Monographie Innovationen in der Soft wareindustrie von Konrad und Paul 1999 Sie basiert auf einer empi rischen Untersuchung von jeweils drei Fallstudien zur Entwicklung von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware und Proze leitsystemen Die Schwerpunkte der komparativ angelegten Untersuchung liegen dabei auf 13 IPAS Interdisziplin res
178. ein Ineinan dergreifen der T tigkeit verschiedener Personen zu einem hohen Ma an Zufriedenheit mit der Entwicklungst tigkeit und zum Eindruck eines schnellen Vorankommens im Projekt f hrt Die Entwickler m ssen im Unterschied zum alleinigen Vorgehen nicht s mtliche Probleme und Schwierigkeiten selbst bew ltigen sondern k nnen damit rechnen da andere Beteiligte einen Teil der Aufgaben erledigen Ein drittes Motiv das Kooperation in offenen Programmierprojekten beg nstigt bildet die Orientierung daran etwas N tzliches zu entwickeln diesen Vergleich da eine andere denkbare Alternative die Entwicklung von propriet rer Software nicht f r s mtliche Entwickler verf gbar ist 10 Allerdings ist das Emacs Projekt sehr alt und von daher ein sehr plasti sches Extrembeispiel Der Editor wurde 1976 von Richard Stallman f r die Gro rechner PDP 6 und PDP 10 am MIT entwickelt vgl http en wikipedia org wiki Emacs und seit dem einige Male vollst ndig neu ge schrieben Die bekannteste Variante ist GNU Emacs ebenfalls in seiner urspr nglichen Form von Stallman implementiert siehe http www gnu org software emacs emacs html 133 PRODUKTIVE ANARCHIE Gerade auch wenn man sich da vorstellt da Linux jetzt irgendwie 2 Prozent Desktop Markt hat und man sich dann ausrechnet 70 Prozent l uft unter KDE Und wenn dann 50 Prozent von KDE Anwendern N C T KMail benutzen dann sind das Hunderttausende von Leuten di
179. einandersetzung mit Mertons Arbeiten zum wissenschaftlichen Ethos zeigen werden Formalisierung des Entwicklungsprozesses Software Engineering Von Beginn der Benutzung von Rechenanlagen an bis in die 1970er Jah re hinein wurde Software die zum Betrieb der Computer notwendig war berwiegend von Benutzern selbst entworfen und eingesetzt Com puter waren in dieser Fr hphase immens teuer und stellten handwerklich gefertigte Einzelexemplare dar Thei ling 1995 13 Ihr Einsatz be schr nkte sich nahezu ausschlie lich auf den Bereich der akademischen Forschung und auf milit rische Anwendungen Campbell Kelly Aspray 1996 Ceruzzi 2000 Die Rechner wurden in der Maschinensprache programmiert wobei die Programme h ufig nur einmalig eingesetzt und lediglich in seltenen F llen wiederverwendet wurden In dieser fr hen Phase fielen Programmhersteller und benutzer in einer Person zusam men zudem waren computerbezogene Berufe unbekannt Eindr cklich zeigt dies das Zitat eines Informatikers der die Probleme einer Aner kennung seines Berufs wie folgt schildert Iln 1957 I married and Dutch marriage rites require you to state your pro fession and I stated that I was a programmer But the municipal authorities of the town of Amsterdam did not accept it on the grounds that there was no such profession And believe it or not but under the heading profession my mar riage record shows the ridiculous entry theoretical physicist
180. eines Mittels sondern um das Allmachterlebnis ber den Computer ebd 166 das mit dem Verhalten krankhafter Gl cksspieler zu vergleichen sei ebd 169 ff Weizenbaum bedient sich damit eines weitverbreiteten Stereotyps des sozial unf higen von seinen Handlungen besessenen Entwicklers und kontrastiert dessen intensive Besch ftigung mit von ihm als normal oder angemessen erachteten Formen der Auseinanderset zung mit dem Computer so da er zu einem alarmierenden Bild der Folgenhaftigkeit einer bertrieben intensiven Besch ftigung gelangt Auch wenn er durch seine stark normativ aufgeladenen Beschreibungen mehr ber die technik oder computerkritische Stimmung dieser Zeit aussagt als ber die Programmierer selbst kommt ihm jedoch der Ver 8 Die Stereotypisierungen mit der die intensive Besch ftigung mit dem Computer als pathologisch klassifiziert wird war in den 1980er Jahren nicht nur in der psychologischen Literatur h ufig anzutreffen So be schreibt Volpert 1985 62 die Programmierer als Zwangs und Suchtcha raktere die von Allmachtsphantasien angetrieben sind w hrend Johnson 1980 808 f die Begeisterung als Flucht aus der alten realen Welt in eine neue rein symbolische Welt interpretiert wobei die Ursache f r das Verhalten in neurotischen St rungen gesehen wird Helms 1983 931 l t es an einem pauschalisierenden Kulturpessimismus am Element der Computerkritik nicht fehlen wenn er auf kin
181. ekte Die Netzwerke setzen ihre Teil nehmer dem Risiko fehlgeleiteter Ressourcen aus Verriegelung wenn zu lange Pr ferenzenwechsel am Markt oder technologisch attraktive Alternati ven der Konkurrenten ignoriert werden Kowol Krohn 1997 59 Das Risiko eines Festhaltens an gefundenen technischen L sungen die mit der Zeit an den Bed rfnissen des Markts vorbeigehen resultiert aus den sozialen Schlie ungsprozessen die eine Kooperation nach sich zieht Solche Netzwerkexternalit ten l nger anhaltender Kooperation an dessen Auftreten keiner der Akteure ein Interesse haben kann f gt sich nur schlecht in den Rahmen einer rationalen Handlungstheorie ein Eine denkbare Erkl rung w re zwar vom Entstehen einer neuen Pr ferenz das Eigeninteresse am Erhalt der Kooperation auszugehen und anzu nehmen dieses berwiege das Interesse an der Realisierung von Koope rationsertr gen oder zu unterstellen die switching costs seien h her als die Kosten der Aufrechterhaltung der Kooperation Andererseits k nnte der Verlust von Wahlfreiheit der zu einem irrationalen Ergebnis f hrt erkl rt werden durch eine Ver nderung des Fundaments der Kooperati on die nicht mehr auf einem gemeinsamen Interesse an der Realisierung von Kooperationsertr gen sondern auf normativen Erwartungen basiert Die Netzwerkexternalit ten w rden dann daraus resultieren da nicht konsequent genug auf der Basis stabiler Pr ferenzen die Realisierung von Koope
182. el S 1986 The Social Construction Artefacts A Response to Pinch and Biker In Social Studies of Science 16 Scacchi W 2003 Free Open Source Software Development Practices in the Computer Game Community Als Online Dokument http www ics uci edu 7Ewscacchi Papers New FOSS Development Practices pdf Schack H 1997 Urheber und Urhebervertragsrecht Tiibingen Mohr Schack H 1998 Neue Techniken und Geistiges Eigentum In Juri stenzeitung 15 16 Schack H 2001 Urheber und Urhebervertragsrecht 2 neubearb Aufl T bingen Mohr Schelsky H 1965 Der Mensch in der wissenschaftlichen Zivilisation In H Schelsky Auf der Suche nach Wirklichkeit D sseldorf Die derich Schilcher T 1989 Der Schutz des Urhebers gegen Werks nderungen M nchen Florentz Schimank U 1996 Theorien gesellschaftlicher Differenzierung Opla den Leske Budrich Schmied G 1996 Schenken ber eine Form sozialen Handelns Opladen Leske Budrich Schmookler J 1966 Invention and Economic Growth Cambridge Massachusetts Harvard University Press Schneider H J 1998 Lexikon Informatik und Datenverarbeitung 4 Aufl M nchen Wien Oldenbourg Schoder D Fischbach K 2002 Peer to Peer Anwendungsbereiche und Herausforderungen In D Schoder K Fischbach R Teichmann Hrsg Peer to Peer konomische technische und juristische Per spektiven Heidelberg Springer Schulz Schaeffer I 1996 Software Entwic
183. em Entwickler relativ viel kommuniziert ber das Design weil ich das halt viel zu kompliziert fand und auch ein paar Features fehlten die dann nicht so einfach zu integrieren waren Wir hatten da ne unterschiedliche Ansicht in der Philosophie Und das hat einen tierischen Kommunikationsaufwand nach sich gezogen der im Endeffekt nichts gebracht hat Also er hat mich nicht von seiner Meinung berzeugen k nnen und ich ihn nicht von meiner D3 Auff llig an dieser Passage ist bereits die Selbstverst ndlichkeit mit der der Interviewte den Vorgang der Projektgr ndung schildert die insbe sondere durch die Formulierung halt so nen PGP Programm basteln zum Ausdruck kommt Eine Projektgr ndung ist offensichtlich eine weitgehend undramatische Begebenheit ohne herausgehobenen Ereig nischarakter Weiter scheint zu Beginn des Projekts die Erwartung an dessen Erfolg nicht allzu gro zu sein so da ein Scheitern ebensowenig dramatisch ist wie die Gr ndung Im obigen Zitat z hlt der Interviewte einige Rahmenbedingungen auf die den Versuch kennzeichnen Es fin den sich Entwickler zusammen die gemeinsam an der Entwicklung des 2 Diese Selbstverst ndlichkeit erkl rt zumindest zum Teil die gro e Anzahl von freien Softwareprojekten Die Anzahl schwankt t glich und ist schwer zu bestimmen Allein auf der Plattform Sourceforge werden 82 950 Pro jekte gehostet vgl http sourceforge net index php Vermutlich befinde
184. em existiert das Gaben also die Beitr ge zur Entwicklung mit dem Erwerb eines Rufs belohnt An dieser Stelle wollen wir nun fragen welche Rolle Reputation bei Entscheidungen ber Entwick lungsziele spielt Gelingt es aufgrund von vorangegangenen Leistungen in einem h heren Ma e Einflu auf die verfolgten Zielsetzungen auszu ben stellt Reputation einen konkurrierenden oder komplement ren Mechanismus der Entscheidungsfindung dar Aufschlu dar ber gibt uns wiederum der Fall des GUI der mit der oben zitierten E Mail nicht an seinem Ende angekommen ist Ein hoch engagiertes Mitglied des Projekts meldet sich einige Stunden nach dem Kompromi zu Wort gt yes Agreed with Magnus as well so I think this is the best choice to gt go and have the new behavior the default toward the user Hi I didn t say anything about several columns I prefer the way it is cur rently When I don t have any unread mails then I also don t need an empty column for their number At least I like to have as few columns as possi ble to not waste space with unimportant things KD 10 2001 05 30 18 09 49 Mit der Feststellung er habe sich noch nicht zum vorgeschlagenen Ziel ge u ert positioniert sich KD 10 als relevanter Akteur Gleiches gilt f r die Begr ungsformel Hi die hier nicht am Beginn sondern etwa in der Mitte der E Mail auftaucht nachdem sich der Autor bereits zu ande ren Aspekten der Diskussion ge u
185. en Webseiten Sie dienen der Au endarstellung des Projektes Dort werden blicherweise Informationen ber den Stand der Entwicklung des Programms Bezugsquellen von aktuellen und lteren Versionen M glichkeiten zur Beteiligung an der Entwicklung und die f r das Pro jekt wichtigsten Personen mitgeteilt Eine oder je nach Gr e des Projekts mehrere Mailinglisten Auf den Mailinglisten findet die Kommunikation zwischen den Entwicklern sowie an der Entwicklung und Anwendung interessierten Personen statt Sie sind blicherweise archiviert so da es m glich ist vorangegangene Kommunikation die auf der Liste stattgefunden hat einzusehen und nachzulesen Im Fall von gr eren Projekten oder solchen die auf die Entwicklung von viel genutzten Programmen zielen existieren mehrere Mailinglisten mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten Eine wichtige Differenzierung bildet dabei die Unterscheidung von Entwick ler und Anwendermailinglisten h ufig existiert daneben noch eine An nouncement Liste auf der wichtige Ver nderungen oder die Ver ffent lichung von neuen Programmversionen bekanntgegeben werden Eine FTP Seite Auf dieser Seite k nnen die offiziellen Programm versionen des jeweiligen Projekts heruntergeladen werden Ein Concurrent versions system CVS Hierbei handelt es sich um ein automatisches Archivierungssystem mit dem die Beitr ge von un terschiedlichen Personen koordiniert werden Das System dient dazu gl
186. en t really a hacker until other hackers consistently call you one 1999 242 In diesem Zitat macht der Autor deutlich da der Ruf einer Person weder von der eigenen Einsch tzung noch von einer objekti ven Leistung abh ngig ist sondern von deren Beurteilung durch andere Hacker 28 hnlich kritisch zur motivationalen Rolle von Reputation u ern sich auch Osterloh Rota Kuster 2002 144 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN Entwicklung von freier Software beteiligen sondern da es sich hierbei um eine positive bewertete aber eben nicht prim r angestrebte Neben folge handelt Ein hnliches Problem der vorschnellen und theoriegesteuerte Da teninterpretation Green Shapiro 1999 58 findet sich in bezug auf den Faktor aufgewendete Zeit Weiter oben hatten wir das intrinsische In teresse mit der die Entwickler der Programmiert tigkeit nachgehen herausgearbeitet Von Lerner Tirole wird Zeit konsistent im Bezugsrah men ihrer Theorie als Kostenfaktor interpretiert da w hrend der f r die Entwicklung aufgewendeten Zeit keine anderen T tigkeiten durchge f hrt werden k nnen Vor dem Hintergrund des intrinsischen Interesses stellt sich nun die Frage ob die Zeit von den Akteuren in der Kategorie Kosten wahrgenommen oder ob sie nicht eher verbracht wird ohne da sie bei Entscheidungskalk len ber cksichtigt und ohne da ihr Ver streichen gro zur Kenntnis genommen wird Hierf r sprich
187. en So kommt Wichmann 2002 47 zu dem Schlu da an erster Stelle der Gr nde f r eine Nutzung von freier Software Stabilit t und Schutz ge gen den Zugriff auf Daten durch Unbefugte genannt werden Auch in den sogenannten Halloween Dokumenten in denen ein Ingenieur von Micro soft die Gefahren der freien Softwareentwicklung f r die Marktposition von Microsoft einsch tzt wird unter der berschrift OSS projects have achieved commercial quality Robustheit und die weitgehende Abwe senheit von Fehlern hervorgehoben die z T h her als die propriet rer Software sei vgl http www opensource org halloween halloween1 php 185 PRODUKTIVE ANARCHIE Identifizierbarkeit von Programmfehlern eine problemlose Eingrenz barkeit der Ursachen ftir das fehlerhafte Verhalten und behandelt die Stabilit t als einen einfachen Gr eneffekt Die soziologische Rekonstruktion des Vorgangs der Identifikation und Beseitigung von Bugs zeigt hingegen da es sich dabei keineswegs um einen trivialen Vorgang handelt Die Kategorie Bug ist ebensowe nig selbstverst ndlich wie der Schlu von einer Verhaltensweise eines Programms in einer Anwendungssituation auf fehlerhafte Algorithmen im Programmaquellcode Identifikation und Beseitigung von Programm fehlern setzen die Kooperation von Entwicklern und Anwendern voraus Wie zu zeigen ist ist die Stabilit t freier Software Ergebnis rekursiver Lernprozesse die durch realexperimentelle I
188. en Theorie Weiter unten werden wir die Probleme von Theorien rationalen Wahlverhaltens ausf hrlicher kritisieren und de ren Annahmen verwerfen An dieser Stelle geht es uns lediglich um eine Charakterisierung der Distribution freier Software und um einen Aufri der Frage nach der Produktion oder Bereitstellung 23 Siehe zu den unterschiedlichen L sungen des Produktionsproblems von Kollektivg tern auch Weber 1980 75 ff 80 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN beeintr chtigt Neben dem ersten Problem des Trittbrettfahrens exi stiert im Fall von Kollektivg tern mit konkurrierendem Konsum ein weiteres das unter dem Stichwort tragedy of the commons Hardin Prominenz erlangt hat Dieses Problem wird klassischerweise anhand der Allmende erl utert Hier nutzt eine Gemeinde kollektiv eine Parzelle Land zum Weiden von Tieren S mtliche Mitglieder profitieren von der Verf gbarkeit der Nahrung f r die Tiere s mtliche Mitglieder sind da von gleicherma en betroffen sofern nicht gen gend Nahrung bereit steht Da die Tiere allerdings ein Individualgut darstellen und aus schlie lich der Besitzer von ihm profitiert die Lasten einer Nahrungs knappheit aber alle Nutzer gleicherma en betrifft ist es individuell ra tional weitere Tiere anzuschaffen und damit einen gr eren individuel len Nutzen aus der Verf gbarkeit der Allmende zu ziehen Da dieses Kalk l egoistische Orientierung unterstellt f r s mt
189. en Vorgehens oder Li fe Cycle Modellen Pomberger 1993 18 genommen Erstmals wurde ein Vorschlag zur Einteilung des Prozesses in unterschiedliche Phasen mit voneinander abgrenzbaren Problem und Aufgabenstellungen auf der NATO Konferenz in Garmisch von Selig pr sentiert Er unterschei det die Phasen Analysis Design Implementation Installation und Maintenance und charakterisiert zentrale Problem und Aufgabenbe reiche die in der entsprechenden Phase bearbeitet werden Selig 1969 13 Unklar bleibt hier allerdings ob es sich um eine empirische Be schreibung der Softwareentwicklung oder um ein normatives Modell handelt an dem sich die Praxis orientieren solle Auch dieses Modell wurde von anderen Informatikern aufgegriffen und durch eine Feinglie derung des Prozesses ausgearbeitet Als entscheidend f r eine gelunge ne Strukturierung der zeitlichen Dimension wird in der Literatur hervor gehoben da die Phasen nacheinander durchlaufen und die Aufgaben abschlie end gel st werden sollen bevor die Probleme einer neuen Pha 5 Hilfsprogramme f r die Softwareentwicklung werden als Computer Aided Software Engineering CASE Tool bezeichnet 6 Das Modell von Selig ist dem Tagungsband der ersten NATO Konferenz in Form einer nicht weiter kommentierten Graphik beigef gt Ob das Mo dell eher deskriptiv oder normativ gemeint ist l t sich nicht beurteilen 7 Bekanntheit hat hier vor allen Dingen das Model
190. en die wenigen empirischen Fallstudien dann doch recht stark mit der immer wieder betonten hohen Relevanz von Informations und Kommunikati onstechnologien Fortgeschrittener ist zumindest von der Anzahl der Untersuchungen her betrachtet der Stand der Forschung im Bereich der freien Software Die in der j ngeren Vergangenheit publizierten Unter suchungen thematisieren wichtige Aspekte dieser Form der Technikent wicklung und sind f r die vorliegende Arbeit von Bedeutung Trotz die ser wichtigen Schritte stehen bislang noch Beitr ge aus die von den ein zelnen empirischen Ergebnissen einen Br ckenschlag zu den Befunden der soziologischen Technikgenese und Innovationsforschung unter nehmen und das Feld der freien Softwareentwicklung systematisch fruchtbar machen Erkenntnisinteresse und Fragestellung der Untersuchung Ausgangspunkt der Untersuchung bildet die Annahme da die Entwick lung von freier Software in neuartiger Weise organisiert ist Diese These gr ndet sich auf drei Beobachtungen hinsichtlich der Rahmenbedingun gen denen die Entwicklung unterliegt Erstens findet sie in einem Netzwerk heterogener Akteuren statt zu denen wie weiter oben dargestellt Core Entwickler sporadische Ent wickler Pilot und Normalanwender sowie Distributoren z hlen Es handelt sich also um ein Netzwerk das sich aus Personen und Organisa tionen zusammensetzt Aufgrund des jedermann durch freie Softwareli zenzen gew hrten Modifikationsrech
191. en durch werkbezogene Privilegien ersetzt wobei diese ebenfalls einen Gewerbeschutz darstellten Bramann Merz bach M nch 1995 123 Die Privilegierungspraxis kann h chstens als Vorl ufer des Urheber rechtes nicht aber als die Vorwegnahme desselben gelten da die beiden Regulierungsformen erhebliche Differenzen aufweisen Erstens unter scheiden sich die Rechtsbeg nstigten in sozialer Hinsicht Waren es im ausgehenden Mittelalter die Vervielf ltiger denen f r ein begrenztes Gebiet ein Verwertungsmonopol gew hrt wurde setzte sich mit der Theorie des geistigen Eigentums im Verlauf des 18 und 19 Jahrhun derts eine neue Rechtsauffassung durch die nun den Sch pfer des Werks zum Beg nstigten machte Zweitens fand durch Privilegien ledig lich ein Schutz von Druckerzeugnissen statt w hrend Abschriften durchaus zul ssig waren Sachlich bezog sich die Regulierung also nur auf eine bestimmte Form nicht aber auf den Inhalt Die Idee eines Urheberrechts fand nur langsam seinen Weg in die Gesetze Stationen bildeten hier das Preu ische Landrecht von 1794 in dem der Schutz des Verlegers vor unbefugter Vervielf ltigung mit dem Erwerb des Werks vom Verfasser begr ndet wurde Wittmann 1991 159 und die erstmalige Anerkennung eines geistigen Eigentums des Verfassers im Badischen Landrecht von 1809 Haberstumpf 1996 19 Letztgenanntes Recht war aufgrund der kleinstaatlichen Zersplitterung wenig wirksam Das Bem hen um eine Vereinheitlichun
192. en intrinsischer Motivation Aufrechterhaltung der sozialen Beziehungen und extrinsischen Motiven Verfolgung von Zielen au erhalb der Beziehung meist der Erwerb von konomischen Werten Clausen 1991 38 85 PRODUKTIVE ANARCHIE Urhebers im Quellcode bei der Anwendung des Programms und auf der Webseite des Projekts zeigen Neben diesen Ahnlichkeiten zu der von Mauss analysierten Gaben konomie zeigen sich allerdings auch entscheidende Differenzen Freien Softwareentwicklungsprojekten fehlt es am Moment der Eskalation das beim Potlasch so auff llig und kennzeichnend ist Wie l t sich dieser Befund erkl ren Die Ursache f r das Ausbleiben von Eskalation liegt darin da normative Erwartungen der Gaben konomie der freien Soft wareentwicklung weder wirkungsvoll an Personen adressiert noch deren Nichteinhaltung sanktioniert werden kann Praktisch f hrt dies dazu da eine kleine Gruppe von Personen gro e Beitr ge zur Entwicklung leistet w hrend eine gro e Gruppe von Akteuren der weit berwiegende Teil der Anwender sich nicht an der Entwicklung beteiligt und aufgrund dessen Anonymit t auch nicht in die Pflicht genommen werden kann Viertens ist also zu bemerken da im Unterschied zur ffentlichkeit des Potlasch die Einhaltung der Verpflichtungen der Gaben konomie im Fall der freien Softwareentwicklung nicht extern kontrolliert und Nicht Einhaltung nicht sanktioniert wird sondern die Normen offensic
193. enbaus arbeiten die Autoren nun zwei R ckkopplungsprozesse zwischen der theoretisch wissen schaftlichen und der empirisch praktischen Rationalit t heraus Eine er ste R ckkopplung findet sich innerhalb des Herstellungsunternehmens zwischen der Forschungs und Entwicklungsabteilung und der Werk stattabteilung Output der FuE Abteilung bilden technische Zeichnungen und CAD Programme w hrend die Beitr ge der Werkstattabteilung in der Beurteilung der Machbarkeit Funktionst chtigkeit und Qualit tssi cherung liegen Eine zweite R ckkopplungsschleife existiert zwischen dem Hersteller und dem Anwenderunternehmen W hrend der Output des Herstellers technische Artefakte bildet tr gt der Anwender im Fall des Werkzeugmaschinenbaus zur Optimierung und Algorithmisierung bei Asdonk Bredeweg Kowol 1991 293 Zentrales Ergebnis ist dabei da Anwender nicht nur die Praktikabilit t der gefundenen L sungen im Sinne einer experimentellen Implementation erproben sondern auch vor der bergabe und dem Einfahren der Maschinen mit Ver nderungsvor schl gen die Entwicklung und Gestaltung beeinflussen und diese Wis sensressourcen dem Hersteller zur Verf gung stellen Das Innovations netzwerk bildet dabei den zentralen Ort an dem eine Konstruktion von Problemen und L sungen stattfindet und die Richtung der technischen Entwicklung permanent ausgehandelt wird Technische Innovationen innerhalb von Innovationsnetzwerken lassen sich somit nicht auf die
194. entwicklung bezieht werden in nerhalb des von Brodbeck und Frese 1994 herausgegebenen Sammel 12 Vgl auch die professionshistorische Perspektive bei Schulz Schaeffer 1996 40 FRAGESTELLUNG bands eher psychologische Dimensionen der Programmierarbeit thema tisiert Die unterschiedlichen Beitrage entstammen dem quantitativ ori entierten und durch Leitfadeninterviews unterstiitzten Forschungsprojekt IPAS das sich selbst nicht im Feld der Technikgeneseforschung veror tet jedoch einige Aspekte beinhaltet die ftir dieses Forschungsgebiet einschl gig sind So wird eine T tigkeitsanalyse durchgef hrt mit dem Ziel Schwerpunkte und Kompetenzanforderungen zu ermitteln Brod beck 1994 die Vorteile und Schwierigkeiten der Beteiligung von An wendern bei der Entwicklung von Software untersucht Heinbokel 1994 und der Stellenwert unterschiedlicher Qualifikationsprofile von Spitzen kraften fiir den Erfolg der Entwicklungsprojekte einer Analyse unterzo gen Sonnentag 1994 Als Ergebnis kann festgehalten werden da sich die Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Anwendern in vielen F llen als problematisch gestaltet was sich insbesondere in einer h ufi geren Revision der Aufgabendefinition einer geringeren Qualit t des Produkts und einer niedrigen Erfolgsquote zeigt Als Ursachen daf r werden komplexere Problemstellungen ein Ansteigen der Komplexit t von Kommunikationsprozessen ein schlechter Informationsflu unklare Zut
195. er andere Mechanismen der Entscheidungsfindung verf gen 103 PRODUKTIVE ANARCHIE zur Verf gung zu stellen wodurch sich der Ort der Programmentwick lung durchaus verlagern kann Anders formuliert bleibt die Sonderrolle Torvalds gebunden an die Akzeptanz anderer Personen Der zweite Faktor der Torvalds Kontrolle ber die Entwicklung des Systems verschafft ist seine intime Kenntnis des Programms Diese Kompetenz macht er daf r verantwortlich da sich andere Personen ber den von ihm eingeschlagenen Weg und der verfolgten Zielsetzung noch nicht beschwert h tten Ebenso wie die Verf gungsgewalt ber die FTP Site handelt es sich bei diesem distinktionsstiftenden Faktor um ei nen der seine Generalisierung an dieser Stelle einmal vorausgesetzt zu einem wenig robusten Rollengef ge innerhalb von Projekten f hrt Es ist wenig stabil da es erstens voraussetzt da sich s mtliche Mitglieder an diesem Faktor orientieren und ber ein hnliches Verst ndnis von Kompetenz und Kompetenzdifferenzen verf gen Weitere Instabilit t ergibt sich zweitens daraus da sich Kompetenzgef lle im Verlaufe der Zeit ver ndern nivellieren oder umkehren k nnen Ein letzter Baustein der Innovation offene Programmierprojekte wird vom Autor im Fortgang der Mail angesprochen und in der folgen den Zeit schnell realisiert Die Gr ndung einer Mailingliste auf der die Linux Programmierer die Entwicklung des Programms vorantre
196. er einen m glichst geringen Preis zu bezahlen Koor dination mittels des Marktes setzt voneinander unabh ngige Akteure voraus die auf einem offenen und s mtlichen interessierten Akteuren zug nglichen Markt freiwillig miteinander in Beziehung treten um ver mittels von Preisen einen Austausch vorzunehmen Soziale Ordnung er gibt sich dabei aus der Verfolgung individueller egoistischer Nutzenkal k le unter der Rahmenbedingung einer institutionellen Absicherung Weiteres strukturelles Merkmal dieser Form der Handlungskoordination ist die Offenheit in bezug auf die Marktteilnehmer Das idealisierte Modell setzt voraus da s mtliche Personen die eine Ware bzw Dienstleistung anbieten oder erwerben wollen ber einen Zugang ver f gen und Beziehungen zu Personen mit komplement rem Interesse aufnehmen k nnen Der zweite Typus von Handlungskoordination wird meist als Hier archie oder Organisation bezeichnet wobei formale Regeln hier das Koordinationsmittel darstellen mit denen die Beziehungen zwischen den Akteuren reguliert werden Hierarchische Formen der Koordination von sozialem Handeln setzen Rangdifferenzen voraus wobei rangh here Akteure durch die Ausgabe von Regeln oder Anweisungen das Handeln der Rangniedrigeren bestimmen oder zumindest deren Verhaltensspiel r ume beschr nken Das Verh ltnis zwischen den Akteuren ist daher als Abh ngigkeitsbeziehung zu bezeichnen was sich insbesondere in Kon aufgrund der konomis
197. ern Weber 1980 70 Da sich zumindest den Modellannahmen der konomischen Theo rie nach s mtliche Akteure egoistisch verhalten wird das Gut nicht produziert sofern eine Beteiligung auf freiwilliger Basis erfolgt und die Frage von Beteiligung und Nichtbeteiligung von den Akteure selbst ent schieden wird Dementsprechend m ssen andere Mechanismen jenseits von Freiwilligkeit gefunden werden damit das Gut hergestellt und eine Versorgung gew hrleistet wird Beispiele f r solche Regelungen bilden die durch Steuern zwangsfinanzierte Produktion der Kollektivg ter durch den Staat selektive Anreize f r Betragszahler und normative Ver haltenserwartungen kombiniert mit sozialer Kontrolle Eine weitere Pr zisierung des Charakters von freier Software ergibt sich durch die Unterscheidung von konkurrierendem und nicht kon kurrierendem Konsum Im erstgenannten h ufigeren Fall beeintr chtigt der Genu des Guts durch eine Person die Nutzungsm glichkeiten ande rer Personen Beispiele bilden Stra ennetz und Parkanlagen Demge gen ber sind kollektive G ter bei denen kein konkurrierender Konsum vorliegt dadurch gekennzeichnet da die Inanspruchnahme des Guts durch eine Person die Nutzungsm glichkeiten anderer Personen nicht 21 Vgl auch die spieltheoretische Reformulierung des Problems bei Hardin 1982 25 ff und Ostrom 1999 4 ff 22 Hierbei handelt es sich um eine modelltheoretische Unterstellung inner halb der konomisch
198. ern l t Direkt im Anschlu an den Vorschlag wird durch why die ge w nschte Ver nderung der Voreinstellung begr ndet Als Argument f r die Ver nderung bringt KD 6 vor KMail gleiche sich so dem blichen Erscheinungsbild anderer E Mail Clients an Wir berspringen an dieser Stelle den zweiten Vorschlag aus Gr nden der Stringenz und setzen un sere Analyse mit dem dritten Vorschlag des Entwicklers fort 2 Wir f hren den Begriff provisorisch ein und werden ihn unten erl utern 3 Unter Verzeichnisse sind hier die Ablageorte von empfangener bearbeite ter und gesendeter E Mail gemeint Standardm ig legt KMail im Zuge der Installation die Verzeichnisse Inbox Outbox Sent mail Trash und Drafts an vgl das Benutzerhandbuch von KMail http docs kde org en 3 3 kdepim kmail 166 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN c more columns in the folder view and the mail view for various purposes which ones a column in the folder view for the unread mails and one for the total mails just like knode why this is pretty standard and has proved to be efficient towards the user looking at the folder view also makes the clients look more consistent Another one in the listbox of the mails to sort threaded unthreaded I know that can be done via the menu or the configuration but even I had to look very hard for that feature to find it KD 6 2001 05 30 10 31 09 Auch hier folgt der Autor der Struktur der Nennung des Entwic
199. erreichen sondern nur durch das als erw nscht geltende Gestaltungsziel Der experimentel le Charakter des Eingriffs wird daher verdeckt das Realexperiment als die Implementierung von erprobtem Wissen deklariert Krohn Weyer 1989 349 Die mit dem Konzept als Realexperimente interpretierten Ph nomenbereiche reichen von Abfalldeponien Krohn 1997b 2003 Herbold 2000 ber Seen Hoffmann Riem 2003 und Pr rien Gro 2003 bis hin zur Freisetzung gentechnisch ver nderter Pflanzen Krohn van den Daele 1998 der Tschernobyl Katastrophe und dem Atombombenabwurf ber Hiroshima Krohn Weingart 1986 1987 Aufschlu reich ist die Verortung von Realexperimenten im Kontext anderer Formen von handelnden Eingriffen Gro Hoffmann Riem Krohn kreuztabellieren hierzu die Dimensionen Wissen mit der Aus pr gung Wissenserzeugung und Wissensanwendung sowie die Dimensi on Randbedingung wobei sie hier zwischen kontrollierten und situati onsspezifischen Randbedingungen unterscheiden In diesem Feld veror ten die Autoren vier idealtypische Formen des Eingriffs a Laborexpe riment b Feldbeobachtung c kologische Implementierung und d 4 Die Wahl der Bezeichnung der Auspr gung situationsspezifisch und kontrolliert ist etwas ungl cklich da Kontrolle Merkmal einer Situati on darstellen kann Die Unterscheidung zwischen kontrollierten und unkontrollierten Randbedingungen w re eindeutiger und w rde den
200. esen die sowohl f r die Mobili sierung der notwendigen Ressourcen als auch f r die Koordination des Handelns von unterschiedlichen Akteuren auf ein gemeinsam verfolgtes Entwicklungsziel hin sorgen Vor dem Hintergrund der Eigenschaften des Netzwerks von Nichtexklusivit t der Teilnehmerschaft und Polyzen trizit t der Entscheidungsstruktur stellt sich die Frage welche sozialen Mechanismen Kooperation erm glichen eine Koordination des Han delns der Beteiligten leisten und wie Ressourcen f r die Entwicklung mobilisiert werden Dieser zweite untersuchungsleitende Fragenkomplex l t sich wie folgt zusammenfassen Wie sind freie Softwareentwicklungsprojekte organisiert welche institu tionalisierten Regeln und Rollendifferenzierungen existieren die eine Entscheidungsfindung erm glichen und kollektives Handeln auf ein Entwicklungsziel hin koordinieren 46 Theoretische Ausgangspunkte Das Konzept der Innovationsnetzwerke An dieser Stelle soll nun der Rahmen entwickelt werden mit dem die Technikentwicklung durch die Kooperation unterschiedlicher Akteure im Fall von freien Softwareentwicklungsprojekten beschrieben und ein gefangen werden kann Theoretischer Bezugspunkt der Arbeit bildet das Konzept der Innovationsnetzwerke eine Theorie die entwickelt wurde um die Kooperation heterogener Akteure bei der Erzeugung von innova tionsrelevantem Wissen zu analysieren Es wurde an Fallstudien der Technikgenese entwickelt bei denen
201. essen Produktion beigetragen zu haben Nicht Beteiligung an der Be reitstellung des Guts ist weder kontrollier noch sanktionierbar Dement sprechend bildet die Reziprozit tsnorm hier eine interne Orientierung und stellt keinen u erlichen constraint dar bei dem eine Normenbe folgung aus blo en strategischen Gr nden stattfinden w rde Einen zweiten Typus von normativen Gr nden mit st rkerer gesell schaftspolitischer Pr gung haben wir bereits zu Beginn dieses Kapitels anhand des Eingangszitats von Richard M Stallman analysiert und ist uns auch bereits bei der Besch ftigung mit den normativen Grundlagen freier Softwarelizenzen weiter oben begegnet An dieser Stelle wollen wir mit dem folgenden etwas l ngeren Zitat zeigen da auch diese nor mative Orientierung einen Faktor darstellt der sich beteiligungsf rdernd auswirkt 136 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN Also in unserer Gesellschaft ist IT eigentlich das einflu reichste Ding was wir haben Es bestimmt und durchdringt unser Leben wie nie zuvor noch kei nerlei andere Sachen Und meine Meinung ist da wir die Kontrolle dar ber nicht abgeben sollten was unser Leben bestimmt Denn in der Demokratie ist eigentlich der Grundgedanke da wir selbstbestimmt sind Wer aber in der Zukunft die IT kontrolliert und niemandem das Know how bertr gt das Know how also nur wenigen die dann bestimmen k nnen wo s weitergeht das halte ich f r sehr a
202. estimmte Nutzungsrechte erwirbt Hierbei ist zu unterscheiden zwischen der ber tragung von einfachen und ausschlie lichen Nutzungsrechten wobei das einfache Nutzungsrecht bestimmte Nutzungsrechte an einen Lizenzneh mer bertr gt welches Dritte an der Werknutzung nicht ausschlie t w hrend im Fall des ausschlie lichen Nutzungsrechts eine weitere ber tragung von Nutzungsrechten an andere nicht m glich ist vgl Fischer 1993 5 f Eine ausschlie liche Lizenz ist in F llen blich in denen ein Werksch pfer einer Verwertungsgesellschaft seine Rechte bertr gt Gebrauchslizenzen k nnen unterschiedliche Formen annehmen So ist es beispielsweise m glich nur bestimmte Formen der Verwendung zuzu lassen die Verwendung der Software an weitere Bedingungen zu kn p fen oder diese zeitlich zu befristen Entscheidend f r den hier interessie renden Gegenstand freie Software sind nun vier Dimensionen die durch Softwarelizenzen geregelt werden 1 Die durch die Lizenz einger umten Rechte zum Ablaufenlassen des Programms Auf den ersten Blick scheint es offensichtlich zu sein da Softwarelizenzen das Recht zur Benutzung des Programms also der Erstellung einer Kopie im Arbeitsspeicher des Computers sowie der Anwendung der Algorithmen auf Daten beinhalten m ssen damit der Anwender einen bestimmten Nutzen aus dem Erwerb einer Lizenz zieht Dies mu allerdings nicht der Fall sein So kann ein H ndler beispiels weise eine Vertrie
203. f dem Weg in die Wissensgesellschaft am Institut f r Wissenschafts und Technikfor schung IWT das die vorliegende Publikation mit einem Druckkosten zuschu unterst tzt hat Niels C Taubert Einleitung Erfolgsgeschichten gab es im IT und Softwarebereich in den vergange nen Jahren viele wenn auch mit durchaus unterschiedlichem Ausgang Kinder des Internet Booms traten in gro er Zahl und mit viel Get se auf zogen nicht nur Risikokapital sondern in den 1990er Jahren auch das Geld von Kleinanlegern an um dann nach mehr oder minder lang anhaltendem H henflug der Aktienkurse kurz von dem Jahrtausend wechsel herbe Abst rze hinzulegen Aus diesem Boom erwachsende Unternehmen waren dann doch selten h ufig endete der Erfolg in Ka terstimmung Dem rise folgte wie so h ufig ein noch prompterer fall Verl licher Lieferant guter Nachrichten im Bereich der Informa tions und Kommunikationstechnologien bildete w hrend der gesamten Zeit freie Software Von der Verbreitung und Popularisierung des Ent wicklungsmodells Anfang Mitte der 1990er Jahre bis zum heutigen Zeitpunkt l t sich eine Geschichte des Erfolgs schreiben die derartige Einbr che nicht kennt Die Zahl freier Programme und deren Verbrei tung steigt kontinuierlich Zum Beispiel Linux Als prominentester Vertreter dieses Software typus ist das Betriebssystem mittlerweile zu einer etablierten Erschei nung auf Rechnerarbeitspl tzen geworden
204. f the file system due to practical reasons among other things I ve currently ported bash 1 08 and gcc 1 40 and things seem to work This implies that I ll get something practical within a few months and Pd like to know what features most people would want Any suggestions are welcome but I won t promise Ill implement them Linus torvalds kruuna helsinki fi PS Yes it s free of any minix code and it has a multi threaded fs It is NOT portable uses 386 task switching etc and it probably never will support any thing other than AT harddisks as that s all I have Der Ort der Ver ffentlichung war sorgf ltig ausgew hlt Bei der News group handelt es sich um ein Diskussionsforum von Personen die am Betriebssystems Minix interessiert sind Minix stellt ein Unix hn liches Betriebssystem dar das von Andrew S Tanenbaum zu Lehrzwek ken entwickelt wurde Ziel von Minix war es den Studenten der Infor matik ein Betriebssystem an die Hand zu geben an dem sie die Grund lagen der Betriebssystemprogrammierung nachvollziehen konnten Das System kam allerdings nicht nur im Bereich der universit ren Lehre zur 14 Unter Betriebssystemen oder Operating Systems OS werden in der In formatik Computerprogramme verstanden welche die Hardware des Com puters verwalten Dazu z hlen Rechen und Steuerwerk Haupt oder Ar beitsspeicher Plattenspeicher und anderer Ein und Ausgabeger te 15 Zitiert a d Archiv
205. ff P 2000 Der Netzwerkansatz als konzeptioneller Rahmen f r eine Theorie interorganisationaler Netzwerke In J Sydow A 235 PRODUKTIVE ANARCHIE Windeler Hrsg Steuerung von Netzwerken Konzepte und Prakti ken Opladen Westdeutscher Verlag Knie A 1989 Das Konservative des technischen Fortschritts Zur Be deutung von Konstruktionstraditionen Forschungs und Konstrukti onsstilen in der Technikgenese WZB Discussion Paper Knie A 1994 Gemachte Technik Zur Bedeutung von Fahnentra gern Promotoren und Definitionsmacht in der Technikgenese In W Rammert G Bechmann Hrsg Technik und Gesellschaft Jahrbuch 7 Frankfurt New York Campus Knorr Cetina K 1984 Die Fabrikation von Erkenntnis Zur Anthropo logie der Naturwissenschaft Frankfurt Suhrkamp K berle S Gloeden F Hennen L 1997 Einleitung In S K berle F Gloeden L Hennen Hrsg Diskursive Verst ndigung Mediation und Partizipation in Technikkontroversen Baden Baden Nomos Koch F A Schnupp P 1991 Software Recht Bd 1 Berlin u a O Springer Koch S Schneider G 2002 Effort co operation and co ordination in an open source software project GNOME In Information Systems Journal 12 1 Konrad W Paul G 1999 Innovationen in der Softwareindustrie Or ganisation und Entwicklungsarbeit Frankfurt New York Campus Kowol U 1996 Innovationsnetzwerke Rekursive Technikentwick lung zwischen Nutungs
206. g der Rechts verh ltnisse f hrte 1835 in der Versammlung des Deutschen Bundes zum Erfolg Der hier getroffene Beschlu bezog sich auf ver ffentlichte und unver ffentlichte Werke der Wissenschaften und K nste sowie auf dramatische Werke und sicherte dem Urheber bzw seinen Nachkommen ein Nutzungs und Verwertungsmonopol ber das Werk f r einen Zeit raum von 10 Jahren nach dem Tod des Sch pfers zu Gr n 1979 40 2 Die ersten Privilegien wurden rasch nach der Erfindung der Druckmaschi ne mit beweglichen Lettern Johannes v Gutenberg vergeben Diese tech nische Innovation wird auf die Mitte des 15 Jahrhunderts datiert das erste berlieferte Privileg wurde in derselben Zeit an Johannes v Speyer in Ve nedig vergeben Gr n 1979 26 67 PRODUKTIVE ANARCHIE Im Zuge der Verbreitung von Lichtspielen der Tonkunst und der Photo graphie zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde das Urheberrecht auf diesen Gegenstandsbereich ausgedehnt Die Regulierungen kamen erst nach langer Diskussion ber eine angemessene Schutzfrist zustande und sahen eine Monopolisierung der Nutzungsrechte f r eine Dauer von 30 Jahren ber den Tod des Sch pfers hinaus vor In den Jahren 1934 und 1965 wurde das Urheberrecht novelliert und die Schutzfrist auf 50 bzw 70 Jahren post mortem auctoris verl ngert Gr n 1979 44 ff Im Jahr 1985 trat ein weiteres Instrument zur Regulierung des Verh ltnisses von Werksch pfer und nutzer hinzu Aufgrund mass
207. g des Programms begin nen ist es notwendig eine wichtige Rahmenbedingung zu analysieren die nicht nur KMail sondern s mtliche Softwareentwicklungsprojekte betrifft und die zum Verst ndnis der Dynamik freier Softwareentwick lung von ma geblicher Bedeutung ist Gemeint sind hier die Gr nde da f r da Personen zu freien Softwareentwicklungsprojekten beitragen also die Motive f r eine Beteiligung Die Frage danach werden wir im folgenden Kapitel in Form eines Exkurses kl ren 21 Im folgenden werden Interviewpartner des Projekts KMail mit dem K rzel KD f r KMail Developer Entwickler die sich an anderen Projekten beteiligt haben mit D f r Developer bezeichnet 22 Erstens wird in der Literatur darauf hingewiesen da die Anzahl an den Projekten beteiligter Entwickler relativ klein ist Einer Untersuchung von Ghosh Robles Glott 2002 19 zufolge werden 57 2 Prozent der 16 341 untersuchten Projekte von ein oder zwei Personen betrieben w hrend in weiteren 37 Prozent zwischen zwei und zehn Entwickler aktiv sind Dabei wird der Hauptteil der Entwicklungsarbeit von einer relativ kleinen An zahl hoch engagierter Programmierer geleistet So sind die 10 Prozent hoch aktiven Entwickler f r 74 Prozent des Programmquellcodes verant wortlich ebd 14 126 Beteiligung an freien Softwareprojekten Why I Must Write GNU I consider that the golden rule requires that if I like a program I must share it with other people
208. g zwischen Anwendern und Entwicklern an Danke Danke sehr also das hat mich beim PAM Modul immer wieder moti viert Ich hab das ja f r uns geschrieben und dann hab ich es released und es waren einfach tausend Leute da die es benutzt haben Und ne Menge von denen haben irgendwie gesagt wie praktisch es f r sie ist D 3 Die in diesem Zitat angesprochene Anerkennung durch Anwender bildet einen Faktor der sich stabilisierend auf die Beteiligung auswirkt Anerkennung mu sich allerdings regelm ig wiederholen um zu einer zeitstabilen Quelle von Motivation zu werden die den Entwickler dau erhaft zur Beteiligung an einem Projekt veranla t Auch dieser Faktor hat die organisationale Struktur von offenen Programmierprojekten zur 11 PAM meint Plugable Authentication Module und werden von Administra toren genutzt um Zugriffsrechte von Benutzern auf den Apache Web server zu verwalten 12 Gemeint ist hier ein Unternehmen in dem der Programmierer zum Zeit punkt der Programmentwicklung als Administrator t tig war 134 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN Voraussetzung Die direkte Riickkopplung zwischen Entwicklern und Anwendern ist nur m glich sofern die Entwickler den Anwendern be kannt und f r diese erreichbar sind Diese Bedingungen sind im Fall von offenen Programmierprojekten erf llt da die Mailingliste offen ist und jedermann Beitr ge an sie schicken kann Neben den strukturellen Rahmenbeding
209. gabe auskommt Daneben sorgen freie Softwarelizenzen f r eine sachliche und soziale Ausweitung der M glichkeiten zur Weiter entwicklung Die sachliche Ausweitung zeigt sich vorrangig darin da Formen der Entwicklung wie die Weiterentwicklung desselben Pro gramms die Nutzung des gesamten Programms oder von Programmtei len zur Entwicklung anderer Programme gestattet sind ohne daf r die Erlaubnis des oder der urspr nglichen Autoren einholen zu m ssen Die Ausweitung in der sozialen Dimension kommt dagegen darin zum Aus druck da sich jedermann an der Entwicklung beteiligen kann da er als Lizenzempf nger bereits ber das Modifikationsrecht verf gt F r die Entstehung des Netzwerks freier Softwareentwicklung von ebenso ma geblicher Bedeutung ist die organisatorische Innovation of fener Programmierprojekte deren innovativen Charakter wir in Abgren zung zu bis dato existierenden Vorstellungen ber die Organisation der Entwicklungst tigkeit bestimmt haben F r das Software Engineering haben wir gezeigt da der programmatische Anspruch dieser aus einer Krise der Entwicklungspraxis heraus entstandenen Disziplin in der For malisierung der Programmentwicklung liegt Die in der Tanenbaum Tor valds Diskussion erstmalig auftauchende Innovation der offenen Pro 116 GENESE DES NETZWERKS ZUSAMMENFASSUNG grammierprojekte bezieht sich ausschlie lich negativ auf die normativen Modelle des Software Engineering Hier wird das Mo
210. gagierten 24 Die Erl uterung bezieht sich auf den im Projekt KMail blicherweise ein gesetzten GNU Project Debugger ebenfalls freie Software Siehe http www gnu org software gdb gdb html Stand 06 2004 25 In der Literatur zum Software Engineering werden die unterschiedlichen Kompetenzen bei der Interpretation von fehlerhaften Programmen wie folgt thematisiert Users don t observe errors or faults They observe exe cution failures Mills zit nach Endres Rombach 2003 123 202 BUGREPORTS UND FEHLERBESEITIGUNG Entwicklers It also works fine for me with KMail 1 0 29 1 at the of fice have to get back to work now KD 4 30 M rz 2000 5 42 16 Dieser hat im Zuge der Anwendung der neusten Version ebenfalls keine fehlerhafte Programmreaktion feststellen k nnen und l t auch keine Bereitschaft erkennen dem Problem weiter nachzugehen Vermutlich geht er davon aus da der Fehler in der aktuellen Version nicht mehr existiert oder h lt die Aussicht auf Identifikation der Ursache f r gering Interessant ist f r uns da dieser Beitrag die Anstrengungen um eine weitere Nachverfolgung des Fehlers beendet Dies bildet ein Indiz daf r da hoch engagierte Entwickler auch im Bereich der Verfolgung und Beseitigung von Fehlern eine Leit und Orientierungsrolle innehaben die sich auf ihre Reputation gr ndet Zusammenfassung Die Stabilitats Rekursion In diesem abschlie enden Abschnitt wollen wir die Argu
211. ge ob das Projekt auf einer bereits existierenden Programmbiblio thek aufbauen oder ob die Bibliothek neu geschrieben werden soll Eine Einigung auf ein gemeinsames Vorgehen bleibt jedoch aus und die Ent wicklungsarbeit wird trotz fehlender Einigung mit der Implementation einer PGP Programmbibliothek aufgenommen Die hier vom Interviewten thematisierten Schwierigkeiten verweisen auf die erste zum Projektbeginn zu l senden Aufgabe Es ist notwendig da neben der Festlegung eines allgemeinen Entwicklungsziels auch ei ne m glichst weitgehende Verst ndigung auf ein gemeinsames Vorge hen im Projekt stattfindet Schwierig kann es werden wenn sich an die sem Kl rungs bzw Definitionsproze mehrere Personen beteiligen Hier kann es dann wie in unserem Beispiel zu der Situation kom men da von den Beteiligten unterschiedliche Vorgehensweisen pr fe riert werden Der Anspruch des Interviewten die grundlegenden Design entscheidungen nicht allein treffen zu wollen bildet Ausdruck eines Di lemmas Die Entscheidung ber den Programmentwurf kann zwar von einer einzelnen Person getroffen werden hat aber m glicherweise zu folge da andere Entwickler nicht dazu bereit sind an der Realisierung der vorgegebenen Entwicklungsziele mitzuarbeiten w hrend die fr h zeitige Beteiligung weiterer Entwickler zu Problemen bei der Entschei dungsfindung und dem Ausbleiben einer Einigung ber Ziel und Vorge hen f hren kann Das Risiko des Ent
212. gemacht werden Unser Material gibt Anla zu einer zur ckhaltenden Einsch tzung Weder finden sich in der Kommunikati on auf der Mailingliste im Erhebungszeitraum Hinweise darauf da die W nsche der Anwender den Zielfindungsproze ma geblich beeinflu ten noch darauf da im Anschlu an die W nsche Entwicklungsan strengungen zur Implementation der entsprechenden Funktionalit t un ternommen wurden Ein hnliches Bild ergibt sich mit Blick auf die In terviews mit den Entwicklern von KMail Auf die Frage nach dem Stel lenwert von W nschen der Anwender angesprochen antwortet der Ent wickler KD 1 Also vieles sind so Wishlist Sachen an die man selbst schon gedacht hat Und solche Wishlist Items kommen dann auch Das ist so ein Teil Der andere Teil ist sind so Sachen die sind teilweise relativ abstrus Irgendwelche Filteractions so Virenscanner aufrufen oder so was Man tut sich immer schwer Wishlist Items zu schlie en Deshalb gibt s auch so viele davon aber manchmal ist es dann wirklich so da man die dann auch schlie t und sagt nee das k nnen wir niemals machen Aber viel von den Wishlist Items die da offen sind das ist einfach so was was zur Zeit keinen interessiert Und da mu man halt drauf warten oder die Leute die das gepostet haben mal war ten bis mal einer sich dransetzt und das macht KD 1 Chance auf Verwirklichung haben also nur diejenigen W nsche die der Entwick
213. gkeitsverst ndnis nach als ungerecht Die dritte Perspektivendifferenz bezieht sich auf die Beurteilung des Zusammenhangs zwischen dem rechtlichen Schutz von Werken und der F rderung von sch pferischer T tigkeit Fifteen years ago there were articles on computer addiction users were onlining and had hundred 15 W re dem Autor an einem Erhalt des urspr nglichen Programms gelegen st nde ihm der Weg offen s mtliche Nutzungsformen mit Ausnahme der Modifikation zuzulassen In diese Richtung tendieren z T Lizenzen von Shareware Programmen 76 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN dollar a week habits It was generally understood that people frequently loved programming enough to break up their marriages Stallman 1992 0 8 In dieser Passage wird mit Verweis auf eine die Program miertatigkeit antreibende Begeisterung die These formuliert es existier ten gen gend intrinsische Motive f r die Entwicklung von Software so da sie nicht weiter durch externe Anreize gef rdert werden m sse Dennoch erweist sich diese Position nicht als blind gegen ber dem Um stand da die Entwicklung von Software Ressourcen ben tigt For years until a fellowship made it unnecessary I made a living from cus tom enhancements of the free software I had written Clients paid me so that I would work on the enhancements they wanted rather than on the fea tures I would otherwise have considered highest p
214. grammierprojekten stellen Bei der Analyse von Entscheidungsprozessen ber Zielsetzungen hat sich gezeigt da die Argumentation den grundlegenden Modus bildet Es werden unterschiedliche Entwicklungsziele vorgeschlagen und Ar gumente in der Diskussion ausgetauscht Dabei gilt eine prinzipielle Be gr ndungspflicht f r die jeweilige vertretene Position insgesamt ein schwacher Modus der Entscheidungsfindung da aufgrund divergieren der Bewertungsnormen die M glichkeit eines hartn ckigen Dissens be steht Daneben stellt der Einbau von Konfigurationsoptionen einen h u fig anzutreffenden Kompromi dar und die Protagonisten von Entwick lungszielen gehen bisweilen von der Diskussion zur Implementation ber um Blockadesituationen zu l sen Weiter wurde deutlich da An wender lediglich aufgrund des Gabenaustauschs Anerkennung gegen Funktionalit t Einflu auf die innerhalb des Projekts verfolgten Ziel setzungen gewinnen der unter Umst nden zu einer berladung des Pro grammentwurfs f hren kann Auch hier sehen wir da die Mechanis 206 SOZIALE KONSTRUKTION FREIER SOFTWARE men der Entwicklungspraxis die Gestalt freier Software pragen Die weitgehende Konfigurierbarkeit und der Reichtum an Funktionalit t im Fall von reiferen Programmen resultiert nicht zuletzt aus der gro en An zahl von sich meist sporadisch beteiligenden Entwicklern die verschie dene Zielsetzungen verfolgen jedoch nicht mit jedem vorgeschlage
215. gruppen hat Um dieses Ph nomen zu verstehen ist es n tig auf die Gr nde f r eine Beteiligung zur ckzukommen Hier haben wir festgestellt da An erkennung einen stabilisierenden Faktor f r Beteiligung darstellt und ei ne wichtige Voraussetzung daf r bildet da Programmierer ihre Ent wicklungst tigkeit als sinnvoll interpretieren Von Wert ist die Anerken nung insbesondere in Fr hphasen wenn sie noch keine regelm ige Be gleiterscheinung der Entwicklungst tigkeit darstellt Die Weiterentwick lung des Programms einerseits und die Anerkennung der Entwicklungs t tigkeit andererseits kann vor diesem Hintergrund als Austausch von sehr unterschiedlichen Gaben verstanden werden Auf beides haben die Beteiligten keinen Anspruch beides wird von ihnen gesch tzt Dieser Gabenaustausch f hrt dazu da die Anwender zumindest in einem ge wissen Rahmen Einflu auf den Entscheidungsproze ber Ziele gewin nen Zur Sprache kommt dieser Zusammenhang sehr deutlich in der fol genden Interviewpassage eines Entwicklers der durch seine Autorent tigkeit f r ein freies Software Magazin ber Einblicke in eine Vielzahl von Projekten verf gt Ich meine die Leute sind auch gl cklich da ihr Projekt so gesch tzt wird die finden das auch toll da die Leute das m gen und betont wenn ich das jetzt mache dann kann das ja noch mehr und noch besser und dann m gen das ja noch mehr Leute Das ist also dann einfac
216. gskoordinieren den Mechanismen zur ckgehen so wird deutlich da offene Program mierprojekte weitgehend institutionell bestimmt sind Diese institutio nelle Rahmung hatten wir bereits bei der Erkl rung der Entstehung freier Softwareentwicklung durch die vertragliche Innovation freier Software lizenzen einerseits und die organisatorische Innovation offener Pro grammierprojekte andererseits analysiert Deutlich wurde da die Ga ben konomie die auf der Verpflichtung zur Gegengabe basiert das Ethos freier Softwareentwickler das sich aus den Bestandteilen Univer salismus Kommunismus Skeptizismus und Uninteressiertheit zusam mensetzt hier den relevanten normativen Orientierungshorizont abge 207 PRODUKTIVE ANARCHIE ben vor dessen Hintergrund die Entstehung dieser Form der Software entwicklung verstanden werden mu Der institutionalisierte normative Horizont wirkt in vielf ltiger Weise auf die Softwareentwicklung ein Die Anforderungen nach einer Koh renz und Offenheit des ersten Pro grammentwurfs w hrend der Gr ndung des Projekts erweist sich als in stitutionell vorstrukturiert Die Verpflichtung zur Gegengabe f hrt zur Gr ndung von Projekten das Streben nach Anerkennung unter Peers zu Bem hungen das Projekt personell zu vergr ern ein Ziel das jedoch nur dann zu realisieren ist sofern instrinsisch interessierten Program mierern der Platz einger umt wird sich eigensinnig an der Entwick lung zu
217. gust 26th 30th 1996 Endres A 2001 Wem nutzen und wem schaden Software Patente In Informatik Spektrum 2001 Vol 24 Nr 1 Endres A Rombacher D 2003 A Handbook of Software and Systems Engineering Empirical Observations Laws and Theories Addison Wesley Pearson Esser H 1993 Soziologie Frankfurt New York Campus Esser H 1996 Die Definition der Situation In K lner Zeitschrift f r Soziologie und Sozialpsychologie 48 1 Fischer H J 1993 Urheberrechtsvertrag M nchen Beck Franke N Hippel E v 2003 Satisfying heterogenous user needs via innovation toolkits the case of Apache security software In Re search Policy 32 Free Software Foundation FSF 0 J The Free Software Definition Als Online Dokument http www gnu org philosophy free sw html Fromm F K Nordemann W 1998 Urheberrecht Kommentar zum Urheberrechtsgesetz und zum Urheberrechtswahrnehmungsgesetz Stuttgart u a O Kohlhammer Garton L Haythronthwaite C Wellman B 1997 Studying Online Social Networks In Journal of Computer Mediated Communication 3 1 Garzarelli G 2002 Open Source Software and the Economics of Or ganization Als Online Dokument http opensource mit edu papers garzarelli pdf Gates B 1976 An Open Letter to Hobbyists Als Online Dokument http www flora ca gates_letter txt Gehlen A 1957 Die Seele im technischen Zeitalter Hamburg Ro wohlt Ghosh R A Prakash V V 2000 The Orbiten
218. h ngigkeitsbeziehungen zwischen Herstellern und Anwendern When being locked into an unhealthy dependency on your vendor was the only alternative anybody could see it was hard to evaluate closed source as a risk But open source software puts the software consumers back in control of his destiny It creates a buyer s market for enhancements service and support it allows a mix of options including in house development or contracting to any one of multiple competing service groups Raymond 1999 Auch hier wird wiederum freie mit propriet rer Software verglichen und daf r argumentiert erstere sei letzterer berlegen Nicht nur gewinne der Anwender im Fall der freien Software die bei propriet rer Software ver lorengegangene Kontrolle wieder zur ck da er sich von unterschiedli chen Anbietern anstatt von lediglich einem mit Support und Service versorgen lassen k nne vielmehr entstehen auch strukturelle Effekte wie die Konkurrenz des Angebots auf dem Markt f r mit Software ver kn pfter Dienstleistungen die sich durch propriet re Software aus schlie en l t Folgen f r freie Softwareentwickler Eine dritte negativ thematisierte Konsequenz bezieht sich auf die sozialen Beziehungen zwischen den Entwicklern von Software Deutlich zum Ausdruck kommt diese im GNU Manifesto eine die freie Softwareentwicklung konstituierende Schrift aus dem Jahre 1985 Many Programmers are unhappy about the commercialization of sy
219. h der Wunsch noch bes ser zu werden zu gucken wo sich das Projekt hinentwickelt D 8 Der Einflu von Anwendern auf Entscheidungen ber Zielsetzungen er gibt sich aus dem Streben nach einer Vergr erung der Anerkennung Damit das Programm f r eine gr ere Anzahl von Anwendern attraktiv wird orientieren sich die Entwickler an den von ihnen ge u erten W n schen nach neuer Funktionalit t Dies kann zu einem h heren Ma an R ckkopplung der Anwender f hren die das Programm loben f r die 18 Gemeint sind hier die Entwickler von recht jungen Projekten die sich von ihren Entwicklungszielen her stark an den W nschen der Anwender orien tieren 181 PRODUKTIVE ANARCHIE Bereitstellung danken und einen sich verst rkenden Kreislauf des Aus tauschs von Funktionalit t gegen Anerkennung in Gang setzen Wie vertragen sich diese Befunde mit den Einsichten die wir an un serem Fallbeispiel KMail gewonnen haben In unserem Material finden wir Hinweise darauf da Anerkennung durch Benutzer mit dem Erfolg eines Projekts einerseits zur permanenten Begleiterscheinung wird und andererseits das Hinzutreten von weiteren Entwicklern im Zuge einer Vergr erung des Projekts Anerkennung in einem geringer werdenden Ma e personalisiert Dadurch da Anerkennung mit der Verbreitung des Programms zu einer Selbstverst ndlichkeit wird m ssen keine be sonderen Anstrengungen mehr betrieben werden um in ihren Genu zu
220. handhabbaren Abgrenzungskriteri ums z hlt in der Tendenz die Totalit t der sozialen und nat rlichen Welt zum Gegenstandsbereich des Experiments und zwar im ung n stigen Fall sogar auf unbestimmte Zeit F r den Analytiker von Realex perimenten stellt sich damit erstens das praktische Problem infinite Fol genketten beobachten und analysieren zu m ssen oder die Analyse ab zubrechen und bestimmte Folgen Folgen nicht weiter zu ber cksichti gen Zweitens verwischt sich durch das Fehlen eines Abgrenzungskrite riums die Grenze zwischen Experiment und Beobachtung Gerade im Fall von weitreichenden Handlungsfolgen stellt sich die Frage ob noch sinnvoll von einem Experiment gesprochen werden kann bei dem das Stattfinden eines Eingriffs betont wird oder ob es sich ab einem ge wissen Punkt um Experimentalfolgen handelt die in der Folgenkette weitab von eigenem oder fremdem Eingreifen liegen und nur noch erlit ten und beobachtet werden 6 Besonders deutlich zeigt sich dieses Problem in der Interpretation von Ischernobyl als Experiment bei Krohn Weingart 1987 Ausgangs punkt der Analyse bildet die Feststellung die weltweit vorhandenen 300 Atomkraftwerke seien Unikate so da jedes sein eigener Testfall und der aussagekr ftigste Test der Unfall sei ebd 1 Der Radius des Experi ments schlie t dann in der weiteren Analyse nicht nur die Sachtechnik des kernschmelzenden Kraftwerks und die Verseuchung der
221. he Stellenwert von Vertrauen findet sich auch in der all gemeineren Literatur zu sozialen Netzwerken wieder wo es ebenso wie im Konzept der Innovationsnetzwerke als Koordinationsmittel diskutiert Struktur von sozialen Systemen aus Oben meinen wir den Einbau von Elementen aus der Umwelt in die funktionale Struktur 15 Mit Blick auf andere Netzwerke wird deutlich da zwischen vollst ndig restriktivem und vollst ndig freiz gigem Zugang zur Netzwerkressource eine Vielfalt von Formen existiert 223 PRODUKTIVE ANARCHIE wird z B Weyer 2000a 7 Willke 1995 146 Im starken Kontrast hier zu spielt in unserer Untersuchung Vertrauen keine herausragende Rolle Weder finden sich in den durchgef hrten Interviews Hinweise auf einen solchen zentralen Stellenwert noch ist aus der Kommunikation auf der Projekt Mailingliste ein solcher abzuleiten Worin liegt nun die Ursache f r diese Diskrepanz bzw wie l t sich dieser Befund erkl ren Ver trauen kommt immer dann ins Spiel wenn bestimmte Handlungsweisen von alter als unerw nscht gelten und f r ego die Handlungsalternativen Vertrauen und Mi trauen verf gbar sind Im urspr nglichen Kon zept wird Vertrauen hinsichtlich der Behandlung von sensiblen Informa tionen und innovationsrelevantem Wissen virulent Sucht man nach hn lichen Problemstellungen f r die Akteure im Bereich der freien Soft ware wird man entt uscht Freie Softwarelizenzen erlauben einen unbe
222. he die Transaktionskosten konomie bei der Erkl rung von Innovationsprozessen gelassen hat Weiter basiert das Konzept der Innovationsnetzwerke zwar auf den handlungstheoretischen Annahmen des rationalen Akteurs reichert diese aber durch andere Komponenten an deren handlungstheoretische Be zugspunkte allerdings im Dunkeln liegen So gilt doch auch hier wie h ufig in der allgemeinen Literatur zu sozialen Netzwerken da es an einem soziologisch durchgearbeiteten Akteurskonzept fehlt N C T welches das Verh ltnis von strategischem Eigeninteresse und Koopera tionsorientierung analytisch in den Griff bekommt Weyer 2000b 241 Theoretische Konkurrenz institutionalistische Handlungstheorie An dieser Stelle wollen wir knapp R ckschau halten und der Frage nachgehen wie sich diese handlungstheoretischen Annahmen mit den empirischen Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung vertragen Im zweiten Teil der Arbeit haben wir gesehen da das Netzwerk freier Softwareentwicklung ihre Existenz zwei Innovationen verdankt a die vertragliche Innovation freier Softwarelizenzen und b die organisatori sche Innovation der offenen Programmierprojekte Mit der ersten Inno vation verbunden ist eine Perspektive auf den Zusammenhang von Werk Werksch pfer und Werknutzer eine vertragliche Regulation die freie Software zum Kollektivgut macht sowie normative Erwartungen in bezug auf Werksch pfer die eine Gaben konomie konstituieren Die zwei
223. hen s mtlicher Beteiligter entgegen Allerdings hat die Schlie ung technischer Kontroversen mittels der L sung Konfigurati onsoption auch ihre Kosten Wenn die zur Verf gung stehende Funk tionalitat der Zugriff darauf die Erscheinung des Programms sowie die Einpassung des Programms in das Gesamtsystem ver nder und anpa bar wird der Kompromi also zu h ufig gew hlt wird droht die Gefahr da die Konfiguration des Programms gerade f r weniger erfahrene Anwender un bersichtlich wird F nftens haben wir gesehen da eine wichtige Quelle zur Generierung von Zielen die Orientierung an anderen Projekten darstellt Sie werden z T dadurch gewonnen da andere Pro gramme analysiert und Funktionalit ten dort abgekupfert werden Eine 8 Daher stellen freie Softwareentwicklungsprojekte auch kein Beispiel f r Konsenstheorien unterschiedlicher Provenienz wie z B Habermas 1973 251 ff oder Miller 1992 dar 9 Im Sinne von Hirschman 1970 171 PRODUKTIVE ANARCHIE starke Orientierung an Vorbildern ist insbesondere dann zu erwarten wenn ein Programm die eindeutige Marktfthrerschaft innehat Wie wir anhand der Begriindung von KD 6 gesehen haben dient imitative Pro grammentwicklung dann dem Ziel der Popularisierung des eigenen Pro gramms durch die Ubernahme erfolgsverursachender Merkmale vom Vorbild Der Einflu von Reputation Weiter oben hatten wir festgestellt da unter den Entwicklern ein Repu tationssyst
224. hiedenen Institutionen stellt sich die Frage wie eine Abgrenzung des Gegenstandsbereichs vorgenommen und begriindet wird beziehungsweise wann die Analyse des Realexperiments abgebrochen werden kann Zweitens verwischt sich durch die Behandlung unterschied 191 PRODUKTIVE ANARCHIE Im folgenden wollen wir uns der neueren Diskussion zum Experi mentalismus in der Wissenschaftstheorie zuwenden um dort einige As pekte zur Pr zisierung des Begriffs Experiment aufzugreifen Neben der Diskussion um die Rolle des Experiments innerhalb des For schungsprozesses bildet ein unstrittiger Bestandteil der Debatte die Be tonung des artifiziellen Charakters von Experimenten der sich insbe sondere in der Hervorbringung von Ph nomenen mittels des eingreifen den Handelns durch den Experimentator und dem Handlungsziel der Gewinnung von neuem Wissen zeigt vgl Hacking 1996 259 Janich 1998 101 Radder 2003a 4 Des weiteren wollen wir aus dieser Dis kussion die dort betonten normativen Orientierungen aufgreifen denen experimentierende Forscher folgen Dies ist einerseits das Streben nach maximaler Kontrolle ber die Experimentalanordnung also der unab h ngigen Variable n sowie m glicher St rvariablen und die Vermei dung von Fehlern Guala 2003 1199 und andererseits die Orientierung an einem m glichst hohen Ma an Systematik des Vorgehens Beide Charakteristika bed rfen f r unsere Zwecke noch einer Pr zisierung Bei Kontr
225. hnen zum Einkommenserwerb eingesetzten Kr fte durch Unfall Krankheit oder Ersch pfung verlieren zu k nnen Die weitere Begr ndung f hrt uns zweitens zu den Charakteristika des vom Urheber geschaffenen Werks das typischerweise wie folgt be schrieben wird 5 W hrend die dualistische Theorie Verm gens und Pers nlichkeitsrechte trennt geht die monistische Theorie davon aus da diese untrennbar sind und sich nur gemeinsam sch tzen lassen vgl Ulmer 1980 112 69 PRODUKTIVE ANARCHIE Geistige Werke haben auch eine konomische Besonderheit Im Gegensatz zu k rperlich fixierten Werken ist die Information selbst beliebig oft reprodu zierbar Von ein und demselben Informationsgut lassen sich unendlich viele Kopien erstellen ohne da dabei die Information aufgezehrt wird Die In formation ist grenzkostenlos mehrnutzbar d h nicht knapp Leinemann 1998 59 Hier interessieren uns zwei Aspekte Leinemann betont zum einen die durch ihre leichte Reproduzierbarkeit hervorgerufene f llhornartige Ei genschaft immer in ausreichender Menge vorhanden zu sein Zum ande ren charakterisiert der Autor die Vervielf ltigbarkeit als konomische Besonderheit auch wenn es hier durchaus vorstellbar w re diese als po litisches religi ses oder wissenschaftliches Charakteristikum zu be zeichnen Diese Charakterisierung und der Bezug auf die konomische Theorie durch Grenzkosten und Knappheit im letzten
226. hos und ein Reputationssystem diejenigen Mechanismen dar an denen sich das Handeln orientiert das im Fall des Wissenschaftssystems zu einer Vergr erung von wahrheitsf higem Wissen im Fall von offenen Programmierprojekten zur Softwareent wicklung unter den oben beschriebenen Bedingungen f hrt Als Material dienen uns hierzu erneut die Tanenbaum Torvalds Diskussion und ande re im Bereich der freien Softwareentwicklung prominente Texte Aus gangspunkt bildet f r uns ein knapper Exkurs zu Mertons The normati ve Structure of Science 1942 mit dem wir die f r das klassische Wis senschaftssystem konstitutiven Normen darstellen wollen Mit Reputation wird blicherweise an erster Stelle das System der modernen Wissenschaft in Verbindung gebracht Es bildet dort ein wich tiges Medium der Steuerung von Aktivit ten die dem Ziel einer Ver gr erung des wahrheitsf higen Wissens dienen Mit den normativen Grundlagen der Wissenschaft besch ftigt sich Robert K Merton der die institutionellen Normen der Wissenschaft in Form eines wissenschaftli chen Ethos zusammenfa t Merton 1942 1957 1972 Leitende Idee ist bei ihm da innerhalb der Wissenschaft ein Set von Normen existiert 105 PRODUKTIVE ANARCHIE welches f r die Vergr erung des Bestands von wissenschaftlichem Wissen funktional ist Das wissenschaftliche Ethos setzt sich aus den Normen Universalismus Kommunismus Uninteressiertheit und organi sierten Skept
227. hose of anyone else or even those of the whole rest of the world To those who propose this as an ethical axiom the au thor is more important than you I can only say that I a notable software au thor myself call it bunk Stallman 1994 0 S Im ersten Teil des Zitats kommt Stallman erneut auf die der Perspektive des Urheberrechts nach besonderen Beziehung zwischen Sch pfer und Werk zu sprechen die uns hier nicht weiter interessieren soll Anschlie Bend macht er deutlich da er in der Monopolisierung der Werknut zungsrechte keinen Interessenausgleich sieht sondern eine einseitige Privilegierung des Urhebers gegen ber anderen berraschend an dieser Perspektive auf die Legitimit t von Interessen ist dabei da er den Akt der Produktion ignoriert und damit den bei der Begr ndung des Urhe berrechts hervorgehobenen Sachverhalt bergeht da ein Werk immer die Leistung einer Person oder Personengruppe darstellt Die Werk sch pfung und der Umstand da sich bestimmte Personen daran betei ligt haben und andere nicht hat dieser Perspektive nach keinen Einflu auf die Legitimit t des Interesses nach einer Werksnutzung und der Fra ge wie ein Ausgleich zwischen den Interessen herbeigef hrt werden sollte Das Urheberrecht das hier eine Asymmetrie der Nutzungsrechte herstellt indem es den Sch pfungsakt zum Dreh und Angelpunkt macht und davon die Legitimit t der Nutzungsinteressen ableitet gilt diesem Gerechti
228. hrhunderts darstellt im Zuge der Vergesellschaftung der Wissenschaft und einer st rkeren Anwen dungsorientierung jedoch an Einflu verloren hat Dar ber hinaus hat 245 wobei die Kosten eines solchen Kriteriums in der Gefahr des ber sehens von wichtigen Publikationen liegen Cole geht hingegen der Frage nach inwieweit soziodemographische Faktoren wie Geschlecht oder Rassenzugeh rigkeit die Anerkennung von Forschungsergebnissen beein flussen Obwohl er in seinen statistischen Untersuchungen keine Benach teiligung bestimmter Gruppen nachweisen kann stellt er fest dieser Be fund widerspreche stark seinen Alltagserfahrungen im Wissenschaftsbe trieb Cole 1972 172 27 Dementsprechend h ngt dieser Perspektive folgend der Grad an Skepti zismus den Wissenschaftler neuem Wissen entgegenbringen davon ab inwieweit es paradigmen kompatibel ist Barnes Dolby 1972 271 28 Dies gilt vermutlich insbesondere f r die Norm desinterestedness wie sich beispielsweise in Kontroversen zwischen wissenschaftlichen Experten in der Politikberatung zeigt Die Verwissenschaftlichung der Politik durch die Nutzung von Expertise innerhalb von politischen Entscheidungspro 108 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE die Diskussion des Normenmodells gezeigt da Differenzen zwischen der Normgeltung und befolgung auftreten k nnen diese aber nicht die Existenz der Normen in Frage stellen Normen zeichnen sich gerade da durch aus da sie auch kont
229. htlich eine innere Orientierung der Akteure darstellen Weiter steht der Eskala tion entgegen da zwar die Geber von Gaben beobachtet deren Gaben vom Wert her auch eingesch tzt werden und sich dann auch m glicher weise eine Konkurrenz um die gr te Gabe entwickeln kann sich die Gaben jedoch immer an ein Kollektiv richten Aufgrund dieser Struktur ist es f nftens nicht m glich da es zu der Situation einer pers nlichen Schuld durch Ausbleiben einer personenbezogenen Erwiderung kommt Welches sind nun die Normen der Gaben konomie freier Software Auf den ersten Blick ersichtlich ist da diese ohne Verpflichtung zur Annahme der Gabe auskommt Gaben f hren zu einem kollektiven Gut aus dem sich jedermann bedienen oder dies eben unterlassen kann eine Norm die zur Anwendung der Software und damit zur Annahme der Gabe zwingt existiert nicht Da der Adressat der Gaben immer das Kollektiv s mtlicher potentieller Anwender und s mtlicher Entwickler darstellt l t sich nicht mehr in sinnvoller Weise zwischen der Ver pflichtung zur Gabe und der Verpflichtung zur Gegengabe unterschei den Ob ein Akteur bereits in den Genu von Gaben gekommen ist und ob er diese nun erwidert oder der Verpflichtung zu einer ersten Gabe nachkommt h ngt letztlich davon ab ob er freie Software bereits ange wendet hat oder nicht Verpflichtung zur Gabe und Verpflichtung zur Gegengabe fallen also in der Tendenz zusammen unsere Geschenk konomie b
230. http pim kde org 13 Die jeweils aktuelle stabile Version des Programms findet sich unter http kde org download KDE ist die standardm ig eingerichtete Benut zeroberfl che der SuSE Linux Distribution wird aber von anderen Distri butionen ebenfalls mitgeliefert 14 Der sogenannte Development Plan f r das KDE Projekt findet sich unter http developer kde org development versions 15 Das Archiv der Entwickler Mailingliste findet sich unter http lists kde org l kmail devel amp r 1 amp w 2 16 Siehe http lists kde org l kmail devel amp r 1 amp w 2 124 DAS FALLBEISPIEL KMAIL liste erg nzt durch eine User Mailinglist die sich das Projekt aller dings mit den anderen Projekten von KDE PIM teilt Diese dient der wechselseitigen Hilfeleistung unter den Benutzern des Programmpa kets Mittels des Bug Track Systems wird das Feedback der Anwender von KMail an das Projekt gesammelt Hierzu z hlen nicht nur wie be reits der Name des Systems nahelegt Hinweise der Benutzer auf Pro grammfehler sondern auch W nsche von Benutzern die sich auf die Funktionalit t des Programms beziehen Bugreports und W nsche wer den in separaten Listen gef hrt die ohne Zugangsberechtigung gelesen werden k nnen Beitr ge k nnen ebenfalls von jedermann ohne Zu gangsberechtigung verfa t werden Die Listen dienen dem Projekt zur Sammlung von Ideen und zur Erinnerung an noch anstehende Arbeit Neue Eintr ge werden auch a
231. i der Auswahl und Beurteilung von Entwicklungszielen unter schiedliche Kriterien anwenden verdichtet sich hier I don t understand why you feel that you should take the choice of what the user wants out of his hands That is IMO pretty stupid Sure the default is very important as most beginners don t change it but if the user KNOWS what he wants then he should be able to do it gt columnl Foldername columne2 number of unread mails column 3 number of total mails in folder That s the precise look Now that I understand it I think it s a good idea KD 9 2001 05 30 KD 9 betont erneut die aus seiner Sicht hohe Relevanz des Kriteriums der Anpa barkeit des Programms an die Bed rfnisse der Benutzter es liegt ein Dissens hinsichtlich der anzustrebenden Entwicklungsziele vor der seine Ursache in grundlegenderen Bewertungskriterien Anpa bar keit vs leichte Eingew hnung von Umsteigern hat W hrend in die sem ersten Teil der E Mail von KD 9 der urspr ngliche Vorschlag der Ver nderung des GUI von KD 6 abgelehnt wird berrascht es da er gegen Ende dem Vorschlag unter der Bedingung des Einbaus einer Kon figurationsoption zustimmt Einverst ndnis zu diesem Vorschlag wird auch von einem anderen Entwickler durch eine E Mail signalisiert was zur Folge hat da sich nach diesen beiden unterst tzenden Beitr gen KD 6 erneut zu Wort 6 Akronym f r in my Opinion 169 PRODUKTIVE ANARCHIE me
232. ialen Netzwerks kontrastiert werden Die dort prominente Typo logie von Koordinationsformen die im Zuge der Debatte um Struktural ternativen eine soziologische Aufweitung gegen ber der engen aus schlie lich auf Transaktionskosten fokussierten Perspektive erfuhr soll im folgenden dargestellt werden Innerhalb der Netzwerkforschung 3 Williamson unterscheidet hier zwischen ex ante und ex post Kosten einer Transaktion Vgl Williamson 1985 20 ff 4 Zwar ist die Transaktionskosten konomie ein wichtiger Ausgangspunkt f r eine soziologisch orientierte Netzwerkforschung geworden jedoch 49 PRODUKTIVE ANARCHIE werden Markt Hierarchie und Netzwerk als voneinander abgrenzbare eigenst ndige Typen von sozialer Koordination verstanden die jeweils ber unterschiedliche Koordinationsmittel verf gen Im Fall des Marktes sind dies Preise im Fall der Hierarchie bzw der Organisation formale Regeln im Fall des Netzwerks Vertrauen Weyer 2000a 7 Der Strukturtyp Markt ist in aller Regel gekennzeichnet durch kurz fristige Beziehungen zwischen einem Anbieter und einem K ufer die Transaktion selbst durch zeitnahen Austausch Geld gegen Ware Die Kurzfristigkeit der marktvermittelten Transaktion sorgt daf r da die Akteure sich bei jeder Transaktion an der m glichst weitreichenden Durchsetzung ihrer egoistischen Nutzenkalk le orientieren um entwe der einen m glichst hohen monet ren Gegenwert f r das bertragene Gut zu erhalten od
233. iben Entscheidungen treffen und ihre Arbeit koordinieren Und dies unter den Rahmenbedingungen einer Offenheit der Teilnehmerschaft und der Er reichbarkeit des Orts der Entwicklung f r jedermann Diesen Argumentationsschritt abschlie end wollen wir die Innovati on offener Programmierprojekte in Abgrenzung zum Software Enginee ring wie folgt bestimmen Offene Programmierprojekte brechen mit den durch Software Engineering institutionalisierten normativen Vorgaben hinsichtlich des Softwareentwicklungsprozesses W hrend dieser in so zialer sachlicher und zeitlicher Hinsicht notwendigerweise stark struktu riert werden mu wird dies zumindest in der sozialen Dimension be zweifelt und statt dessen die Entwicklung unter weitgehendem Verzicht auf formale Rollen zu betreiben versucht Eine Rollenstruktur soll im Zuge der Entwicklung selbstorganisiert emergieren wobei Rollendiffe renzen letztlich nicht auf einer unterschiedlichen Verteilung von Nut zungsrechten am Programm und einem restriktiven Umgang mit dem Modifikationsrecht basieren sondern im Laufe der Entwicklungst tig keit durch Kompetenzdifferenzen entstehen sollen Dieses laisser faire Prinzip findet sich auch hinsichtlich des Grades der Offenheit der Ent wicklung von Software wieder Fand die Entwicklung bis dato nicht nur 24 Weiter unten wird uns dieses kompetenzbasierte Modell der Entschei dungsfindung noch ausf hrlicher besch ftigen 104 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE
234. ich an ihnen zeigt da eine Programmreaktion nur dann als Fehler gilt sofern sie von einem Entwickler als solcher klassifiziert wird Die Ver st ndigung auf eine gemeinsame Problemdefinition bei der dann in aller Regel der Entwickler die Definitionshoheit hat bildet einen wesentlichen Bestandteil des Prozesses der Fehlersuche und beseitigung 187 PRODUKTIVE ANARCHIE Die Antwort des Entwicklers zeigt nun da auch eine andere Inter pretation m glich ist This is a feature not a bug Actually the col umn in the message list Sender should be named Who instead as it might lead to misunderstandings KD 3 03 Feb 2000 10 25 05 Der Entwickler interpretiert das Programmverhalten hier als eine gewollte Funktionalit t r umt aber ein die unterschiedlichen Interpretationen k men durch eine ungl ckliche Bezeichnung einer Spalte zustande Das Beispiel zeigt da die Charakterisierung eines Verhaltens als Bug nicht objektiv durch bestimmte Verhaltenscharakteristika zustande kommt sondern von den Erwartungen an das Programm abh ngig ist Ma geblich ist im Fall von unterschiedlichen Perspektiven die Interpre tation der Entwickler Von deren Beurteilung h ngt es ab ob eine Ver haltensweise als intendiert gilt oder als nicht intendiert und fehlerhaft Verhaltensweisen die Erwartungen der Entwickler nicht entsprechen setzen innerhalb von freien Softwareprojekten ein spezifisches Hand lungs
235. ich diesen Editor benutzen und weil ich damit schreiben will D 2 Die Bedeutung der eigeninteressierten oder von eigenen Bed rfnissen angetriebenen Entwicklungsbeteiligung darf allerdings nicht bersch tzt werden Durch eigene Anwendungsinteressen kann erkl rt werden war um es zu einem berschaubaren Engagement von k rzerer Dauer kommt wie es bei der Beseitigung von Bugs und der Implementation von funktionalen Erweiterungen mit berschaubarem Ausma der Fall ist nicht aber weswegen ein l nger andauerndes Engagement mit hoher 13 Diese Art von R ckkopplung zwischen Anwendern und Entwicklern ist auf der Mailingliste des Projekts KMail ein weitverbreitetes Ph nomen H ufig leiten die Entwickler pers nliche E Mails in denen Anwender dem Entwickler danken an die Mailingliste weiter 14 Syntaxhighlighting ist eine Standardfunktionalit t ber die nahezu s mtli chen Programmeditoren verf gen Es kann vorausgesetzt werden da die se den Entwicklern gut bekannt ist 135 PRODUKTIVE ANARCHIE Intensit t geleistet wird Das Verh ltnis zwischen dem Aufwand f r die Entwicklung und dem erreichten Nutzen in Anwendungssituationen fal len stark auseinander Ein dauerhaftes Engagement ausschlie lich durch die eigene Anwendungsbed rfnisse zu erkl ren hie e von einem hohen Ma an Irrationalit t des Entwicklers auszugehen da so unterstellt wird er verhalte sich gegen ber aufgewendeter Zeit und Ressourcen ignora
236. idungen ermitteln die Autorinnen g nstige 42 FRAGESTELLUNG oder weniger erfolgversprechende Merkmalskombinationen innerhalb von Entwicklungsprojekten Als defizit r beschreiben sie die Nutzerpar tizipation da in keinem der untersuchten Unternehmen eine systemati sche Beteiligung von Anwendern stattfindet Als einschlagig ftir den Bereich der freien Softwareentwicklung kann die innerhalb des Projektes Kulturraum Internet durchgefiihrte quali tative Untersuchung der Internet Engineering Task Force IETF gel ten Untersuchungsgegenstand bildet hier die Mailingliste des Projekts auf der wahrend des Untersuchungszeitraums eine neue Version des In ternet Protokolls TCP IP entwickelt wird also eine technische Innovati on die unter den Rahmenbedingungen einer freiwilligen und selbstse lektiven Mitarbeit unter Zuhilfenahme von computervermittelter Kom munikation hervorgebracht wird Hofmann 1999 Die Untersuchung zeichnet den Aufstieg und Fall einer technischen Innovation nach und widmet sich vor allen Dingen der Analyse des Kommunikationsprozes ses auf der Mailingliste und dem Selbstverst ndnis der beteiligten Ak teure Als besonders augenf llig erweist sich der kooperative Arbeits stil und die konzeptionelle Aufgeschlossenheit Hofmann 1999 187 mit der die Entwickler sich um ein Verst ndnis der existierenden techni schen L sungen und der Diskussion von innovativen Vorschl gen be m hen Neben diese
237. ie hier eine typische Form annehmen die des Einbaus von Konfigurationsoptionen Weiter oben haben wir herausgearbeitet da Beitr ge zur Entwick lung von Software zu Reputation f hren Mit Blick auf das Zustande kommen von Zielen werfen die in einem Projekt existierenden Reputati onsdifferenzen die Frage auf ob und inwieweit diese den Entschei dungsproze beeinflussen Bildet Reputation einen der Argumentation berlegenen Mechanismus oder stellen sie ein nur ornamentales An h ngsel ohne weiteren Einflu auf den Entscheidungsproze dar An hand unseres Falls werden wir zeigen da Reputation den Koordinati onsmechanismus Argumentation flankiert Erst durch Reputation wird ein Beteiligter zu einem relevanten Anderen mit dem Einvernehmen hergestellt werden mu w hrend ein solcher Zwang bei anderen repu tationsarmen Personen nicht existiert In einem dritten Schritt stellen wir die Frage wie Situationen bew l tigt werden in denen Kontroversen weder durch Argumentation noch durch Kompromisse beigelegt werden k nnen Hier werden wir sehen da sich in offenen Programmierprojekten zwei Faktoren finden die ei ne Stagnation der Entwicklung verhindern Dies ist einerseits die Erm dung der Beteiligten in Zuge anhaltender Diskussionsprozesse und ande rerseits die Strategie der Aufnahme der Entwicklungst tigkeit die von den Protagonisten eines Ziels gew hlt werden kann um Blockadesitua tionen aufzul sen Absch
238. ie sei jederzeit erfolgreich m glich hinterfragen und die Pro blemfassung erweitern Eine Projektgr ndung ersch pft sich nicht darin zu einem gl cklichen Zeitpunkt eine gute Idee zu haben vielmehr geht es sachlich um eine zumindest vorl ufige Bestimmung eines Entwick lungsziels sozial um die Integration von Entwicklern und den Aufbau einer Struktur die ein arbeitsteiliges Vorgehen in Richtung eines ge meinsamen Projektziels erm glicht Da wir im Fall von KMail keinen Zugang zum Material haben das ber die Anf nge des Projekts Auskunft gibt das Archiv der Mailingli ste reicht nicht bis zur Projektgr ndung zur ck die interviewten Pro 1 Nach Auskunft eines Interviewpartners wurde KMail Anfang des Jahres 1997 gegr ndet die Mailingliste erst sp ter eingerichtet So findet sich im Mailinglistenarchiv nur ein Monat des Jahrgangs 1997 w hrend der Jahr 151 PRODUKTIVE ANARCHIE grammierer sind selbst keine Griindungsmitglieder werden wir die Stunde Null offener Programmierprojekte anhand eines Interviews mit einem Entwickler analysieren der ber vielf ltige Erfahrungen verf gt F r unsere Frage nach den Bedingungen einer Projektgr ndung beson ders einschl gig ist ein Versuch der allerdings fehlschl gt Anhand der Rekonstruktion des Scheiterns der Projektgr ndung l t sich gut erken nen welche Aufgaben hier gel st werden m ssen Wir werden sehen da sich die Anforderungen nach einem koh rente
239. ie unterstellte hand lungsleitende Wirkung von Normen So relativiert Merton selbst bei spielsweise mit seinen Untersuchungen zum Matth us Effekt 1968 die handlungsleitende Kraft der Universalismusnorm Diesen Untersuchun gen zufolge werden Arbeiten von anerkannten Personen schneller zitiert als die Arbeiten weniger bekannter Fachkollegen w hrend Personen mit niedrigerer Reputation von der Ko Autorenschaft anerkannter Personen zwar profitieren Cole 1972 182 der berwiegende Teil der Reputation bei einer Gemeinschaftsleistung aber der im h heren Ma e anerkannten Person zugeschrieben wird Diese Arbeiten st tzen die These da das Wissenschaftssystem ber Selektionskriterien verf gt die sich nicht ausschlie lich auf die aktuellen Leistungen beziehen sondern Wissen schaftlern auch Beachtung und Aufmerksamkeit aufgrund von vorange gangenen Leistungen zukommen 26 Luhmann unterstreicht die Selektionsfunktion von Reputation Luhmann 1970 237 f Sie konzentriert Aufmerksamkeit auf das was mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Beachtung verdient als anderes ders 1990 107 PRODUKTIVE ANARCHIE W hrend sich die Diskussion um die Abh ngigkeit der Anerkennung wissenschaftlicher Leistungen von soziodemografischen Merkmalen auf das Spannungsverh ltnis von postulierter Norm und faktischer Normen befolgung bezieht wird von anderen Autoren deren Konzeption kriti siert So wenden Barnes und Dolby ein die Normen seien eine
240. ierprojekt Die Gruppe der Entwickler ist also in einem weit geringeren Ma e homogen als es die Kategorisierung erwarten lie e Aufgrund dieser Differenzen wollen wir zwischen den Entwicklern die kontinuierlich ein Projekt vorantreiben und sporadisch beteiligten Entwicklern unterschei 27 PRODUKTIVE ANARCHIE den Die erste Gruppe der Core Entwickler ist ber einen l ngeren Zeitraum kontinuierlich an einem Projekt beteiligt und steuert ma geb liche Beitr ge zur Entwicklung des Projekts bei Sie zeichnen sich wei ter durch eine intime Kenntnis des Quellcodes aus und arbeiten meist an zentralen Bestandteilen des Programms Die Gruppe der sporadischen Entwickler zeichnet sich demgegen ber durch Diskontinuit t aus unter Umst nden kann sich ihr Engage ment auf einen einmaligen Beitrag beschr nken H ufig resultiert der Beitrag dann aus eigenen Anwendungsbed rfnissen also bei der Nut zung auftauchenden Probleme oder fehlenden Funktionen die sporadi sche Entwickler dann beseitigen beziehungsweise erg nzen Diese Per sonengruppe fluktuiert h ufig zwischen verschiedenen Projekten enga giert sich kurzfristig in einem Projekt um wenig sp ter einen Beitrag zu einem anderen Projekt beizusteuern W hrend in der Fr hphase von freier Software bis ca 1993 die Gruppe von Entwicklern und von Anwendern nahezu identisch waren es also lediglich eine geringe Anzahl an Personen gab welche die Soft ware ausschlie lich
241. ieser systematischen Arbeit sind wir nun in der Lage freie Software von anderen Typen abzugrenzen Freie Software sind all die jenigen Programme deren Lizenz die Nutzung Vervielf ltigung Verbreitung und Ver nderung uneingeschr nkt zulassen Damit bildet auch der in der Tabelle separat genannte Typus Public Domain Software eine Unterkategorie von freier Software Das bekannteste weit verbrei tetste und lteste Beispiel f r freie Softwarelizenzen bildet die GNU General Public License GNU GPL in der die vier Rechte durch die folgenden Klauseln gew hrt werden 21 Erlaubt ist das Laden und Ablaufenlassen des Programms also die Erstel lung einer Programmkopie im Arbeitsspeicher des Computers sowie die Erstellung einer Sicherheitskopie vgl Pres 1994b 523 22 Lerner Tirole 2002a kommen zu dem Schlu da in 72 Prozent der F lle ihres Samples die GPL Anwendung findet hnliche Zahlen finden sich auch in der Untersuchung von Bonaccorsi Rossi 2003 1249 25 PRODUKTIVE ANARCHIE You may copy and distribute verbatim copies of the Program s source code as you receive it in any medium provided that you conspicuously and appro priately publish on each copy an appropriate copyright notice and disclaimer of warranty keep intact all the notices that refer to this License and to the ab sence of any warranty and give any other recipients of the Program a copy of this License along with the Program You may
242. igen Inspektion und Analyse des Ge genstands zu bilden Weitere Evidenzen daf r da die Norm Universalismus eine rele vante Orientierung darstellt bildet die Offenheit der Softwareentwick lungsprojekte selbst Diese zeigt an da neue Teilnehmer begr t wer den und prinzipiell mit der M glichkeit gerechnet wird da eine Person unabh ngig von ihren Pers nlichkeitsmerkmalen interessante Beitr ge zur Entwicklung leisten kann mit denen es sich zu besch ftigen lohnt In kodifizierter Form findet sich diese Norm im f nften Grundsatz der Open Source Definition Ihe license must not discriminate against any person or group of persons Rationale In order to get the maximum benefit from the process the maxi mum diversity of persons and groups should be equally eligible to contribute to open sources Therefore we forbid any open source license from locking anybody out of the process Interessant ist an diesem Zitat da die Nicht Diskriminierungs Norm nicht etwa mit grundlegenden Werten wie Gerechtigkeit oder mit Figu ren einer political correctness begr ndet wird sondern mit Hinweis auf die positiven Folgen der sozialen Offenheit des Entwicklungsprozesses Unterstellt wird dabei da prinzipiell von jedem Beteiligten unabh n gig von seinen pers nlichen Eigenschaften und seiner Herkunft ein Bei trag stammen k nne der die Entwicklung bef rdert Auf die Norm Kommunismus m ssen wir wegen der ausf hr
243. immt ist die Reputation Wie weiter oben ausf hrlicher gezeigt meint Reputation ei nen Ruf der auf der Anerkennung von Leistungen durch andere Ent 15 Das Unternehmen tr gt nicht nur durch Entwicklungsbeitr ge zu freier Software bei sondern bezahlt zum Teil auch Programmierer f r ihre T tigkeit in Entwicklungsprojekten Diese Bezahlung ist nicht an die Erledi gung bestimmter Aufgaben gebunden wie es beispielsweise bei Werk vertr gen der Fall w re sondern erfolgt z T ex post f r die bisherigen Leistungen im Projekt Damit qualifizieren sich die Beitr ge als Gaben Die daf r aufgewendeten Mittel stammen von den Kunden des Unterneh mens und sind Bestandteil der entsprechenden Leistungsvertr ge Infor mationen aus den Interviews mit D 6 und D 7 16 Die Orientierung an den Normen der freien Softwareentwickler sollte in diesem Fall nicht verwundern handelt es sich doch um ein Unternehmen das noch recht jung ist und von aktiven Entwicklern gegr ndet wurde 137 PRODUKTIVE ANARCHIE wickler Peers basiert Diese motivierenden Effekte beschreibt ein In terviewpartner wie folgt Jetzt auch auf der Cebit habe ich gerade die Intevation Leute aus Osna br ck Werner Koch kennengelernt der GnuPG programmiert und Dirk Stauch der Source Forge entwickelt hat Und solche Leute lernt man alle kennen und einige Leute haben dann auch Respekt vor mir im Prinzip schon lacht KD 1 Interessant a
244. ine ffentlich zug ngliche archivierte Mailingliste in der sich s mtliche an die Mailingliste gesendete Beitr ge finden erlaubt eine schnelle und einfache Erhebung der Daten Unserer Einzelfallstudie basiert auf zwei Materialtypen die sich zu einander komplement r verhalten Zum einen ist das die Kommunikati on unter den Projektmitgliedern auf der Projekt Mailingliste die ber einen Zeitraum von zw lf Monaten analysiert wurde Mit diesem Mate rialtypus k nnen Koordinations Kommunikations und Entscheidungs prozesse innerhalb des Projekts direkt beobachtet werden Obwohl das 1 Vgl hierzu die Untersuchung von Ghosh Robles Glott 2002 19 2 Z B Programmierumgebungen Debugger Compiler Assember Editoren 3 Hierunter fallen Programme die in Verwaltungs oder Produktionsberei chen in Unternehmen eingesetzt werden siehe http sourceforge net soft waremap trove_list php form_cat 75 Programme aus dem Bereich wis senschaftlicher Forschung siehe http sourceforge net softwaremap trove_list php form_cat 97 aber auch Programme wie Webserver z B Apache vgl http www apache org 121 PRODUKTIVE ANARCHIE Archiv der Projekt Mailingliste die stattfindende Kommunikation minu tids aufzeichnet gewinnen wir durch die Analyse dieses Materials nur eine spezifische Perspektive auf das Entwicklungsgeschehen So werden die individuellen Gewi heiten Hofmann 1999 197 normative Orien tierungen Strategien Bewer
245. ine E Mail von Andrew Tanenbaum mit der Subject Zeile Unhappy Campers in der er seiner Beobachtung Ausdruck verleiht einige Mitglieder der Newsgroup seien mit dem Betriebssystem Minix unzufrieden Dies bildet f r ihn den Ausgangspunkt f r die Frage nach den Gr nden daf r wobei er in seiner E Mail als Ursachen die Lizenzgeb hr sowie die Bedingungen der Mi nix Lizenz diskutiert und zum folgenden Schu kommt I think the real issue is something else I ve been repeatedly offered virtual memory paging symbolic links window systems and all manner of features 17 Siehe zur Entwicklung http www kernel org 18 Ausl ser hierf r bildete nicht zuletzt die oben geschilderte thematische Verschiebung des Gegenstands der Newsgroup zugunsten von Linux 19 Dies wird jedenfalls von den Akteuren des Feldes so gesehen da hier die Dokumentation der Diskussion auf einer Vielzahl von Webseiten und in DiBona Ockman Stone 1999 222 ff einsetzt Vollst ndig scheint aller dings nur das hier verwendete Archiv der Minix Newsgroup zu sein http listserv nodak edu scripts wa exe A0 minix l 20 Die urspr ngliche Lizenz r umte den Empf ngern die Nutzung und Modi fikation des Programms ein w hrend eine Weitergabe nur zu Forschungs zwecken und f r die Ausbildung erlaubt war S mtliche andere Formen der Weitergabe von modifizierten Versionen waren hingegen verboten bzw bedurften der Einwilligung des Halters der Copyrights Prentice
246. ine Organisation da das Kriterium von formalen Mitgliedschaftsregeln ebenso fehlt wie eine Zu gangskontrolle zu dieser Struktur Von einem Interaktionssystem unter scheidet es sich nicht nur durch die hohe Stabilit t in der Zeitdimension sondern auch dadurch da nicht s mtliche Elemente miteinander inter agieren Die Einordnung der Struktur unter die Kategorie der Gruppe f llt aus da sie nicht nur Personen sondern auch Organisationen um fa t hnliche Probleme ergeben sich bei der Bezeichnung Communi ty die von manchen Autoren allerdings gern genutzt wird Scacchi 2003 Tzouris 2002 Madanmohan Navelkar 2002 Ciborra Andreu 2001 Weiter tr gt der Begriff Netzwerk da er flexibel genug ist um eine soziale Struktur die sich von ihren Elementen her als stark heterogen darstellt zu erfassen Wir wollen die soziale Struktur in der freie Soft ware entwickelt wird daher als Netzwerk freier Softwareentwicklung bezeichnen dabei allerdings betonen da es sich weder um ein persona les noch um ein interorganisationales Netzwerk handelt Vielmehr zeichnet es sich gerade dadurch aus da es sich aus unterschiedlichen Elementen zusammensetzt und gleichzeitig eine gro e Heterogenit t hinsichtlich der Beziehungen unter den Elementen aufweist Das Netzwerk freier Softwareentwicklung zerf llt in eine Vielzahl klei nere Netzwerke in denen die Entwicklungst tigkeit stattfindet freie Softwareentwicklungsprojekte di
247. interorganisationale Kooperations beziehungen eine wesentliche Rolle spielen und bietet sich aus mehreren Gr nden auch f r die Analyse des personalen Netzwerks von freien Pro grammierprojekten an Erstens stellt das Konzept die Frage nach der Konstitutionslogik sol cher Netzwerke und offeriert im Anschlu an die Transaktionskosten konomie eine Antwort auf diese Frage Zweitens verwirft das Konzept die Vorstellung einer linearen Technikentwicklung und geht statt dessen davon aus da es sich hierbei um einen mehrfach r ckgekoppelten Pro ze handelt eine Struktur wie sie auch im Fall der freien Software entwicklung vorzufinden ist Drittens stellt es einen Rahmen zur Analy se der Erzeugung von innovationsrelevantem Wissen bereit Im Mittel punkt stehen Lernprozesse die durch das Zusammentreffen der Wis sensbest nde von Herstellern und Anwendern in Gang gesetzt werden sowie die Voraussetzungen die f r solche Kooperationen erf llt werden 1 Eine Frage die in der Literatur zu sozialen Netzwerken bislang unterbe lichtet geblieben ist vgl R lle Bl ttel Mink 1998 47 PRODUKTIVE ANARCHIE m ssen Viertens spielt das Verh ltnis zwischen einer vertraglichen Re gulierung und einer Vertrauensbasierung von Netzwerken eine promi nente Rolle das wie wir weiter unten sehen werden auch in unserem Fall von Bedeutung ist Markt Hierarchie Netzwerk Eine erste begriffliche Einordnung von freien Softwareentwi
248. inung die durch KDE vorgegeben wird und einem einheitlichen Webauftritt der Projekte unter einer Toplevel Domain sondern auch durch die Koordination der Entwicklungst tigkeit zwi schen den zusammengefa ten Projekten Zum Ausdruck kommt dies im angestrebten Ziel einer guten Harmonie der Programme hinsichtlich ih rer Funktion und in einem f r s mtliche Teilprojekte verbindlichen Ent wicklungs und Release Plan der Vorgaben dar ber macht zu welchem Zeitpunkt welche Ziele erreicht werden sollen und wann die Ver ffentli chung einer neuen Version ansteht Das Projekt KMail verf gt ebenso wie die meisten anderen Teilpro jekte von KDE ber eine eindrucksvolle technische Infrastruktur die sich aus einer Webseite Mailinglisten dem Bug Track System und dem CVS System zusammensetzt Auf der Webseite des Projekts finden sich neben allgemeinen Informationen zum Projekt Screenshoots des Pro gramms Informationen ber die Programmurheber aktuelle Informatio nen zum Stand des Projekts sowie der Funktionsweise des Programms KMail Dokumentation und FAQ Liste auch Links zum Download des Programms Auf der Mailingliste des Projekts findet die entwicklungs bezogene Kommunikation statt Die Mailingliste verf gt ber ein f fentlich zug ngliches Archiv das bis zum Beginn des Jahres 2000 zu r ckreicht Das monatliche Mailaufkommen dieser Liste liegt zwi schen ca 550 und 1900 Beitr gen Seit Januar 2004 wird diese Mailing 12 Siehe
249. inux apache ch15_03 htm und Franke v Hippel 2003 1204 und das Grafikprogramm The Gimp GNU Image Manipulator vgl http www fags org docs artu ch04s04 html 9 Linux stellt f r uns hier den paradigmatischen Fall dar da es f r seine modulare Struktur bekannt ist Sie ist ein Erbe des Betriebssystems Unix Narduzzo Rossi 2003 bzw Teil der Unix Philosophie Raymond 2003 157 PRODUKTIVE ANARCHIE des Entwicklungsmodells resultiert Modularisierung kann unterschied liche Grade annehmen wobei die Entwicklung von Software in Form von offenen Programmierprojekten ein besonders hohes Ma an Zerle gung des Quellcodes erfordert Ein hoher Zerlegungsgrad f hrt zur M g lichkeit einen hohen Grad an Arbeitsteiligkeit zu verwirklichen ein ge ringer Grad der Zerlegung birgt demgegen ber die Gefahr eines schmerzhaften Kollidierens von Entwicklungsbeitr gen unterschiedli cher Beteiligter Den Anforderungen nach konzeptioneller Koh renz bei gleichzeitiger M glichkeit einer parallelen Entwicklungst tigkeit wird in diesem Zitat sehr offensichtlich durch die Einteilung des Systems in unterschiedliche Subsysteme nachgekommen Etwas weniger offensichtlich ist in der Passage inwieweit sich Mo dularisierung auch auf die zweite Anforderung die Offenheit gegen ber kontingenten Zielsetzungen bezieht Anhaltspunkte f r die These da Modularit t zu einer Offenheit gegen ber den Zielen anderer Entwickler f hrt finden sich
250. ion des GUI formuliert wurde am Beispiel der Entschuldigung f r Ver nderungen die vorher nicht mit den Entwicklern des Projekts abge sprochen wurden und an der expliziten Aufforderung zu Stellungnah me zu den Vorschl gen Zweitens haben wir gesehen da Entwick lungsziele nicht einfach vorgeschlagen und erl utert sondern regelm Big argumentativ begr ndet werden Sie werden typischerweise durch grundlegendere Bewertungsnormen gerechtfertigt wobei der Erfolg des Programms der sich in Popularit t ausdr ckt oder die Handlungsfrei heit des Benutzers hierf r Beispiele darstellen Drittens zielt die Argu mentation in diesen technischen Kontroversen nicht auf die Herstellung eines Konsensus ber Zielsetzungen Bewertungsnormen und Schlu re geln sondern wesentlich bescheidener auf die Herstellung einer Si tuation in der sich kein weiterer Widerstand gegen die vorgeschlagenen 7 Gemeint ist hier der urspr ngliche Vorschlag von KD 6 das GUI zu modi fizieren ohne eine Konfigurationsoption einzuf hren 170 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN Entwicklungsziele formiert Das Ziel der Diskussion bildet die Herstel lung von Einvernehmlichkeit wobei wir damit die Abwesenheit von of fenem Protest in Form von exit und voice meinen Einvernehmen bildet die Voraussetzung daf r da eine Weiterentwicklung m glich ist und es weder zu einer Aufspaltung des Projekts noch zu miteinander un vertr glichen Ent
251. ische Innovation offener Programmierprojekte Der von uns an erster Stelle beriicksichtigte Faktor waren freie Softwarelizenzen die sich reflexiv auf das Urheberrecht beziehen Den innovativen Gehalt dieser Vertrage haben wir bestimmt indem wir die mit der Institution des Urheberrechts verbundene Perspektive auf den Zusammenhang von Werk Werksch pfer und Werknutzung mit der Perspektive freier Softwarelizenzen kontrastiert haben Dabei hat sich gezeigt da die Notwendigkeit einer F rderung von sch pferischer T tigkeit die einen zentralen Stellenwert im Urheberrecht einnimmt aus der mit freien Softwarelizenzen institutionalisierten Perspektive zumin dest f r den Bereich der Softwareentwicklung bestritten und die Mono polisierung von Werknutzungsrechten zugunsten des Autors nicht als Mittel der Innovationsf rderung wahrgenommen wird Im Gegenteil Die Setzung selektiver Anreize durch die Monopolisierung von Werk nutzungsrechten und eine restriktive Vergabe derselben gilt als Innova tionshemmnis und f hrt zu einer Vielzahl negativer Auswirkungen auf die Softwareentwicklung die Gruppe der Anwender sowie die Bezie hungen zwischen den Entwicklern von Software Der innovative Aspekt liegt also zum einen in der Entwicklung einer neuartigen Theorie ber 115 PRODUKTIVE ANARCHIE den Zusammenhang von Werk Werksch pfer und Werknutzung Zum anderen greifen freie Softwarelizenzen auf die monopolisierten Werk nutzungsrecht
252. ismus Skeptizismus solle auch vor Personen mit einer hohen Reputation nicht haltmachen die berpr fung des Arguments also unabh ngig von den Pers nlich keitsmerkmalen erfolgen Die Orientierung an der Norm des Skeptizismus verlangt ebenso wie im Wissenschaftssystem ein hohes Ma an fachlicher Kompetenz der Diskussionsteilnehmer und eine gro e Urteilsfahigkeit Praktisch zeigt sich dies in unserem Material nicht nur in der Aufforderung Ta nenbaums wissenschaftliche Publikationen zum Betriebssystemdesign 29 Der Autor nimmt hier Bezug auf propriet re Unix Versionen bei denen dem Halter der Urheberrechte der amerikanischen Telefongesellschaft AT amp T eine Lizenzgeb hr gezahlt werden mu te 30 Die Rolle von Reputation und Argumentation bei Entscheidungen in nerhalb von offenen Programmierprojekten wird uns weiter unten noch ausf hrlich besch ftigen 110 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE zur Kenntnis zu nehmen sondern auch in den Hinweisen auf andere Quellen Beispielsweise kontert ein Teilnehmer die Aussage Tanen baums Linux sei stark an den 386er Prozessortyp gebunden wie folgt If you looked at the source instead of believing the author you d reali se this is not true Shark J 31 Jan 92 13 21 44 Hier wiederholt sich das aus dem obigen Zitat bekannte Muster Aussagen nicht aufgrund der Eigenschaften des Sprechers Glauben zu schenken sondern sich ein Ur teil auf der Basis einer eigenst nd
253. issen die in F llen der technischen Machbarkeit und zum Auftreten von neuen Produkten oder Produktionstechniken f hrt Be d rfniswandel u erst sich hier also in Form von Nachfragever nderun gen und f hrt zu angebotsseitigen Anpassungsreaktionen 16 Evolutionstheoretisch reformuliert bildet die Variation eine sich wandeln de Technik die in der Selektionsumgebung Markt mit anderen Techniken konkurriert bis sich eine Technik stabilisiert Dies gilt allerdings nur f r den Zeitraum bis weitere technische Innovationen auftreten und eine er neute Konkurrenz stattfindet Dementsprechend wird die Wirtschaftsform des Kapitalismus hier vor allem unter Proze gesichtspunkten analysiert und die dynamischen Wandlungs und Ver nderungsprozesse in der Zeit beschrieben Schumpeter 1950 139 17 Vgl Schmookler 1966 4 18 In evolutionstheoretischer Terminologie ist das Bed rfnis die Variation w hrend Selektion durch die technische Machbarkeit und konomische Marktf higkeit stattfindet 55 PRODUKTIVE ANARCHIE Der Ansatz des Innovationsnetzwerks kritisiert nun sowohl die Kon zeption von Technik als blinde Variation innerhalb von technology push Theorien Kowol 1996 11 Bredeweg Kowol Krohn 1994 192 als auch den Mangel an empirischen Belegen ftir die These der Zure chenbarkeit der technischen Entwicklung auf einen Bediirfniswandel den demand pull Theorien behaupten ebd 190 Wenn sich Technik weder ungerichtet entwickel
254. it am Projekt mitarbeiteten und das Projekt bereits seit sieben 17 Siehe http lists kde org l kdepim users amp r 1 amp b 200401 amp w 2 18 http kmail kde org 19 CVS ist ebenfalls freie Software und wird projektf rmig entwickelt Die Homepage des Projekts findet sich unter http www cvshome org Die CVS Implementation des KDE Projekts findet sich unter http developer kde org source 20 Siehe hierzu weiterf hrend Purdy 2000 125 PRODUKTIVE ANARCHIE Jahren existiert Aufgrund der hohen Fluktuation liegt die Anzahl der zu einem Zeitpunkt aktiven Entwickler deutlich unter zehn wobei nach Auskunft des Interviewten KD 17 die Zahl der regelm ig aktiven Ent wickler im April 2001 bei lediglich vier lag Dieses Charakteristikum von berschaubarer Anzahl der Core Entwickler und einer relativ gro en Anzahl sporadisch beteiligter Entwickler ist recht typisch f r freie Softwareprojekte und deckt sich mit den aus der Literatur bekannten Be funden Die Aktivit ten anderer Entwickler reichen hingegen von einer sporadischen Beteiligung bis hin zur episodenhaften Entwicklungst tig keit die ber mehrere Monate anhalten kann um dann zu ruhen und sp ter eventuell wieder aufgenommen zu werden Bei KMail handelt es sich um ein Projekt da von der Gr e her eine Mittellage zwischen der Vielzahl von Ein oder Zwei Personen Projekten und den relativ weni gen Gro projekten einnimmt Bevor wir mit der Analyse der Entwicklun
255. it des Systems Suhr Suhr 1993 228 Nach dieser Pr zisierung k nnen wir nun die Frage beantworten inwieweit diese Technik die Offenheit eines Programmentwurfs gegen 11 Siehe z B Balzert 1982 215 Denert 1992 214 Suhr Suhr 1993 235 12 Vgl auch die Zusammenfassung der Kriterien guter Modularisierung bei Dumke 1993 21 und Pomberger 1993 54 159 PRODUKTIVE ANARCHIE ber sp ter hinzukommenden Entwicklungszielen beeinflu t Durch Modularisierung steigt der Grad der Flexibilit t des Programmentwurfs an Die formale Definition von Schnittstellen erlaubt es Programmein heiten auszuwechseln wobei die Funktionalit t der neuen Module zu mindest in einem gewissen Rahmen nicht der der urspr nglichen ent sprechen mu Daneben erm glicht die eindeutige Definition von Schnittstellen eine Erweiterung des urspr nglichen Designs um zum Zeitpunkt des Entwurfs noch nicht vorhersehbare Module Im Kontext der freien Softwareentwicklung stellt die Modularisierung nicht nur eine Antwort auf die Anforderungen nach konzeptioneller Koh renz dar sondern sorgt auch f r die Offenheit gegen ber kontingenten Zielset zungen eine Voraussetzung die wesentlich ist f r eine Integration in trinsisch interessierter Entwickler Modularisierung stellt aus diesem Blickwinkel eine Flexibilisierungstechnik von Entscheidungen in der Zeitdimension dar Vorangegangene Entscheidungen ber Ziele k nnen schneller und einfacher durch Modularisie
256. itrag des Anwenders KU 2 der zur bermittlung des Reports unter dem Subject kmail 1 0 29 1 and 1 0 28 crashes on this mailfolder die folgende E Mail direkt an die Mailingliste richtet 20 Analoge Vorstellungen ber den Transfer eines Programms von einem se parierten Entwicklungskontext hinein in einen nicht kontrollierten An wendungskontext finden sich f r die propriet re Softwareentwicklung auch in der Literatur zum Software Engineering Hierzu f hren En dres Rombacher 2003 25 aus Testing is the development step that moves a system from the drawing board albeit an electronic one into op eration placing the product close to ist production environment It usually begins in a controlled laboratory environment and gradually moves out into the actual user environment 199 PRODUKTIVE ANARCHIE I attached a file which at least for me crashes kmail when attempting to open it It consist of only one message a digest of the mandrake expert list I have already shortened that one message as far as possible Further shortening re sults in the folder opening up correctly Sorry for not tackling this problem myself but I m not yet in the KDE developing e g I don t even know how to start the debugger P S The same has happend before always with this same mailinglist mandrake expert digest KU 2 29 M rz 2000 09 36 03 Der Anwender beschreibt in der zitierten E Mail ein Verhalten des Pro gramms KM
257. iver Urheberrechtsver letzungen im Zuge der Verbreitung von Vervielf ltigungsger ten wie Fotokopierer und Kassettenrecorder sowie dem Fehlen wirkungsvoller Kontroll und Sanktionsmittel wurde eine Ger teabgabe eingef hrt Das neu geschaffene Instrument setzt nun nicht das Urheberrecht durch son dern soll der wirtschaftlichen Absicherung von Werksch pfern dienen Zusammenfassend lassen sich vier Entwicklungstendenzen hervor heben Erstens l t sich eine Ausdehnung der Schutzfrist beobachten die von urspr nglich 10 Jahren post mortem auctoris auf 50 und nun auf 70 Jahre angehoben wurde Eine zweite Tendenz bildet die r umliche Ausdehnung des Geltungsbereichs des urheberrechtlichen Schutzes der sich von einem lokalen Schutz durch ein klein staatliches Recht im 19 Jahrhundert hin zu einem globalen Schutz im 21 Jahrhundert entwickelt hat Drittens erfolgte eine Ausdehnung des Gegenstandsbereichs Fielen im 19 Jahrhundert lediglich Texte in den Anwendungsbereich erstreckt er sich heute sowohl auf Film Ton und Bilddokumente als auch auf Texte Computerprogramme und grafische Benutzeroberfl chen Vier tens zeigt die Geschichte des Urheberrechts da begleitend zur Ent wicklung und Verbreitung von neuen Vervielf ltigungstechniken eine fortlaufende Umgestaltung der rechtlichen Regulierungen stattfindet Dies l t sich sowohl am Beispiel des im 15 Jahrhunderts erfundenen Buchdrucks als auch bei der im 20 Jahrhundert sich entwickeln
258. ix vgl http kde org 6 Windows Nutzern sollten die E Mail Clients Netscape Messenger Micro soft Outlook Microsoft Outlook Express oder Mozilla gel ufiger sein Ei ne Liste unterschiedlicher E Mail Clients findet sich unter http en wiki pedia org wiki Email_client 7 Post Office Protocol Version 3 8 Internet Message Access Protocol ehem Interactive Mail Access Proto col 9 Simple Mail Transfer Protocol 10 PGP steht f r Pretty Good Privacy Diese asymmetrische Verschl sse lung wurde ebenfalls in einem freien Softwareprojekt entwickelt 11 Eine bersicht ber die wichtigsten Funktionalit ten des Programms fin det sich unter http kmail kde org features html 123 PRODUKTIVE ANARCHIE che entwickelt wird und das weitere Verbundprojekte zusammenfa t Hierzu z hlt KOffice da sich aus mehreren typischen Office Anwendungen zusammensetzt KDevelop mit einer Anzahl von Unter projekten die auf die Entwicklung von Programmierwerkzeugen zielt und KDE PIM KDE Personal Information Management Hierbei han delt es sich um ein Programmb ndel das neben unserem Projekt KMail Dach f r die Projekte KAddressBook KOrganizer KonsoleKalendar KPilot KAndy KArm KNotes und KAlarm bildet Praktisch zeigt sich die Integration der Projekte nicht nur in der Dis tribution der Programme als Programmpaket wie sie vom Projekt KDE selbst und auch von Distributoren angeboten wird der einheitlichen grafischen Ersche
259. izismus zusammen Obwohl Merton diese Normen vorran gig anhand von Texten herausgearbeitet hat die eher selbstbeschreiben den Charakter besitzen geht er davon aus da sie handlungsleitend sind und da sich wissenschaftliches Handeln an den Normen orientiert Unter Universalismus versteht Merton die Norm wissenschaftliche Ergebnisse und Befunde ausschlie lich in Hinblick auf ihre Wahrheits f higkeit und nicht mit Blick auf die pers nlichen Eigenschaften des Forschers zu beurteilen Wahrheitsanspr che sollen unabh ngig von der Person die diese erhebt berpr ft werden ob sie sich mit vorangegan genen Beobachtungen und anderem als validiert geltendem Wissen in Einklang befinden ders 1972 48 Unter der zweiten etwas mi ver st ndlich bezeichneten Norm Kommunismus versteht der Autor nicht die Kollektivierung von G tern oder Produktionsmitteln sondern die Norm den Stand wissenschaftlichen Wissens als ein Ergebnis gemein samer Anstrengung und kollektiver Leistung zu betrachten Einzelne Be tr ge zum wissenschaftlichen Fortschritt werden zwar personal zuge rechnet der kollektive Ursprung von neuem Wissen das in vielfacher Weise auf vorangehende Leistungen zur ckgreift wird jedoch betont und der Bestand von Wissen wird jedermann zug nglich gemacht The substantive findings of science are a product of social collaboration and are assigned to the community They constitute a common heritage in which the equity of the in
260. keit arbeitsteilig bew ltigt werden kann Bei n herer Be 119 PRODUKTIVE ANARCHIE trachtung wird sich zeigen daB diese Anforderungen an die Griindung des Projekts widerspriichlich sind und die Technik der Modularisierung des Quellcodes eine Reaktion hierauf darstellt Die aus der sozialen Struktur entspringenden Anforderungen f hren zu einer bestimmten Ge stalt von Technik ein Befund den wir abschlie end mit Erkenntnissen der Technikgeneseforschung kontrastieren werden Hiernach taucht die Frage nach der sozialen Ordnung und der Hand lungskoordination in offenen Programmierprojekten wieder auf mit ei ner anderen Schwerpunktsetzung Im Mittelpunkt des Kapitels Ent scheidung ber Zielsetzungen steht die Frage wie den Akteuren eine Verst ndigung auf gemeinsam verfolgte Ziele unter den Bedingungen des Fehlens einer formalen Hierarchie niedrigen Ein und Ausstiegs schwellen und der Abwesenheit von monet ren Anreizen gelingt Der Normalmodus der Entscheidungsfindung bildet in offenen Program mierprojekten die Argumentation die aber nicht immer zu Einverneh men f hren mu Projekte verf gen daneben ber einige typische Muster der Konfliktbew ltigung die wir herausarbeiten werden Abschlie en werden wir diese berlegungen mit der Kl rung des Einflusses von Anwendern auf Entscheidungen ber Zielsetzungen Im abschlie enden Kapitel gehen wir der Frage nach wie die immer wieder betonte hohe Stabilit t und Zuver
261. kl rungen Schw chen besitzen Gegen die Typologisierung der Entwickler sprechen die empirischen Befunde unserer Untersu 147 PRODUKTIVE ANARCHIE chung da f r das Zustandekommen einer Beteiligung jeweils mehrere Motive verantwortlich sind gegen Rational Choice Theorien die weiter oben ausgearbeiteten Kritikpunkte Um unsere Ergebnisse zusammenzu fassen schlagen wir vor zwischen drei Typen von Faktoren zu unter scheiden die eine Beteiligung an freier Softwareentwicklung beg nsti gen a Individuelle Motivationen Hierzu z hlt das intrinsische Interes se an der Programmiert tigkeit aber auch ein pers nlicher Nutzen wie die Befriedigung von eigenen Anwendungsbed rfnissen zur Implemen tation gew nschter Funktionalit t b Rahmenbedingungen freier Soft wareentwicklung Hierunter fallen die Faktoren die auf freie Softwareli zenzen z B Verpflichtung zur Ver ffentlichung von Modifikationen im Fall einer Anpassungen der Software an eigene Anwendungsbediirfnis se oder strukturelle Bedingungen offener Entwicklungsprojekte zur ck zuf hren sind und c institutionalisierte Orientierungen wie die nor mative Verpflichtung zur Gegengabe oder emanzipatorische Ziele wie die Vermeidung von Abh ngigkeiten Entscheidend ist nun da diese Faktoren ein komplexes B ndel bil den und die Kombination dieser sich von Entwickler zu Entwickler un terscheiden kann Die Spannweite der Gr nde f r eine Beteiligung reicht dabei von
262. klung zwischen Ingenieur und Designwissenschaft berzeugungskraft und n tzliche Wider spr chlichkeit von Software Engineering und Software Gestaltung In H D Hellige Hrsg Leitbilder auf dem Pr fstand Leitbild Assessment aus Sicht der Informatik und Computergeschichte Ber lin Sigma Schulz Schaeffer I 2002 Sozialtheorie der Technik Frankfurt New York Campus Schumpter J A 1950 Kapitalismus Sozialismus und Demokratie 2 Aufl Bern A Francke 244 LITERATUR Scott W R 1986 Grundlagen der Organisationstheorie Frankfurt New York Campus Scott W R 1995 Institutions and Organizations Thousand Oaks u a O Sage Selig F 1969 Figure 2 From Selig Documentation for service and us ers In P Naur B Randell Hrsg Software Engineering Report on a conference sponsored by the NATO Science Committee Gar misch 7th to 11th October 1968 Sen A 1986 Behaviour and the Concept of Preference In J Elster Hrsg Rational choice Readings in social and political theory Oxford Blackwell Sieber A Henninger A 2001 Vorgehensmodelle Projekttypen und Arbeitspraktiken als Bausteine zur realit tsnahen Beschreiung von Softwareentwicklung In W Dilger E Keitel Hrsg Kultur und Stil in der Informatik Chemnitzer Informatik Berichte CSR 01 01 Siekmann J 2000 Bravehack Technische wirtschaftliche und gesell schaftliche Aspekte von freier Software und Open Source ihr We sen ihr
263. klungs ziels und einer sich daran anschlie enden Begr ndung Die Begr ndung der Einf hrung der vorgeschlagenen Kolumnen in der Verzeichnisliste erfolgt wiederum durch den Verweis auf ein Programm das als Vorbild fungiert wobei das Argument hier im Vergleich zum ersten Vorschlag weiter ausgef hrt wird Eine Orientierung am Vorbild stellt KD 6 fol gend kein Selbstzweck dar sondern soll zur bernahme einer effizien ten und bew hrten Funktionalit t f hren Er beendet seine Vorschl ge mit einem Ausblick auf das von ihm gew nschte weitere Vorgehen We would like to have these little changes done for 2 2 and would like to do them with you guys together as we think these are needed GUI improvements that would make kmail look a lot better and make it much easier for begin ners to handle it Please feel free to comment and blame me if something goes wrong if you re also up with these ideas KD 6 2001 05 30 10 31 09 In dieser abschlieBenden Passage nennt der Autor einen Zeitpunkt zu dem er die Implementation der Vorschl ge anstrebt Mit dem K rzel 2 2 ist eine Version von KDE gemeint die zu diesem Zeitpunkt den n ch sten Major Release darstellt der sich an einen gro en Kreis von Benut zern richtet Mit der kommunizierten Bereitschaft sich am Projekt zu beteiligen qualifiziert sich der Beitrag nicht als Wunsch oder Feature Request sondern als echter Vorschlag Interessant an dieser letzten Pas sage ist die an andere
264. l U 1994 Evolution in technikerzeu genden und technikverwendenden Sozialsystemen dargestellt am Beispiel des Werkzeugmaschinenbaus In W Rammert G Bech mann Hrsg Technik und Gesellschaft Jahrbuch 7 Frankfurt New York Campus Axelrod R 1988 Die Evolution der Kooperation M nchen Olden bourg Baker F T 1979 Chief Programmer Team Management of Production Programming In E N Yourdon Hrsg Classics in Software Engi neering New York Yourdon Baker T Mills H D 1973 Chief Programmer Teams In Datamation 19 12 227 PRODUKTIVE ANARCHIE Balzert H 1982 Die Entwicklung von Software Systemen Prinzipien Methoden Sprachen Werkzeuge Mannheim Bibliographisches In stitut Barnes S B Dolby G A 1972 Das wissenschaftliche Ethos Ein ab weichender Standpunkt In P Weingart Hrsg Wissenschaftsso ziologie I Frankfurt Fischer Baym N 1995b The Emergence of Community in Computer Mediated Communication In S G Jones Hrsg Cybersociety Computer Mediated Communication and Community Thousand Oaks u a O Sage Bechmann G Hrsg 1996 Praxisfelder der Technikfolgenforschung Frankfurt New York Campus Bechmann G 1997 Diskursivit t und Technikgestaltung In S K ber le F Gloeden L Hennen Hrsg Diskursive Verst ndigung Media tion und Partizipation in Technikkontroversen Baden Baden No mos Beck U 1988 Gegengifte Die Organisierte Unverantwortlichkeit
265. l ssigkeit von freier Software zu erkl ren ist Ebenso wie im Fall der Modularisierung und dem hohen Ma e an Anpa barkeit der Software bilden diese Merkmale Resultate der sozialen Struktur in der freie Software entwickelt wird Hier werden wir den Begriff des Realexperiments einf hren und zeigen da die Verbreitung von freier Software als Praxis zu interpretieren ist die auf die Gewinnung von Wissen ber die Verhaltensweisen des Programms in verschiedenartigen Anwendungssituationen zielt Die R ckkopplung von Anwendern und Entwicklern und die Mitteilung von Informationen ber fehlerhafte Programmreaktionen bilden den Ausgangspunkt f r die Durchf hrung weiterer Experimente die zielgerichtet der Erkundung des Ph nomens dienen und sich in der Tendenz dem Laborexperiment ann hern Unser zentrales Argument lautet dabei Aus dem fortw hren den Durchlaufen dieser R ckkopplung resultiert zumindest im Fall von reifen Programmen eine hohe Robustheit und Stabilit t bei einer geringen Zahl von Bugs Methodisches Vorgehen An dieser Stelle ist es an der Zeit einen knappen Blick auf das methodi sche Vorgehen der Untersuchung zu werfen Diesem Teil der Arbeit 120 DAS FALLBEISPIEL KMAIL liegt eine Einzelfallstudie eines Softwareprojekts zugrunde bei dessen Auswahl auf die Erf llung der folgenden Kriterien geachtet wurde Gr e des Projekts Da freie Softwareentwicklungsprojekte hin sichtlich der Anzahl der Entwick
266. l von B hm erlangt Die Phasen seines Spiralmodells decken sich weitgehend mit denen der Was serfallmodelle vgl B hm 1986 25 94 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE se bearbeitet werden z B Suhr Suhr 1993 98 Auch diese Modelle zie len auf die Erh hung der Kontrolle ber den Softwareentwicklungspro ze Das Phasenmodell ist eine der wesentlichen Grundlagen f r einen arbeitsteiligen einheitlichen wiederholbaren Proze ablauf und damit eine Vorbedingung f r die Industrialisierung Den Proze kann man analysieren messen und allm hlich verbessern Chroust 1992 32 Die folgende Abbildung zeigt das in der Literatur prominenteste Modell das sich aus insgesamt acht Phasen zusammensetzt die linear durchlaufen und nur im Problemfall wiederholt werden sollen Abbildung 1 Das Wasserfall Modell Problemanalyse Validierung Systemspezifikation Validierung Grobentwurf Validierung Feinentwurf Validierung Implementierung Komponententest Integration Integrationstest Installation Systemtest Betrieb u Wartun Re Yarierung Quelle Pomberger 1993 23 Neben der Formalisierung der Sachdimension und der Modellierung der Zeitdimension wurden auch Bestrebungen unternommen die Sozialdi mension st rker planerisch zu durchdringen Am bekanntesten ist hier das von Terry Baker und Harlan Mills entwickelte Konzept des Chief Programmer Team D
267. ldet und den bisherigen Entscheidungsproze der erst vier Stunden alten Diskussion wie folgt zusammenfa t Ok that was probaly too drastic We can make it configurable with a check box like use old KMail user interface or something gt gt columnl Foldername columne2 number of unread mails column 3 num ber of total gt gt mails in folder That s the precise look gt Now that I understand it I think it s a good idea ok then we have agreed on this as well KD 6 2001 05 30 14 20 55 Aufgrund des Widerspruchs sieht KD 6 eine Konfigurationsoption vor die es erm glicht das zu diesem Zeitpunkt noch existierende KMail GUI zu nutzen Die Standardeinstellung des neuen GUI solle dann dem urspr nglichen Vorschlag von KD 6 entsprechen Ein neues Entwick lungsziel scheint gefunden zu sein und es sieht hier so aus als sei der Entscheidungsproze abgeschlossen Die Ertr ge unserer Besch ftigung mit dem Fall des Graphik User Interface l t sich wie folgt zusammenfassen Erstens orientieren sich die Entwickler im Fall von Modifikationen mit hohem Stellenwert an den Normen von Transparenz und Offenheit des Entscheidungsprozes ses Vorschl ge werden zur Diskussion gestellt Entscheidungssituatio nen als solche kenntlich gemacht was es anderen Mitgliedern des Pro jekts erm glicht sich an der Diskussion zu beteiligen Dies hatte sich u a bereits in der ersten E Mail gezeigt in der der Vorschlag zur Modi fikat
268. len Eine berragende Gestal tungsh he wird also nicht mehr verlangt Raubenheimer 1994 71 Hiermit setzte der deutsche Gesetzgeber die Richtlinie zur Harmonisie rung des Urheberrechts in der Europ ischen Gemeinschaft um in der die Ausdehnung des urheberrechtlichen Schutzes auf Programme f r die Datenverarbeitung gefordert wurde Das europ isch harmonisierte Urheberrecht gew hrt dem Werk sch pfer und seinen Nachkommen einen 70 Jahre ber den Tod des Au tors hinausgehenden Schutz des Werks vgl Rehbinder 1998 55 ff Dieser erstreckt sich auf die Rechte zur Verwertung des Werks wobei damit Vervielf ltigung Verbreitungs Wiedergabe und Senderechte eingeschlossen werden Ebenfalls gesch tzt wird die Integrit t des Werks so da Ver nderungen nur mit Einwilligung des Werksch pfers bzw seiner Nachkommen vorgenommen werden d rfen International werden Werke durch multilaterale Vereinbarungen ge sch tzt Hierzu z hlt an erster Stelle die Revidierte Berner berein kunft RB die eine Inl nderbehandlung vorsieht Damit ist die An wendung des jeweils in einem Land geltenden Urheberrechts auf im Ausland erstellte Werke gemeint Eine weitere wichtige internationale 15 Vgl den Richtlinienvorschlag der Kommission der Europ ischen Gemein schaft ber die Patentierbarkeit computerimplementierter Erfindungen http europa eu int comm internal_ market en indprop com02 92de pdf 16 Vgl Moritz 1986 17 Pres 1
269. ler selbst schon erwogen hat Die Programmierer generieren ihre Ziele weitgehend eigenst ndig und ber cksichtigen W nsche nur in F l len bei dem sich ein Vorschlag mit dem vom Entwickler gew hlten Ziel zuf llig deckt Allerdings wirft die schiere Existenz des Bug Track Systems und der darauf befindlichen W nsche weitere Fragen auf War um h lt ein Projekt eine solche Infrastruktur vor wenn sie kaum genutzt wird Warum verbleiben W nsche im System obwohl es den Core Entwicklern durchaus bewu t ist da sich die Liste stetig vergr ert und un bersichtlich wird und obwohl das L schen von W nschen eine konsequenzlose low cost Aktivit t ist Tun sich die Entwickler wie in der zitierten Passage angesprochen mit dem L schen von W nschen schwer weil sie vermuten ein anderer Entwickler k nnte den Wunsch 180 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN m glicherweise erf llen Im folgenden wollen wir eine andere Interpre tation dieses Ph nomens vorschlagen da wir davon ausgehen da die l nger beteiligten Entwickler recht gut einsch tzen k nnen welche W nsche im Verlauf des Projekts Chancen auf Realisierung besitzen und welche nicht Um es vorwegzunehmen Der ambivalente Umgang mit W nschen Verbleib von W nschen auf der Liste trotz fehlender Chance auf Verwirklichung ist Resultat einer positiv wohlwollenden Einstellung gegen ber den Anwendern die ihre Ursache in einem Ga benaustausch zwischen den beiden Akteurs
270. ler stark schwanken wurde bei der Auswahl darauf geachtet da das Projekt ber mehrere Entwickler ver f gt deren Engagement ber einen l ngeren Zeitraum anh lt Die Erf l lung dieses Kriteriums bildet eine Voraussetzung daf r da sich das uns interessierende Problem der Handlungskoordination in freien Software entwicklungsprojekten berhaupt erst stellen kann Art der entwickelten Software Da wir uns insbesondere f r R ck kopplungsprozesse zwischen Programmentwicklern und anwendern in teressieren wurde darauf geachtet da das im Projekt entwickelte Pro gramm eine Standardapplikation darstellt die sich an einen Kreis von Anwendern richtet der auch Nicht Entwickler mit einschlie t Damit kamen Programme welche die Entwickler f r ihre Programmiert tigkeit selbst ben tigen und solche die sich an technisch hoch versierte An wender aus professionellen Bereichen wenden nicht in Frage Dauer des Projekts Erfolg Dieses Kriterium wurde ebenfalls auf grund unseres Interesses am Problem der Handlungskoordination und an den von freien Softwareprojekten entwickelten L sungen formuliert Wir vermuten da Projekte die seit l ngerer Zeit existieren und bereits eine zumindest von den Projektmitgliedern als stabil erachtete Version ver ffentlicht haben offenbar erfolgreich die Handlungen der Beteilig ten koordinieren Archivierte Mailingliste Dieses Kriterium wurde aus forschungs praktischen Gr nden gew hlt E
271. liche Akteure gilt besteht im Fall von konkurrierendem Konsum die Tendenz zur bernutzung Die Rationalit t individueller Nutzenmaximierung steht der kollektiven Rationalit t des Erhalts des Kollektivguts entgegen Nach der Kl rung des Begriffs Kollektivgut sowie der Unterschei dung zwischen konkurrierendem und nicht konkurrierendem Konsum k nnen wir die Konsequenzen freier Softwarelizenzen f r die Distributi on und Nutzung der Software n her bestimmen Ihre schnelle und nahe zu aufwandlose Kopierbarkeit in Kombination mit der durch freie Soft warelizenzen gew hrten Berechtigung zur Vervielf ltigung und zum Vertrieb f hren dazu da freie Software einmal in den Umlauf ge bracht zum Kollektivgut wird Jedermann kann ber das Gut verf gen ein Ausschlu von Personen ist nicht m glich Es zeichnet sich da bei durch nicht konkurrierenden Konsum aus Aufgrund der beliebigen Vervielf ltigbarkeit ist es nicht knapp so da sich Nutzung wechselsei tig nicht beeintr chtigt Im Gegenteil Je weiter die Software verbreitet ist desto leichter ist sie an der Nutzung interessierten Personen zug ng lich Hierdurch kann das weiter oben dargestellte Problem einer ber nutzung des Guts nicht stattfinden die tragedy of the commons f llt 24 Man denke hier beispielsweise an innere Sicherheit 25 Eine Sammlung verschiedener empirischer Beispiel f r gemeinsam ge nutzte langlebige Allmende Ressourcen common pool re
272. lichen Besch ftigung mit freien Softwarelizenzen im vorangegangenen Kapitel nur recht knapp eingehen Das Teilen von Arbeitsergebnissen ist mit der Regulation des generalisierten Nutzungs und Verbreitungsrechts durch die Lizenzen institutionalisiert Neben der Distribution und Verwendung bezieht sich bei Merton Kommunismus auch auf das Zustandekommen des Produkts das als Ergebnis kollektiver Anstrengungen und Leistun gen betrachtet wird Dieser Aspekt findet in der Tanenbaum Torvalds Diskussion wieder 31 Vgl http www opensource org docs definition php 111 PRODUKTIVE ANARCHIE You mention OS 360 and MS DOG as examples of bad designs as they were hardware dependent and I agree But there s a big difference between these and linux linux APT is portable not due to my clever design but due to the fact that I decided to go for a fairly well thought out and tested OS unix Torvalds L B 31 Jan 1992 10 33 23 Auch hier interessieren uns wiederum nicht die technischen Details der Diskussion sondern die Zurechnung der Leistung da die API als ein wichtiger Bestandteil des Betriebssystems auch auf andere Hardware plattformen portiert werden k nne Diese Leistung kommt Torvalds zu folge nicht ihm zu sondern geht auf seine Entscheidung zur ck das De sign von Linux an Unix anzulehnen und damit Eigenschaften eines Pro gramms zu bernehmen das von anderen Personen entwickelt wurde Der Umstand da eine
273. lie end werden wir die Rolle der Programmanwender bei der Definition von Zielsetzungen diskutieren Hier zeigt sich ein uneinheitli ches Bild Die hohe Aktivit t mit der Anwender dem Projekt Entwick lungsziele vorschlagen paart sich mit einer schwachen strategischen Po sition bei der Durchsetzung Weder sind sie in der Lage selbst die von ihnen gew nschten Ziele zu verfolgen noch verf gen sie im Regelfall ber die notwendigen technischen Kompetenzen um in die Diskussion einzugreifen die vorgebrachten Argumente zu beurteilen und den Ent scheidungsproze in Richtung ihrer W nsche zu beeinflussen Im Pro jekt KMail f hrt das zu einem geringen Einflu von Anwendern Diesen Befund kontrastieren wir mit Prozessen der Zieldefinition in anderen Projekten wie sie sich in den unserer Studie zugrunde liegenden Inter views zeigen Hier berichten einige Interviewpartner ber einen hohen Einflu von Anwendern den wir durch eine spezifische Form des Ga benaustauschs zwischen Entwicklern und Anwendern erkl ren und der entgegen einer naiven Perspektive nicht zu einer Software f hrt die bes 164 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN ser an die Bed rfnisse der Nutzer angepa t ist sondern die im Gegenteil z T dysfunktionale Nebenfolgen haben kann Normalmodus der Entscheidungsfindung Argumentation Der Fall an dem sich die wesentlichen Aspekte der Handlungskoordina tion im Projekt KMail rekonstruieren lassen betrifft Vorschl ge z
274. lie t f nftens mit einer zusammenfassenden Verdichtung der Ergebnisse Definition Bug Der Begriff Bug scheint auf den ersten Blick unproblematisch zu sein Ein Bug oder Programmierfehler liegt dann vor wenn in einer Anwen dungssituation eine Prozedur oder das gesamte Programm nicht funktio niert Eine hnliche an unser Alltagsverst ndnis angelehnte Definition 186 BUGREPORTS UND FEHLERBESEITIGUNG findet sich auch im New Hackers Dictionary bug n An unwanted and unintended property of a program or piece of hardware esp one that causes it to malfunction Antonym of feature Raymond 1998 94 Ei ne solche Definition von Bug mag f r propriet re Programme gangbar sein da die gew nschten Programmeigenschaften blicherweise in Form einer Spezifikation oder eines Pflichtenhefts detailliert festgehalten wer den so da Abweichungen des Programmverhaltens von den gew nsch ten Eigenschaften festgestellt werden k nnen Schwieriger ist bisweilen die Bestimmung eines Bugs im Fall von freier Software da hier nicht vor Beginn der Entwicklung s mtliche Eigenschaften des Programms bekannt sind sondern im Verlauf der Entwicklung erg nzt und ver ndert werden ohne da sich dies sofort auch in der Dokumentation des Pro gramms niederschlagen mu So ist es manchmal schwierig ein Pro grammverhalten eindeutig als Fehler zu klassifizieren wie die folgende E Mail auf der KMail Mailingliste zeigt
275. listi schen Lesart bezieht sich auf die Konstitution des Netzwerks Wie wei ter oben ausf hrlicher gezeigt geht das urspr ngliche Konzept im jewei ligen Fall von Kooperationsertr gen aus an deren Realisierung die Ak teure interessiert sind und die diese zur Kooperation motivieren Unsere empirischen Ergebnisse legen es dagegen nahe Netzwerkkonstitution mit Verweis auf Institutionen zu erkl ren wobei in diesem Proze Soli darit ts Reziprozit ts und Kooperationsnormen denjenigen normati 221 PRODUKTIVE ANARCHIE ven Orientierungshorizont darstellen der die Konstitution der Koopera tionen begiinstigt Wie hat man sich diesen Einflu nun vorzustellen Instruktiv ist hier der Fall freier Softwareentwicklung Wie gezeigt be inhaltete der f r die Entwicklung von freier Software ma gebliche Ori entierungshorizont ein Ethos ohne den die Kooperation schwer vorstell bar ist Die Parallele zwischen dem Ethos freier Softwareentwickler und dem wissenschaftlichen Ethos ist nun alles andere als zuf llig Sie ist dadurch zu erkl ren da die Gruppe der Entwickler von freier Software ihren Ursprung in den Rechenzentren amerikanischer Universit ten hat und es plausiblerweise angenommen werden kann da sie dort mit dem wissenschaftlichen Ethos vielfach in Kontakt gekommen ist Das gilt auch heute noch f r eine Vielzahl von freien Softwareentwicklern die Studenten sind und damit bereits eine akademische Sozialisation genos sen h
276. ls mit verschieden hohen Kosten f r Anbahnung Kontrolle und Vertrag verbunden Williamson 1996 180 Das in einer Situation ge w hlte Arrangement nimmt innerhalb der Theorie die Position der ab h ngigen zu erkl renden Variable ein w hrend die damit verbundenen Kosten die unabh ngige Variable darstellen Die Kosten variieren in Abh ngigkeit von a den Tauschpartnern zur Verf gung stehenden In formationen b der Unsicherheit der Transaktion c der Wahrschein lichkeit eines opportunistischen Verhaltens des Transaktionspartners d der Zentralit t des getauschten Guts sowie e der H ufigkeit der Trans aktion Durch Kenntnis dieser Faktoren ist es m glich Voraussagen dar ber zu treffen welche Strukturalternativen gew hlt werden wobei die Transaktionskosten konomie hier einen dritten Typus von Theorie bestandteil einf hrt Dies ist das Selektionskritertum Minimalit t von Transaktionskosten das die Akteure bei Entscheidungen zwischen Strukturalternativen anwenden Die Akteure in der Transaktionskosten 1 Vgl hierzu den theoretischen Rahmen weiter oben 212 THEORETISCHER ERTRAG konomie sind also Nutzenmaximierer die darauf achten Transaktionen zu m glichst geringen Kosten durchzuf hren Neben dieser Orientierung am Sparsamkeitsprinzip trifft das Kon zept jedoch noch zwei weitere Aussagen bez glich der Akteure die Wil liamson am deutlichsten im zweiten Kapitel seiner Monographie The Econ
277. lten des Programms zu Er nimmt also den Widerspruch zur Kenntnis und gibt wie man vielleicht erwarten k nnte nun nicht das Entwicklungsziel auf sondern begr ndet es noch einmal ausf hrlich Was l t sich nun aus diesem Beispiel f r das Verh ltnis von Argu mentation einerseits und Reputation andererseits bei der Herbeif hrung von Entscheidungen innerhalb von freien Softwareprojekten lernen Die Intervention erfolgt zu einem Zeitpunkt an dem der Entwickler KD 6 versucht den Diskussions und Entscheidungsproze zu einem Ende zu bringen Die hohe Reputation des Entwicklers f hrt nicht zu einer Ab lehnung des Vorschlags von KD 6 sondern zu einer erneuten Aufnahme des Austauschs von Argumenten Die Begr ndungspflicht als Kenn zeichen der Argumentation gilt dabei f r s mtliche Beteiligte ein schlie lich Personen die ber hohe Reputation verf gen Der Umstand da der Maintainer in der Lage ist den Entschei dungsproze zu einem weit fortgeschrittenen Zeitpunkt der Diskussion zu ffnen und den Protagonisten dazu zu bringen seine Position erneut zu begr nden macht nun deutlich welche Rolle Reputation im Ent scheidungsproze spielt Von der H he der Reputation ist es abh ngig wie wichtig das Einvernehmen mit dem betreffenden Akteur ist So f hrt hohe Reputation zu einer hohen Relevanz von Einvernehmen mit der be treffenden Person w hrend geringe Reputation wie im Fall eines spo radischen Entwicklers
278. lung des Werks Die verm gensrechtliche Komponente wird uns im folgenden etwas ausf hrlicher besch ftigen da hier die f r uns im folgenden wichtige Perspektive des Urheberrechts als Instrument zur Steuerung von kulturellen Aktivit ten auftaucht Ein erster Schritt zur Rekonstruktion der verm gensrechtlichen Seite f hrt uns zur Person des Werksch pfers Die Ausgangslage insbesondere f r die freiberuflichen Urheber ist denkbar schlecht Der Urheber tr gt das volle Risiko jeden k nstlerischen Schaffens Da Geisteswerke Ausdrucksformen einer oft eigenwilligen Pers nlichkeit sind kommt es regelm ig vor da der Urheber am Markt vorbei produziert Dazu kommt da er nie sicher sein kann ob und wie lange seine sch pfe rische Kraft fortdauert ob die n chste Flaute nicht vielleicht doch sein Ende ist Schack 2001 5 Der Urheber wird uns in diesem Zitat als prek re Gestalt pr sentiert da seine sch pferische T tigkeit mehrfach durch Risiken belastet ist die Fortsetzung seines Erwerbs scheint hiernach alles andere als garantiert Das Zitat evoziert allerdings die Frage weswegen gerade Werksch pfer seien sie freiberuflich oder nicht in ihrer T tigkeit besonders ge sch tzt werden sollten sehen sich doch andere Berufsgruppen hnlichen Risiken ausgesetzt Besteht f r Unternehmer das Irrtumsrisiko der Pro duktion von nicht vermarktbaren G tern laufen k rperlich arbeitende Personen Gefahr die von i
279. m riesigen Interes se an dem Programm und lassen die Entwickler darauf hoffen innerhalb von einem Monat von Null auf zehn Millionen Nutzern zu kommen berw ltigend ist neben der schnellen Verbreitung von freier Soft ware auch der Ruf der diesem Programmtypus vorauseilt Kurz nach dem das Ph nomen ffentlich wahrgenommen wurde war die Berichter stattung euphorisch und ist heute immer noch positiv wohlwollend kri tische Anmerkungen und Kommentare sind nach wie vor sp rlich Freie Software gilt als die freundliche und begr enswerte Alternative zu dem sonstigen Einerlei das durch einen weitgehend negativ etikettierten amerikanischen Softwarekonzern geschaffen wurde In diesem Spiel David gegen Goliath sind die Sympathien klar verteilt David gilt hier als die Partei f r die das Herz schl gt auch wenn vorerst noch die Software von Goliath genutzt wird Diese positiven Zuschreibungen setzen sich auf technischer Ebene fort Freie Software gilt als stabiler verschont den leidgeplagten Nutzer 2 Vgl hierzu den Bericht ber die Entscheidung des ltestenrats in der Neuen Z rcher Zeitung vom 14 03 04 Als Online Dokument http www nzz ch 2002 03 08 em page article80M 1P html 3 So zum Beispiel die Stadtverwaltung M nchen Siehe den Spiegel Online Bericht vom 02 06 04 Als Online Dokument http www spiegel de spiegel 0 1518 251077 00 html 4 Beispiel hierf r bilden die Terminals der Universit tsbibliothek Bielefeld 5
280. mentalen Akt der Freundschaft zu Ausdruck kommt Die Weitergabe bildet die f r die Gruppe der Softwareentwickler typische Form wohlwollende oder freundliche Verbundenheit zu signalisieren ein Akt der durch pro priet re Lizenzen wenn nicht verunm glicht so doch zumindest verbo ten wird Bereits die bis hierhin analysierten drei Kritikpunkte zeigen da die mit dem Urheberrecht und freien Softwarelizenzen institutionalisierten Perspektiven gro e Differenzen aufweisen Diese setzen sich nun fort wenn es um die Frage nach dem Zustandekommen von sch pferischer bzw innovativer T tigkeit geht Eine erste Differenz zeigt sich in der Deutung des Verh ltnisses von Werksch pfer und Werk Das Urheber recht geht hier von einer besonderen pers nlichen und daher schutzw r digen Beziehung aus w hrend die Entwickler einen solchen Zusam menhang zumindest f r den Fall von Software bestreiten Ihe emotional argument goes like this I put my sweat my heart my soul into this program It comes from me it s mine This argument does not require serious refutation The feeling of attachment is one that programmers can cultivate when it suits them it is not inevitable Consider for example how willingly the same programmers usually sign over all rights to a large corporation for a salary the emotional attachment mysteri ously vanishes Stallman 1992 0 8 Wie leicht zu sehen ist paraphrasiert Stallman im ersten Satz die per
281. mentation des Kapitels zusammenfassen und zu einem Modell verdichten Ausgangs punkt bildete f r uns die Frage wie die hohe Stabilit t von freier Soft ware zu erkl ren ist Sie resultiert aus einer R ckkopplung von Anwen dungs und Entwicklungskontext mit der Wissen ber Programmierfeh ler erzeugt wird das die Grundlage zur Beseitigung dieser Fehler bildet Dieser R ckkopplungsproze setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen Er beginnt mit der Ver ffentlichung von neuen Programm versionen mit der die Software von einer weitgehend dekontextualisier ten Entwicklungsumgebung in eine Vielzahl unterschiedlicher Anwen dungskontexte berf hrt und dort erprobt wird Da sich die Kontexte in bezug auf die sachtechnische Umgebung wie Hardware Betriebssystem und andere Applikationsprogramme stark unterscheiden die Nutzer mit der Anwendung des Programms verschiedene Zwecksetzungen verfol gen und unterschiedliche Arten von Daten mit dem Programm bearbeitet werden handelt es sich hierbei um eine realexperimentelle Erprobung des Programms die auch der Gewinnung von Wissen ber Program mierfehler dient Durch die gleichzeitige und vielf ltige Kontextualisie rung des Programms wird schnell ein hohes Ma an empirisch praktischem Wissen im Umgang mit dem Programm erzeugt Entwick ler werden so zu Experimentatoren sind aber was die systematische Aufzeichnung des Wissens angeht auf die Kooperation mit Anwendern angewiesen Dies zeigt
282. mer im Kontext seines Auftretens also im Zusammenhang mit der vorhergehenden und folgenden Kommunikation interpretiert Zwei tens wurden den Anfangssequenzen von Episoden im Fall der Kom munikation auf der Mailingliste h ufig aber nicht immer markiert durch eine neue Thread oder Subject Zeile ein hohes Ma an Auf merksamkeit entgegengebracht Grund hierf r ist die Annahme der Se quenzanalyse da die Eingangssequenzen entscheidend sind f r den weiteren Verlauf der daran anschlie enden Kommunikation Drittens wurde systematisch sowohl nach anderen Stellen im Material gesucht die der Interpretation widersprechen als auch nach solchen in denen sich hnliche Strukturen zeigen Hiermit sollte die vorgenommene Inter pretation nochmals gepr ft und gleichzeitig vermieden werden singul re Ereignisse mit Strukturmerkmalen des Falls zu verwechseln 4 Dies grenzt unser Vorgehen von den h ufig als Inhaltsanalyse Mayring 1995 209 ff bezeichneten Interpretationstechniken ab 122 DAS FALLBEISPIEL KMAIL Bei der folgenden Analyse unterschiedlicher Aspekte freier Soft wareentwicklungsprojekte wird sich zeigen da sie zu gro em Teil auf Ereignissen beruht die von den beteiligten Akteuren als konflikthaft oder problematisch wahrgenommen werden Der prominente Stellenwert von konfliktreichen Situationen ist hier zwei Gr nden geschuldet Kon flikt zwingt die Akteure zur Explikation von im Regelfall als selbstver st ndli
283. minismus setzt sich aus zwei Grundannahmen zusammen Zum einen wird davon ausgegangen da die Entwicklung von Technik eine Eigendynamik besitzt also einer inh renten Logik folgt Mit dieser Annahme wird die Entwicklung von Technik aus dem Bereich des Sozialen herauskatapultiert Zum anderen wird ein konsequentieller Determinismus postuliert der von einer Do 2 Eine bersicht ber die Entstehung des Forschungsfeldes Risikosoziolo gie findet sich bei Kr cken 1994 W hrend sich das soziologische Interes se im englischen Sprachraum bereits zu Beginn der 1980er Jahre dem Thema Risiko zuwandte vgl Douglas Wildavsky 1982 Wynne 1982 Perrow 1984 fand eine Besch ftigung innerhalb der deutschsprachigen Soziologie erst im Anschlu an die Monographien von Luhmann 1986 und Beck 1988 statt 3 Zur Geschichte der Institutionalisierung der TA siehe ausf hrlich den Sammelband von Bechmann 1996 4 Hier sicherlich am prominentesten Schelsky 1965 36 FRAGESTELLUNG minanz der technischen Entwicklung gegen ber anderen sozialen Fak toren ausgeht Sozialer Wandel kommt demnach u a durch Entwicklun gen im Bereich der als extern und nicht sozial konzipierten Technik zustande w hrend der Bereich des Sozialen diese Ver nderungsprozesse passiv erleidet Monologische Erkl rungen der technischen Entwick lung verweisen hingegen an Stelle einer technischen Eigendynamik auf eine Strukturlogik die ihrerseits den technischen Wandel
284. mmenfassen Hier werden wir zeigen da das Konzept der Innovationsnetzwerke zwar geeignet ist einige wesentliche Merk male von offenen Programmierprojekten zu beschreiben allerdings an anderen zentralen Stellen unserer Untersuchung an ihre Grenzen st t Wir werden daher statt einer weitgehend implizit bleibenden Fundierung des urspr nglichen Konzepts auf einer Rational Choice Theorie eine institutionalistische Lesart basierend auf einem normativen Hand lungsmodell entwickeln 15 Begriffliche Klarungen Freie Software Bereits die Benennung des hier interessierenden Typus von Software birgt gro es Irritationspotential werden doch von unterschiedlichen Sei ten verschiedene Bezeichnungen vorgeschlagen und eine rege Diskussi on um die richtige Bezeichnung des Gegenstands gef hrt Wir begin nen daher in diesem Abschnitt mit einer Durchsicht der am weitesten verbreiteten Vorschl ge Free Software Open Source Software und Libre Software um dann zu begr nden weswegen wir im folgenden von freier Software sprechen werden Der Begriff freie Software ist der historisch lteste Begriff und geht auf das Initial Announcement des GNU Projekts vom 27 09 1983 zur ck das den Beginn der freien Softwareentwicklung markiert Der Pionier Richard S Stallman k ndigte sein Projekt damals wie folgt an Free Unix Starting this Thanksgiving I am going to write a complete Unix compatible
285. mmiersprache und dem Maschinencode der auf Computern abgelaufen lassen werden kann W hrend erstgenannter Code von der Syntax und Semantik her sich nat rlichen Sprachen ann hert be steht der Maschinencode nur aus zwei Zeichen oder Signalen 0 und 1 bzw Strom an und Strom aus 6 Vel http www opensource org advocacy case_for hackers php 18 BEGRIFFLICHE KLARUNGEN Mit der Neu oder Umbenennung des Gegenstands wird also das Ziel verfolgt die Mi verst ndlichkeiten der Bezeichnung free software zu umgehen und daraus resultierende Hindernisse auszur umen die einer weiteren Verbreitung dieser Form von Software entgegenstehen Dabei werden aus der Besonderheit einer Zug nglichkeit des Quellcodes weite re Qualit ten der Software abgeleitet die sie f r unterschiedliche Grup pen attraktiv machen sollen Neben diesen beiden Bezeichnungen wird vor allen Dingen im fran z sischen Sprachraum libre software benutzt die allerdings unter den Softwareentwicklern eher un blich ist Dalle Jullien 2002 3 favorisie ren libre Software da die einger umten Freiheiten im Unterschied zu Open Source betont und die Doppeldeutigkeit des englischen Adjek tivs free gleichzeitig vermieden wird Gegen s mtliche Bezeichnungen lassen sich nun Einw nde vorbrin gen wie die weitere Diskussion gezeigt hat Der Terminus free soft ware besitzt die bereits erw hnte Doppeldeutigkeit wobei
286. mplementationen in eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungskontexte initiiert und mit eher am klassischen Experiment orientierten Tests abgeschlossen werden Zum Aufbau dieses Kapitels Erstens werden wir den Gegenstand des Kapitels durch die Kl rung des Begriffs Bug bestimmen um daran anschlie end zweitens das begriffliche Werkzeug zur Erfassung des Prozesses der Fehlerbeseitigung das Konzept Realexperiment ein f hren Drittens werden wir der Frage nachgehen wie sich die Ver f fentlichung und Anwendung von freier Software in diesen begrifflichen Rahmen einordnet Hier werden wir argumentieren da die Ver ffentli chung neuer Versionen zur Anwendung des Programms in unterschied lichen Kontexten f hrt wobei das verfolgte Ziel nicht nur in der Abar beitung von Aufgaben im Anwendungsfeld sondern bezogen auf die Weiterentwicklung von Software ebenso in der Erzeugung von Wissen ber Bugs liegt Nach dieser Einordnung analysieren wir viertens ein Fallbeispiel einer Fehlerbeseitigung auf der KMail Mailingliste Hier werden wir sehen da die Erzeugung des Wissens das f r die Beseiti gung von Bugs notwendig ist sich als Leistung weder dem Ent wicklungs noch dem Anwendungskontext zurechnen l t sondern ge rade Resultat der R ckkopplung beider Kontexte ist Die Kooperation basiert dabei auf institutionalisierten normativen Erwartungen die wir in diesen Schritt mit analysieren werden Das Kapitel sch
287. mt es die Pr missen von Nutzenmaximierung begrenzter Rationali t t opportunistischem Verhalten und methodischem Individualismus und wenn ja welche Konsequenzen werden durch die Wahl dieses theo retischen Ausgangspunkts eingekauft Auf den ersten Blick f llt eine 3 Vgl zum methodischen Individualismus von Rational Choice Theorien Coleman 1991 6 ff Peuchert Scheer 2003 354 Mozeti 1998 205 4 Die bernahme von handlungstheoretischen Pr missen aus der Rational Choice Theorie ist kein Spezifikum des Konzepts der Innovationsnetz 214 THEORETISCHER ERTRAG Absetzbewegung des Konzepts der Innovationsnetzwerke von der Transaktionskostendkonomie ins Auge die darin besteht die Fokussie rung auf Transaktionskosten zu kritisieren und die Ber cksichtigung an derer Formen von Kosten und Nutzen der Kooperation einzufordern Ei ne solche Kritik ist innerhalb der Netzwerkforschung weit verbreitet und geht blicherweise mit der Anmahnung einer Erweiterung des Konzepts einher Die Vertreter der Theorie der Innovationsnetzwerke interessie ren sich ausschlie lich f r eine bestimmte Form der Abwicklung von Transaktionen diejenigen die bei Williamson als intermedi re Form zwischen Markt und Hierarchie am wenigsten eindeutig beschrieben wird und fordern eine Erweiterung in Richtung der Ber cksichtigung des Nutzens Informationsgewinn mit hoher Innovationsrelevanz bezie hungsweise des Nutzens einer Absorption
288. n einem h heren Ma e zufrieden sind als solche die keinen Beitrag zur Entwicklung geleistet haben Die Anpa barkeit des Programms durch eigene Entwicklungsbeitr ge sei den Autoren folgend ein wichtiger Fak tor der es erlaube den heterogenen Bed rfnissen Rechnung zu tragen Allerdings handelt es sich im Fall des Webservers nun um ein Pro gramm da sich an einen sehr speziellen Anwenderkreis richtet Er wird blicherweise von Organisationen genutzt die das System f r ihren In ternet Auftritt einsetzen In dem von Franke v Hippel befragten Sample sind so auch 76 Prozent der Anwender For Profit Organisationen und ein gro er Teil der Befragten gibt an ber die zur Modifikation des Pro gramms notwendigen Kompetenzen zu verf gen ebd 1209 oder u Bert die Bereitschaft f r eine Anpassung des Programms zu bezahlen Die Befunde lassen sich daher nicht umstandslos auf andere Projekte bertragen bei denen die Anwender nicht in hnlicher Weise ber die M glichkeit einer Anpassung des Programms verf gen Da die Aneig nung von Programmierkompetenzen nicht kurzfristig mit niedrigem Aufwand zu realisieren ist ergibt sich f r einen gro en Teil der Nutzer eine v llig anders gelagerte Situation Sie k nnen nicht wie die Nutzer in der oben zitierten Untersuchung die Grenze zwischen Anwendern und Entwicklern queren um zu sporadischen Entwicklern zu werden oder Entwickler zur Anpassung des Programms bezahlen Um diese Un
289. n sich nicht alle in einem Stadium aktiver Entwicklung Die Untersuchung von Ghosh Robles Glott 2002 basiert aber immerhin auf einem Sample von 16 485 Projekten 3 Einer alternativen Lesart da es sich bei dieser Schilderung um eine nach tr gliche Uminterpretation im Zuge einer Entt uschung handelt gehen wir nicht weiter nach da wir in der Darstellung des Interviewten keine Hin weise f r eine Erwartungsentt uschung finden Im Gegenteil setzt sich der Entwickler nach wie vor dem Risiko des Scheiterns aus indem er sich weiterhin an Projekten beteiligt und Gr ndungsversuche unternimmt 153 PRODUKTIVE ANARCHIE Programms arbeiten wollen das Programm soll auf dem PGP Verfah ren aufbauen und wie im Verlauf des Interviews noch deutlich wird zur Verschl sselung privater E Mails genutzt werden Die Programmier sprache Java in der das Programm implementiert werden soll steht ebenso fest wie die Nutzung eines Concurrent Version System CVS zur Verwaltung der Entwicklungsversionen und zur Vermeidung von Konflikten zwischen parallel stattfindenden Ver nderungen Zu diesem Zeitpunkt existieren also ein recht allgemein gehaltenes Projektziel eine Gruppe von Personen die das Ziel verfolgen m chte sowie recht allge meine Vorstellungen ber die Organisation des Projekts Neben diesen Fixpunkten kreist die Beschreibung des Entwicklers um einen Aspekt den er f r das Scheitern des Projekts verantwortlich macht Es ist die Fra
290. n Intentionen des urspr nglichen Programmautors oder anderen Per sonen entspricht oder sogar entgegen deren Willen erfolgt Drittens findet die Koordination der Entwicklungsarbeit innerhalb von Softwareentwicklungsprojekten nahezu ausschlie lich mithilfe digi talisierter computervermittelter Kommunikation statt Die Entwickler von freier Software k nnen nur in Ausnahmef llen wie beispielsweise im Fall von Konferenzen Tagungen oder Messen mit ihren Koopera tionspartnern innerhalb von face to face Situationen kommunizieren Entwicklungsbezogene Kommunikation und Entscheidungsprozesse finden berwiegend auf ffentlich zug nglichen Mailinglisten also ver mittels asynchroner textbasierter digitaler Medien statt wodurch weit entfernte Personen kooperieren und gemeinsam das Entwicklungsprojekt vorantreiben k nnen Daher l t sich auch von einer Entr umlichung des Entwicklungsprozesses sprechen Zwar werden auch anderen Innovati onsprozesse in vielf ltiger Weise durch Computer Computernetzwerke und digitale Medien unterst tzt neuartig an der freien Softwareentwick lung ist allerdings die Ausschlie lichkeit oder zumindest die stark domi nante Rolle die computervermittelte Kommunikation hier spielt Vor dem Hintergrund der knapp skizzierten Rahmenbedingungen l t sich das allgemeine Erkenntnisinteresse wie folgt zusammenfassen Wir zielen mit der Untersuchung des Entwicklungsnetzwerks auf die Be schreibung und Analyse der
291. n Knorr Cetina 1984 zeigen Ingenieurstechnische Konstruktions arbeit die theoriegeleitet erfolgt besitzt ebenso eine lokale historische und personengebundene Einbettung Heymann Wegenroth 2001 118 so da die Unterscheidung zwischen den beiden Formen von Rationalit t eher einen heuristischen Charakter besitzt was von den Vertretern des Konzepts durchaus bemerkt wird Asdonk Bredeweg Kowol 1991 290 24 Vgl auch Sorge 1985 50f Diese gilt h ufig auch f r die praktische An wendung von erprobtem Wissen wie Krohn und Weyer zeigen Da von vornherein nicht absehbar ist ob sich ein technisches Handlungssystem in einem neuen Kontext bew hrt das Wissen aber nur durch den Versuch ei ner Anwendung im Sinne einer experimentellen Implementation zu haben ist wird die Gesellschaft zum Labor Die Anwendung von wissenschaftli chem Wissen f hrt zur Erzeugung von neuem Wissen dies 1990 97 f 59 PRODUKTIVE ANARCHIE Im hier verwendeten Sinne ist ein wechselseitiges Steigerungsverh ltnis zwi schen Technikentwicklung und anwendung gemeint Herstellung und Ver wendung von Technik befinden sich in einem gegenseitigen Stimulationspro ze mit der Steigerung technischen Wissens wachsen die Erzeugungsm g lichkeiten und umgekehrt f hrt die Zunahme von neuen Verwendungen Im plementationswissen und Lernprozessen ber R ckkopplungsschleifen zu neuem technischen Wissen Kowol 1998 75 Im analysierten Fall des Werkzeugmaschin
292. n Konzept und der Of fenheit gegen ber anderen Entwicklungszielen widersprechen Anschlie end gehen wir der Frage nach wie die Entwickler diese Anforderungen bew ltigen Hier werden wir eine h ufig eingesetzte Technik die Modularisierung des Programmquellcodes vorstellen und zeigen da diese ein Mittel zur Entsch rfung der Widerspr chlich keit bildet Bei der Modularisierung handelt es sich nun allerdings nicht um eine Strukturierungstechnik die ihre Urspr nge im Bereich der frei en Softwareentwicklung hat Mit R ckgriff auf das Software Enginee ring werden wir darstellen da die Idee der Zerlegung von komplexen Aufgaben in berschaubare Teilprobleme bei eindeutiger Definition der Schnittstellen bereits l nger diskutiert wird und in der freien Software entwicklung eine neue Kontextualisierung erf hrt In einem dritten Schritt werden wir diese Befunde in die Technikge neseforschung einordnen Das hier zu entwickelnde Argument lautet da die Gestalt der Technik ihren Ursprung nicht in den Interessen der beteiligten Akteure Orientierungshorizonten oder Systemlogiken hat also den Faktoren durch die die Technikgeneseforschung gemeinhin die soziale Gestalt von Technik erkl rt sondern aus den praktischen An forderungen des Entwicklungsprozesses selbst resultiert F r die Tech nikgeneseforschung wird damit die Frage nach den Spuren aufgeworfen die die Praxis der Technikentwicklung am Artefakt hinterl t Das
293. n Markt sei hier an die Arbeiten von Adam Smith f r die formalen Organisationen an die B rokratie Studien von Max Weber erinnert 10 Die Begr ndetheit der Erwartungen setzt dabei voraus da die vertrauende Person sich die Spannweite der Handlungsalternative eingeschlossen der M glichkeit des Vertrauensbruchs vergegenw rtigt und sich erst im An schlu daran im Wissen um die Riskanz zum Vertrauen entschlie t Beim Fehlen dieses Charakteristikums w rde es sich um Zuversicht handeln vgl hierzu Luhmann 2001 149 11 Vgl auch Sztomka 1999 20 ff 51 PRODUKTIVE ANARCHIE entsteht da Zeit und Informationsprobleme f r s mtliche potentielle Kooperationspartner gleicherma en bestehen kann nur berwunden werden indem ein Akteur das Risiko des Handelns bernimmt und dar auf vertraut da auch der andere die erwartete Handlung ausf hrt Krohn 1997a 240 An die durch den Vertrauensvorschu stattfin dende Asymmetrisierung der Optionen Vertrauen und Mi trauen kann der andere Akteur anschlie en seinerseits Vertrauen gew hren so da eine Spirale sich verst rkenden Vertrauens in Gang gesetzt wird Als Ergebnis kann dann eine dauerhafte und wechselseitige Kooperati onsbeziehung entstehen Preisend rfer 1995 264 Eine grundlegende Bedingung f r den Aufbau von Netzwerken besteht demnach darin da die beteiligten Akteure darauf verzichten ihre Gewinne kurzzeitig zu optimieren um statt dessen auf
294. n Programmierprojekten besonders augenf llig da hier die Handlungskoordination unter offenbar widrigen Bedingungen stattfindet Die Beteiligten kennen einander im Regelfall nur durch die Kommunikation auf der Mailingliste und durch ihre Ar beitsergebnisse die Koordination der Entwicklungsbeitr ge wird ber die Mailingliste und nicht durch die unmittelbarere face to face Kom munikation erzielt der Kreis der Beteiligten ist offen d h es k nnen je derzeit weitere Entwickler zum Projekt hinzusto en oder Teilnehmer ausscheiden Daher interessieren wir uns f r die Frage wie unter diesen Bedingungen eine Entscheidung ber Ziele gelingt und wie typische Muster und L sungen dieses Koordinationsproblems aussehen Zu diesem Zweck werden wir die Diskussion ber ein Entwick lungsziel auf der KMail Mailingliste analysieren und in einem ersten Schritt herausarbeiten da Argumentation den Modus der Entschei dungsfindung bildet Eine Einflu nahme auf Entwicklungsziele ist nur m glich sofern der betreffende Akteur seine Position begr ndet Argu mentation ist allerdings ein schwacher Modus zur Herbeif hrung von Entscheidungen Dies wirft die Frage auf wie Dissens bew ltigt wird 163 PRODUKTIVE ANARCHIE welche Mechanismen also im Fall des Ausbleibens von Einvernehmen greifen und eine Weiterentwicklung des Programms erm glichen In ei nem zweiten Argumentationsschritt werden wir zeigen da Dissens h ufig zu Kompromissen f hrt d
295. n die Entwickler Mailingliste geleitet w hrend im Fall einer Austragung so beispielsweise bei der Beseiti gung eines Programmfehlers eine Nachricht an die Mailingliste auto matisch generiert wird Vierter wichtiger Bestandteil der technischen In frastruktur bildet das CVS System Concurrent Version System Hier bei handelt es sich um ein Programm zur Verwaltung des Programm quellcodes das einen zentralen Ablageort s mtlicher Dateien eines Pro jekts bildet s mtliche nderungen dokumentiert und Inkompatibilit ten oder Konflikte zwischen gleichzeitig stattfindenden Ver nderungen ver hindert Auch dieses wird vom gesamten Projekt KDE genutzt wobei jedes Projekt ber ein separates Unterverzeichnis verf gt Um die aktu elle Version des Programms herunterzuladen ist keine besondere Zu gangsberechtigung notwendig w hrend das Schreiben in einem Ver zeichnis nur Personen m glich ist die ber eine Zugangsberechtigung verf gen Das Projekt KMail wurde im Jahr 1997 gegr ndet und war bereits Bestandteil der ersten stabilen Version von KDE 1 0 Bis zum Juni 2004 leisteten insgesamt 49 Personen umfangreichere Beitr ge zur Ent wicklung was zur Erw hnung der betreffenden Person als Autor des Programms f hrte Diese Anzahl von Entwicklern erscheint auf den er sten Blick recht hoch Der Eindruck relativiert sich sobald man ber ck sichtigt da diese Personen zum weit berwiegenden Teil nur eine be grenzte Ze
296. n dieser Schilderung ist f r uns da der Interviewte die Per sonen namentlich vorstellt und ihre Leistungen erw hnt also wie es f r Reputationssysteme eben typisch ist Leistungen mit Personen ver kn pft Durch die Nennung von Personen mit hoher Reputation die ihm mit Respekt begegnen wird die Logik der Vergabe von Reputation deut lich Die Anerkennung ist um so wertvoller je h her die Reputation des jenigen ist von dem diese stammt Einen letzten Faktor der die Beteiligung f rdert bilden monet re Anreize Sp testens seit der Gr ndung von Unternehmen in diesem Be reich und dem Entstehen eines Markts f r mit freier Software verkn pfte Dienstleistungen ist zu dem B ndel der bis hierher herausgearbeiteten Motive ein weiteres hinzugetreten die Bezahlung als direkte Kompensa tion f r Entwicklungsbeitr ge Auch in den hier gef hrten Interviews be richten mehrere Programmierer davon mit ihrer T tigkeit Geld zu ver dienen Das Spektrum reicht dabei von einer gelegenheitsm ig betrie benen T tigkeit bis hin zu einer festen Anstellung mit regelm igem Einkommen Um den Stellenwert monet rer Anreize absch tzen zu k n nen ist es notwendig sich zu vergegenw rtigen da die Aufnahme des Engagements in der Regel ohne eine Aussicht auf Bezahlung erfolgt und die Akteure sich Einkommensquellen meist erst im Zuge eines l nger anhaltenden Engagements erschlie en k nnen Also man f ngt nicht damit an mit der
297. n einem zweiten Schritt werden wir zeigen da hier f r ein B ndel verschiedener Faktoren verantwortlich ist die in unter schiedlichen Kombinationen f r die einzelnen Entwickler eine Rolle spielen Diesen Befund werden wir in einem dritten Schritt mit alternati ven Erkl rungen des Zustandekommens von Engagement f r freie Soft ware kontrastieren Im Mittelpunkt steht dabei die Auseinandersetzung mit den in der Literatur verbreiteten Rational Choice Erkl rungen deren Schwierigkeiten und Grenzen wir im Zuge einer kritischen W rdigung aufzeigen werden Hieran anschlie end wollen wir eine institutionalisti sche Erkl rung entwickeln und die Gr nde f r eine Beteiligung ab schlie end schematisch zusammenfassen Just for Fun Intrinsisches Interesse an der Entwicklung von Computerprogrammen Das grundlegende Motiv f r die Entwickler von freier Software sich mit dem Computer im allgemeinen und der Softwareentwicklung im beson deren zu besch ftigen bildet das intrinsische Interesse an der T tigkeit 2 Vgl z B Lerner Tirole 2000 Osterloh Rota Kuster 0 J 3 Wir greifen hier ausschlie lich auf die der Untersuchung zugrunde liegen den Interviews zur ck da auf der Mailingliste des untersuchten Projekts die Gr nde f r eine Beteiligung nicht kommuniziert werden 4 Torvalds Diamond 2001 128 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN selbst Dieses wird in Texten mit selbstbeschreibendem Charakter die sich an ei
298. n sich die Konzepte der Technikgenese bewegen Zum einen finden sich Konzepte wie Social Construction of Technologie SCOT die auf Akteursebene ansetzen und Technikentwicklung durch die Interaktion von Akteuren erkl ren 8 Vgl auch zusammenfassend Hack 1995 19 9 Dies wird z B durch die folgende Bemerkung zur Gestaltung von Technik deutlich They might have been otherwise this is the key to our interest and concern with technology Technologies do not we suggest evolve under the impetus of some necessary inner technological or scientific logic Bijker Law 1992 3 10 Eine Darstellung der unterschiedlichen im Bereich der Technikgenesefor schung vorfindlichen Theorien w rde den Rahmen sprengen Verwiesen sei hier auf Bijker Pinch 1984 Bijker Law 1992 Bijker 1987 1995 38 FRAGESTELLUNG die verschiedene von der Technik zu l sende Problemkonzeptionen ver treten zum anderen Ans tze die sich auf eher makrosoziologische Ka tegorien wie Geschlecht die Logik der konomie oder die des Milit rs st tzen Technikentwicklung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilbereichen verorten und so den Anschlu an die soziologische Ge sellschaftstheorie suchen z B Social Shaping of Technology SST Seit Anfang der 1990er Jahre l t sich eine Verschiebung des For schungsinteresses in Richtung der sozialen Organisation von Technik genese bzw Innovationsprozessen beobachten Im Mittelpunkt steht hier
299. n und den daf r entwickelten L sungen zu ber cksichtigen Sie wirken in vielfacher Weise auf den Entwicklungsproze ein und erkl ren zumindest zum Teil die Gestalt der Technik Neben dem mittlerweile zum Standardrepertoire der Tech nikgenese bzw Innovationsforschung z hlenden Faktoren wie Akteurs interessen Problemdefinitionen Systemrationalit ten technische Stile Konstruktionstraditionen und Paradigmen fordert die hier entwickelten Perspektive die Ber cksichtigung der Erfordernisse der praktischen Entwicklungst tigkeit zur Erkl rung der Gestalt von Technik ber die se Br cke gelingt es von Konzepten der Organisation von Innovationen zu Fragen nach den technikgestaltenden Faktoren zu gelangen 208 SOZIALE KONSTRUKTION FREIER SOFTWARE Die Erfordernisse von Innovationshandeln entstehen jedoch nicht auf einer Tabula rasa Zumindest legt es die Untersuchung von freien Soft wareentwicklungsprojekten nahe sich auf die Suche nach den Institutio nen zu begeben welche die Rahmenbedingungen f r innovatives Han deln setzen und die Entwicklung von Probleml sungsmechanismen zur Bew ltigung den Anforderungen der praktischen Entwicklungsarbeit an leiten In der vorliegenden Untersuchung waren dies die Logik der Ga ben konomie und das Ethos freier Softwareentwicklung die f r die Er kl rung der sozialen Konstruktion von freier Software von gro er Be deutung sind 209 Teil 3 Theoretischer Ertrag ein normatives Kon
300. n von sozialen Beziehungen wollen wir daher die Abgrenzung zwischen den Typen weniger stark betonen als dies in der Netzwerkfor schung bislang h ufig geschieht und damit den Zwischenformen Platz einzur umen Dies gelingt indem wir zwischen vier Dimensionen unter scheiden und damit rechnen da soziale Strukturen immer gedacht im Rahmen des Netzwerk Begriffs breit variieren k nnen Erstens gehen wir davon aus da die Akteure unterschiedlich stark aneinander gebunden sein k nnen Diese Dimension wird von uns als Kontinuum verstanden das bei Netzwerken von starker Abh ngigkeit wie beispielsweise im Fall von Franchise Systeme bis zu weitgehender Autonomie wie beispielsweise im Fall von wissenschaftlichen Fach Communities reichen kann Zweitens rechnen wir damit da der Zeithorizont sozialer Bezie hungen in Netzwerken von einer kurzfristigen Handlungskoordination bis hin zu einer lang anhaltenden Beziehung reichen kann Als Beispiel f r den ersten Fall w ren Verhandlungssysteme zwischen Tarifparteien als Beispiel f r den zweiten japanische Unternehmenskomplexe zu nen nen In bezug auf das Koordinationsmittel wollen wir drittens an der Un terscheidung von Preis formalen Regeln und Vertrauen festhalten aber 14 hnlich argumentiert auch Wiesenthal 2000 49 mit Blick auf seine Ty pologie von Markt Organisation und Gemeinschaft 15 Vgl hierzu auch Willke 2001 149 Dieser entwickelt wegen der Un
301. nage ment in Online Technology Communities An Ethnography Study Als Online Dokument http opensource mit edu papers madanmo han2 pdf March J G 1990 Beschr nkte Rationalit t Ungewi heit und die Technik der Auswahl In J G March Hrsg Entscheidung und Organisation Kritische und konstruktive Beitr ge Entwicklungen und Perspektiven Wiesbaden Gabler March J G Simon H A 1958 Organizations New York et al Wiley March J G Simon H A 1977 Kognitive Grenzen der Rationalitat In E Witte A L Thimm A L Hrsg Entscheidungstheorie Texte und Analysen Wiesbaden Gabler Marcuse H 1967 Der eindimensionale Mensch Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft Neuwied Luchterhand Marx K 1969 Das Kapital Kritik der politischen Okonomie Bd 1 MEW 23 Berlin Dietz Mauss M 1954 The Gift Forms and Functions of Exchange in Ar chaic Societies Transl by Ian Cunnison London Cohen amp West Mauss M 1975 Soziologie und Anthropologie Bd 2 Gabentausch Soziologie und Psychologie Todesvorstellung K rpertechniken Begriff der Person M nchen Wien Hanser Mayntz R 1992 Modernisierung und die Logik von interorganisatori schen Netzwerken In Journal f r Sozialforschung 32 1 Mayring R 1995 Qualitative Inhaltsanalyse In U Flick E v Kar dorff H Keupp L v Rosenstil S Wolff Hrsg Handbuch qualita tive Sozialforschung 2 Aufl Weinheim
302. nd in der Fr hzeit des Computers die Hardware das leistungsbegrenzende Nadel hr darstellte verschoben sich die Probleme durch die Einf hrung von Mikroprozessoren As long as there were no 1 Kennzeichen dieser ist die Einf hrung von integrierten Schaltkreisen in die Rechnerarchitektur 91 PRODUKTIVE ANARCHIE machines programming was no problem at all when we had a few weak computers programming became a mild problem now that we have gi gantic computers programming has become an equally gigantic pro blem Dijkstra 1979b 116 Die Probleme der Softwareentwicklung auf die sich Dijkstra hier bezieht wurden als mehrdimensional wahrge nommen Hinsichtlich der Software wurde die Fehlerhaftigkeit und die daraus resultierende mangelnde Zuverl ssigkeit kritisiert Dijkstra 1979a 5 In bezug auf die Entwicklung wurde eine geringe Arbeitspro duktivit t bemerkt welche auf den hohen Anteil an Arbeitszeit zur ck gef hrt wurde den die Programmierer mit der Suche und Beseitigung von Fehlern aufwenden mu ten Donaldson 1973 52 Organisational wurden wie oben bemerkt die fehlenden M glichkeiten zur Steue rung und Leitung der Projekte beklagt wobei sich dies auf den zeitli chen Horizont der Projekte die Kosten und das notwendige Personal be zog Aaron 1970 70 Mit Blick auf die unterschiedlichen Anwendungs felder wurde ein Anwendungsstau also eine Diskrepanz zwischen der Nachfrage und der verf gbaren Softwa
303. ndelt werden auf die der Akteur seine Zeit h tte verwenden k nnen oder ob damit lediglich die Abw gung gegen ber der im folgenden dann ausf hrlicher diskutierten Alternative einer propriet ren Softwareentwicklung gemeint ist Gegen die erste Lesart mit Opportunit tskosten sei der entgangene Nutzen nicht weiter spezifi zierter Entscheidungsalternativen gemeint lassen sich einige mittlerwei le als klassisch zu bezeichnende Einw nde vorbringen Hier sei der von March und Simon formulierte Zweifel daran Entscheider k nnten unter den Bedingungen der Knappheit von Zeit sowie unsicherer und unvoll st ndiger Informationen s mtliche Entscheidungsalternativen ber ck sichtigen und bewerten angef hrt March Simon 1977 March 1990 Realistischer erscheint die von den Autoren vertretene These Entschei der betreiben eine Strategie des Satisficing w hlten also die erstbeste Option die ein bestimmtes Anspruchsniveau befriedigt Simon 1957 204 253 f Problematisch an der zweiten Lesart ist demgegen ber da Lerner Tirole zwei Alternativen formulieren von denen sie anneh men sie w rden sich den Entscheidern stellen ohne allerdings die Rich tigkeit dieser Unterstellung empirisch zu berpr fen oder Argumente vorzubringen weswegen sich die Alternativen gerade auf diese beiden Optionen beschr nken Wie das Zitat aus dem Inital Announcement zu Beginn des Kapitels zeigt kann die Handlungsalternative f r manche Programmiere
304. ndigen Grundlagen der Anwendung verf gt sondern eine Person die bem ht ist seine Kompetenzen stetig zu vergr ern und zu vervollkommnen Er geht intrinsisch motiviert und passioniert einer T tigkeit nach und n hert sich mit einer praktisch l sungsorientierten Einstellung Problemen Ein Hacker erscheint als Macher der die Probleme bei den H rnern packt und sich ihnen ausgiebig widmet Dabei geht er konstruktiv vor und ist 36 Im New Hackers Dictionary sind eine Vielzahl von Slang Ausdr cken der Hacker Kultur zusammengetragen Eine Online Version findet sich auch unter http www outpost9 com reference jargon jargon_toc html 113 PRODUKTIVE ANARCHIE geleitet durch ethische Prinzipien wie sich in Abgrenzung zur Gruppe der Cracker zeigt Dieser Gruppe werden ausschlieBlich negative Eigen schaften zugeschrieben ihr wird die Berechtigung abgesprochen sich mit dem Ehrentitel Hacker schm cken zu d rfen 114 Die Genese des Netzwerks freier Softwareentwicklung Zusammenfassung Ausgangspunkt dieses Teils der Arbeit war die Frage nach dem Entste hen der Netzwerkstruktur in der freie Software entwickelt wird Beant wortet haben wir sie durch zwei Faktoren die nicht nur fiir die Genese des Netzwerks verantwortlich sind sondern aus denen gleichzeitig eini ge fiir diese Form der Softwareentwicklung typische Merkmale resultie ren die vertragliche Innovation freier Softwarelizenzen und die organi sator
305. ne gr ere ffentlichkeit richten offensiv kommuniziert Ein Beispiel hierf r bildet der in der berschrift zitierte Titel von Torvalds Autobiographie Als Begr ndung f r die Entwicklung des Betriebssy stems Linux nennt der Autor den Spa am Programmieren also ein un mittelbar hedonistisches Motiv Diesem begegnet man h ufig und es findet sich auch in s mtlichen im Rahmen dieser Untersuchung durchge f hrten Interviews wieder Ein Beispiel bildet die folgende Passage des Entwickler D 2 der seine Programmiert tigkeit in den Zusammenhang eines bergreifenden technischen Interesses stellt das f r ihn Klammer unterschiedlicher Aktivit ten darstellt Ja also da kann ich mich noch erinnern mein erstes Programm Ich wei nicht also ich hatte immer schon ein gro es Interesse ein technisches Interesse Ja ich wollte ur spr nglich mal Erfinder werden das war so meine Vorstellung davon D 2 Die Programmiert tigkeit wird vom Interviewten in dieser Darstel lung in den gr eren Kontext seiner biographischen Entwicklung einge bettet und mit seinem Berufswunsch Erfinder in Verbindung gebracht einer Person die sachtechnische Einrichtungen und Apparaturen in genialer Weise erschafft und eher dem Reich der Phantasie angeh rt denn als tats chliches Berufsfeld existiert Aus welchen Bestandteilen setzt sich das intrinsische Interesse an der Computerprogrammierung nun genau zusammen Ein wichtiger regelm ig auftau
306. nehmenskooperatio nen die sich der bekannten Unterscheidung von Markt Hierarchie nicht f gen und f r eine Neubestimmung der Grenzen von Unternehmen sor gen D hl et al 2001 222 ff Drittens agieren Unternehmen nicht mehr in einer vergleichsweise bersichtlichen prim r nationalstaatlich regulierten Marktumwelt son dern sind in vielen Branchen in globale Marktstrukturen eingebettet Damit ver ndert sich die relevante Orientierungsumwelt und zieht die Notwendigkeit nach sich in einem bislang nicht gekannten Ma e Ver nderungen von Rahmenbedingungen durch andere staatliche Akteure innerhalb des Weltmarkts sowie das Handeln und die Strategieentschei dungen von r umlich weit entfernten Unternehmen bei eigenen Ent scheidungen zu ber cksichtigen Auch diese Entwicklung f hrt in der Summe zu einer Erh hung der Komplexit t von strategischen Entschei dungen Die Zumutung der industriellen Moderne gegen ber korporati ven Akteuren Signale der technischen Entwicklung in Handlungsoptio nen umzusetzen Kowol Krohn 1997 39 erh ht sich durch Informati sierung Uneindeutigkeit der Richtung des makrostrukturellen Wandels und Globalisierung Die Interpretation der Signale aus der Unterneh mensumwelt die Beurteilung zuk nftiger Marktentwicklung und die Absch tzung von Innovationschancen unter Ber cksichtigung der vor handenen technischen Kompetenzen wird prek r und kann sowohl auf Seiten der Anbieter als auch auf Seiten der
307. nen Ziel einverstanden sind Die Offenheit der Projekte gegen ber neu hin zukommenden Programmierern einerseits und die M glichkeit f r An wender sich mit Vorschl gen direkt an die Entwickler zu wenden ande rerseits bilden hier Faktoren die Spuren in der Gestalt von Software hin terlassen Die Beseitigung von Fehlern und die damit verbundene experimen telle Praxis einer berf hrung des Programms in eine Vielzahl unter schiedlicher Anwendungskontexte bei anschlie ender laborexperiment artiger Fehlerdetektion bilden integrale Bestandteile der Entwicklung von freier Software auf die die hohe Stabilit t zur ckzuf hren ist Bugs werden im Unterschied zur propriet ren Softwareentwicklung nicht aus schlie lich vor einer Ver ffentlichung von den Entwicklern gesucht vielmehr bilden die h ufigen Releases im Bereich der freien Software die Voraussetzung f r eine Anwendung der Programme in deren Zuge Anwender Wissen ber unerw nschte Programmreaktionen sammeln Die Organisation der Entwicklung gliedert sich dabei in schnell aufein ander folgende Release Zyklen in denen Anwendungs und Ent wicklungkontexte miteinander vielfach ber Mailingliste und Bug Track System kurzgeschlossen werden Institutionalistischer Ursprung der Handlungskoordination Geht man nun der Frage nach welche Ursachen die Rahmenbedingun gen der kooperativen Programmentwicklung in offenen Programmier projekten haben und auf welchen Ursprung die handlun
308. ng von Wissen qualifiziert es sich als einen spezifischen Typus von Experimenten c Der eingreifende und Ph nomen produzierende Experimentator orien tiert sich an den Normen eines m glichst systematischen Vorgehens und einem m glichst hohen Ma an Kontrolle ber die Experimentalanord nung Diese definitorischen Kriterien sind notwendig um Realexperi mente vom instrumentellen Handeln zu unterscheiden d Um die Gren zen von Realexperimenten zu bestimmen das Problem der Analyse infi niter Folgenketten zu vermeiden und Realexperiment von Feldbeobach tungen zu unterscheiden schlagen wir vor die Konzeption des Experi mentators als Eingrenzungskriterium zu verwenden Folgen Ereignisse oder Konsequenzen von Experimenten die aus der Gegenstandskonzep tion herausfallen k nnen zwar beobachtet und vom Experimentator ex post seinem Handeln zugerechnet werden stellen aber keinen Bestand teil des Experiments sondern eine beobachtete Folge dar von verschiedenen Akteuren beobachtet mit diesen Gegenst nden wurde unserer Begriffsfassung nach nicht experimentiert 17 Der f r die Unterscheidung schwierigste Fall bildet die Produktion eines nicht vorhergesehenen Ph nomens innerhalb eines Experiments Da das Auftreten des Ph nomens vom Experimentator weder intendiert noch anti zipiert wird handelt es sich unserer Abgrenzung nach um eine beobachte te Folge des Experiments das zu einem sp teren Zeitpunkt zum Gegen stand weiterer Expe
309. nklusion ausbauen Eine erste Einsicht gewinnen wir indem wir uns den im vorange gangenen Abschnitt herausgearbeiteten Modus der Entscheidungsfin dung vergegenw rtigen Obwohl sich prinzipiell jedermann auf der Mai lingliste zu Wort melden kann sieht der Entscheidungsproze nur f r Personen die ber hohe technische Kompetenzen verf gen Leistungs rollen vor Positionen m ssen argumentativ belegt f r Kritik Gr nde angef hrt werden Die Beteiligung an der Diskussion setzt damit ein er hebliches Kompetenzniveau voraus das Anwender meist nicht errei chen Die voice Option ist nur Akteuren mit hoher technischer Kompe tenz verf gbar also den Core Entwicklern den sporadischen Entwick lern und Anwendern die ohne gr eren Lern Aufwand zu sporadi schen Entwicklern werden k nnten Von der voice Option ausge schlossen bleiben hingegen Anwender mit geringer technischer Kompe tenz Dies f hrt zu einer sozialen Abschlie ung von Entscheidungspro zessen Exklusiver als voice ist die exit Option Zwar verf gen so wohl die Entwickler als auch die Anwender aufgrund der niedrigen Aus stiegsbarrieren jederzeit ber die M glichkeit das Projekt zu verlas sen als Mittel des Protests gegen Entscheidungen kann exit jedoch nur von Personen angewandt werden deren Betr ge herausragend sind und deren Ausscheiden f r das Projekt einen Verlust bedeuten w rde Dies ist nun allerdings weder bei Anwendern
310. nschaften des Entwicklungsnetzwerks resultieren Dabei setzt sich unsere Argumentation zu jedem Faktor aus zwei Be standteilen zusammen Zum einen geht es darum zu begr nden weswe gen es sich bei freien Softwarelizenzen und offener Programmierarbeit um Innovationen handelt zum anderen um die Analyse der Konsequen zen die diese Innovationen f r die Entwicklung von Software haben Folglich gliedert sich dieser Teil der Arbeit in zwei Kapitel Im Zen trum des ersten Kapitels steht die rechtliche Innovation der freien Soft warelizenzen Hierbei geht es nicht um die wiederholte Darstellung der vertraglichen Figur auf der diese basieren sondern um die Herausarbei tung deren innovativen Gehalts Zun chst werden wir die Begr ndung des Urheberrechts anhand des juristischen Diskurses nachzeichnen und mit der Begr ndung von freien Softwarelizenzen kontrastieren Innova tiv ist dabei die Perspektive die mit freien Softwarelizenzen auf den Zu sammenhang von Werk Werksch pfer und Nutzer verbunden ist An schlie end werden wir die Konsequenzen und Folgen diskutieren die freie Software in bezug auf die Entwicklung von Computerprogrammen nach sich zieht Dabei werden wir sehen da die Programme zu einem Kollektivgut werden und Beitr ge zur Entwicklung in Form von Gaben geleistet werden k nnen Im zweiten Kapitel steht dann die Innovation der offenen Program mierprojekte im Mittelpunkt des Interesses Die These die es hier zu entwickeln gil
311. nstigen Konditionen dieser Art kann sich eine selbstverst rkende Vertrauensbeziehung aufbauen Wechselseitig wird dann beobachtet welches Handeln als vertrau ensw rdig akzeptiert wird z B Preisgabe von Konstruktionsdaten strategi sche Informationen finanzielle Vorleistungen Es bilden sich Verhaltensre geln im Netzwerk heraus deren Beachtung wechselseitig beobachtet wird Kowol 1998 322 f Im Verlaufe der Kooperationen werden die Beziehungen in zunehmen der Weise multiplex Sie basieren nicht mehr ausschlie lich auf Koope rationsgewinnen sondern zunehmend auf normativen Erwartungen wie sich im Zitat an der Betonung von wechselseitigen Verpflichtungen und Verhaltensregeln zeigt Die Dynamik des Netzwerks l t sich bei der Fortdauer der Kooperation nicht mehr ausschlie lich im Rahmen einer Theorie rationalen Wahlverhaltens erkl ren sondern nur durch eine Handlungstheorie die in der Lage ist auch diese normativen Kompo nenten mit zu erfassen Auch bei der Beschreibung von lock in Effekten verl t das Kon zept die handlungstheoretische Fundierung von Nutzenmaximierung begrenzter Rationalit t und opportunistischen Verhalten im folgenden Zitat da es sich hierbei um irrationale oder zumindest nicht angestreb te Effekte handelt 8 Vel hierzu auch Kowol Krohn 1997 217 PRODUKTIVE ANARCHIE Wenn die Gestaltung neuer Techniken durch soziale Schlie ungsprozesse vo rangetrieben wird drohen lock in Eff
312. nt Neben den auf individueller Ebene zu verortenden Gr nden und den auf die Rahmenbedingungen freier Softwareentwicklung zur ckgehen den Faktoren finden sich in den Interviews auch Motive die normativen Ursprungs sind An erster Stelle zu nennen ist hier die Reziprozit ts norm der Verpflichtung zur Gegengabe Diese Norm taucht in einem Gro teil der Interviews bei der Begr ndung des Engagements mehr oder minder explizit auf und zeigt sich sehr deutlich in der folgenden Inter viewpassage eines Programmierers der sich aufgrund der M glichkeit zur Nutzung von freier Software verpflichtet f hlt selbst eigene Beitr ge zur Entwicklung beizusteuern Das kann man vielleicht so ein bi chen auf ein Schuldgef hl auf ein betont Schuldig keits gef hl zur ckf hren Ich habe diese freie Software Ich hab sie ganz umsonst gekriegt Ich darf sie jetzt benutzen Und wenn ich daran was mache weil mir daran irgendwas nicht gef llt und ich verbessere das dann bin ich es den anderen Leuten schuldig das ihnen auch wieder zur ckzugeben Also das ist so eine prim re Motivation D 2 Wichtig zum Verst ndnis des vom Interviewten genannten Schuldig keitsgef hls ist da wie oben gezeigt freie Software ein kollektives Gut darstellt welches durch freie Verteilbarkeit und nicht kon kurrie renden Konsum gekennzeichnet ist Aufgrund dieser Eigenschaften ist es f r niemanden nachvollziehbar ob eine Person das Gut nutzt ohne zu d
313. nten anderen wird mit dem auf argumentativen Wege Einverst ndnis hergestellt werden mu Argumentation bildet einen schwachen Modus der Herbeif hrung von Entscheidungen Differenzen bedingt durch verschiedene Zielset zungen die mit unterschiedlichen Bewertungsnormen begr ndet werden k nnen die Weiterentwicklung blockieren Hier greifen dann zwei Faktoren die eine dauerhafte Blockade des Entwicklungsprozesses ver 183 PRODUKTIVE ANARCHIE hindern Zum einen ist dies die Ermiidung der Teilnehmer im Verlauf der Argumentation die eintritt da die Programmierer an der Entwick lungstatigkeit selbst nicht aber in hnlichem Ma e am Diskussionspro ze interessiert sind Zum anderen ist das der bergang zur Implementa tion der gew nschten Funktionalit t in F llen l ngerer Diskussionen ber das Ziel Die Beendigung von Entscheidungen durch Implementa tion ist nur dann legitim wenn Entscheidung qua Argumentation bereits gescheitert ist In bezug auf die Rolle von Benutzern hatten wir gesehen da diese vom Entscheidungsproze ber Zielsetzungen weitgehend ausgeschlos sen bleiben Exklusion findet dadurch statt da Anwender nicht oder nur sehr bedingt in der Lage sind Argumente zu beurteilen oder selbst vorzubringen Trotz dieser schwachen strategischen Position verf gen sie zumindest in j ngeren Projekten in denen Anerkennung durch Be nutzer ein recht seltenes Ph nomen darstellt ber einen gewissen Ein flu
314. ntidemokratisch Und mit propriet rer Software ist es mir N C T nicht m glich Kontrolle auszu ben ber das was mein Leben so stark beeinflu t Das kann nur mit freier Software passieren Und Software sollte eigentlich allen geh ren Das klingt sehr kommunistisch ist eigentlich demokratisch und wirtschaftlich gedacht Dieses Ideal umzusetzen ist ein gro er Faktor die Firma zu f hren D 7 An dieser Stelle geht es nicht darum zu beurteilen ob die Aussagen zu treffend und ob die gesellschaftspolitischen Ideen zustimmungsf hig sind oder ob der dargestellte Zusammenhang logische Widerspr che aufweist Entscheidend ist f r uns da die vom Entwickler eingenom mene Perspektive auf den Zusammenhang von Technik und gesell schaftlichen Machtverh ltnissen f r sein Engagement mit bestimmend ist Seine T tigkeit das F hren eines Unternehmens ist nicht nur die ser Erl uterung nach moralisch gebunden Unternehmensziel bildet sowohl die Erwirtschaftung von Gewinnen als auch die Verfolgung der genannten gesellschaftspolitischen Ziele Die Gr ndung und die Akti vit ten des Unternehmens werden in einen komplexen Deutungszusam menhang ger ckt als Mittel zur F rderung von freier Software be schrieben die aufgrund ihres emanzipatorischen Potentials als unterst t zenswert gilt Ein dritter Faktor aus dem Bereich der institutionalisierten Normen der Einflu auf Beteiligung an freien Softwareprojekten n
315. ntscheidung ber Zielsetzungen Argumentation Reputation W nsche und Geschenke Normalmodus der Entscheidungsfindung Argumentation Der Einflu von Reputation Entscheidungsschw che von freien Softwareentwicklungsprojekten Benutzergetriebene partizipative Innovation Zusammenfassung Bugreports und Fehlerbeseitigung Definition Bug Zum Begriff Realexperiment 89 90 98 105 115 119 119 120 123 127 128 132 140 147 151 152 157 160 163 165 172 174 176 183 185 186 188 Einordnung Der Release Zyklus als Realexperiment Feinanalyse kmail 1 0 29 1 and 1 0 28 crashes on this mailfolder Zusammenfassung Die Stabilit ts Rekursion Zusammenfassung Die soziale Konstruktion freier Software Die Organisation von Innovation als soziale Gestaltung von Technik Institutionalistischer Ursprung der Handlungskoordination Teil 3 Theoretischer Ertrag ein normatives Konzept der Innovationsnetzwerke Handlungstheoretische Grundlagen der Transaktionskosten konomie Grundannahmen der Transaktionskosten konomie im Konzept der Innovationsnetzwerke Theoretische Konkurrenz institutionalistische Handlungstheorie Innovationsnetzwerke revisited Ausblicke auf eine institutionalistische Lesart Literatur 197 199 203 205 205 207 211 212 214 219 221 227 Dank An dieser Stelle m chte ich den Personen danken die mich dabei beglei tet haben einen Teil der
316. o nomie erf llt indem er da System zur Nutzung frei zur Verf gung stellt Neben der fachlichen Reputation verf gt Torvalds also auch ber moralische Autorit t die er sich durch diese wertvolle Gabe erworben hat Auch das Reputationssystem der Entwickler freier Software basiert auf Normen die regeln welche Leistungen anerkennungsw rdig sind Eine erste Norm tritt in der folgenden Passage deutlich hervor in der ein Teilnehmer auf den oben zitierten Beitrag reagiert in der ein Teilnehmer Reputation an Tanenbaum vergibt Dr Tanenbaum claims that the microkernel architekture is the way to go gt He has a great deal more experience with operating systems than I have gt It s an understatement that it s likely that there s some substance to gt his statement I tend to prefer seeing for myself rather than accepting expert opinion Fo ard L C 6 Feb 1992 09 22 40 Die Haltung des zitierten Diskussionsteilnehmers aufgrund der Reputa tion einer Person dessen Position zu bernehmen wird hier als inakzep tabel und als Versto gegen das Prinzip einer eigenst ndigen berpr fung einer Position gekennzeichnet und durch die Ver ffentlichung dieses Beitrags auf der Newsgroup als Erwartung auch an andere Teil nehmer adressiert Expliziert wird hier nicht nur die Norm des Skepti zismus sondern da sie auch gegen ber einem Experten eingenommen werden soll gleichzeitig die Norm des Universal
317. oberfl chen ebd 87 Ins gesamt bleibt die Untersuchung an den oberfl chlichen Merkmalen der Projekte verhaftet und unternimmt nicht den Versuch diese weiter zu analysieren So wird beispielsweise das Scheitern und Gelingen von Kooperationen zwar konstatiert jedoch wird den Fragen nach den Ursa chen verantwortlichen strukturellen Merkmalen und Erfolgsbedingun gen nur sehr eingeschr nkt nachgegangen Sieber und Henninger 2001 widmen ihre qualitative Untersuchung der Softwareentwicklung innerhalb von kleinen Unternehmen und inter essieren sich vor allen Dingen f r die Umsetzung von Vorgehensmodel len des Software Engineering in der Entwicklungspraxis Zentrale Er kenntnis der Studie ist ebenso wie bei Weltz und Ortmann auch hier da zwischen der Entwicklungspraxis und den normativen Modellen gro e Differenzen bestehen Methodisch gewendet sei daher eine realit tsna he Beschreibung des Prozesses nur unter der Ber cksichtigung von Modellen der Softwareentwicklung Projekttypen und Arbeitspraktiken m glich Sieber Henninger 2001 12 W hrend sie in bezug auf die Pro jekttypen zwischen Vertragsentwicklung Produktentwicklung und In Haus Entwicklung unterscheiden ebd 7 kann zwischen erfahrungs und theoriegeleiteten Arbeitsstilen differenziert werden ebd 11 Soft wareentwicklungsmodelle lassen sich hingegen entweder einer Mana gement Entwicklungs oder einer Anwendungsperspektive zuordnen Mit Hilfe dieser Untersche
318. ohne die Liste selbst abonniert zu haben Jeder kann sich in die Mailingliste selbst ein und austragen die Entscheidung ber Mitglied schaft wird von der betreffenden Person und nicht vom Projekt getrof fen Wie diese erste oberfl chliche Charakterisierung von offenen Pro grammierprojekten zeigt handelt es sich um eine Form der sozialen Struktur die soziologische Beobachter hellh rig werden l t Es stellt sich vor dem Hintergrund des Fehlens der von Organisationen her be kannten Merkmale die Frage wie eine Handlungskoordination auf ein gemeinsames Ziel hin gelingt Damit sind wir mit unserer begrifflichen Kl rung am Ende angelangt die uns einen Problemaufri beschert und es uns erm glicht diesen anschlie end in Form der Fragestellung der Untersuchung zu konkretisieren 33 Fragestellung der Untersuchung Im folgenden soll die leitende Fragestellung der Untersuchung konkreti siert und in der Forschungslandschaft verortet werden Mit der Analyse der sozialen Strukturen in denen sich die Entwicklung von Technik vollzieht besch ftigt sich das Feld der Technikgeneseforschung bzw der Innovationsforschung In einem ersten Schritt sollen ein knapper berblick ber dieses Feld gegeben die Entwicklung von Untersu chungsschwerpunkten skizziert und die f r das Feld typischen Problem stellungen dargestellt werden Daran anschlie end werden wir uns dem Stand der Forschung im Bereich der Softwareentwicklung zuwenden und z
319. oice nicht aber ber exit Optionen verf gen um zu protestieren 3 Einzig die Core Entwickler sind Akteure die in f r das Projekt konsequenzrei cher Weise abwandern k nnen und f r die faktisch auch eine zweite Form der Artikulation von Protest besteht Nach diesen Vor berlegun gen zur strategischen Position der unterschiedlichen Akteure k nnen wir auf die Frage zur ckkommen ob Anwender die selbst nicht mit vertret barem Aufwand zu Entwicklern werden k nnen Einflu auf die Defini tion von Entwicklungszielen aus ben und ob dieser tats chlich so gering ist wie diese Vor berlegungen nahelegen Eine auff llige Form der Einflu nahme auf die Zielsetzungen im Projekt KMail bilden W nsche wishes die haupts chlich von Anwen dern vorgebracht werden Ein Wunsch stellt eine Handlungsaufforde rung dar mit der Ego Alter dazu motivieren m chte eine Leistung zu erbringen wobei Ego keine direkte Gegenleistung offeriert Damit der Wunsch also erf llt und in unserem Fall das Entwicklungsziel ver wirklicht wird ist der Anwender darauf angewiesen da der Hand lungsaufforderung freiwillig nachgekommen wird Wie bereits einlei tend beschrieben verf gt das Projekt KMail ber ein Bug Track System vermittels dessen W nsche in einer separaten Liste gesammelt und verwaltet werden Das Projekt h lt also eine technische Infrastruktur vor die ausschlie lich dieser Form der R ckkopplung zwischen An wendern und En
320. olle ber ein Experiment handelt es sich um eine Variable die unterschiedliche Grade kennt und nicht nur die Pole kontrolliert und unkontrolliert Dies l t sich durch die Unterscheidung von unabh n giger Variable abh ngiger Variable und St rvariablen leicht nachvoll lichen Ereignisse explodierendes Kernkraftwerk verseuchte Landstriche Beh rdenhandeln und verunsicherte ffentlichkeit als Bestandteile eines Experiments die Unterscheidung zwischen Experiment und Beobachtung W hrend der Kernschmelze das experimentierende Handeln der Bedien mannschaft und damit ein Eingriff vorausgeht stellen die Handlungen von Politiker und Beh rden sowie der ffentlichkeit Reaktionen auf von ihnen beobachtete und vorgefundene Umweltbedingungen dar Anstatt die be schriebenen Ereignisse als Bestandteil eines Experiments zu interpretieren w re es mindestens ebenso plausibel in bezug auf die die Bedingungen radioaktiver Verseuchung nicht herstellenden sondern vorfindenden Ak teure wie Politiker und ffentlichkeit von Beobachtungen zu sprechen 9 Zentraler Topos der Diskussion bildet die Auseinandersetzung mit der de duktiv nomologischen Erkenntnistheorie Popperscher Pr gung und der Rolle die sie dem Experiment zuweist Diese Rolle beschr nkt sich bei Popper ausschlie lich auf die berpr fung von Theorien nicht aber auf deren Generierung Am Anfang des Forschungsprozesses steht Popper zu folge die Theorie die singul r
321. olve Linux in a way Linus does not want Until that actually happens the point is moot however Tanenbaum A S 3 Feb 92 22 46 40 101 PRODUKTIVE ANARCHIE Die an dieser Stelle nur angedeutete und hier noch unausgesprochene Gefahr einer liberalen Handhabung des Modifikationsrechts und einem Verzicht auf eine hierarchische Projektsteuerung liegt Tanenbaum zu folge in einer Verzweigung des Programmquellcodes und dem Entstehen von zunehmenden Inkompatibilit ten zwischen den unterschiedlichen Versionen des Programms Dementsprechend begr ndet er die Mono polisierung der Kontrolle ber die Weiterentwicklung von Minix mit der Vermeidung der Zerfaserung des Programms in inkompatible Versionen Dabei kommt im letzten Satz der Zweifel zum Ausdruck da die Frei heit der Entwicklung im Fall von Linux gr er sei als bei Minix Frei heit zeige sich erst im Konflikt zwischen unterschiedlichen Entwick lungszielen und der M glichkeit von Abweichlern ihre Ziele zu verfol gen Zwei Tage sp ter f hrt Tanenbaum seine berlegungen zur Pro grammentwicklung unter der Bedingung eines Verzichts auf eine starke Hierarchie aus und konkretisiert die darin liegende Problematik Ihe problem is co ordinating things Projects like Gnu Minix or Linux only hold together if one person is in charge During the 1970s when structured programming was introduced Harlan Mills pointed out that the programming team should be organized like a surgic
322. omic Institutions of Capitalism 1985 herausstellt Zum einen ist dies die Annahme Akteure operieren unter den Bedingungen von bounded rationality zum anderen jene dass Akteure zu opportunisti schem Verhalten neigen In bezug auf das erste Merkmal bounded ra tionality zitiert er eine ber hmte Passage von Herbert Simon Bounded rationality is the cognitive assumption on which transaction cost eco nomics relies This is a semistrong form of rationality in which eco nomic actors are assumed to be intendedly rational but only limited so Simon 1961 p xxiv Note the simultaneous reference to both intended and limited rationality Williamson 1985 30 Obwohl Williamson sich hier explizit auf die Annahmen von Simon bezieht Akteure entschieden unter den Bedingungen von begrenzten Informationen und Zeitknapp heit folgt er ihm nicht darin die Annahme zu verwerfen Akteure be trieben bei Entscheidungs oder Wahlsituationen eine Maximierung von Nutzen Er lehnt Simons schw chere Unterstellung des satisficing Akteure w hlen die erstbeste Alternative die ein bestimmtes An spruchsniveau befriedigt ab Der Verweis auf die Begrenztheit der Ak teursrationalit t ger t damit zum Gemeinplatz Akteure seien nicht all wissend und von ihren kognitiven Kapazit ten her nicht in der Lage s mtliche Informationen gleicherma en zu ber cksichtigen Durch die Kombination der Annahmen Maximierung von Nutzen und ung
323. on freier Software geht es uns nur darum zu markieren da dieser durch die Innovation freier Soft warelizenzen eine Gaben konomie institutionalisiert hat 127 PRODUKTIVE ANARCHIE lassen ihn zur Weitergabe der selbstentwickelten Software sondern die f r ihn handlungsleitenden Normen verlangen es Im Mittelpunkt dieses Kapitels stehen die Gr nde weswegen Pro grammierer sich an der Entwicklung von freier Software beteiligen Da bei halten wir die an dieser Stelle bliche Frage welchen Nutzen Akteu re mit der Produktion des kollektiven Guts verfolgen f r eine in die Ir re leitende Problematisierung Eine solche Frage stellt sich zwar aus der Perspektive einer Theorie rationalen Wahlverhaltens nicht aber f r die Akteure selbst Dort wo diese Theorien freeriding als rational un terstellen betreiben Programmierer die Entwicklung von Software ge trieben von einem intrinsischen Interesse an der T tigkeit selbst Unser zentrales Argument lautet dabei Der Aufwand und die T tigkeit die von Rational Choice Theorien der Kategorie Kosten zugeschlagen werden gelten den Akteuren selbst nicht als solche Dieses basale Motiv wird in einem ersten Schritt anhand der Interviews herausgearbeitet Das intrinsische Interesse erkl rt zwar weswegen sich Personen in tensiv mit der Entwicklung von Programmen besch ftigen nicht aber warum diese Aktivit t im Rahmen von freien Softwareentwicklungspro jekten stattfindet I
324. on programming project The cod ing time for these instructions cannot exceed more than a few moments of an eight hour day What do programmers do with their remaining time They debug Baker Mills 1973 58 92 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE berzustellen Diese beiden Veranstaltungen bildeten dann allerdings den Ausgangspunkt f r die Etablierung einer gleichnamigen Subdiszi plin innerhalb der Informatik Das Programm dieser Krisendisziplin kann dabei als Formalisierung und Strukturierung des Softwareentwicklungsprozesses beschrieben werden B hm 1979 326 zufolge ist Software Engineering t he prac tical application of scientific knowledge in the design and construction of computer programs and the associated documentation required to de velop operate and maintain them Um die Reichweite dieses Vorha bens zu erfassen werden wir im folgenden einige prominent gewordene Modelle und Werkzeuge vorstellen Dabei geht es uns darum zu zeigen da mit der Etablierung dieser Subdisziplin ein umfassender neuartiger Orientierungsrahmen geschaffen wird der nicht nur die Wahrnehmung der w hrend der Softwareentwicklung zu l senden Aufgabe ver ndert sondern auch die Praxis normativ anleitet Wir beginnen dabei mit der Methode structured programming die sich auf die sachliche Dimensi on des Prozesses bezieht Ausgangspunkt f r die Entwicklung von structured programming bildet ein Papier von Dijkstra mit dem Titel P
325. ondon MIT Press Raymond E S 1999 The Cathedral and the Bazaar Musings on Linux and Open Source By an Accidental Revolutionary Bejing u a O O Reilly Raymond E S 2001 How To Become A Hacker Version 1 7 Als On line Dokument http www tuxedo org esr fags hacker howto html Raymond E S 2003 Basics of the Unix Philosophy Als Online Dokument http www fags org docs artu ch0 1s06 htm1 1d2877537 Rehbinder M 1998 Urheberrecht Ein Studienbuch 10 neubearb Aufl M nchen Beck Rehbinder M 2002 Urheberrecht 12 Aufl M nchen C H Beck Rheingold H 1992 Der Alltag in meiner virtuellen Gemeinschaft In M Fa ler W R Halbach Hrsg Cyberspace Gemeinschaften Vir tuelle Kolonien ffentlichkeit M nchen Fink Rheingold H 1994 Virtuelle Gemeinschaft Soziale Beziehungen im Zeitalter des Computers Bonn u a O Addison Wesley Rigamonti C P 2001 Geistiges Eigentum als Begriff und Theorie des Urheberrechts Baden Baden Nomos Rode H Hansen H K 1993 Die Erfindung der universellen Maschine Zur Geschichte der Datenverarbeitung in 50 Jahrhunderten Hanno ver Metzler Rogers E M Larsen J K 1986 Silicon Valley Fieber An der Schwelle zur High Tech Zivilisation Berlin Diogenes 243 PRODUKTIVE ANARCHIE R lle D Blattel Mink B 1998 Netzwerke in der Organisationssozio logie neuer Schlauch fiir alten Wein In Osterreichische Zeit schrift fir Soziologie 23 3 Russ
326. onente zur Unterst tzung der eigenen Aufgabe genutzt werden kann Unerheblich ist wie eine Komponente seine Aufgabe erf llt Die ber legungen von Parnas zur Zerlegung von Systemen wurden innerhalb des Software Engineering weitergetrieben wobei hier vor allen Dingen die Erarbeitung weiterer Qualit tskriterien f r eine gelungene Modularisie rung hervorzuheben ist Zu nennen sind hier das Kriterium der Koh sion von Modulen und ein m glichst geringes Ma an Kopplung zwischen den Modulen Pagel Six 175 Denert 1992 213 im Sinne einer Minima lit t von Schnittstellen Suhr Suhr 1993 228 Nagl 1990 78 79 Schnittstellen sollten dabei wohldefiniert sein wobei damit die schriftli che Festlegung eindeutiger Spezifikationen gemeint ist Pomberger 1993 53 Denert 1992 213 Zusammenfassend stellt die Modularisie rung nicht einfach eine Zerlegung des Systems in kleinere Einheiten dar ein ebenso entscheidender Bestandteil der Technik bildet die klare Schnittstellendefinition bei kleiner Anzahl und leichter berschaubar keit der Modulgr e Was sind nun die Folgen einer solchen Struktu rierung des Programms im Zuge des Entwurfs gem den Kriterien guter Modularisierung Innerhalb des Software Engineering werden hier ins besondere drei Eigenschaften genannt die mit der Modularisierung an gestrebt werden Dies sind erstens die Verst ndlichkeit des Systems zweitens die Wiederverwendbarkeit und drittens die einfache nderbar ke
327. onsten in der deutschen Rechtstradition wenig g ngig Das Recht be gr ndet sich aus der positiv bewerteten regulatorischen Wirkung der Aufrechterhaltung des kulturellen Kommunikationskreislaufs in dessen Existenz die Interessen s mtlicher Gruppen kulminieren Es ist im Inter esse des Werksch pfers da sich f r ihn Einkommensm glichkeiten er 6 Zu analogen Begr ndungen siehe Pahud 2000 39 Rehbinder 2002 48 70 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN schlie en es ist im Sinne der Verwerter da sich die M glichkeit ergibt rentable Investitionen vorzunehmen und es kommt den Interessen der Rezipienten entgegen f r die Konsumm glichkeiten entstehen Die bis hierhin analysierte Theorie ber den Zusammenhang zwi schen Werksch pfer Werk Schutzziel und Schutzmittel die mit dem Urheberrecht verbunden ist wollen wir thesenartig festhalten a Gei stige Werke sind im Unterschied zu k rperlichen reproduzierbar nicht knapp und daher auch nicht marktf rmig allokationsf hig b Die Mo nopolisierung der Verwertungsrechte ber einen klar definierten Zeit raum schafft Anreize daf r sch pferisch t tig zu werden c Anreize f hren zu einer Produktion von geistigen Werken beim Ausbleiben die ser w rde die Produktion sich verringern oder zum Erliegen kommen und damit eine Situation entstehen die weder im Interesse des Werk produzenten verwerter oder konsumenten liegen kann Abschlie end wollen wi
328. oretisch wissenschaftliche Rationalit t die vorrangig durch die Gruppe der Ingenieure in den Forschungs und Entwicklungsabteilungen verk rpert wird ebd 291 1993 17 W hrend das empirisch prak 23 Diese Unterscheidung orientiert sich stark an der aristotelischen Differenz von Theorie und Praxis die dort ein unterschiedliches Ziel der T tigkeit meint W hrend es nach Aristoteles Intention der Suche nach einer Theo rie ist Wissen selbst zu erlangen ist es Sache der Praxis einen externen Nutzen herbeizuf hren Bien 1968 275 Theoretisch wissenschaftliches Wissen entstammt also einem Kontext in dem systematisch und metho disch kontrolliert der Erwerb von Wissen betrieben wird w hrend empi risch praktisches Wissen durch T tigkeit und Auseinandersetzung mit Ar tefakten in einem auf ein u eres Ziel wie beispielsweise der Produktion von G tern gerichteten Proze erfolgt Trotz dieser unterschiedlichen Handlungsziele bildet aber auch wissenschaftliche Forschungsarbeit eine 58 THEORETISCHE AUSGANGSPUNKTE tische Wissen immer in einen bestimmten Kontext eingebunden ist hierf r steht sicherlich paradigmatisch die Verwendung von Werkzeu gen deren Umgang nur bedingt vermittels von Explikation und Anwei sung gelehrt werden kann sondern praktisch einge bt wird handelt es sich bei theoretisch wissenschaftlichem Wissen um ein dekontextuali siertes Wissen da auf dem Prinzip der Trennung Analyse und Forma
329. ort monopolisierten Nutzungsrechte am Programm zugunsten des Werksch pfers werden genutzt um sie zu generalisieren All rights reversed Daran anschlie end analysieren wir die zweite Innovation der offenen Programmierprojekte Bezugspunkt dieser Innovation bildet das Software Engineering eine Teildisziplin der Informatik die ein Set von normativen Vorgehensmodellen bereith lt in denen sich die leitenden Vorstellungen ber die Organisation von Soft wareentwicklungsprozessen finden Mit der Analyse der Diskussionen die zum ersten offenen Programmierprojekt gef hrt haben werden wir zeigen da sich die Innovation weitgehend negativ auf das Software Engineering bezieht und an die Stelle einer hierarchischen Projektsteue rung die Idee einer selbstorganisierten Projektabwicklung setzt Nachdem wir die Ursachen f r das Entstehen dieser sozialen Struk tur analysiert haben werden wir uns im dritten Teil Innenansichten of fener Programmierprojekte der Analyse der sozialen Mechanismen zuwenden die f r eine Handlungskoordination sorgen Zun chst werden wir das Fallbeispiel KMail vorstellen um daran anschlie end in Form eines Exkurses die Gr nde der Akteure f r eine Beteiligung an der frei en Softwareentwicklung zu analysieren Im dritten Kapitel dieses Teils steht dann der Projektbeginn und die dabei von dem oder den Gr n der n zu bew ltigenden Aufgaben sowie eine im Bereich der freien Softwareentwicklung typischerweise gefunden
330. ozial und kologisch ver tr glicheren Wienh fer 1996 sowie rationaleren K berle Gloede Hen nen 1997 Technik ein In der Literatur zur freien Softwareentwicklung wird die Beteiligung von Anwendern an der Entwicklung von freier Software durchaus bemerkt wobei Beteiligung hier in hnlicher Weise stark positiv attribuiert wird wie in der sozialwissenschaftlichen Litera tur Im folgenden werden wir eine weniger optimistische Perspektive auf die Anwenderpartizipation in freien Softwareentwicklungsprojekten ent falten Die Beobachtung des geringen Einflusses erkl rt sich vorrangig durch die ung nstige strategische Position in der sich Anwender befin den Wir werden zeigen da einzig ein Gabenaustausch zwischen Ent wicklern und Anwendern zu einem gewissen Einflu Letzterer auf Ziel 11 Kowol Krohn 1997 53 Asdonk Bredeweg Kowol 1991 292 f 1994 77 12 Vgl z B Healy Schussman 2003 5 176 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN setzungen f hrt der aber nicht immer vorzufinden ist und dysfunktiona le Effekte haben kann Empirische Unterstiitzung fiir die These einer besseren da in einem partizipativen ProzeB entwickelten freien Software findet sich bei Fran ke v Hippel 2003 Diese kommen bei einer Untersuchung unter An wendern zur Zufriedenheit mit dem Apache Webserver zu dem Schlu da User die sich an der Entwicklung des Programms beteiligt und im Rahmen des Projekts selbst Ziele verfolgt haben mit dem Programm i
331. ppen Beide Modelle lehnen sich an das in der Sozialpsychologie verbreitete Modell von H he des Werts eines Ziels und der Wahrscheinlichkeit seines Eintretens an Erwartung mal Wert Konstrukt Das erste Modell stellt mit den folgenden Faktoren ei ne Erweiterung des Erwartung mal Wert Konstrukts dar a Collecti ve motives definiert als Bewertung des Ziels multipliziert mit der Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung b Social motives norm orien ted motives definiert als die Bewertung des Verhaltens durch signifi kante andere c Reward motives definiert als die anfallenden Kosten und Nutzen d Identification process definiert als die Zugeh rigkeit zu der ein Handlungsziel verfolgenden Gruppe ebd 1163 Demgegen ber konkretisiert das motivationale Modell der Kleingruppen die Fakto ren Erwartung und Wert Neben dem Wert hier als valence be zeichnet wird der Faktor Erwartung aufgeschl sselt nach der Rele vanz des eigenen Beitrags zur Erreichung des Gruppenziels instrumen tality die Einsch tzung eigener F higkeiten den Beitrag leisten zu k nnen self efficacy sowie das Vertrauen darauf das andere Team mitglieder ebenfalls Leistungen erbringen und die Beitr ge anderer nicht ausnutzen trust dies 1164 Im Unterschied zu Lerner Tirole vermeiden die Autoren die proble matische und kaum durchzuhaltende Annahme einer individuellen Nut zenmaximierung durch die Wahl der
332. programm in Gang das uns im folgenden interessieren wird Zum Begriff Realexperiment Bevor wir uns dem Fall eines Programmierfehlers zuwenden wollen wir im folgenden das begriffliche Werkzeug f r die Analyse des R ckkopp lungsprozesses zwischen Programmierern und Anwendern entwickeln die zur Beseitigung von Programmfehlern f hren Wichtiges Kennzei chen von freier Software ist ihre Unfertigkeit bzw die Unabgeschlos senheit der Entwicklung Wie weiter oben dargestellt bildet die jeweils aktuelle Version eines Programms immer nur einen vorl ufigen Stand der Entwicklung der durch neue Programmversionen berholt wird die ihrerseits wiederum kein endg ltiges Ergebnis sind Von Version zu Version wird neue Funktionalit t entwickelt implementiert und in Um lauf gebracht Dies geschieht nicht nur vermittels des CV Systems son dern vor allen Dingen durch die Ver ffentlichungen offizieller Versio nen die bei unserem Fallbeispiel KMail an den Ver ffentlichungszy klus des KDE Verbundprojekts gekoppelt sind Vermittels dieser Distri butionswege gelangen neue Programmversionen in Umlauf verlassen den Entwicklungskontext in dem bereits eine erste Erprobung stattge funden hat und gelangen in einen Einsatzkontext in dem nicht nur kom petente Entwickler sondern auch Anwender die Software zur Bew lti gung von Aufgaben einsetzen Wie ist die Ver nderung von der Ent 3 Damit soll allerdings nicht ausgeschlossen werden
333. r berfordern d rfte 25 Dies mu zumindest Lerner Tirole unterstellt werden da sie die Pr feren zen von freien Softwareentwicklern nicht direkt erheben sondern durch die Interpretation des Verhaltens zu erschlie en suchen 26 Zu der Kritik an Erkl rungen vom Typ revealed preferences siehe auch ausf hrlicher Sen 1986 insbes S 71 f 143 PRODUKTIVE ANARCHIE teiligung an freien Softwareprojekten durch mehr als einen Faktor normative Zielsetzungen oder individuelle Pr ferenzen verbietet sich eine Erkl rung vom Typ revealed preferences W hrend sich der dritte Kritikpunkt auf die logische Struktur der Er kl rung bezieht wollen wir uns nun den einzelnen Handlungsfolgen zu wenden von denen Lerner Tirole unterstellen sie w rden von den Ak teuren angestrebt werden Unter diesen Handlungsfolgen finden sich auch solche bei denen fraglich ist ob die intentionale Verfolgung ber haupt m glich ist Handlungsfolgen dieser Art diskutiert Elster unter dem Stichwort Zust nde die wesentlich Nebenprodukt sind Elster 1986 143 ff und meint damit solche die m glicherweise erw nscht sein k nnen es aber nicht m ssen jedoch von einem Akteur nicht di rekt angestrebt werden k nnen Beispiele hierf r bilden Nat rlichsein Schlaf Vergessen oder Glauben im religi sen Sinne des Wortes Als intellektuellen Fehlschlu bezeichnet Elster nun den Versuch einen Zu stand der wesentlich Nebenprodukt i
334. r ckt 29 In einem anderen Kapitel generalisiert Mauss die Befunde auf moderne Gesellschaften und argumentiert moderne Institutionen wie die franz si sche Sozialgesetzgebung basieren auf der Verpflichtung zur Gabe ebd 123 84 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN Schenken hei t eine Macht erwerben einen symbolischen Tausch realisieren Bindungen und B ndnisse initiieren Rechte und Pflichten attribuieren subjek tive Bedeutungen objektivieren und Alter ego systematisch klassifizieren hei t strategische Orientierungen in altruistische Motive kleiden soziale Her ausforderungen als Wohlt tigkeit stilisieren beehren besch men hierarchisie ren und stratifizieren solidarisieren reziproke Anerkennungsformen einf deln egalisieren und intimisieren Berking 1996 10 Deutlicher als Mauss arbeitet Berking zwei Typen von Gabensystemen heraus den Potlasch der durch Konkurrenz Besch mung bertrump fung und letztlich dem Kampf um Hierarchiepl tze gekennzeichnet ist und den undramatischeren Typus des nichteskalierenden Austauschs der auf B ndnis und Aufrechterhaltung von Beziehungen zielt ebd 64 Je doch ist der Stellenwert dieser Unterscheidung unklar So l t sich da gegen einwenden da einerseits der Aspekt der Aufrechterhaltung von Beziehungen auch im Fall von Konkurrenz vorfindbar ist und dort gera de die Voraussetzung f r die Fortsetzung des Wettbewerbs um Reputa tion und Rang bildet
335. r ffentlichte Version sind f r eine kooperative Programment wicklung von zentraler Bedeutung da damit ein bestimmter Stand der Entwicklung definiert wird der gleichzeitig als Ausgangspunkt f r Wei terentwicklungen gilt Torvalds als die Person die ber das Schreib recht auf dieser Seite verf gt nimmt damit eine strategische Position ein Er hat die M glichkeit bestimmte Beitr ge nicht zu akzeptieren und Weiterentwicklungen in eine vom ihm unerw nschte Richtungen zu bremsen Diese Rolle eines Gatekeepers der offizielle Versionen des Programms ver ffentlicht tr gt nun allerdings stark informelle Z ge Aufgrund der Lizenzbedingungen steht es anderen Personen frei alter native Versionen auf anderen FTP Sites zu ver ffentlichen und Dritten 22 FTP meint file transfer protocol Es handelt sich dabei um einen Dienst der auf TCP IP Transfer Control Protocol Internet Protocol aufsetzt und es erm glicht eine beliebige in einem FTP Verzeichnis befindliche Datei ber ein Rechnernetzwerk auf einen anderen Computer zu kopieren Dabei haben allerdings nur der Betreiber und die von ihm autorisierten Personen ein Schreibrecht auf der Seite 23 Das Linux Projekt ist f r eine im Bereich der freien Softwareentwicklung verh ltnism ig starke Hierarchie bekannt Bei der Diskussion unseres Fallbeispiels KMail werden wir weiter unten sehen da freie Software entwicklungsprojekte mit weniger prominenten Projektmaintainern b
336. r Fallstudie ist in der j ngeren Vergangenheit ein gr e rer Korpus von Literatur zu freier Software entstanden der zwar f r die Erkl rung der Genese von freier Software von Bedeutung ist sich je doch nicht unmittelbar dem Feld der Technikgeneseforschung zurechnen l t Hierzu z hlen allgemeine berblicksarbeiten zu freier Software z B Grassmuck 2002 Siekmann 2000 Untersuchungen zu den Moti ven der Beteiligten z B Lerner Tirole 2002 Butler et al 2002 Osterloh et al o J Browne 1998 und zu freien Softwarelizenzen Healy Schuss man 2003 Bonaccorsi Rossi 2002 quantitative Studien zur Gr e von Projekten und den Beitr gen unterschiedlicher Entwickler z B Ghosh Robles Glott 2002 sowie Analysen der Beitr ge von Firmen zur Ent wicklung der Software z B Wichmann 2002 Daneben finden sich Un tersuchungen in denen unterschiedliche Elementen des Entwicklungs prozesses im Fokus stehen wobei hierunter die Rolle der Benutzer v Hippel 2001 Franke v Hippel 2003 und die Technik der Modulari sierung des Programmquellcodes f r die Entwicklung von freier Soft ware Narduzzo Rossi 2003 fallen 14 Der Endbericht des Projektes findet sich als Online Publikation unter http duplox wz berlin de 43 PRODUKTIVE ANARCHIE Die Literatur bersicht zeigt da einige Anstrengungen unternom men wurden das Feld der Softwareentwicklung einer sozialwissen schaftlichen Analyse zug nglich zu machen Allerdings kontrastier
337. r Proze der Technikentwicklung stattfindet Faktoren darstellen die Einflu auf die soziale Gestalt von Technik nehmen Es geht also um die Gestaltungswirkung der Praxis der Technikentwicklung auf das produzierte Artefakt die wir anhand von freier Software nachzeichnen wollen Evidenz f r diese These findet sich bei der Analyse der Gr ndung von freien Softwareentwicklungspro jekten der Entscheidung ber Zielsetzungen und der Beseitigung von Programmierfehlern In bezug auf die Stunde Null freier Softwareentwicklungsprojekte haben wir gesehen da sich hier widerspr chliche Anforderungen stel len Der Entwurf hat einerseits koh rent zu sein um ein arbeitsteiliges Vorgehen zu gestatten mu aber andererseits flexibel und offen gegen ber weiteren Zielsetzungen sein um eine Integration neu hinzukom mender an bestimmten Entwicklungsproblemen interessierter Pro grammierer zu erlauben Modularisierung stellt in diesem Zusammen hang eine Antwort auf diese Anforderungen dar mit der beide Ziele zu einem gewissen Ma erreicht werden k nnen Die Strukturierung des Programms in Module als Eigenschaft des Artefakts resultiert im Fall von freier Software nicht nur aus der Komplexit t der zu l senden Entwicklungsaufgabe sondern auch aus den Integrationserfordernissen die sich aufgrund der motivationalen Gr nde f r eine Beteiligung auf Seiten der Entwickler und der organisatorischen Rahmenbedingungen im Fall von offenen Pro
338. r auch lauten Entwicklung von freier Software oder Ver zicht auf eine weitere Besch ftigung mit dem Computer Zudem ist die 23 Das Anspruchsniveau wird dabei in F llen in denen es schnell oder gar nicht erreicht wird nach oben oder nach unten angepa t 142 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN Handlungsalternative einer propriet ren Softwareentwicklung f r die weit tiberwiegende Zahl der an freien Softwareentwicklungsprojekten Beteiligten gar nicht verf gbar Der Punkt sollte deutlich geworden sein Problematisch an der zweiten Lesart ist da der Rational Choice Theoretiker den Akteuren durch die Annahme von objektiv gegebenen Handlungsalternativen Alternativen unterstellt die sich f r diese auch anders darstellen oder aufgrund von hohen Anforderungen nicht gew hlt werden k nnen Zugespitzt formuliert besteht das Risiko der Formulie rung von Entscheidungsalternativen ohne die den M glichkeitsraum be schr nkenden Mechanismen angeben zu k nnen schlicht darin von fal schen Alternativen auszugehen Neben der prinzipiellen Skepsis gegen ber der M glichkeit einer Nutzenmaximierung und der Gefahr Entscheidern falsche Handlungsal ternativen zu unterstellen ist die Struktur der Erkl rung selbst problema tisch Die Autoren beobachten das Verhalten von Akteuren Beteiligung an freien Softwareentwicklungsprojekten und schlie en von diesem auf die Pr ferenzen von denen sie unterstellen sie bilden die Ursachen f r
339. r ein wenig Evidenz f r die These herbei schaffen da es sich hier nicht um einen juristischen Nischendiskurs handelt sondern die Theorie auch Eingang in andere soziale Bereiche gefunden hat in denen das Urheberrecht eine Rolle spielt Hierzu sei ex emplarisch aus einem offenen Brief von Bill Gates aus dem Jahre 1976 zitiert der sich an die zu dieser Zeit entstehenden Gruppe der hobbym igen Computernutzer wendet und gegen die dort bliche Praxis des Kopierens und Weitergebens der von ihm entwickelten Programmier sprache BASIC folgende Argumente in Anschlag bringt One thing you do is prevent good software from being written Who can af ford to do professional work for nothing We have written 6800 BASIC and are writing 8080 APL and 6800 APL but there is very little incentive to make this software available to hobbists Most directly the thing you do is theft Nothing would please me more than being able to hire ten pro grammers and deluge the hobby market with good software Gates 1976 0 8 In diesem Zitat finden sich alle weiter oben analysierten Bestandteile wieder Das verletzliche Werk der bedrohte Werksch pfer und auf grund der illegalen Vervielf ltigung der zusammenbrechende Kreis lauf von Produktion und Distribution des Kulturguts Software 7 Neben dieser Argumentationslinie wird das Urheberrecht auch durch die eingangs erw hnten aber bei unserer Rekonstruktion weitgehend unbe
340. r kontraktuellen Vereinbarungen weiter m ssen die Akteure darauf vertrauen da der Partner in der Lage ist die vertraglich fixierten Leistungen zu erbringen und die Leistungs versprechungen zu erf llen dies 2000 146 Zusammenfassend k nnen Innovationsnetzwerke als vertrauensba sierte Kooperationsbeziehungen beschrieben werden in denen Hersteller und Anwender die jeweils ber unterschiedliche Wissensressourcen verf gen ber einen l ngeren Zeitraum miteinander kooperieren und ken in Bereichen von Artefakten Kompetenzen und Organisationsstruktu ren 61 PRODUKTIVE ANARCHIE durch wechselseitige Lernprozesse innovationsrelevantes Wissen erzeu gen Die Motive fiir eine Kooperation liegen dabei in informationalen Gewinnen bez glich der Bed rfnisse der Anwender also Informatio nen an denen ein herstellendes Unternehmen gro es Interesse hat und hinsichtlich der technischen Mach und Umsetzbarkeit also Informa tionen die bei Investitionsentscheidungen f r den Anwender von hoher Bedeutung sind Diese Informationsgewinne der Kooperation f hren zu strategischen Vorteilen gegen ber Konkurrenten auf dem Markt Dem steht als Kosten das Risiko einer Vertrauensentt uschung also der M g lichkeit da sich der Kooperationspartner kurzfristig nutzenmaximie rend verh lt gegen ber Dadurch ist das Zustandekommen und die Auf rechterhaltung von Kooperation in Form des Innovationsnetzwerks nur zu erwarten sofern
341. r von Realexperimen 10 Trifft dies nicht zu kann ein Experimentator keinen Eingriff durchf hren Es handelt sich dann um eine Beobachtung nicht um ein Experiment 11 Distinktionsmerkmale gegen ber anderen Formen des instrumentellen Handelns sind hier das Handlungsziel der Gewinnung von Wissen und der Orientierung an den wissenschaftlichen Normen Um zweifelsfrei zu bestimmen ob ein Experiment vorliegt m ssen also die Handlungsziele des Akteurs und die normative Orientierung methodische Orientierung untersucht werden 193 PRODUKTIVE ANARCHIE ten sprechen Konsequenz der Umwelteingebundenheit ist da Wir kungsbeziehungen zur Umwelt zugelassen werden miissen und Expe rimente wie im urspriinglichen Konzept beschrieben weitreichende Folgen haben k nnen W hrend bei Realexperimenten eine Abgrenzung zwischen Experimentalanordnung und Umwelt nur schwer m glich ist zeichnen sich Laborexperimente hingegen durch ein hohes Ma an Iso lation und starke Dekontextualisierung aus Hieraus resultiert eine ge ringe Reichweite der Folgen die sich durch die r umliche Abgeschie denheit auf das Innere des Labors beschr nkt Der Grad der Kontex tualisierung als Distinktionsmerkmal von Real und Laborexperimenten schlie t an die Ausf hrungen zum Grad der Kontrolle an Realexperi mente finden da sie innerhalb eines bestimmten Kontextes durchge f hrt werden immer unter den Bedingungen eines geringeren Ma es an Kon
342. r wenige soziologisch orientierte Arbeiten die sich explizit mit Inno vationsprozessen besch ftigen In ein weites Verst ndnis dieses Feldes fallen Gesamtdarstellungen zur Entwicklung der Softwareindustrie z B Campbell Kelly 1995 Forschungen zur Entwicklung von Program 11 Vgl die beiden Sammelb nde von McKenzie Wajcman 1985 1999 39 PRODUKTIVE ANARCHIE miersprachen Stach 2001 sowie die im Kontext des interdisziplin ren Forschungsprojekts Sozialgeschichte der Informatik an der FU Berlin entstandenen Arbeiten zu Handlungsformen in der Informatik Braun 1998 der Bedeutung von Metaphern in der Entwicklung der Disziplin Busch 1998 und der Rekonstruktion von Analogien zwischen Mensch und Maschine im Denken der Informatiker Stach 1998 Auch wenn die letztgenannten Arbeiten m E zum Verst ndnis von Innovationsprozes sen beitragen liegt ihr gemeinsamer Fokus in ihrem disziplinenhistori schen Zugang Unter dem Schlagwort Softwarekrise besch ftigt sich der Beitrag von Thei ling 1995 mit dem Zusammenhang zwischen Softwareentwicklungspraxis und Qualit tsproblemen wobei dieser Pu blikation zwar die Analyse einschl giger Literatur nicht aber die Beob achtung des Softwareentwicklungsprozesses selbst zugrunde liegt Enger auf Innovationsprozesse im Bereich der Software fokussiert und eindeutig dem Bereich der Technikgeneseforschung zuzuordnen ist die mittlerweile klassisch zu nennende Monographie von Weltz Ort
343. rafaktisch durchgehalten werden und Nor menverst e typischerweise zu Konflikten f hren W hrend das wissenschaftliche Ethos im Bereich der Wissenschaft durch Wandlungsprozesse hin zu einer st rkeren Anwendungsorientie rung in der Tendenz an Erkl rungskraft verliert da wissenschaftsexterne Normen f r die Handlungsorientierung an Relevanz gewinnen wollen wir uns im folgenden der freien Softwareentwicklung zuwenden und zeigen da das Modell obwohl nicht an diesem Gegenstandsbereich entwickelt f r dieses Feld von gro er Aktualit t und Bedeutung ist Zu n chst wollen wir zeigen da Reputation unter den Entwicklern freier Software eine wichtige Kategorie darstellt und Leistungen zu deren Ver leihung f hren Deutlich zeigt sich dies in der Tanenbaum Torvalds Dis kussion bei den Antipoden deren Leistung von anderen Mitgliedern der Newsgroup hervorgehoben wird Dr Tanenbaum claims that the mi crokernel architectur is the way to go He has a great deal more experi ence with operating systems than I have It s an understatement that it s likely that there s some substance to his statement Brown K 3 Feb 92 05 12 58 Von Interesse sind f r uns hier nicht die technischen De tails der Diskussion um ein angemessenes Betriebssystemdesign son dern die Art und Weise wie Brown es begr ndet da die Position von Tanenbaum beachtenswert ist Nach der Nennung des akademischen Grads paraphrasiert der Teilnehmer Tanenbaums
344. rationsgewinnen gew hlt wird sondern an die Stelle der Wahlsituation normenreguliertes Handeln tritt Wie eine handlungstheo retische Fundierung mit Blick auf diese zweitgenannte Interpretation nun allerdings aussehen k nnte dar ber gibt das Konzept der Innovati onsnetzwerke keine Auskunft Die bisherigen berlegungen lassen sich in einem Zwischenres mee zusammenfassen Durch die Wahl der Transaktionskosten konomie als Ausgangspunkt f r die Entwicklung des Konzepts der Innovationsnetz werke flie en die handlungstheoretischen Annahmen von Nutzenmaxi mierung begrenzter Rationalit t und opportunistischem Verhalten in das Konzept ein und werden dort weitgehend implizit mitgef hrt Dies gilt insbesondere f r die Konstitution des Netzwerks die durch komplemen t re Interessen und rationale Wahl erkl rt wird Gegen ber der Transak tionskosten konomie ist das Konzept jedoch insofern anspruchsvoller da es andere Formen von Ertr gen als die Minimierung von Transakti onskosten mit ber cksichtigt strategische Informationsgewinne und in novationsrelevantes Wissen deren Erzielung und Wert im vornherein 9 Gemeint ist hier die Wahl zwischen den Alternativen Fortf hrung der Kooperation und Abbruch der Kooperation 218 THEORETISCHER ERTRAG schwer zu kalkulieren und deren Realisierung mit erheblichen Koopera tionsrisiken verbunden ist Mit dieser Fokussierung zielt das Konzept auf die Schlie ung der L cke welc
345. rden wir ausge hend vom Begriff Institution und in loser Ankn pfung an ein neo institutionalistisches Verst ndnis eine alternative handlungstheoretische 211 PRODUKTIVE ANARCHIE Fundierung entwickeln Dies bildet ftir uns dann die Grundlage um vier tens die kategorialen Merkmale von Innovationsnetzwerken Revue pas sieren zu lassen und der Frage nachzugehen wie sich das Konzept durch die Wahl eines anderen handlungstheoretischen Ausgangspunkts ver n dert Handlungstheoretische Grundlagen der Transaktionskostenokonomie Das urspriingliche Konzept der Innovationsnetzwerke rekurriert wie weiter oben ausf hrlicher dargestellt auf die Transaktionskosten ko nomie von Williamson ein Ansatz der Strukturalternativen zur Abwick lung von Transaktionen vergleicht Es will nicht nur die Bedingungen fiir das Zustandekommen einer bestimmten Form der Abwicklung von Transaktionen angeben sondern auf Basis der Kenntnis von Rahmenbe dingungen unter denen eine Transaktion abgewickelt wird die Alterna tive voraussagen k nnen die von rationalen Akteuren gew hlt wird Im folgenden wollen wir nicht nochmals das Konzept darstellen son dern die Frage kl ren welche handlungstheoretischen Annahmen ihm zugrunde liegen Williamson unterscheidet zwischen den institutionellen Arrange ments Markt Hierarchie und intermedi re Formen Netzwerke in de nen Transaktionen abgewickelt werden k nnen Diese Alternativen sind jewei
346. re festgestellt Weber 1992 40 Daher begann man ab Mitte der 1960er Jahr von einer Softwarekrise zu sprechen wobei sich diese nicht nur auf das Produkt selbst sondern ex plizit auch auf den Entwicklungsproze bezog Users complain that the software they received was bad designed and pro duced was not delivered on time and when finally delivered contained serious erros and restrictions and was also inefficient Unfortunatly these criticisms are often only too true although happily it is unusual for all the criticisms to apply simultaneously Llewelyn Wickens 1969 189 Als Reaktion auf die Krise wurden Anstrengungen unternommen den Entwicklungsproze st rker zu strukturieren mit dem Ziel ihn kontrol lieren und lenken zu k nnen Wichtige Anst e gingen dabei von zwei NATO Konferenzen in Garmisch Partenkirchen 1968 und in Rom 1969 aus die unter dem Titel Software Engineering abgehalten wur den Der Titel der Veranstaltungen war in provokativer Absicht gew hlt Naur Randell 1969 8 um der Praktik des unsystematischen Herum bastelns am Quellcode das Bild eines ingenieursm ig organisierten geplanten und methodisch angeleiteten Entwicklungsprozesses gegen 2 Das Verh ltnis zwischen der Gesamtarbeitszeit und die f r Fehlersuche und beseitigung aufgewendete Zeit war in gro en Softwareprojekten dramatisch Including all overhead five to ten debugged instructions are coded per man day on a large producti
347. relevanten Orientierungen Die Produktion von nicht exklusiven Ressourcen innerhalb des Netz werks bildet die Voraussetzung f r eine nicht restriktive Handhabung des Zugangs zu ihm Dies bildet dann wiederum den Grund daf r da lock in Effekte nicht auftreten Das Ausbleiben von Verriegelungseffek ten folgt also hier letztlich aus der institutionalisierten konomie der Gabe 18 Verst e gegen freie Softwarelizenzen stellen eine regelm ige Begleiter scheinung dar Vgl hierzu und zu den Mitteln die freie Softwareentwick ler zur Sanktionierung ergreifen ausf hrlicher O Mahony 2003 1188 225 Literatur Aaron J D 1970 Estimating resources for large programming systems In J N Buxton B Randell B Hrsg Software Engineering Tech niques Report on a conference sponsored by the NATO Science Committee Rome 27th to 31st October 1969 Abels H 2001 Einf hrung in die Soziologie Opladen Westdeutscher Verlag Arnold V 1992 Theorie der Kollektivg ter M nchen Franz Vahlen Asdonk J Bredeweg U Kowol U 1991 Innovation als rekursiver Proze Zur Theorie und Empirie der Technikgenese am Beispiel der Produktionstechnik In Zeitschrift f r Soziologie 20 4 Asdonk J Bredeweg U Kowol U 1993 Innovation Organisation und Facharbeit Rahmenbedingungen und Perspektiven betrieblicher Technikentwicklung Bielefeld Kleine Wissenschafts und Tech nikforschung Report 40 Asdonk J Bredeweg U Kowo
348. ren Ideen zur Ursache f r den Absturz Dies zeigt da An wender nur u erst eingeschr nkt ber die Kompetenz zur Formulierung von Hypothesen verf gen die dann im Fortgang gepr ft werden k nn ten Well general procedure is this Open kmail in debugger typing gdb kmail Type r to start it When it crashes type bt to see backtrace For this to work you should have kmail kdelibs and qt compilled with debug options on Without all or some of them having debug info backtrace won t show much info KD 5 29 M rz 2000 12 37 35 Der Entwickler erl utert hier knapp die Funktionsweise des Debug ger Mit ihm kann ein Programm protokolliert ausgef hrt werden so da im Fall eines Absturzes die Zeile im Quellcode angegeben wird an der er stattgefunden hat Die Experimentalanordnung beim Anwender wird hier also erg nzt wobei allerdings die durch das Programm produ zierte Information ber den Verlauf des Experiments nur von Entwick lern zu interpretieren ist Die Formulierung von Hypothesen setzt vor aus da die Programmanweisungen gelesen und verstanden werden Unsere Episode des gemeldeten und nachverfolgten Fehlers endet nun nicht mit dem Verweis des Anwenders KU 2 auf die fehlerhafte Zeile des Programmquellcodes die er mit Hilfe des Debuggers ermittelt hat an die sich dann die Beseitigung des Fehlers durch einen Entwickler an schlie en k nnte sondern mit folgendem Beitrag eines hoch en
349. rgr erung von Wissen und die individuelle Motivation zusammengebunden ebd 323 Der Zusammenhang zwischen der Pu blikation von Ergebnissen und Belohnung vermittels Reputation wird auch von Hagstrom hervorgehoben Ein Beitrag zum Bestand an ffent lich zug nglichem Wissen bezeichnet er als Geschenk gift das eine Gegenleistung nach sich zu ziehen hat Hagstrom 1965 16 Die Gegen leistung f r das Aufschreiben der Ergebnisse eine T tigkeit die bei den von ihm beforschten Wissenschaftlern als unbeliebt gilt bildet die Anerkennung durch Fachkollegen ders 1982 25 In diesem knappen Exkurs zu Mertons wissenschaftlichem Ethos sollte deutlich geworden sein da die reputationsregelnden Normen funktional sind f r die Vergr erung wissenschaftlichen Wissens Die Absehung von den pers nlichen Eigenschaften des Wissenschaftlers ist funktional f r eine unvoreingenommene Pr fung seiner Ergebnisse die Behandlung von wissenschaftlichem Wissen als kollektives Gut erm g licht es auf vorangegangener Arbeit aufzubauen der organisierte Skep tizismus und die Norm der Uninteressiertheit sind funktional f r die Freihaltung wissenschaftlicher Ergebnisse von verf lschenden politi schen wirtschaftlichen und ideologischen Einfl ssen Mertons Konzept des wissenschaftlichen Ethos hat eine gro e Anzahl von empirischen Untersuchungen angesto en und eine Vielzahl von Kritiken evoziert Ein erster Komplex von Kritiken bezieht sich auf d
350. riebssystem einnimmt Er ist derjenige der ber das alleinige Recht zur Ver ffentlichung verf gt so da das System nur diejenigen Bestandteile beinhaltet die er in die Version auf nimmt Erg nzungen oder Weiterentwicklungen die von ihm nicht auf genommen werden m ssen von interessierten Nutzern separat nachin stalliert werden eine inkrementelle Entwicklung des Systems ist unter diesen Bedingungen nicht m glich Ebenfalls durch die Lizenzbedin gungen verhindert wird die Ver ffentlichung einer alternativen Version die eine von Tanenbaum unabh ngige Weiterentwicklung erm glichen w rde In der Summe f hrt dies dazu da interessierte Programmierer von der Entwicklung ausgeschlossen sind In einem zweiten Teil der E Mail kommt der Autor auf Linux zu sprechen und diskutiert die M glichkeit einer freien Programment wicklung Dabei nimmt er die im Software Engineering institutionali sierte Perspektive auf Softwareentwicklung ein Konkreter Tanenbaum schlie t eine erfolgreiche Entwicklung eines Systems bei Verzicht auf klare Verteilung von Entscheidungskompetenzen aus An interesting question is whether Linus is willing to let Linux become free of his control May people modify it run it and sell it Suppose Fred van Kempen returns from the dead and wants to take over creating Fred s Linux and Linus Linux both useful but different Is that ok The test comes when a sizable group of people want to ev
351. rimente gemacht werden kann 196 BUGREPORTS UND FEHLERBESEITIGUNG Einordnung Der Release Zyklus als Realexperiment In diesem Abschnitt wollen wir zeigen da die Ver ffentlichung und Anwendung von Programmversionen eine Praxis darstellt die auf die Gewinnung von Wissen ber Programmierfehler zielt den oben entwor fenen Kriterien gen gt und daher als Realexperiment zu interpretieren ist Dazu ist erstens zu zeigen da es einen handelnden Eingriff gibt der auf die Gewinnung von Wissen zielt und an den Normen eines hohen Ma es an Kontrolle und hoher Systematik des Vorgehens orientiert ist Dar ber hinaus mu eine Gegenstandskonzeption angegeben werden k nnen auf den der Experimentator seinen handelnden Eingriff bezieht Im Fall von offenen Programmierprojekten bernehmen die Ent wickler des Programms die Rolle von Experimentatoren Indem sie ein Programm bereitstellen und es zur Anwendung empfehlen sorgen sie f r dessen Nutzung in einer Vielzahl unterschiedlicher Anwendungskon texte Inwiefern handelt es sich nun dabei um einen Eingriff der auf die Gewinnung von Wissen zielt Evidenz f r die These mit der Ver ffent lichung einer neuen Programmversion werde auch die Gewinnung von Wissen intendiert findet sich in den Interviews in denen die Entwickler die Fehlerhaftigkeit der von ihnen entwickelten Programme ansprechen und vor diesem Hintergrund die Erprobung des Programms in unter schiedlichen Anwendungsbereichen al
352. ring New York Yourdon Dijkstra E 1979b The Humble Programmer In E N Yourdon Hrsg Classics in Software Engineering New York Yourdon DiMaggio P J Powell W W 1983 The Iron Cage Revisited Institu tional Isomorphism and Collective Rationality in Organizational Fields In American Sociological Review 48 DiMaggio P J Powell W W 1991 Introduction In P J DiMaggio W W Powell Hrsg The New Institutionalism in Organizational Analysis Chicago London The University of Chicago Press Dohl V Kratzer N Moldaschl M Sauer D 2001 Aufl sung des Un ternehmens In U Beck W BonB Hrsg Die Modernisierung der Modernisierung Frankfurt Suhrkamp Donaldson J R 1973 Structured Programming In Datamation 19 12 Douglas M Wildavsky A 1982 Risk and Culture Berkeley u a O University of California Press Dumke R 1993 Modernes Software Engineering Eine Einf hrung Braunschweig Wiesbaden Vieweg Dyers R 1999 Making white people white MacKenzie D A Wajcman J Hrsg 1999 The Social Shaping of Technology Women s Technobiographies 2 Aufl Buckingham Open Univer sity Press 231 PRODUKTIVE ANARCHIE Elster J 1986 Rational Choice Oxford Basic Blackwell Ltd Endres A 1996 A Synopsis of Software Engineering History The In dustrial Perspective In A Brennecke R Keil Slawik Hrsg His tory of Software Engineering Position Papers for Dagstuhl Seminar 9635 Au
353. riority Stallman 2002 48 Hier tritt deutlich hervor daB es sich bei freien Softwareentwicklern um Mitglieder einer Profession handelt die sich aus Leidenschaft und per s nlichem Interesse mit einem Gegenstand besch ftigen Stallman ent wickelt die Software wird aber nicht daf r sondern nur f r die Leistung der Anpassung des Systems an die Bed rfnisse der Anwender bezahlt Ressourcen m ssen demnach also nur bereitstehen damit Entwickler die M glichkeit haben dem intrinsischen Interesse nachzugehen nicht aber als Anreiz f r die Werksch pfung selbst Unsere bisherige Rekonstruktion l t sich wie folgt zusammenfas sen Bei dem Urheberrecht und den freien Softwarelizenzen handelt es sich um Institutionen die beide eine Theorie ber den Zusammenhang von Werk Sch pfer und Anreizmuster bereithalten Entscheidende Dif ferenz ist da der Perspektive des Urheberrechts folgend dieses als In strument der F rderung von Werkproduktion angesehen wird w hrend in der mit freien Softwarelizenzen verkn pften Perspektive Urheberrecht und propriet re Lizenzen ausschlie lich Innovationshemmnisse darstel len Gilt das Werk in der Perspektive des Urheberrechts als Ausdruck der Pers nlichkeit des Sch pfers wird dies zumindest im Fall von Soft ware aus der Perspektive freier Softwarelizenzen ebenso bestritten wie die Annahme die sch pferische T tigkeit ben tige selektive Anreize Eine weitere Differenz betrifft die Abw
354. rogramming considered as Human Activity aus dem Jahr 1965 Darin widmet er sich der Frage weswegen die Qualit t von Software so niedrig sei und macht daf r die begrenzte menschliche F higkeit zur intellektuellen Durchdringung von komplexen Strukturen verantwortlich Dijkstra 1979a 5 Aufgrund der Beschr nktheit der Leistungsf higkeit des menschlichen Gehirns und der Komplexit t der zu l senden Aufgabe der Softwareentwicklung for dert er dazu auf die bersichtlichkeit des Programmquellcodes durch den Verzicht auf sogenannte goto Befehle zu verbessern Dieser Be fehl erm glicht einen Sprung zu einem anderen Teil des Programms und sorgt daf r da das Programm kompakt bleibt beeintr chtigt aber gleichzeitig dessen Les und die Verstehbarkeit Der Verzicht auf den Befehl mache das Schreiben von Programmen schwieriger verringere jedoch den Aufwand f r die Beseitigung von Fehlern ebd 8 Das Be m hen um die Verbesserung der Struktur des Quellcodes wurde von an 3 Als Hauptziel dieser Phase der Softwareentwicklung h lt Endres fest Ihe main goal pursued during this period was to reduce development risk and to improve quality and productivity Endres 1996 22 4 Neben der Orientierung des Softwareentwicklungsprozesses am Bild des Ingenieurs ist in den 1980er Jahren das Leitbild der Software Gestaltung getreten hat aber die ltere Orientierung nicht vollst ndig verdr ngen k nnen vgl Schulz Schaeffer 1996 Zum Ve
355. rojekten ei nen hohen Stellenwert besitzt Dies gilt sowohl f r die im urspr nglichen Konzept der Innovationsnetzwerke thematisierte Rolle von Vertrauen hin sichtlich der Behandlung von sensiblen Informationen Vertrauensschutz als auch in bezug auf die Kompetenz der Kooperationspartner Kowol Krohn 1997 57 W hrend Kompetenz aufgrund der Transparenz des Quellcodes von kompetenten Entwicklern beurteilt und Qualit t durch Peer Review gesichert wird ist ein Schutz von sensiblen Informationen nicht notwendig da diese nahezu ausnahmslos ffentlich sind 17 Wenn keine Handlung unerw nscht ist ist das Vertrauen auf ihre Unter lassung irrelevant 224 THEORETISCHER ERTRAG Handlung Aneignung von freier Software in freien Softwarelizenzen sorgt daf r da die als unerw nscht geltenden Handlungen unterbleiben oder das Auftreten durch das Rechtssystem sanktioniert wird Auch diese berlegungen zum Stellenwert von Vertrauen verweisen auf einen hohen Einflu der relevanten Institutionen Der institutionali sierte Orientierungshorizont ist wie der Fall freier Software zeigt ma geblich daf r verantwortlich welche Rolle Vertrauen innerhalb von Netzwerken spielt Eine wichtige Rolle von Vertrauen ist berall dort zu vermuten wo eine Vielzahl von Handlungen als unerw nscht gilt eine Unterlassung jedoch aus praktischen Gr nden nicht durch h rtere Me chanismen wie beispielsweise durch Vertr ge garantiert werden kann
356. rst ndnis der Innovation von offenen Programmierprojekten sind vor allen Dingen die Konzepte des klassischen Software Engineering wichtig auf die wir uns in dieser Darstellung beschr nken 93 PRODUKTIVE ANARCHIE deren Informatikern aufgegriffen und durch weitere Vorschl ge erg nzt So erhoffen sich Miller und Lindamood Vereinfachungen der Entwick lung von komplexen Programmen durch ein konsequentes Top down Design der Top down Implementation des Systems und der Beschr n kung der Gr e einzelner Moduleinheiten auf eine Druckseite Miller Lindamood 1973 56 Daneben wurden weitere Werkzeuge wie Hilfsmittel zur Visualisierung und automatisierte Fehlersuchsysteme Debugger entwickelt die Bestandteile von Softwareentwicklungsum gebungen bilden Es kann also ausgehend von dem Vorschlag von Dijkstra die Etablierung des Interesses an der Entwicklung von Werk zeugen zur Verbesserung der Struktur des Quellcodes nachgezeichnet werden die sp ter mit anderen Methoden und Werkzeugen des Software Engineering kombiniert werden sollen Structured programming stellt eine Formalisierung der Sachdimension der Softwareentwicklung dar mit welcher der Versuch unternommen wird das Produkt nach bestimm ten Kriterien zu standardisieren und ihm seinen stark von den F higkei ten des Entwicklers abh ngigen Charakter zu nehmen Ein weiterer Schritt der Formalisierung nunmehr in der Zeitdimen sion wurde mit der Erarbeitung von sogenannt
357. rt G Bechmann Hrsg Technik und Gesellschaft Jahrbuch 7 Frankfurt u a O Campus Brodbeck M 1994 Software Entwicklung Ein Tatigkeitsspektrum mit vielfaltigen Kommunikations und Lernanforderungen In C Fre se M Brodbeck Hrsg Produktivit t und Qualit t in Software Projekten Psychologische Analyse und Optimierung von Arbeits prozessen in der Software Entwicklung M nchen Wien Olden bourg Brodbeck M Frese C Hrsg 1994 Produktivit t und Qualit t in Software Projekten Psychologische Analyse und Optimierung von Arbeitsprozessen in der Software Entwicklung M nchen Wien Oldenbourg Brooks F P 1975 The Mythical Man Month Essays on Software En gineering Reading u a O Addison Wesley Brooks F P 1995 The Mythical Man Month Essays on Software En gineering Anniversary Edition Reading u a O Addison Wesley 229 PRODUKTIVE ANARCHIE Browne C B 1998 Linus and Decentralized Development In First Monday 3 3 Als Online Dokument http firstmonday org issues issue3_3 browne index html Busch C 1998 Zur Bedeutung von Metaphern in der Entwicklung der Informatik In D Siefkes P Eulenh fer H Stach H St dtler Hrsg Sozialgeschichte der Informatik Kulturelle Praktiken und Orientierungen Wiesbaden Deutscher Universit ts Verlag Butler B Sproull L Kiesler S Kraut R 2002 Community Efforts in Online Groups Who does the Work and Why Als Online Dokument http opensour
358. rte Versionen wieder dieselben Lizenzbedingun gen gelten Wie anhand des letztgenannten Modifikationsrechts bereits deutlich wird ber hren sie nicht nur die Distribution und Verwendung sondern auch die Produktion Dieser Aspekt steht hier im Mittelpunkt wenn wir der Frage nachgehen worin die Innovation freier Softwareli zenzen liegt und welche strukturbildenden Effekte sie f r die Entwick lung hat Der innovative Gehalt freier Lizenzen erschlie t sich in Abgrenzung zu weitverbreiteten Vorstellungen ber den Zusammenhang von Werk sch pfer Werk und Werknutzung Nach einer knappen bersicht ber die geschichtliche Entwicklung des Urheberrechts werden wir mithilfe einer Rekonstruktion des juristischen Begr ndungsdiskurses in einem ersten Schritt zeigen da mit dem Urheberrecht eine Theorie ber die sen Gegenstandsbereich verbunden ist in dem das Recht als ein Mittel zur F rderung von sch pferischer T tigkeit auftaucht die letztlich im Interesse der Allgemeinheit liegt Mit der Monopolisierung der Werk nutzungsrechte zugunsten des Werksch pfers wird ein selektiver Anreiz 65 PRODUKTIVE ANARCHIE zur Werkproduktion geschaffen die im Interesse des Sch pfers des Verwerters und des Werknutzers liegt Nach der Erarbeitung dieser Kontrastfolie k nnen wir in Schritt zwei die innovativen Aspekte von freien Softwarelizenzen bestimmen Mit der Analyse der Kritik freier Softwareentwickler an der Anwendung des Urheberrecht
359. run 8 Als vieldiskutiertes Beispiel kann hier das The New York Times Infor mation Bank Project gelten In diesem Projekt wandte IBM erstmalig das Organisationsmodell an und erreichte eine im Vergleich zu anderen Pro jekten hnlicher Gr enordnung immens hohe Produktivit t die Baker dazu veranla te von der M glichkeit der Verdoppelung der lines man month mithilfe des Modells zu sprechen ders 1979 79 Dar ber hinaus wurde hervorgehoben da der mit dieser Methode produzierte Quellcode nahezu fehlerfrei sei McCracken 1973 51 96 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE gen aufgel st werden De institutionalisierung und vermittels wissen schaftlichem Wissen ein neuartiger Bezugsrahmen geschaffen wird Re Institutionalisierung Im Zuge dieses Prozesses wird der ltere Bezugs rahmen als ineffizient irrational oder falsch identifiziert Weingart 1983 228 und durch einen als angemessener oder dem lteren berle gen geltenden ersetzt Ein solcher Wandlungsproze findet mit der Eta blierung von Software Engineering statt mit der das Produkt der Kunstfertigkeit einer Gemeinschaft findiger Bastler neubestimmt wird als Resultat eines regelgeleiteten Produktionsprozesses Schulz Schaeffer 1996 123 Ausgel st durch das Fehlschlagen der Martiner 1 Mission die als Ikone der Softwarekrise firmierte Campbell Kelly Aspray 1996 200 und dem ungeplanten und als kaum zu steuernd wahrgenommenen Verlauf des IBM OS 3
360. rung revidiert werden die Re versibilit t des Programms erh ht sich und ist mit geringeren Folgeko sten verbunden Ertr ge f r die Technikgeneseforschung Bis hierher haben wir gezeigt da die Modularit t des Quellcodes eine Eigenschaft darstellt die aus den praktischen Anforderungen des Ent wicklungsprozesses resultiert Die Anforderungen sorgen also daf r da die Software eine bestimmte Gestalt n mlich eine Untergliederung des Programms in Module bei eindeutiger Definition der Schnittstellen annimmt Abschlie end wollen wir der Frage nachgehen wie sich dieser Befund mit den Erkenntnissen der Technikgeneseforschung vertr gt Wie bereits weiter oben gezeigt entspringt die Technikgenesefor schung der Auseinandersetzung mit lteren deterministischen Theorien der Technikentwicklung und stellt der Vorstellung eines technisch de terminierten Entwicklungspfades die These entgegen Technik gewinne ihre Gestalt innerhalb eines sozialen Prozesses eine Annahme die von s mtlichen neueren Ans tzen der Technikgeneseforschung geteilt wird Hinsichtlich der sozialen Faktoren mit denen die Gestalt von Technik erkl rt werden soll weisen die Ans tze jedoch gro e Unterschiede auf Das Scot Konzept von Bijker Pinch erkl rt den sozialen Charakter durch Akteursgruppen ihren Problemdefinitionen sowie den Interpreta tionen wann eine Technik ein Problem l st Pinch Bijker 1984 Bijker 13 Social Construction of Technology
361. s n lichkeitsrechtliche Begr ndung des Urheberrechts die den Anspruch auf die Verf gungsgewalt ber das Werk aus der Sch pfungst tigkeit einer Person ableitet Auch die Annahme das Werk stelle Ausdruck der Per s nlichkeit des Urhebers dar wird durch die Erw hnung der Seele die der Sch pfer hingebungsvoll in sein Werk legt wiedergegeben In der hieran anschlie enden Argumentation bestreitet Stallman die Richtigkeit einer solchen Begr ndung Das Werk wird hier nicht als zur Pers nlich keitssph re des Urhebers zugeh rig verstanden und mu demnach nicht 13 Diese normative Orientierung werden wir weiter unten noch eingehender analysieren und als Gaben konomie bezeichnen 14 Siehe http www gnu org philosophy shouldbefree html 15 PRODUKTIVE ANARCHIE vor Ver nderungen gesch tzt werden Im Gegenteil Das jedermann ge w hrte Recht zur Modifikation wie es sich in freien Softwarelizenzen findet gestattet es Abwandlungen Ver nderungen und Erg nzungen vorzunehmen und verweist auf eine Pr ferenz f r die Weiterentwicklung des Programms statt der Bewahrung des Urspr nglichen Ein zweiter Unterschied bezieht sich auf die Frage der Abw gung zwischen den Be langen des Urhebers und den Interessen an der Werksnutzung anderer Personen Authors often claim a special connection with programs they have written and go on to assert that as a result their desires and interests concerning the program simply outweigh t
362. s Fehlers im Steuerungsprogramm von seiner Bahn abkam und auf die Erde zu st rzen drohte Der Fehler wird h ufig auch als teuerster Bug der Computergeschichte bezeichnet 10 Hierbei handelte es sich um die von IBM projektierte Entwicklung eines Betriebssystems f r das System 360 dem gr ten und komplexesten Pro gramm der damaligen Zeit 1964 geplant geriet es trotz aller Anstrengun gen immer st rker in Verzug und wurde schlu endlich mit mehr als einem Jahr Versp tung ausgeliefert Dabei beliefen sich die Kosten auf das F nf fache des urspr nglichen Budgets Campbell Kelly Aspray 1996 199 97 PRODUKTIVE ANARCHIE von wissenschaftlichem Wissen zur Erreichung des Ziels Qualit tssi cherung Diese Anforderungen stellen nun nicht blo e Erwartungen der akademischen Informatik an die Entwicklungspraxis dar sondern bilden dort tats chlich auch eine wichtige Orientierung So ermitteln beispiels weise Weltz Ortmann bei einer Untersuchung innerhalb von Software unternehmen einen Anteil von 61 Prozent von Entwicklungsprojekten in denen ein Phasenmodell zur Anwendung kommt dies 1992 82 w hrend sich in Fachzeitschriften Erfahrungsberichte ber den Einsatz von Methoden Werkzeugen Hilfsmitteln und Modellen finden und Lehrb cher der Teildisziplin z T aus der Entwicklungspraxis selbst stammen Die Notwendigkeit einer starken planerischen Durchdrin gung stellt einen zentralen Orientierungsrahmen f r die Softwareent wi
363. s Mittel zu deren Beseitigung thematisieren Dies zeigt sich beispielsweise in der folgenden Passage in der ein Programmierer die Rolle von Bugreports wie folgt ein sch tzt Also eine sehr wichtige Reaktion ist immer die Fehlermeldung Also wenn jemand sagt das st rzt bei mir ab Am besten dir auch noch sagen kann war um Also das ist schon mal selten aber wenn du die Information hast es st rzt ab das ist schon mal gut Weil dann kannst du Fehler suchen gehen Das ist ne sehr sehr wichtige Reaktion Es wird auch fast immer untersch tzt wie wichtig diese Reaktionen sind D 8 Der Entwickler rechnet nicht damit da das von ihm entwickelte Pro gramm fehlerfrei ist und betont die Relevanz und den Nutzen von In formationen die ihm im Fall eines Bugreports von Benutzern bermit telt werden Aus seiner Perspektive f hrt die Anwendung freier Software zur Erzeugung von Wissen ber Probleme und Programmfehler das ihn im g nstigen Fall erreicht und als Ressource in die weitere Entwicklung 18 Dieser Entwickler hatte im Interview zuvor betont Bugs w rden eine un vermeidliche Begleiterscheinung der Softwareentwicklung darstellen 197 PRODUKTIVE ANARCHIE einflie t Die Erzeugung von Wissen ber Bugs durch die Anwendung von Software infolge einer Ver ffentlichung ist also antizipiert inten diert und erw nscht Unterst tzt wird unsere Interpretation auch durch das vorgehaltene Bug Track System mit dem
364. s auf Software werden wir sehen da hier eine vom Rechtsbegr ndungsdiskurs abweichende Gewichtung zwischen den in dividuellen Belangen und kollektiven Interessen zum Ausdruck gebracht wird Ein innovatives Moment liegt somit in der neuartigen Perspektive die auf diesen Zusammenhang entwickelt wird Die Notwendigkeit der Bereitstellung von selektiven Anreizen f r die F rderung von sch pferi scher T tigkeit wird bestritten Urheberrecht und das Modell der Verga be von beschr nkten Nutzungsrechten vermittels propriet rer Lizenzen als Innovationshemmnis betrachtet In einem dritten Schritt kommen wir mit der Frage nach den Konse quenzen freier Softwarelizenzen auf die regulative Dimension zu spre chen Die Lizenzen stellen eine Vertragsfigur dar die sich reflexiv auf den durch das Urheberrecht hergestellten Rechtszustand bezieht und die monopolisierten Nutzungsrechte dazu verwendet die kritisierten Folgen des Urheberrechts zu beseitigen Damit machen sie freie Software fak tisch zu einem Kollektivgut und regulieren die Distribution sorgen gleichzeitig mit Blick auf die Produktion aber auch daf r da Beitr ge zur Entwicklung zwangsl ufig die Form von Gaben annehmen Der ab schlie ende Exkurs zu Marcel Mauss erm glicht es uns dann die Cha rakteristika der so geschaffenen Gaben konomie zu bestimmen Die Institution Urheberrecht Die Geschichte des Urheberrechts ist relativ jung und mit der Entwick lung des Buchhandels eng verb
365. s entspricht weitgehend der Bestimmung der Rolle von Expe rimenten bei Popper 15 Vgl f r den Fall Ampere auch Steinle 1998 281 16 Um es am Beispiel von Tschernobyl zu verdeutlichen Es wurde ein Ver such mit dem Reaktor unternommen dies war der Weltausschnitt auf den sich das Handeln der Bedienmannschaft bezog die Auswirkungen auf die Umwelt und das Institutionensystem der betroffenen L nder wurden 195 PRODUKTIVE ANARCHIE Wir wollen im folgenden die Konzeption des Experimentators als Abgrenzungskriterium von Experimenten nutzen Zum Experiment bzw zur Experimentalanordnung geh ren s mtliche in die Konzeption des Experimentators fallenden Gegenst nde und Ph nomene die vom Expe rimentator eingesetzt kontrolliert oder hervorgebracht werden und die er seinem eingreifenden Handeln zurechnet Andere aus der Konzeption des Gegenstandsbereichs herausfallende Komponenten oder Ph nomene die eventuell vom Experimentator registriert und die er ex post seinem Eingriff zurechnet wollen wir als Folgen des Experiments bezeichnen Wir fassen die berlegungen zum Realexperiment zusammen Um von Realexperimenten sprechen zu k nnen m ssen die folgenden Be dingungen erf llt sein a Handlungsziel mu nicht nur die Gestaltung eines bestimmten Ph nomenbereichs sondern gleicherma en die vom Experimentator angestrebte Gewinnung von Wissen sein b Durch das Charakteristikum des Eingriffs und das Ziel der Gewinnu
366. s sich sowohl um Personen als auch um Gruppen handeln so da sich zwischen individuellen und kol lektiven Gaben auf Seiten des Empf ngers und Gebers unterscheiden l t Soziale Systeme in denen die bergaben von Gaben die Verteilung 27 Zu analogen Schlu folgerungen kommt Merton im Fall der Wissenschaft in der wissenschaftliches Wissen als kollektives Gut behandelt und jeder mann frei zur Verf gung gestellt wird Im Zuge der Entwicklung der Wis senschaft vergr ert sich die Menge des zug nglichen Wissens vgl Mer ton 1988 620 82 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN von Ressourcen regulieren wollen wir im folgenden als Gaben kono mien bezeichnen Mit der Funktionsweise solcher Systeme besch ftigt sich Marcel Mauss in seiner anthropologischen Synopse The Gift 1954 Mauss hat die grundlegenden Strukturen des Gabentauschs zu einem Modell verdichtet und darin ein Muster zur Herstellung von so zialer Ordnung erkannt Hauptuntersuchungsgegenstand von Mauss ist der Potlasch ein in vielen archaischen Kulturen vorfindbares Ereignis bei dem der gastge bende Stamm zu Ehren eines besuchenden H uptlings und dessen Stammesmitgliedern ein Fest ausrichtet Dabei kommt es zu einem ber schwenglichen Konsum von e baren und nicht e baren G tern der bis zur scheinbar nutzlosen Zerst rung reichen kann In einigen F llen geht es nicht einmal um Geben und Zur ckgeben sondern um Zerst rung nur um
367. sbesondere darin da E Mails von Anwendern die an einzelne Entwickler pers nlich adressiert sind und in denen den Entwicklern gedankt oder das Programm gelobt wird von diesem auf die Mailingliste weitergeleitet werden 20 Eine Beantwortung der Frage ob der Einflu von Anwendern gr ere Vor als Nachteile hat ist im Rahmen dieser Untersuchung nicht m glich Sie w rde einen systematischen Vergleich von m glichst hnlichen Pro jekten erfordern die sich aber hinsichtlich des Grades an Anwendereinflu m glichst stark unterscheiden Zu den Problemen einer Nutzerbeteiligung bei propriet rer Softwareentwicklung siehe Heinbokel 1994 107 und Weltz Ortmann 1992 75 ff 182 ENTSCHEIDUNG UBER ZIELSETZUNGEN Programms mit Funktionalit t f hrt Da Anwender im Regelfall nicht einsch tzen k nnen ob sich die gew nschte Funktionalit t in sinnvoller Weise im Programmentwurf implementieren l t besteht die Gefahr da Ziele vorgeschlagen werden die das Programmdesign berladen Sofern die Entwickler sich verpflichtet f hlen den W nschen nahezu ausnahmslos nachzukommen besteht die Gefahr der Verfolgung unan gemessener Zielsetzungen Zugespitzt w rden Entscheidungen ber Zie le nicht mehr auf der Logik argumentativer Pr fung basieren sondern auf der Logik des Gabenaustauschs mit den entsprechenden Folgen Zusammenfassung In diesem Kapitel haben wir die Frage diskutiert wie innerhalb von of fenen Progr
368. schr nkten Zugriff auf die Ressourcen gestatten Vervielf ltigung Nut zung Modifikation und Vertrieb Hier gilt also ein Gro teil von Hand lungen wie z B die Nutzung von Netzwerkressourcen ohne zur Pro duktion beigetragen zu haben nicht als unerw nscht so da nicht auf eine Unterlassung vertraut werden mu Die andernorts als opportuni stisch geltenden Verhaltensweisen sind hier legitim Eine Ausnahme bildet zumindest im Fall von copyleft Lizenzen die Aneignung von freier Software Hierunter zu verstehen ist der Ver trieb einer modifizierten oder nicht modifizierten Version des Pro gramms unter anderen als den urspr nglichen Lizenzbedingungen Eine solche Privatisierung auch hijacking genannt O Mahony 2003 1181 bildet nun aber eine unerw nschte Handlung auf deren Unterlassung ge rade nicht vertraut werden kann Da freie Software unbeschr nkt zu g nglich ist und eine Aneignung von jedermann betrieben werden kann m te nun auch jedermann vertraut werden An die Stelle eines solchen unm glichen Vertrauens tritt die rechtliche Regulation Das Verbot der 16 Gerade weil sich bei der Analyse der Projekt Mailingliste KMail keine Hinweise darauf ergaben da Vertrauen eine wichtige Rolle f r die Ko operation der Entwickler spielt wurden die Interviewpartner hierzu expli zit befragt Auch aus den Antworten lie en sich keine Hinweise darauf entnehmen da Vertrauen innerhalb von freien Programmierp
369. sich mir im Zusammenhang mit freier Software stellenden Fragen zu beantworten Nennen m chte ich Prof Wolfgang Krohn dem ich nicht nur mein grundlegendes Verst ndnis von Technik verdanke sondern der meinem Projekt immer wohlwollend und f r dernd gegen ber stand Prof Alfons Bora der durch die Kl rung von methodischen Fragen den Platz den er meiner Untersuchung in der Me thodenwerkstatt einr umte und den Hinweis darauf die Entstehung von freien Softwareentwicklungsprojekten nicht einfach unhinterfragt vor auszusetzen die Arbeit stark gepr gt hat Prof Peter Weingart der mir gezeigt hat was einen guten Chef ausmacht Andreas Pettenkofer der in unnachahmlicher Weise produktiv fragen und insistieren kann und der mir so zu unz hligen Einsichten verholfen hat meine Interviewpartner insbesondere die Intevation GmbH und die Free Software Foundation Europe FSF die meine Fragen und Nachfragen geduldig beantwortet und einem Unwissenden zumindest zu ein wenig Verst ndnis ihrer T tigkeit verholfen haben und meine Eltern die bei meinem Ansinnen in einer von au en vermutlich esoterisch anmutenden Wissenschaft wie der Soziologie zu promovieren nicht nerv s geworden sind Mein Dank gilt auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft die das Projekt ber drei Jahre hinweg im Rahmen des Graduiertenkollegs Genese Strukturen und Folgen von Wissenschaft und Technik mit einem Promotionsstipen diums gef rdert hat und dem Graduiertenkolleg Au
370. source findet sich bei Ostrom 1999 75 ff 26 Horns beschreibt freie Software als vertraglich regulierte Allmende 2000 Abs 40 ff also ebenfalls als Kollektivgut Allerdings ist diese Einord nung irref hrend da es sich bei der Allmende um ein ersch pfliches Gut handelt das durch konkurrierenden Konsum gekennzeichnet ist w hrend im Fall von Software durch die leichte Vervielf ltigbarkeit keine Knapp heit des Guts auftritt Eine analoge Interpretation von freier Software als Allmende findet sich auch bei Grassmuck 2002 177 ff 81 PRODUKTIVE ANARCHIE f r freie Software aus Wie verh lt es sich nun mit dem Trittbrettfah rerproblem Dieses m te sich zumindest dem Verst ndnis der Kollek tivg ter konomie nach auch im Fall von freier Software aufgrund des Charakteristikums der Nichtausschlie barkeit stellen Im n chsten Schritt werden wir uns der Frage widmen warum dies nun gerade nicht der Fall ist sich also das freerider Problem alle nutzen die Ressource ohne sich an der Bereitstellung zu beteiligen nicht stellt Nicht nur die Distribution und Nutzung sondern auch die Produkti on von freier Software ist in einem erheblichen Ma gepr gt von freien Softwarelizenzen Beitr ge zur Entwicklung nehmen aufgrund von frei en Softwarelizenzen zwangsl ufig die Form von Gaben an eine andere Form des Beitrags ist ausgeschlossen Sobald ein Entwickler ein Pro gramm unter einer freien Softwarelizenz lizensiert
371. ssen wobei die Realisierung dieses von den Akteuren werke sondern l t sich bei einer Vielzahl soziologischer Netzwerktheo rien beobachten Vgl z B Weyer 2000b 241 5 Vgl Sydow 1992 135 Dieser wendet gegen den Transaktionskostenan satz ein er w rde weder Qualit ts noch Zeitargumente bei der Abw gung zwischen unterschiedlichen Strukturalternativen ber cksichtigen 215 PRODUKTIVE ANARCHIE hoch bewerteten Nutzens dazu f hren kann da hohe Transaktionsko sten in Kauf genommen werden Analoge Argumentationsfiguren die sich ebenfalls im Rahmen einer Theorie rationalen Wahlverhaltens bewegen finden sich auch in bezug auf Vertrauen Innerhalb der langen vorvertraglichen Phase die dem Weben und Schlie en der Kooperationsbeziehung dient Kowol Krohn 1997 49 werden nicht nur die zu erbringenden Leistungen aus gehandelt sondern auch ein Vertrauensverh ltnis aufgebaut Allerdings hat dieses keinen Eigenwert sondern besitzt dem Konzept der Innovati onsnetzwerke nach instrumentellen Charakter indem es als Mittel zur Realisierung der gew nschten Handlungsoption dient Vertrauensinvestitionen versprechen f r beide Partner einen differentiellen Gewinn der mit der Strategie des Misstrauens und der Absicherung durch Kaufvertr ge nicht erreichbar w re Die Vertrauensbasierung als Integrati onsmodus f r Innovationsnetzwerke zielt auf die Etablierung einer rekursiven prozeduralen Lernstruktur
372. st als Ergebnis einer Handlung zu erkl ren die zu seiner Herbeif hrung entworfen wurde ebd 141 Ei nen solchen Fehlschlu begehen Lerner Tirole im Fall der Reputation Wie weiter oben ausgef hrt handelt es sich dabei um einen Ruf der auf vorangegangene Leistungen basiert die von anderen Personen erinnert und der betreffenden Person zugerechnet werden Problematisch an der These eine Beteiligung an freien Softwareentwicklungsprojekten f nde zum Zweck des Reputationserwerbs statt ist da es zum Zeitpunkt an dem ein Beitrag erbracht wird nicht absehbar ist ob die Leistung von anderen Personen wahrgenommen wird und sich damit das erzielte Ver h ltnis von Aufwand und Reputations Ertrag der Kontrolle des Ak teurs entzieht Erschwerend kommt als Eigenschaft von Reputationssy stemen hinzu da die Beteiligten jeden Anschein vermeiden m ssen sie strebten Reputation an so da die M glichkeit einer nachtr glichen Re klamierung eines nicht angemessenen Ma es an Reputation ebenso aus f llt wie eine Strategie auf die erbrachten Leistungen aufmerksam zu machen Diese Eigenschaft von Reputation machen es daher unwahr scheinlich da sich Akteure vorrangig zum Zweck deren Erwerbs an der 27 Vgl hierzu auch Raymonds Erl uterungen zu Reputation in How to be come a hacker Accordingly when you play the hacker game you learn to keep score primarily by what other hackers think of your skill this is why you ar
373. stehens eines Ein Personen Projekts kann also nur durch die Inkaufnahme eines Dissens Risikos bez glich 4 PGP bildet ein Akronym f r Pretty Good Privacy einem Verschl sse lungsverfahren das sich nicht nur unter den Entwicklern gro er Beliebt heit erfreut Eine Implementation des Verfahrens vertreibt die pgp Corpo ration siehe http www pgp com Da es sich hierbei nicht um freie Soft ware handelt wurde innerhalb des GNU Projekts eine freie Implementati on des Verfahrens entwickelt http www gnupg org 5 Beispiele bilden Linux Perl und Sendmail Lerner Tirole 2002 208 ff 154 PROJEKTBEGINN der Zielsetzungen und dem Vorgehen vermieden werden Darin er sch pft sich nun aber nicht die Aufgabe einer Projektgr ndung wie die weitere Schilderung zeigt Das Grundproblem war eigentlich da ich in dieser Libary relativ h ufig das Design ge ndert habe Und dann nderten sich die externen Schnittstellen und dieses Grafikteil diese graphische Schnittstelle benutzte der andere Entwick ler N C T ja Und dann wars halt so an der einen Seite war Frank das war der andere Entwickler der machte dann halt ein paar Fixes und ich hatte in zwischen ein paar Klassen komplett umgeschmissen und dann gabs halt ein Konflikt beim Mergen Das war einfach ziemlich frustrierend Weil dann konnte er wieder nicht weiterarbeiten Also das lag jetzt weniger an CVS an sich das da irgendwelche Fehler gewesen w ren als da das
374. stellt Die Existenz freier Software wird bei n herer Be trachtung zunehmend erkl rungsbed rftig Die Studie gliedert sich wie folgt In einem ersten Teil legen wir die Grundlagen f r die Untersuchung Am Anfang steht hier die Kl rung der Begriffe freie Software und freie Softwareprojekte mit denen wir den hier interessierenden Gegenstand bestimmen Hieran anschlie end 8 Vgl Spiegel Online vom 08 07 04 Als Online Dokument http www spiegel de netzwelt technologie 0 1518 druck 307447 00 html 13 PRODUKTIVE ANARCHIE werden wir im zweiten Kapitel die Fragestellung entwickeln Abge schlossen wird dieser Grundlagenteil mit der Darstellung des theoreti schen Rahmens der Untersuchung dem Konzept der Innovationsnetz werke mit dem Kooperationsprozesse zwischen heterogenen Akteuren im Bereich der Technikentwicklung analysiert werden Im Fokus des zweiten Teils steht dann die Frage nach den Ursachen fiir die Entstehung des Netzwerks freier Softwareentwicklung das sich in die fiir das Feld typischen freien Softwareentwicklungsprojekte glie dert Wie wir sehen werden ist diese Struktur zwei Innovationen ge schuldet zum einen der vertraglichen Innovation freier Softwarelizen zen zum anderen der organisatorischen Innovation der offenen Pro grammierprojekte Im ersten Kapitel des zweiten Teils werden wir diese spezielle Form der Lizenz diskutieren und zeigen da diese sich reflexiv auf das Urheberrecht bezieht Die d
375. stem software It may enable them to make money but it requires them to feel in conflict with other programmers in general rather than feel as comrades The fundamental act of friendship among programmers is the sharing of programs marketing arrangements now typically used essentially forbid programmers to treat other as friends The purchaser of software must choose between friend ship and obeying the law Stallman 1985 0 S Der urheberrechtliche Schutz und die Geheimhaltung des Quellcodes konfligiert mit anderen Verhaltenserwartungen denen Programmierer ausgesetzt sind Die unter den Softwareentwicklern existierende Norm der Hilfeleistung vermittels Weitergabe und berlassung von Soft 11 Dieses Argument findet sich auch bei Stallman 1999 61 der es als ent scheidenden Vorteil des GNU Betriebssystems ansieht da das System die Freiheit des Anwenders respektiert 12 Vgl auch Stallman 1999 54 74 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN ware Das Verbot dieser Praxis sorgt f r die Transformation der sozia len Beziehungen zwischen den Softwareentwicklern und erweist sich so als bedrohlich f r die soziale Koh sion durch die Unterbindung des gruppenkonstituierenden Austauschakts Die Weitergabe von Program men hat nicht nur die Funktion anderen bei der L sung ihrer Probleme zu helfen sondern ist dar ber hinaus symbolisch stark aufgeladen wie in der Bezeichnung des Austauschs von Programmen als funda
376. stri bution http www redhat com apps download f r die RedHat Stan dard Distribution http www turbolinux com support download f r die TurboLinux Distributionen F r Distributionen mit propriet ren Erweite rungen m ssen z T Lizenzgeb hren bezahlt werden Beispiel bildet hier die Mandrake Distribution http www mandrakesoft com products range wslang de 78 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN Downloads im Internet ist freie Software selbst kostenlos also ohne die Zahlung einer Lizenzgeb hr zu nutzen Weiter erh lt der Empf nger der Software durch die Lizenz das Recht ausgesprochen die Software zu kopieren und zu vertreiben Im folgenden Argumentationsschritt wol len wir zeigen da freie Softwarelizenzen die hierunter fallenden Com puterprogramme zu einem Kollektivgut machen das durch nicht konkurrierenden Konsum gekennzeichnet ist In der konomischen Theorie wird zwischen zwei Typen von G tern unterschieden Private G ter und Kollektivg ter Private G ter oder Individualg ter sind dadurch gekennzeichnet da sie einem Besitzer als Eigentum zugerechnet werden der die Verf gungsgewalt ber sie aus bt Eine Person fungiert als Inhaber der Rechte zum Genu des Guts w hrend andere Personen von Nutzung und Konsum ausgeschlossen sind beziehungsweise nur mit der Einwilligung des Besitzers vom Gut profitieren d rfen In Abgrenzung hierzu werden unter Kollektivg tern diejenigen G
377. t d Die Systematik und die Anleitung durch methodische Prinzipien zeigen sich in diesem Fall nicht im Vorgehen der Entwickler sondern in den normativen Er wartungen die an Anwender adressiert werden Es wird erwartet da diese m glichst vollst ndig und systematisch ber Fehler berichten die wichtigsten Randbedingungen der Anwendungssituation nennen und damit das Wissen ber den Fehler m glichst ersch pfend an das Projekt weitergeben Ein weiterer Aspekt dieser Experimentiert tigkeit wird durch den Umstand deutlich da die Implementation des Programms in vielen Anwendungskontexten gleichzeitig stattfindet Im Sinne unserer oben entwickelten Unterscheidung handelt es sich damit um Realexpe rimente mit stark explorativem Charakter die der Hervorbringung von Ph nomenen also Bugs dienen Feinanalyse kmail 1 0 29 1 and 1 0 28 crashes on this mailfolder Wie hat man sich nun den Proze des Auffindens und Beseitigens von Programmierfehlern im Fall von KMail im einzelnen vorzustellen Die realexperimentelle Erprobung freier Software in privaten oder berufli chen Anwendungssituationen selbst entzieht sich unserer Beobachtung nicht aber der Kooperationsproze zwischen Entwicklern und Anwen dern Dieser beginnt blicherweise mit einem Fehlerbericht eines An wenders der entweder ber das Bug Track System oder die Projekt Mailingliste dem Projekt bermittelt wird Ein typischer Fall eines Bug reports bildet der Be
378. t lautet da diese Innovation einen Bruch in den Vorstel lungen ber die Organisationsform der Entwicklung von Software mar kiert der einschneidender kaum vorstellbar ist Ebenso wie f r die Inno vation der freien Softwarelizenzen geht es uns dabei in einem ersten Schritt darum die Vorstellungen die bis dato ber die Organisation des Softwareentwicklungsprozesses existierten als Kontrastfolie herauszu arbeiten um in einem zweiten Schritt die im Zuge dieser Innovation sich abzeichnenden Ideen hinsichtlich der Koordination von Handlungen in Programmierprojekten aufzuzeigen Dabei wir sich zeigen da an die Stelle einer formalen Hierarchie ein Reputationssystem tritt dessen normative Grundlagen aus einem anderen sozialen Bereich dem Wis senschaftssystem berraschend gut bekannt sind 64 Die vertragliche Innovation freier Softwarelizenzen Einen ersten wichtigen Faktor zur Erklarung der Entstehung des Netz werks freier Softwareentwicklung bilden freie Softwarelizenzen Wie wir bereits gesehen haben stellen diese Vertr ge dar mit denen die Ur heber oder Lizenzgeber den Empf ngern weitgehende Nutzungsrechte am Programm einr umen Sie erlauben einen uneingeschr nkten Ge brauch die Vervielf ltigung die Verbreitung und die Modifikation der durch sie lizensierten Programme die zumindest im Fall von copy left Lizenzen der Einschr nkung unterliegen da f r s mtliche ver nderte oder unver nde
379. t 2001 16 sondern lediglich die Anwendung wissenschaft lichen Wissens zu Zwecken der Softwareentwicklung und eine Orientie rung des Vorgehens an einem hohen Ma an Systematik 12 Bedauerlicherweise wird die Entwicklungspraxis nicht systematisch be forscht so da die Datenlage eher schlecht ist 13 Z B Denert 1992 98 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE te Torvalds anfangliche Beschaftigung zielte dabei nicht auf die Ent wicklung eines Betriebssystems sondern diente der Erkundung der be sonderen Architektur und Funktionalit t des Chips Dieses privat betrie bene Projekt weitete sich nach und nach aus die urspr nglichen kleinen Programme wurden von ihm sukzessiv durch andere erg nzt Ab den Semesterferien im Sommer 1991 wurde das Projekt von Torvalds inten siver betrieben und der Entschlu gefa t die einzelnen Programmteile zu einem Betriebssystem mit grundlegender Funktionalit t auszubau en Am 25 August 1991 informierte er mit der folgenden E Mail auf der Newsgroup comp os minix andere Personen die an seinem Betriebs system Interesse haben k nnten ber seine Aktivit ten Hello everybody out there using minix I m doing a free operating system just a hobby won t be big and profes sional like gnu for 386 486 AT clones This has been brewing since april and is starting to get ready I d like any feedback on things people like dislike in minix as my OS resembles it somewhat same physical layout o
380. t al 0 J Tzouris 2002 Extrinsische Gr nde Mit der Analyse des intrinsischen Interesses kann zwar erkl rt werden warum sich Programmierer mit der Entwicklung von Software besch f tigen nicht aber weswegen dies in zunehmendem Ma e im Rahmen of fener Programmierprojekte stattfindet Um diese Frage zu beantworten wollen wir zeigen da die Kooperation mit anderen Entwicklern Vortei le gegen ber einem alleinigen Vorgehen hat Auf einen ersten Vorteil macht ein Entwickler in der folgenden Interviewpassage aufmerksam grammierer zu sprechen kommt die hochgradige psychische und soziale St rungen aufweisen 9 Strenggenommen ist zu unterscheiden zwischen a der Entwicklung von freier Software und der Entwicklung von propriet rer Software sowie b der Entwicklung von Software innerhalb von offenen Programmierprojek ten und der Entwicklung von Software innerhalb von anderen Organisati onsformen Wir diskutieren im folgenden die Gr nde der Entwicklung von freier Software in offenen Programmierprojekten und vergleichen diese mit einer Alternative die von s mtlichen Programmierern gew hlt werden kann Die alleinige Besch ftigung mit Softwareentwicklung Wir w hlen 132 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN Ich hab gesehen da egal wie viel Zeit ich investiere ich nie das erreichen kann was die anderen Projekte schon erreicht haben Wenn ich also ein ande res Projekt verbessern kann ist das viel mehr wert
381. t auf den Aspekt der Freiz gigkeit der Verwendung legt und nicht auf die Kostenlosigkeit des Programms Eine alternative Bezeichnung f r diesen Typus von Software tauchte mit Open Source erst im Jahre 1998 auf und machte der urspr ngli chen Bezeichnung schnell Konkurrenz Open Source verweist nun nicht auf Freiheiten die Entwicklern und Nutzern an dem Programm einger umt werden sondern bezieht sich auf die Zug nglichkeit des Quellcodes Begr ndet wird die Neusch pfung des Begriffs von der Open Source Initative OSI wie folgt But the real reason for the re labeling is a marketing one We re trying to pitch our concept to the corporate world now We have a winning product but our positioning in the past has been awful The term free software has been misunderstood by business persons who mistake the desire to share with anti commercialism or worse theft Ww Vgl http www gnu org gnu initial announcement html 4 Vgl The Free Software Definition http www gnu org philosophy free sw html Wie wir weiter unten noch sehen werden f hrt die Einr umung von weitgehenden Rechten an freier Software dazu da die Programme kostenlos sind Bezahlt werden hingegen die unterschiedlichen mit freier Software verkn pften Dienstleistungen 5 Im Fall von Software ist zwischen zwei Ausdrucksformen zu unterscheiden Dem Quellcode des Programms verfa t in einer f r Menschen les und schreibbaren Progra
382. t dort da soziale Systeme wie z B Organisationen auf institutionalisierte Mythen innerhalb ihrer Umwelt reagieren und dazu neigen die Grenze zwischen System und Umwelt verschwinden zu lassen indem sie legiti mierende Elemente in die eigene legitimatorische Struktur aufnehmen Meyer Rowan 1991 47 Im Unterschied zu neo institutionalistischen In terpretationen gehen wir nun allerdings nicht zwangsl ufig von einem ho hen Grad an Unabh ngigkeit zwischen legitimatorischer und funktionaler 222 THEORETISCHER ERTRAG Richtet man seinen Blick auf die Frage nach der Regulation des Zu gangs zu den innerhalb des Innovationsnetzwerks produzierten Ressour cen so stellt man fest daB die Netzwerke des Werkzeugmaschinenbaus an dem das urspriingliche Konzept der Innovationsnetzwerke entwickelt wurde sich an einem Extrem befindet da es den Zugriff auf die Res source innovationsrelevantes Wissen stark restriktiv handhabt wah rend sich der Fall freier Softwareentwicklungsprojekte am anderen Ex trem befindet da dort jedermann ber den Zugang zum Gut verf gt Handelt es sich im einen Fall um ein exklusives Gut bildet es im ande ren Fall ein Kollektivgut das jedermann zug nglich ist Welche Fakto ren sind nun daf r verantwortlich wie der Zugang zu den im Netzwerk produzierten Ressourcen reguliert wird Wir gehen im Hinblick auf die se Eigenschaft des Netzwerks davon aus da die Form der Zugangsre gulierung nur
383. t noch an ein voll artikuliertes Marktbed rf nis als Orientierungsvorgabe ankn pfen kann stellt sich die Frage wie es zu Innovationsprozessen kommt Krohn 1997a 236 Die Kritik der Vertreter des Konzepts der Innovationsnetzwerke bezieht sich also auf die von technology push und demand pull Ans tzen gleicherma en un terstellten F higkeit des Markts eine Koordination zwischen den Inno vationen der Anbieter und den Bed rfnissen von Nachfragern herbeizu f hren W hrend technology push Konzepte die Antwort schuldig blei ben was einen Inventor zu der hochriskanten Entscheidung veranlassen k nnte ohne die Marktsituation f r ein zuk nftiges Produkt zu kennen in dessen Entwicklung gro e Ressourcenmengen zu investieren bleiben bei demand pull Ans tzen weitgehend unklar wie die unterstellten Be d rfnisver nderungen auf Seiten der Nachfrager den Anbieter erreichen und dort technische Innovationen induzieren Der Markt den die Ver treter beider Theorietraditionen als Ort der Koordination im Auge haben kann diese Leistung nicht erbringen da er in mehrerlei Hinsicht Schw chen aufweist Ursache hierf r ist eine Ver nderungsdynamik der Rahmenbedingungen unter denen die Marktteilnehmer operieren die sich praktisch in einer Steigerung der Uneindeutigkeit von Marktsi gnalen und einer Erh hung des Risikos der Interpretation der Signale niederschl gt Daf r verantwortlich ist erstens die nformatisierung aller Entscheidungs
384. t zumindest die Untersuchung von Lakhani Wolf 2003 11 in der von den befrag ten 684 Programmierern 61 Prozent die Beteiligung als die kreativste T tigkeit ansehen die sie bislang ausge bt h tten und sogar 73 Prozent angaben sie w rden w hrend ihrer Entwicklungst tigkeit immer oder h ufig das Zeitgef hl verlieren Akteure denen die Dimension Zeit als Kostenfaktor gilt w ren mit einem solchen Verhalten wenig kostenbe wu t N her scheint daher die Interpretation zu liegen die Dimension Zeit bildet hier keinen prominenten Faktor in einem Kosten Nutzen Kalk l Zusammenfassend ist die von Lerner Tirole angebotene Erkl rung unbefriedigend Erstens mu ein Erkl rungsmodell des Zustandekom mens von Beitr gen zu freier Softwareentwicklung neben Entschei dungs oder Wahlsituationen auch den Normalfall einer sich kontinuie renden Beteiligung ber cksichtigen Hier ist dann nicht mit Alternati venabw gung sondern mit Routinen zu rechnen wobei sich dann aller dings die Frage nach deren Herkunft stellt Zweitens erscheint die M g lichkeit einer Nutzenmaximierung bei einer gro en Anzahl von Ent scheidungsalternativen nicht praktikabel w hrend bei einer Einschr n kung des Alternativenspektrums innerhalb dessen ein Akteur w hlt die jenigen Mechanismen benannt werden m ten die f r eine Limitation des Alternativenspektrums verantwortlich sind Drittens ist eine Erkl rung mit revealed preference
385. te Innovation beinhaltet eine neuartige Perspektive auf die Organi sation der Entwicklung von Software sowie ein Ethos das sich aus vier Normen zusammensetzt Bei der anschlie enden empirischen Analyse freier Softwareprojekte wurde dann deutlich da die Entwickler zum gro en Teil normativ motiviert sind Diskussionen ber Zielsetzungen im Modus der Argumentation gef hrt werden bei der eine Begr n dungspflicht existiert und die Entwickler Anwender R ckkopplungen die zu einer hohen Stabilit t von freier Software f hren auf Rollen mit klaren normativen Erwartungen basieren Diese Befunde legen es nahe f r den hier interessierenden Fall von einer anderen normativ institutionalistischen handlungstheoretischen Grundlage auszugehen und von dort aus eine alternative Lesart des Konzepts der Innovationsnetz werke zu entwickeln 219 PRODUKTIVE ANARCHIE Einen Ausgangspunkt fiir die Entwicklung einer den Ergebnissen der Untersuchung angemesseneren handlungstheoretischen Fundierung des Konzepts der Innovationsnetzwerke gewinnen wir mit dem Begriff In stitution Aufgrund der Vielfalt der Bedeutungen des Begriffs bedarf es hier einiger Kl rungen Eine erste Abgrenzung bezieht sich auf ltere in stitutionalistische Konzepte in denen Institutionen als normative Orien tierungen konzipiert werden die ausschlie lich handlungsbeschr nken den Charakter besitzen Hier nehmen Institutionen den Charakter von Leitplanken des sozialen H
386. teiligten sind intrinsisch an der Entwicklungstatig keit interessiert nicht aber an andauernden Diskussionen und erst recht nicht an solchen die zu keinem Ergebnis f hren Die Chancen f r das Entstehen von Einvernehmlichkeit steigen also mit der Dauer der Dis kussion da ein Beharren auf der Position weder den Entscheidungspro ze noch die Entwicklung des Programms weiterbringt Entscheidungs bef rdernd ist also nicht nur die berzeugungskraft der vorgebrachten Argumente sondern auch der Umstand da es sich dabei um eine T tigkeit handelt die zur Erm dung der Beteiligten und der unbeteiligten Leserschaft auf der Mailingliste f hrt Die Aufgabe einer Position ohne von den Argumenten des Kontrahenten berzeugt zu sein f hrt zwar zu Unzufriedenheit erm glicht aber gleichzeitig ein Weiterkommen im Projekt Neben der Erm dung der Diskussionsteilnehmer gibt es allerdings noch einen weiteren Faktor der Blockadesituationen aufbricht Exem plarisch sei hier aus dem Interview mit dem Entwickler KD 2 zitiert der die L sung von lang anhaltenden Kontroversen ber Entwicklungsziele wie folgt beschreibt Ja und vor allem ist keiner da der dann wirklich sagt so wird s gemacht ihr k nnt euch jetzt nicht entscheiden Im Extremfall ist es der der dann an den Editor geht und einen Patch schreibt Der sich dann wirklich die Arbeit macht und nicht nur rumlabert KD 2 Das Fehlen einer Entscheidungsinstanz die Kontroversen
387. ter verstanden die Mitgliedern einer Gruppe nicht vorent halten werden k nnen Olson 1968 13 weswegen hier auch von Nicht ausschlie barkeit gesprochen wird Hardin 1982 19 Weber 1980 65 f Ostrom 1999 38 Einschl gige Beispiele sind Stra enbeleuchtung in nere Sicherheit sowie Radio und Fernsehprogramme Das Merkmal der Nichtausschlie barkeit sorgt daf r da eine marktf rmige Allokation ausf llt da die Bedingung des Entstehens von Marktpreisen Zugang zum Genu wird erst durch einen Kaufakt hergestellt nicht gegeben ist F r Nutznie er besteht also im Fall des Kollektivguts keine Veran lassung ihre Pr ferenz in Form einer Zahlungsbereitschaft mitzuteilen Pommerehne 1987 5 oder anders gesprochen es besteht f r den Konsumenten kein Anreiz freiwillig f r die Nutzung des Guts zu bezah len Die Nichtausschlie barkeit von kollektiven G tern f hrt uns zu ei nem ersten Problem das in der konomischen Literatur als Trittbrettfah rer oder free rider Problem bekannt ist Hiermit ist gemeint da trotz 19 Auch dies gilt wiederum nur f r Distributionen die ausschlie lich aus freier Software bestehen Eine bekannte Ausnahme bildete lange Zeit die SuSE Distribution deren propriet re Erweiterung YaST Yet Another Se tup Tool eine Lizenz besa die einen Vertrieb gegen ein Entgelt ohne Einwilligung von SuSE untersagt Hierdurch verhinderte das Unterneh men da Konkurrenz Distributionen auf Basis der
388. thew Effect in Science The reward and communication systems of science are considered In Science 159 3810 Merton R K 1972 Wissenschaft und demokratische Sozialstruktur In P Weingart Hrsg Wissenschaftssoziologie Frankfurt Fischer Merton R K 1988 The Matthew Effect in Science II Cumulative Ad vantage and the Symbolism of Intellectual Property In ISIS Meyer J W Rowan B 1991 Institutionalized Organizations Formal Structure as Myth and Ceremony In P J DiMaggio W W Powell Hrsg The New Institutionalism in Organizational Analysis Chi cago London The University of Chicago Press Miller F E Lindamood G E 1973 Structured Programming Top down Approach In Datamation 19 12 Miller M 1992 Rationaler Dissens Zur gesellschaftlichen Funktion sozialer Konflikte In H J Giegel Hrsg Kommunikation und Konsens in modernen Gesellschaften Frankfurt Suhrkamp Mitra A 1999 Characteristics of the WWW Text Tracing Discriptive Strategies In Journal of Computer Mediated Communication 5 Moody G 2001 Die Software Rebellen Die Erfolgsstory von Linus Torvalds und Linux Landsberg Verlag moderne Industrie Moritz H W 1986 Computersoftware Rechtsschutz und Vertragsge staltung M nchen Beck Moritz H W 1993a Softwarelizenzvertr ge I In Computer und Recht 5 1993 Moritz H W 1993b Softwarelizenzvertr ge II In Computer und Recht 6 1993 240 LITERATUR
389. tion Cost Approach In American Journal of Sociology 87 3 Williamson O E 1985 Then Economic Insitutions of Capitalism Firms Markets Relational Contracting New York Free Press Williamson O E 1986 Economic Organizations Firms Markets and Policy Control Repr New York Harvester Williamson O E 1996 Vergleichende konomische Organisations theorie Die Analyse diskreter Strukturalternativen In P Kenis V Schneider Hrsg Institutionelle Steuerung in Wirtschaft und Poli tik Frankfurt New York Campus Willke H 2001 Systemtheorie III Steuerungstheorie 3 Aufl Stutt gart UTB Wilke H 1995 Systemtheorie III Steuerungstheorie Grundz ge einer Theorie der Steuerung komplexer Sozialsysteme Frankfurt Fischer Winner L 1993 Upon Opening the Black Box and Finding It Empty Social Constructivism and the Philosophy of Technology In Scien ce Technology amp Human Values 18 3 Wittmann R 1991 Geschichte des Deutschen Buchhandels M nchen C H Beck sche Verlagsgesellschaft Wynne B 1982 Institutional Mythologies and Dual Societies in the Management of Risk In H C Kunreuther E V Ley Hrsg The 248 LITERATUR Risk Analysis Controversy An Institutional Perspective Berlin u a O Springer Zeitlyn D 2003 Gift economies in the development of open source software anthropological reflections In Research Policy 32 Zilahi Szab M G 1995 Kleines Lexikon der Informatik
390. tion der Zielsetzung ber zugehen verweist auf eine erste Regel an der sich die Protagonisten ei nes Entwicklungsziels zu orientieren haben Sofern Entwicklungsziele eine gewisse Relevanzschwelle berschreiten werden sie nicht einfach verfolgt sondern im Vorfeld vor der Aufnahme der Entwicklungst tig keit zur Diskussion gestellt um es den anderen Beteiligten zu erm gli chen auf die Ziele Einflu zu nehmen Wie gestaltet sich nun eine sol che Diskussion Ein Einblick gibt der weitere Verlauf der E Mail in dem die Entwicklungsziele der Mailingliste dargestellt werden Now what do we need and why do we need it What we need the default setting should be long folder list why because it s the common look of mail clients and other applications hav ing a slit view KD 6 2001 05 30 10 31 09 Der Vorschlag wird mit einer rhetorischen Frage eingeleitet die zwei Bestandteile umfa t Die Frage nach dem Gegenstand des Vorschlags was und die Frage nach den Gr nden hierf r warum Bereits in dieser einleitenden Frage deutet sich an da im folgenden Gr nde vor gebracht werden die darauf zielen Einvernehmlichkeit in bezug auf die Zielsetzung zu erreichen Der erste Vorschlag bezieht sich auf die grafi sche Erscheinung der Verzeichnisliste des E Mail Clients am linken Bildschirmrand die standardm ig beim ersten Start des Programms voreingestellt ist und sich danach vom Benutzer anpassen und ver nd
391. triebssystems der definiert wie Applikationsprogramme unterschiedli che Funktionen des Betriebssystems anfordern 34 Daneben sei an die Nennung der Namen s mtlicher zu einem Projekt bei tragender Personen auf der Webseite und dem Quellcode der Programme erinnert Dem liegt die berzeugung zugrunde die Programme bilden Er gebnis eines kollektiven Prozesses 35 Mit den Gr nden f r eine Beteiligung an der Entwicklung freier Software werden wir uns weiter unten ausf hrlicher besch ftigen Hier wird sich kl ren da das intrinsische Interesse ein basales Motiv f r eine Beteili gung darstellt neben das allerdings noch andere Faktoren treten 112 OFFENE PROGRAMMIERPROJEKTE the best type for me I get no money for it and it s not even part of any of my studies in the university I ve done it all on my own time and on my own machine Torvalds L B 1991 29 Jan 1992 23 14 26 In Frontstellung gegen ber extrinsischen Motiven beschreibt er die Ent wicklung des Betriebssystems als Hobby und zwar als ein ernsthaftes das er also nicht als eine oberfl chliche Besch ftigung sondern als tief gehend intensiv und am Ergebnis orientiert verstanden wissen m chte Hinweise darauf da desinterestedness nicht nur eine Orientierung von Torvalds sondern einen generellen Bestandteil des normativen Ori entierungshorizonts der Entwickler von freier Software bildet finden sich auch an anderen Orten wie beispielsweise in
392. trolle statt Variablen aus dem Experimentalkontext k nnen in nicht intendierter und nicht antizipierter Weise auf die beteiligten Va riablen einwirken und die Ph nomenerzeugung beeinflussen Dies gilt nun gerade f r das Laborexperiment nicht Charakteristikum ist hier da die Separation von Experimentalanordnung und St rvariablen nahezu vollst ndig gelingt Davon abh ngig ist nun die Frage nach den Auswir kungen Die Einbettung in einen nur teilweise oder kaum kontrollierten Kontext im Fall der Realexperimente ist daf r verantwortlich da das Experiment weitreichende Folgen haben kann ein Umstand der der Gesellschaft als Risiko zugemutet wird Eine solche Zumutung existiert im Fall von Laborexperimenten nicht oder nur in vernachl ssigbarer Weise Offen ist bislang die Frage geblieben wie das Realexperiment ein zugrenzen und das Problem der infiniten Analyse von Folgenketten zu l sen ist Wir schlagen im folgenden eine restriktive Grenzziehung vor die den Vorteil besitzt zwischen den Methoden Experiment und Be obachtung unterscheiden zu k nnen dies allerdings unter Inkaufnahme der Kosten unsere Grenzziehung auf der Perspektive des Experimenta tors gr nden zu m ssen Um die Eingrenzung zu entwickeln und damit die Bestandteile der Experimentalanordnung zu bestimmen greifen wir wiederum einige Aspekte der Experimentalismus Diskussion und der 12 In hnlicher Weise unterscheidet Perrow technische Systeme hinsi
393. ts handelt es sich um ein nicht exklusives Netzwerk Keiner der Akteure ist in der Lage den Kreis der Beteiligten zu beschr nken den Zugang zu kontrollieren und beteili gungswillige Personen oder Organisationen von der Entwicklung auszu schlie en oder von eigenen Entwicklungsbeitr gen abzuhalten Die prin zipielle Offenheit des Entwicklungs Netzwerks zeigt sich darin da je der der ber die entsprechenden technischen Kompetenzen verf gt an die bislang geleistete Entwicklungsarbeit anderer Programmierer an schlie en und eigene Beitr ge verfassen kann allerdings nur unter der Pr misse da die modifizierten Versionen des Programms wiederum anderen Personen zug nglich gemacht werden Hierin unterscheidet 15 Das gilt zumindest f r den Fall der sogenannten Copyleft Lizenzen 44 FRAGESTELLUNG sich der Forschungsgegenstand von der Technikentwicklung innerhalb von Organisationen oder interorganisationalen Kooperationen bei der der Zugang zum Innovationsproze blicherweise restriktiv gehandhabt wird Zweitens sorgt das jedermann gew hrte Recht zur Modifikation da f r da keiner der beteiligten Akteure ber eine durch die Softwareli zenz rechtlich abgesicherte zentrale koordinierende und den Software entwicklungsproze bestimmende Rolle verf gt Unabh ngig von bis lang geleisteten Betr gen und den Beitr gen anderer Personen steht es jedem frei einen eigenen Beitrag zu verfassen auch wenn dieser nicht de
394. tungen und Einsch tzungen nicht oder h chstens im Konfliktfall kommuniziert und liegen der Kommunikati on innerhalb des Projekts im Normalfall nicht expliziert zugrunde Zum anderen basiert die Untersuchung daher auf zehn leitfadengest tzten In terviews die mit beteiligten Entwicklern durchgef hrt wurden Zwei In terviewpartner sind Entwickler aus dem Projekt dessen Mailingliste analysiert wurde w hrend die anderen Interviewpartner aus unterschied lichen Projekten stammten Diese Wahl wurde mit dem Ziel getroffen einerseits nicht explizierte Hintergr nde der Entwickler unserer Einzel fallstudie analysieren zu k nnen andererseits aber die Ergebnisse auf Struktur hnlichkeit in anderen Projekten untersuchen vergleichen und generalisieren zu k nnen Das Material wurde ad hoc erg nzt Beispie le bilden hier die Webseiten und der Bug Tracker unseres Fallbeispiels Die Auswertung folgt einer qualitativ hermeneutischen Interpretati on wobei hier drei Aspekte der Interpretationstechnik besonders her vorgehoben werden sollen Erstens wurde der Sequentialit t des Materi als also dem zeitlichen Verlauf der Kommunikation Rechnung getragen sie wurde in der Reihenfolge ihres Auftretens analysiert Ziel der Ana lyse ist es dabei unterschiedliche Lesarten zu entwickeln und im Ver lauf des weiteren Vorgehens Interpretationen auszuschlie en und Evi denz f r die brigbleibende Lesart zusammenzutragen Das Material wurde im
395. tware Engineering Technik und Methodik M nchen Wien Oldenbourg Verlag Sydow J 1992 Strategische Netzwerke Evolution und Organisation Wiesbaden Gabler Sydow J Windeler A 2000 Steuerung von und in Netzwerken Per spektiven Konzepte vor allem aber offene Fragen In J Sydow A Windeler Hrsg Steuerung von Netzwerken Konzepte und Prakti ken Opladen Westdeutscher Verlag Sztompka P 1999 Trust A sociological Theory Cambridge Universi ty Press Teubner G 1992 Die vielk pfige Hydra Netzwerke als kollektive Ak teure h herer Ordnung In W Krohn G K ppers Hrsg Emer genz Die Entstehung von Ordnung Organisation und Bedeutung Frankfurt Suhrkamp Thei ling F 1995 Auf dem Weg in die Softwarekrise Computeran wendungen und Programmentwicklung in den USA der f nfziger 246 LITERATUR und sechziger Jahre TU Berlin Forschungsberichte des Fachbe reichs Informatik Bericht 95 14 Torvalds L 1999 The Linux Edge In C DiBona S Ockman M Stone Hrsg Open Source Voices from the Open Source Revolu tion Bejing et al O Reilly Torvalds L Diamond D 2001 Just For Fun Wie ein Freak die Com puterwelt revolutionierte Miinchen Wien Hanser Tzouris M 2002 Software Freedom Open Software and the Participant s Motivation A Multidisciplinary Study The London School of Economics and Political Science Summer Dissertation Ulmer E 1980 Urheber und Verlagsrecht
396. tware Pro jects MIT Sloan School of Management Working Paper 4425 03 Latour B Wolgar S 1982 The cycle of credibility In B Barnes D Edge Hrsg Science in Context Readings in the Sociology of Sci ence Cambridge MIT Press Lehmann M 1996 TRIPS WTO und der internationale Schutz von Computerprogrammen In Computer und Recht 1 1996 Leinemann F 1998 Die Sozialbindung des Geistigen Eigentums Zu den Grundlagen der Schranken des Urheberrechts zugunsten der Allgemeinheit Baden Baden Nomos 237 PRODUKTIVE ANARCHIE Lerner J Tirole J 2000 The Simple Economics Of Open Source Working Paper 7600 Cambridge National Bureau of Economic Research Lerner J Tirole J 2001 The open source movement Key research questions In European Economic Review 45 Lerner J Tirole J 2002 Some Simple Economics Of Open Source The Journal of Industrial Economics 50 2 Lerner J Tirole J 2002a The Scope of Open Source Licenses MIT Working Paper Lewinsky S v 1997 Die WIPO Vertrage zum Urheberrecht und zu verwandten Schutzrechten vom Dezember 1996 In Computer und Recht 7 1997 Llewelyn A I Wickens R F 1969 The Testing of Computer Software In P Naur B Randell Hrsg Software Engineering Report on a conference sponsored by the NATO Science Committee Garmisch 7th to 11th October 1968 Luhmann N 1964 Funktion und Folgen formaler Organisation Berlin Duncker amp Humblot Luhmann N 1
397. twicklern gewidmet ist Schon ein erster Blick zeigt da es sich bei der Formulierung von W nschen um ein h ufiges Ereignis handelt Bei einem Zugriff auf die Wishlist im Juli 2004 fanden sich auf dieser 817 W nsche die als nicht bearbeitet gef hrt wurden Ber ck sichtigt man nun da erf llte W nsche aus der Liste ausgetragen wer den wird deutlich wie stark die Anwender die Erreichbarkeit der Ent wickler nutzen um sich mit Ideen und Vorschl gen an sie zu wenden Gleichzeitig zeigt die hohe Zahl der Eintr ge auch an da W nsche we nig Aussicht auf Erf llung haben Sie konkurrieren mit mehreren Hun derten von anderen Anwendern ge u erten Vorschl gen um die Auf merksamkeit der Entwickler die daneben selbst noch eigene Ideen ha ben und diese verfolgen Die Anwender versuchen also eine voice Option wahrzunehmen leiden aber darunter da sie meist kein Geh r 179 PRODUKTIVE ANARCHIE finden Dieser Befund legt die Interpretation nahe daB das System nur vorgehalten wird damit die W nsche der Anwender an einem Ort ge u Bert werden k nnen der die Kommunikation der Entwickler m glichst wenig st rt Handelt es sich bei der Wishlist also um eine Einrichtung welche prim r das Ansehen des Projekts in der ffentlichkeit der Benutzer f r dern soll oder finden sich unter den W nschen interessante oder origi nelle Vorschl ge die von den Entwicklern f r gut befunden und zum Entwicklungsziel
398. uf freie Software beschr nken An erster Stelle zu nennen sind hier Li nux Gazette Linux Journal Linux Today Linux Weekly News Slash dot und Linux Magazin Eine wichtige Orientierung unter den sich auf freie Software bezie henden Angeboten Gruppen und Projekten innerhalb des Internet bieten die sogenannten Portale Der Schwerpunkt dieser z T sehr umfangrei chen Seiten liegt in geringerem Ma e auf der Berichterstattung ber ak tuelle Entwicklungen sondern auf der Vernetzung und Verlinkung der online verf gbaren Angebote Hier finden sich Verweise auf die unter schiedlichen Entwicklungsprojekte Downloadm glichkeiten Hinweise auf Softwaredokumentationen und Diskussionsforen Beispiele f r sol che Portale bilden Linux Links Linux Search und Linux Search Engi ne Zusammengenommen bilden diese unterschiedlichen Akteure eine abwechslungsreiche Landschaft die sich einer einfachen Einordnung 30 http www fsf org http www opensource org http www my open source org http www debian org social_contract de http eon law har vard edu opencode Stand 04 2004 31 http www linuxgazette com http www2 linuxjournal com http www linuxtoday com index html http www lwn net http www slashdot org http www linux magazin de 32 http www linuxlinks com http www linuxsearch de http www fokus gmd de linux linuxsengines html 30 BEGRIFFLICHE KLARUNGEN widersetzt Es handelt sich hierbei nicht um e
399. und B rgerbeteiligung Opladen Leske Budrich Krohn W van den Daele W 1998 Science as an Agent of Change Finalization and Experimental Implementation In Social Science Information 37 1 Krohn W Weingart P 1986 Tschernobyl das gr te anzunehmen de Experiment In Kursbuch 85 Krohn W Weingart P 1987 Commentary Nuclear Power as a Social Experiment European Political Fall Out from the Chernobyl Meltdown In Science Technology amp Human Values 12 Krohn W Weyer J 1989 Gesellschaft als Labor Die Erzeugung so zialer Risiken durch experimentelle Forschung In Soziale Welt 40 3 Krohn W Weyer J 1990 Gesellschaft als Labor Risikotransformati on und Risikokonstitution durch moderne Forschung In J Half mann K P Japp Hrsg Riskante Entscheidungen und Katastro phenpotentiale Elemente einer soziologischen Risikoforschung Op laden Westdeutscher Verlag Kr cken G 1994 Risikosoziologie Stand und Perspektiven der sozi alwissenschaftlichen Risikoforschung In G Bechmann Hrsg Technik und Gesellschaft Jahrbuch 7 Frankfurt New York Cam pus Kr cken G 2002 Amerikanischer Neo Institutionalismus europ i sche Perspektiven In Sociologia Internationalis 40 Kuhn T 1973 Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen Frank furt Suhrkamp Lakhani K R Wolf R G 2003 Why Hackers Do What They Do Un derstanding Motivation Effort in Free Open Source Sof
400. und Wirt schaftsinformatik Miinchen Wien Oldenbourg Zucker L G 1991 The Role of Institutionalization in Cultural Persis tence In P J DiMaggio W W Powell Hrsg The New Institution alism in Organizational Analysis Chicago London The University of Chicago Press 249
401. und da andererseits auf Aufrechterhaltung von Beziehungen zielende Geschenke auf nichtintendierte Weise in Richtung Konkurrenz kippen k nnen vgl Clausen 1991 65 Mit diesem kurzen Exkurs zu Mauss haben wir das grundlegende Verst ndnis von Gaben konomien gewonnen um die Beziehungen und Austauschprozesse zwischen den Entwicklern von freier Software vor l ufig einordnen zu k nnen In einem ersten Schritt sehen wir da Bei tr ge zur Entwicklung von freier Software Gaben bilden die im Unter schied zu den von Mauss untersuchten archaischen Kulturen nicht zwischen Kollektiven ausgetauscht sondern von einer Person an ein Kollektiv bergeben werden Die Ursache hierf r liegt zweitens in den freien Softwarelizenzen deren Bedingungen es erfordern da Modifika tionen am Quellcode jedermann zug nglich gemacht werden sie also in teressierten Personen ausnahmslos und ohne Gegenleistungen zur Ver f gung stehen Kennzeichnend f r diese Form der Gabe ist dabei da eine Personalisierung in bezug auf den Geber nicht aber hinsichtlich des Empf ngers stattfindet Wie der Kreis von Personen der in den Genu der Gabe kommt im einzelnen aussieht ist aufgrund des Fehlens einer Kontrolle der verschiedenen Vertriebswege von freier Software nicht nachzuvollziehen Drittens f hrt die Zurechnung einer Gabe auf eine Person zum Gewinn von Reputation wie Ph nomene der Nennung des 30 Die Autorin unterscheidet daher auch zwisch
402. und es ver ffentlicht oder einen Beitrag zu einem freien Softwareentwicklungsprojekt leistet kann es von anderen Personen unentgeltlich und ohne Gegenleistung genutzt werden Diese Einordnung des Entwicklungsbeitrags als Gabe gilt nun nicht nur f r den Fall eines in seiner Freizeit t tigen unbezahl ten Entwicklers sondern auch f r den Beitrag der von einem f r seine Entwicklungst tigkeit bezahlten Programmierer stammt wobei sich al lerdings die beiden F lle in bezug auf den Gabengeber unterscheiden W hrend im erstgenannten Fall der in seiner Freizeit t tige Programmie rer den Geber darstellt ist dies im zweitgenannten Fall die Organisation die den Entwickler besch ftigt und f r seine Entwicklungst tigkeit be zahlt Im folgenden wollen wir das Verh ltnis von Gabe Geber und Be schenktem analysieren und zeigen da der regulative Aspekt freier Softwarelizenzen in bezug auf die Produktion in der Institutionalisierung einer Gaben konomie liegt die besondere Charakteristika aufweist Leistungen die von einer Person erbracht von einer anderen Perso nen jedoch nicht aufgrund von rechtskr ftigen Verpflichtungen einge fordert werden k nnen wollen wir im folgenden als Gaben bezeichnen Clausen 1991 36 Sie setzen sowohl einen Akt der bergabe als auch die beteiligten Akteure ego als Geber und alter als Empf nger voraus Schmied 1996 11 Leistungsgabe und empfang werden personal zu gerechnet Bei beiden Beteiligten kann e
403. unden In der Antike und im Mittelalter bestand eine generelle Nachahmungsfreiheit so da Werke oder Manu skripte welche die Sph re des Verfassers verlassen hatten und durch in dividuelle Abschriften in Umlauf kamen Rehbinder 1998 8 zum All gemeingut wurden Diese Situation nderte sich im Zuge der Erfindung des Buchdrucks Durch die Buchdruckerpresse zur massenhaften Ver vielf ltigung von Texten entstand ein Ordnungsproblem Der Buchdruck erforderte hohe finanzielle Investitionen und sorgte f r wirtschaftliche 1 Zur Vermeidung von Mi verst ndnissen sei darauf hingewiesen da es hier keineswegs um Rechtskritik geht Wir zielen mit der Herausarbeitung der kognitiven und regulativen Bestandteile der Institutionen Urheber recht und Softwarelizenzen allein auf die Bestimmung der Differenzen 66 VERTRAGLICHE INNOVATION FREIER SOFTWARELIZENZEN Risiken da eine bestimmte Auflagenh he von vornherein festgesetzt werden mu te und damit die M glichkeit einer Fehleinsch tzung der Nachfrage bestand Wittmann 1991 26 Ferner bedrohten Nachdrucker die wirtschaftliche Existenz der Erstdrucker da sich diese die Kosten f r berarbeitung und Suche nach Textvorlagen sparen konnten vgl Ha berstumpf 1996 15 Rigamonti 2001 12 f In einem ersten Anlauf wurde das Problem entsprechend der in Europa herrschenden feudalen Gesellschaftsordnung durch die Vergabe von Privilegien gel st Sp ter wurden die Gewerbeprivilegi
404. ungen offener Programmier projekte ziehen auch freie Softwarelizenzen Konsequenzen nach sich die eine Beteiligung an der Entwicklung beg nstigen Zu nennen ist hier an erster Stelle das dort ausgesprochene Modifikationsrecht das Vor aussetzung f r die M glichkeit einer Anpassung des Programms an ei gene Anwendungsbed rfnisse bildet Der Stellenwert dieser von der Realisierung eigener Zwecksetzungen angetriebenen Entwicklungst tig keit hat auch Eingang in Texte freier Softwareentwickler mit selbstbe schreibendem Charakter gefunden So postuliert beispielsweise Ray mond 1999 32 Every good work of software starts by scratching a developer s personal itch um daraufhin festzustellen Necessity is the mother of invention Beispielhaft daf r da eigene Anwendungsbe d rfnisse Motive f r die Beteiligung darstellen sei die folgende Passage eines Entwicklers zitiert der Ver nderungen an einem Editor vornimmt den er selbst zur Softwareentwicklung einsetzt Und bei diesem Editor gibt es so n sogenanntes Syntaxhighlighting das hei t man schreibt da seinen Quelltext und es werden gewisse Schl sselw r ter mit ner anderen Farbe markiert Kommentare die man da reinschreibt werden ein bi chen ausgegraut damit die nicht so sehr hervorstechen Und so was gab es f r diese Programmiersprache halt noch nicht D er Grund das zu machen ist nat rlich einerseits ich hab das noch nicht und ich will das weil
405. ungskoordi nation zu klassifizieren Von einer Vielzahl von Autoren wird zumindest Unbehagen oder Kritik ge u ert wenn sie die Enge der Idealtypologie 12 Das allerdings nur zu Lasten des Risikos das seine Erwartungen durch das opportunistische Verhalten des Anderen entt uscht werden 13 Vgl zum vorangegangenen Abschnitt auch Sydow Windeler 2000 12 ff 52 THEORETISCHE AUSGANGSPUNKTE beklagen die eine idealistische Stilisierung darstelle und empirisch kaum F lle vorfindbar seien die sich den Typen zuordnen lie en So finden sich bei Powell eine Vielzahl empirischer Beispiele in denen Vertrauensbeziehungen zwischen den beteiligten Akteuren zwar vorzu finden sind die aber wie bei der von ihm angef hrten Film und Auf nahmeindustrie schnell in Richtung einer marktf rmigen Beziehung kippen k nnen 1996 231 Auf der Grenze zwischen Netzwerken und Organisationen liegen demgegen ber die sogenannten Franchise Systeme bei denen ein fokales Unternehmen aufgrund seiner Ressour censt rke die Vertragsbedingungen zu seinen Gunsten beeinflussen oder gar diktieren kann Zwar ist in diesen F llen eine Langfristigkeit der Kooperation aufgrund von Investitionsentscheidungen der Franchise nehmer und der Laufzeiten der Kooperationsvertr ge gegeben ob aber Vertrauen hier das ma gebliche Koordinationsmittel darstellt darf wohl bezweifelt werden Aufgrund der empirischen Vielfalt unterschiedlicher Formen der Or ganisatio
406. ur Modifikation des Graphical User Interface GUI Die Vorschl ge mit denen eine l ngere Diskussion ber die graphische Gestaltung des Pro gramms beginnt stammt von einer Gruppe von Personen die selbst nicht zu den Core Entwicklern von KMail z hlt und bislang nicht mit gr eren Beitr gen zum Projekt in Erscheinung getreten ist Dennoch kann unterstellt werden da die Gruppe zumindest den hoch engagierten Entwicklern von KMail vor ihrem ersten Auftritt auf der Mailingliste bekannt ist da sie sich seit l ngerer Zeit im KDE Dachprojekt engagiert hat und insbesondere der Entwickler KD 6 eine Person ist die aufgrund ihrer Leistungen im KDE Projekt ber hohe Reputation verf gt Die Vorschl ge f r die Ver nderung des GUI werden in einer E Mail von KD 6 im Namen der Entwicklergruppe an das Projekt KMail gerichtet Hi all ok I have some small but important things that we KD 7 KD 8 and I discussed out that we need for kmail and which I like to do and need the others approval Sorry that KD 8 changed things this week without asking and even I didn t see what was going on KD 6 2001 05 30 10 31 09 Eine Besonderheit des Vorgehens von KD 6 besteht darin da er sich bez glich der geplanten nderungen mit anderen Entwicklern abspricht blicherweise wird ein Entwicklungsziel ohne weitere Vorabsprachen einfach auf der Liste des Projekts vorgeschlagen und dort diskutiert Vermutlich m chte der Sprecher des Kollektivs 1 Hierb
407. urde mittlerweile ver ffentlicht vgl Lerner Tirole 2002 Das Vorgehen der Aufbau und die Argumentation decken sich mit dem Working Paper Daneben findet sich eine kursorische Aufz hlung des Nutzens einer Beteiligung an der freien Softwareentwick lung bei Lerner Tirole 2001 822 f 140 BETEILIGUNG AN FREIEN SOFTWAREPROJEKTEN ein h heres Ma an Eigenverantwortung Weiter seien die erworbenen Programmierkompetenzen in einem geringeren Ma e an die Produkte eines Unternehmens gebunden so da ein leichterer Wechsel des Ar beitsplatzes m glich sei ebd 216 Die Struktur dieser Erkl rung l t sich nun wie folgt zusammenfas sen Die Autoren beobachten ein Verhalten Beteiligung an freien Soft wareentwicklungsprojekten analysieren Kosten und Nutzen einer Be teiligung anhand modelltheoretischer berlegungen Opportunit tsko sten monet re Kompensationen Reputation usw und vergleichen das Verhalten mit einer aus ihrer Sicht naheliegenden Handlungsalternative propriet re Softwareentwicklung Dabei l uft implizit die Annahme mit freie Softwareentwickler verhielten sich nutzenmaximierend im Sinne einer Theorie rationaler Wahl Im folgenden wollen wir uns mit den Problemen einer solchen Erkl rung besch ftigen Ein erster f r uns n her zu betrachtender Punkt bildet die Annahme einem Beitrag w rde eine Wahlsituation vorausgehen in der sich der Entwickler f r eine Beteiligung entscheide Hier bietet es sich an zwei
408. verse engineering bzw die Decompilierung wobei generelle Decompi lierungsverbote in den Lizenzbedingungen des betreffenden Programms nach der EU Richtlinie unwirksam sind Allerdings beschr nkt der Ge setzgeber das Recht zur Decompilierung nur auf den Fall der Herstel lung von Interoperabilit t zwischen dem lizensierten und einem anderen zu entwickelnden Programm Moritz 1993a 265 Weiter erlaubt die EU Richtlinie auch Lizenzklauseln die eine Bearbeitung bersetzung und Umgestaltung des Programmquellcodes untersagen Daneben finden sich auch Programme die sowohl im Quell als auch im Maschinencode ausgeliefert werden und deren Lizenzen sowohl die Einsicht des Quell codes als auch dessen Ver nderung zulassen Die Gew hrung dieser Rechte geht also ber die von den europ ischen Gesetzgebern gestellten Mindestanforderungen weit hinaus 4 Verbreitung des Programms Die EU Richtlinie erlaubt Lizenz klauseln die dem Lizenznehmer eine Unterlizensierung des Programms untersagen Moritz 1993a 265 1993b 415 Auch hier finden sich Soft warelizenzen die dem Empf nger wesentlich gro z gigere Rechte ein 20 Eine typische Einschr nkung bildet eine Klausel welche die Nutzung des Programms nur auf einer bestimmten Datenverarbeitungsanlage erlaubt die blicherweise durch Fabrikat Modell und Seriennummer gekenn zeichnet ist Moritz 1993a 263 Ein Beispiel hierf r bilden die OEM Original Equipment Manufacturer Lizenzen die aber n
409. visionen und Verwendungspraxis Bielefeld Dissertation Kowol U 1998 Innovationsnetzwerke Rekursive Technikentwick lung zwischen Nutzungsvisionen und Verwendungspraxis Wiesba den Deutscher Universit ts Verlag Kowol U Krohn W 1997 Modernisierungsdynamik und Innovations lethargie Auswege aus der Modernisierungsklemme In B Bl ttel Mink Hrsg Zwischen Akteur und System Die Organisation der Innovation Opladen Westdeutscher Verlag Kowol U Krohn W 2000 Innovation und Vernetzung die Konzep tion der Innovationsnetzwerke In J Weyer Hrsg Soziale Netz werke M nchen Wien Oldenbourg Kr mer S 1988 Symbolische Maschinen Die Idee der Formalisierung in geschichtlichem Abri Darmstadt Wiss Buchgesellschaft Krohn W 1997a Die Innovationschancen partizipatorischer Technik gestaltung und diskursiver Konfliktregulierung In S K berle F Gloede L Hennen Hrsg Diskursive Verst ndigung Mediation und Partizipation in Technikkontroversen Baden Baden Nomos Krohn W 1997b Rekursive Lernprozesse Experimentelle Praktiken in der Gesellschaft Das Beispiel der Abfallwirtschaft In W Rammert 236 LITERATUR Hrsg Jahrbuch f r Technik und Gesellschaft Frankfurt New York Campus Krohn W 2003 Zukunftsgestaltung als Experimente von und mit uns selbst Wer kann das verantworten In K Mensch J C Schmidt Hrsg Technik und Demokratie Zwischen Expertokratie Parla ment
410. weder Programmierer mittels eines Sponsorenmodells monet r unter st tzen oder eigene Entwicklungsabteilungen unterhalten Dar ber hin aus stellen sie Speicherkapazit t auf Webservern f r Softwareentwick lungsprojekte zur Verf gung und unterst tzen diese auch durch Hard warespenden oder der Bereitstellung von Rechenzeit auf schwer zu be schaffender oder teurer Hardware Die besondere Leistung von Distribu toren f r die Entwicklung von freier Software liegt also vorrangig in der Mobilisierung von monet ren personellen und anderen materiellen Res sourcen die sich allerdings auf eine recht bersichtliche Zahl prominen ter und erfolgreicher Projekte beschr nkt Neben den genannten drei Gruppen existieren weitere Akteure oder Akteursgruppen die schwierig zu klassifizieren und einzuordnen sind 28 Eine Ausnahme bildet hier das Projekt Debian ein Zusammenschlu von freiwilligen Personen deren Ziel im Vertrieb von freien Softwaresystemen liegt vgl http www debian org 29 Die bekanntesten sind hier Red Hat http www redhat com SuSE http www suse de Slackware http www slackware com Mandrake http www linux mandrake com VA Linux http www valinux com CorelLinux http www linux corel com Caldera http www2 caldera systems com Linux PPC http www linuxppc org Conectiva http en conectiva com Turbo Linux http www pht com und Stampede http www stampede org Eine kommentierte bersicht
411. who like it I cannot in good conscience sign a nondisclosure agreement or a software license agreement So that I can continue to use com puters without violating my principles I have decided to put together a suffi cient body of free software so that I will be able to get along without any soft ware that is not free Stallman 1983 0 S Das Zitat entstammt dem Inital Annoucement des GNU Projekts aus dem Jahre 1983 das den Beginn freier Softwareentwicklung markiert In der einleitenden rhetorischen Frage bringt der Autor Richard Stallman zum Ausdruck er sei zur Entwicklung von GNU gezwungen Er m chte oder will es nicht entwickeln mit der Formulierung must macht er deutlich da die Entwicklung von freier Software f r ihn eine zwingen de Notwendigkeit darstellt In der anschlie enden Begr ndung tauchen die uns von der Analyse der Innovation freier Softwarelizenzen her be kannten Begr ndungsfiguren der Gaben konomie wieder auf Die Not wendigkeit resultiert aus der Norm der wechselseitigen Hilfeleistung und der golden rule sich selbst so zu verhalten wie man es von ande ren Personen erwartet Das Zitat zeigt da der erste Entwickler von freier Software normativ motiviert ist Nicht pers nliche Vorteile veran 1 Wie weiter oben dargestellt fand bereits in den 1960er und 1970er Jahren ein reger Austausch von selbstentwickelten Programmen statt Mit der Feststellung Stallman sei der erste Entwickler v
412. wicklung von Software zusammen W hrend die Innovation der freien Softwarelizenzen jedermann das Recht einr umt Modifikationen an freier Software vorzunehmen versammelt die organisatorische Inno vation der offenen Programmierprojekte s mtliche interessierte Personen an einem f r jedermann zu erreichendem Ort Offene Programmierpro jekte k nnen als Innovation verstanden werden die das in freien Soft warelizenzen angelegte Potential einer kooperativen Programmentwick lung realisiert W hrend die erste Innovation daf r sorgt da jedermann sich an der Entwicklung beteiligen darf sorgt die Erreichbarkeit von of fenen Programmierprojekten daf r da es auch jedermann kann zu mindest wenn er ber ausreichende Kompetenz verf gt und bereit ist seine Beitr ge in Form von Gaben anderen Personen zu berlassen Hiermit haben wir die Genese des Entwicklungsnetzwerks gekl rt aber allerdings gleichzeitig ein neues B ndel an Fragen gewonnen Wie ge lingt unter den beschriebenen Bedingungen eine Koordination auf ein Ziel hin Welche Rolle spielt Reputation bei der Handlungskoordinati on Existieren Mechanismen die zur sozialen Schlie ung von offenen Programmierprojekten f hren Diese Fragen werden uns im folgenden besch ftigen 117 Teil 2 Das Fallbeispiel kmail Einleitung In Mittelpunkt dieses Teils der Studie steht die zweite leitende Frage die nach der Organisation des Softwareentwicklungsprozesses den Me
413. wicklungst tigkeiten kommt Unser Fallbeispiel zeigt da der Kompromi bei dem keine der Parteien ihre Maximalforderun gen durchsetzen kann das Mittel zur Herstellung von Einvernehmlich keit darstellt Wie dieser aussieht ist vom Verhandlungsgeschick der Beteiligten und der Schlagkr ftigkeit der vorgebrachten Argumente an h ngig Der Vergleich mit anderen Kontroversen ber Zielsetzungen im Be reich der freien Softwareentwicklung zeigt viertens da es bei der scheinbar ad hoc entwickelten L sung Einbau einer Konfigurationsop tion um einen typischen Kompromi handelt der seine Ursache in Rahmenbedingungen freier Softwareentwicklungsprojekte hat Wie schon mehrfach angesprochen zeichnen sich offene Programmierpro jekte dadurch aus da ihre Beteiligten intrinsisch motiviert sind und sich ihr Interesse auf bestimmte Entwicklungsprobleme oder die Imple mentation einer bestimmten Funktionalit t bezieht Dies f hrt zu einem gro en B ndel von im Projekt verfolgter Zielsetzungen die nun aller dings nicht von s mtlichen Entwicklern gleicherma en erw nscht sind Die Implementation einer Funktion bei gleichzeitiger Konfigurierbarkeit bildet einen Kompromi der sowohl dem Wunsch nach Verf gbarkeit als auch nach Abwesenheit der Funktionalit t Rechnung tr gt Konfigu rationsoptionen erm glichen es da gew nschte Funktionalit ten zur Hand sind und nicht ben tigte in den Hintergrund treten und kommen so den W nsc
414. your attachment without problems KMail 1 0 28 I inserted it into my inbox and kmail started ok So I guess something is wrong with your mailboxes Are you auto compacting them File gt Settings tab Misc check Compact all folders on exit I d suggest to backup your Mail dir first KD 5 29 Marz 2000 10 30 03 Offensichtlich hat dieser Entwickler das vom Anwender zur Verfiigung gestellte Material genutzt und versucht einen Absturz herbeizuf hren 21 Der Versuch der Reproduktion des Ph nomens ist recht blich wie die Reaktion des Entwicklers KD 3 zeigt Dieser vermeldet er habe den Feh ler ebenfalls nicht erzeugen k nnen KD 3 29 M rz 2000 10 45 16 200 BUGREPORTS UND FEHLERBESEITIGUNG Hierbei handelt es sich ebenso wie bei der Erprobung des Programms durch den Anwender um ein Experiment allerdings mit anderem Cha rakter Im Unterschied zur realexperimentellen Erprobung des Pro gramms dient es nicht dem Auffinden eines Ph nomens sondern dessen Erkundung Auch der Kontext des Experiments ver ndert sich hier Es findet nicht im Rahmen einer Anwendungssituation statt in der externe Ziele verfolgt werden sondern als eine Praxis die ausschlie lich auf den Erwerb von Wissen ber das Ph nomen ausgerichtet ist Da der Ent wickler mit dem Auftreten eines Absturzes rechnet wird er vermutlich Vorkehrungen gegen ber m glichem Datenverlust wie z B der Durch f hrung des Experiments
415. zept der Innovationsnetzwerke An dieser Stelle wollen wir der Frage nach dem theoretischen Ertrag der vorliegenden Untersuchung nachgehen Im Mittelpunkt steht dabei ein innerhalb der Arbeit immer nur am Rande angesprochenes aber bislang noch nicht ausf hrlich diskutiertes Spannungsverh ltnis zwischen dem theoretischen Rahmen der Innovationsnetzwerke der seinem urspr ngli chen Konzept nach auf einem Rational Choice Handlungskonzept ba siert und unserer bisherigen Argumentation die starke Anleihen bei normativen Handlungstheorien nimmt Dies gilt insbesondere f r die Auseinandersetzung mit Mauss und Merton bei der Erkl rung der Gene se des Entwicklungsnetzwerks Ohne das Ziel auch nur ansatzweise ver folgen zu wollen die Diskussion zwischen Rational Choice und institu tionalistischer Handlungstheorien berblicksartig darstellen wollen wir dieses Res mee dazu nutzen um die Grundrisse eines institutionalisti schen Verst ndnisses von Innovationsnetzwerken zu entwerfen Zu diesem Zweck werden wir erstens die handlungstheoretischen Grundlagen der Transaktionskosten konomie herausarbeiten um danach zweitens der Frage nachzugehen inwieweit das urspr ngliche Konzept der Innovationsnetzwerke diese bernimmt Hier wird sich ein unein heitliches Bild ergeben Wir werden sehen da das Konzept implizit auf einer Rational Choice Handlungstheorie basiert allerdings auch an eini gen Punkten deutlich dar ber hinausgeht Drittens we
416. zu l nglichkeiten der Dreier Typologie Markt Hierarchie Netzwerk eine feingliedrigere Typologie mit insgesamt acht unterschiedlichen Formen sozialer Koordination 53 PRODUKTIVE ANARCHIE gleichzeitig betonen da innerhalb von Netzwerken nicht ausschlie lich Vertrauen zur Handlungskoordination eingesetzt werden mu sondern sich verschiedene Koordinationsmittel berlagern k nnen So findet bei spielsweise eine Handlungskoordination in Franchise Systemen typi scherweise durch die in den Vertr gen fixierten Regeln statt w hrend in Zulieferernetzwerken der Preis eine wichtige Rolle spielt Hinsichtlich des Modus der Konfliktregulierung wollen wir viertens annehmen da zwar die Typen Recht Macht und Verhandlung prinzipi ell unterscheidbar sind diese jedoch auch in Kombination auftreten k nnen und es so m glich ist da innerhalb eines Netzwerks von einem Modus zu einem anderen bergegangen wird Wir verstehen dementsprechend die Typologie von Markt Netz werk Hierarchie als Heuristik die sofern die Charakteristika der un terschiedlichen Strukturalternativen nicht als harte Distinktionsmerkma le verstanden werden eine flexible Einordnung der Bandbreite empi risch vorliegender Strukturen zul t Die durch die Aufweichung der Typologie verlorene Trennsch rfe machen wir durch die genannten vier Untersuchungsdimensionen wieder wett mit denen bei Bedarf eine n here Klassifizierung stattfinden kann
417. zum Teil aufgrund ihrer profunden und wenig allt glichen Kompetenzen als technische Elite bezeichnet werden kann Diese Gruppe der Entwickler bildet nun allerdings keine homogene Einheit sondern unterscheidet sich ma geblich hinsichtlich ihrer Kom petenzen ihrer beruflichen T tigkeit und des Umfangs ihres Engage ments Auf der Ebene der Kompetenz sind ma gebliche Differenzen hinsichtlich der Programmiererfahrungen der Kenntnis des Quellcodes der zu entwickelnden Software sowie der beigesteuerten Beitr ge zu be obachten Unter den Entwicklern von freier Software finden sich sowohl Per sonen welche die Entwicklung hauptberuflich vorantreiben als auch solche deren Beruf nicht mit der Entwicklung und Anwendung von freier Software in Verbindung steht Empirische Befunde aus anderen Untersuchungen zeigen dabei da die letztgenannte Gruppe die zahlen m ig st rkere Fraktion bildet Der gr te Teil des Codes stammt aller dings von einer kleinen Zahl hoch aktiver Entwickler Ghosh Prakash 2000 Ghosh Robles Glott 2002 14 Koch Schneider 2002 31 Unterschiede treten auch in bezug auf das Engagement also der Zeit und Kosten auf die von den Programmierern f r die Entwicklung auf gewendet wird Das Spektrum reicht hier von einer jahrelang w hrenden Beteiligung an einem Projekt bei der mit gro er Kontinuit t eigene Bei tr ge zur Entwicklung beigesteuert werden bis zu einem sporadischen oder einmaligen Beitrag zu einem Programm
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